Staatsschulden sind immer das schlimmstmögliche Investment, da sie völlig unbesichert sind. Das heißt, dass man nichts zurückbekommt, wenn sich der Staat weigert, die Staatsschulden zu bedienen … Man kann nicht einfach ins Kunstmuseum rennen und dort Bilder von den Wänden reißen

Martin Armstrong, Armstrongeconomics.com, 15.01.2014

Frage: „Sie sind wirklich der Quälgeist, den Plato beschreibt, als er über Sokrates spricht. Sokrates nervte die griechische Regierung solange, bis sie ihn exekutierten, aber er merkte dazu nur an, dass sie den Staat und die Gesellschaft dadurch nur viel mehr töten als ihn selbst.

Sie sagten, dass das Amerikanische Imperium irgendwann um das Jahr 2032 zusammenbrechen würde, so wie auch das Britische Imperium nach dem Ersten Weltkrieg zusammenbrach. Aber selbst vom Ersten Weltkrieg bis heute ist Großbritannien immer noch ein ziemlich vermögendes Land geblieben, in das auch viele Einwanderer aus dem Commonwealth kommen und wo es einen hohen Lebensstandard gibt. Großbritannien ist mit Sicherheit kein Dritte Welt Land.

Beim Zusammenbruch des Römischen Reichs handelte es sich hingegen um einen vollständigen Zusammenbruch Roms und Italiens – wie bei einem echten Armageddon, wo die Barbaren die Lombardei eroberten und auch die Ostgoten die Macht übernahmen.

Meine Frage: Wie wird der Zusammenbruch Amerikas aller Vorausschau nach aussehen? Wird es eher ein milder Zusammenbruch wie beim Britischen Imperium werden, oder vielleicht wie bei Japan, wo sich das Land in einer fortwährenden Wirtschaftsdepression befindet? Oder wird es eher der vollständige Zusammenbruch der amerikanischen Zivilisation sein wie die Vernichtung des Römischen Reichs 476 n. Chr.?“

Antwort: Isoliert betrachtet sind die Britischen Inseln tatsächlich intakt. Was zusammenbrach, war sozusagen das „Britische Imperium“. Die verschiedenen Länder von Kanada über Australien, Indien bis hin zu einer ganzen Reihe von Inseln wurden alle unabhängig. Die Kultur der Britischen Inseln überlebte, genauso wie wir es beim Auseinanderbrechen der Sowjetunion sahen, wo Russland überlebte und nun wieder zurückkommt.

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Was noch zusammenbrach, war die Rolle des Britischen Pfunds als Weltreservewährung. Dieser Status ging auf den US-Dollar über. Dieser Teil des Zusammenbruchs wurde wirtschaftlich durch enorme Schuldenanstiege ausgelöst. Noch einmal: Es kommt in einem solchen Fall nicht zur Hyperinflation, sondern einem deflationären Kontraktionsprozess.

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Wie konnte Großbritannien seine riesigen Schuldenstände reduzieren? Die Schulden wurden durch den Zusammenbruch des Britischen Pfunds entwertet. Staatsschulden sind immer das schlimmstmögliche Investment, da sie völlig unbesichert sind. Das heißt, dass man nichts zurückbekommt, wenn sich der Staat weigert, die Staatsschulden zu bedienen. Man bekommt rein gar nichts! Man kann nicht einfach ins Kunstmuseum rennen und dort Bilder von den Wänden reißen.

Und die Regierung weiß das auch. Zu Beginn der Reagan-Ära, als ich noch jung, naiv und dumm war, traf ich mich mit dem US-Finanzministerium. Die Staatsverschuldung war gerade über die Marke von USD 1 Billion gestiegen und Volcker drehte mit den Zinssätzen komplett durch. Er erhöhte die Zinssätze, um die Inflation zu bekämpfen, wodurch er sie aber in Wirklichkeit nur in die Zukunft verlagerte und die Gelder vom Privatsektor in den Staatssektor lenkte.

Mit einem einfachen Taschenrechner, konnte man sich ausrechnen, dass die Staatsverschuldung bei einem Zinssatz von 17% bis Ende der 80er Jahre um viele Billionen gewachsen sein würde. Ich glaubte, sie seien nicht in der Lage, die langfristigen Folgen ihrer Maßnahmen zu übersehen. Sie erklärten mir ganz ruhig: „Wir werden alles mit billigeren Dollars zurückzahlen.“

Das ist auch der Grund, warum Jean Baptiste Say erklärte, dass nur ein Verrückter Geld horten würde. Die Goldbugs verfechten die Rückkehr zum Goldstandard, damit Geld etwas wert ist. Geld fungierte aber nie als Wertspeicher – Geld ist schlicht ein wirtschaftliches Tauschmedium, eine wirtschaftliche Sprache. Das war es aber auch schon. Daher ist Geld in der Geschichte der Menschheit bisher alles gewesen – von nützlichen Produkten wie Bronze, Kühen oder sogar Sklavenmädchen in Irland, wie St. Patrick berichtete, bis hin zu Kinkerlitzchen wie Muscheln oder Gold, die schön sind, wenn man sie hat, innerhalb einer Gesellschaft aber keinen realen Nutzen haben.

Geld ist nie ein Vermögensspeicher gewesen, auch nicht zu Zeiten, wo Gold Geld war, da der Staat das Geld immer entwertet hat, und selbst bei den Goldmünzen handelte es sich um Fiatgeld, da der Staat einfach aufdiktierte, dass das Geld so und so viel wert ist.

Der Zusammenbruch des Britischen Imperiums führte also zum Zusammenbruch der Kaufkraft der Währung, zur Entwertung der Schulden und zu territorialen Verlusten. Es war daher kein Mad-Max-Ereignis wie beim Niedergang Roms. Ein solches Mad-Max-Ereignis tritt ein, wenn der Staat die eigenen Bürger attackiert, Hatz auf das Kapital macht – und damit beginnen sie ja nun alle – und die Steuern erhöht, wodurch Wirtschaftswachstum verhindert wird. Das ist der grundlegende Unterschied.

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Also: Wie verhält es sich nun mit dem Niedergang des Amerikanischen Imperiums? Es dürfte zu einem Verlust der territorialen Einheit kommen, genauso wie wir es auch bei Großbritannien, dem Zusammenbruch von Russland oder Karl dem Großen sahen.

Schauen Sie sich die ganze britische Geschichte an. Vor dem Römischen Reich haben wir die keltischen Stämme und nach dem Römischen Reich bricht Britannien auseinander. Darauf folgte dann die angelsächsische Periode mit zahlreichen Kleinstaaten, wo es Könige von Northumbrien, Könige von Kent, Erzbischöfe von Canterbury und York, Könige von Mercien – wie König Offa, der den Englischen Penny einführte – Könige von East Anglia (Vikinger Münzen) und Könige von Wessex gab. Dennoch war es erst Alfred der Große (871 – 899), bei dem erste Anfänge der Vereinigung der Insel zu sehen sind, und es dauerte bis 1707, um das Vereinigte Königreich mit Schottland zu schaffen.

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Die Zukunft der Vereinigten Staaten wird demselben Muster folgen. Vor der Amerikanischen Revolution hatte man auch geteilte Staaten. Aus ihnen wurden ab 1789 dann die Vereinigten Staaten. Es wird zu einem Auseinanderbrechen der Staaten kommen, und höchstwahrscheinlich werden sie sich dann zu Regionen – wie dem Bible Belt – formieren, was mit den unterschiedlichen kulturellen Auffassungen zusammenhängt. Der Kampf um Obamacare veranschaulicht diese krassen Unterschiede, und Obamacare ist ja auch grundfalsch, da einer Gruppe die Interessen einer anderen Gruppe aufgezwungen werden.

Es besteht auch die Gefahr eines Mad-Max-Ereignisses, was mit dem starsinnigen Beharren auf dem Marxismus zu tun hat. Wir haben eine philosophische Krise, die selbst Großbritannien bis zum heutigen Tage plagt.

Vielleicht bin ich ein Quälgeist. Zum Glück bin ich aber keine 23 mehr und muss nicht mehr unter dieser Art von fiesem Staat leben. Wenn sie mich töten wollen wie Sokrates – okay. Ich teile seine Meinung, dass der Tod entweder eine Reise der Seele ist, wo ich meine alten Freunde wiedertreffen werde, oder ein friedlicher Schlaf sein wird, bei dem ich nie wieder gestört werde. Es ist also so, wie Sokrates sagte. Sollen sie nur kommen und ihr Bestes versuchen. Ich habe nicht den Wunsch, an der Zukunft, die uns bevorsteht, teilzuhaben.

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