Warum Anhänger eines klassischen Goldstandards skeptisch sein sollten, wenn Bilderberger und CFR-Mitglieder sich für die Einführung eines Pseudo-Goldstandards aussprechen

Robert Murphy, Campaign For Liberty, 12.11.2010

Als der Präsident der Weltbank, Robert Zoellick, kürzlich forderte, das globale Finanzsystem solle zum Goldanker zurückkehren, stach er damit in ein Hornissennest. Die üblichen Verdächtigen verurteilten ihn umgehend. Der Keynesianer Brad DeLong bezeichnete Zoellick gar als den „dümmsten Mann, der hier herumläuft“.

In diesem Artikel werde ich darlegen, warum nun wieder Interesse an dem gelben Metall aufkommt. Ich werde auch auf die Gefahren von Zoellicks Vorschlag hinweisen und warum Fans des klassischen Goldstandards hier skeptisch sein sollten.

Die Grenzen der Druckerpresse

Damit die aktuelle Situation auch einen Sinn ergibt – und um der Fragestellung nachzugehen, warum Zoellick genau zur rechten Zeit die Wiedereinführung eines Pseudo-Goldstandards fordert – müssen wir zunächst die Logik des Fiatgeldes erfassen. Fiatgeld ist nicht durch irgendetwas „gedeckt“. Der dem Fiatgeld innewohnende Wert ist nutzloses Papier (heutzutage brauchen es auch bloß elektronische Buchungseinträge zu sein), das nur deshalb einen Wert hat, weil man ihm eine Kaufkraft unterstellt. Im Gegensatz dazu verfügen marktwirtschaftliche Rohstoffwährungen wie Gold oder Silber bereits von sich aus über einen ihnen innewohnenden Nutzen und dienen einem industriellen Zweck oder dem Verbraucher.

Der entscheidende Unterschied zwischen Fiatgeld und Rohstoffgeld besteht darin, dass Fiatgeld buchstäblich in unbegrenzten Mengen und zu sehr niedrigen Kosten produziert werden kann. In diesem Zusammenhang befindet sich die Person, welche die Kontrolle über die Druckerpresse innehat, in einer wesentlich stärkeren Position, als derjenige, der eine Goldmine besitzt. Alles was man braucht, ist ein wenig Tinte und Papier und schon kann die Druckerpresse ohne Weiteres eine USD 1 Million schaffen, wohingegen der Goldminenbesitzer zunächst erst einmal Arbeiter einstellen müsste, die dann teure Gerätschaften bedienen, um neues Gold abzubauen, das dem Marktwert des gedruckten Geldes entspricht.

Wir sollten hier dennoch nicht zu der Schlussfolgerung gelangen, dass eine Druckerpresse jemandem uneingeschränkte Macht verleiht. Zunächst einmal würde es als Reaktion des Druckens großer Beträge an neuem Geld zu einer erhöhten Inflation kommen. Wenn man, sagen wir, USD 1 Million an zusätzlicher neuer Währung druckt, könnte man sich bei jeder neuen Inflationsrunde immer weniger Güter und Dienstleistungen dafür kaufen.

Noch problematischer ist, dass die Menschen in der Gemeinschaft die Währung aufgeben würden, wenn die Inflation zu stark zunimmt. Wenn zum Beispiel ein brillanter Geldfälscher eine Maschine entwickelt, um damit in seinem Keller perfekte USD 100 Banknoten herzustellen, wäre er trotzdem nicht in der Lage damit den Rest der Welt aufzukaufen. Lange bevor dieser Punkt erreicht wäre – und selbst, wenn die Behörden ihn nicht zu fassen bekämen – hätten die Menschen den Dollar bereits über Bord geworfen und wären zu einer anderen Währung übergegangen.

Obwohl sich dieses Szenario vielleicht weit hergeholt anhören mag, ist es in Wirklichkeit sehr nah an dem dran, was sich gegenwärtig in der Welt abspielt. Der einzige Unterschied ist, dass anstelle eines hypothetischen, brillanten aus dem Keller heraus agierenden Geldfälschers hier unser echter und weniger brillanter Ökonom der Federal Reserve, gemeint ist natürlich Ben Bernanke, am Werk ist.

Das Bretton Woods System

Das ursprüngliche Bretton Woods System – das nach dem Ort, an dem 1944 die Treffen zur Schaffung des Systems stattfanden, benannt wurde – regelte die internationalen monetären Vereinbarungen der Nachkriegsära, bis Richard Nixon im Jahre 1971 die schicksalhafte Entscheidung traf, das Goldfenster zu schließen.

Unter der Bretton Woods Vereinbarung konnten andere Länder US-Dollars als ihre „Reserven“ verwenden. Die Zentralbank von England, die Zentralbank von Frankreich usw. konnten ihre landeseigenen Währungen herausgeben, gleichzeitig jedoch Reserven des US-Dollars halten, was ihnen die Möglichkeit gab den Wert ihrer eigenen Währung zu regulieren. Wenn das britische Pfund beispielsweise anfing gegenüber dem US-Dollar abzuwerten, konnte die Bank of England den Devisenmarkt betreten und einen Teil ihrer Dollarbestände einsetzen, um „Pfund zu kaufen“ und den Wert des Pfunds wieder nach oben zu treiben. Auf diese Weise brauchten sich die internationalen Investoren um ihre britischen Finanzinvestitionen keine Sorgen zu machen, da das britische Pfund an den US-Dollar gekoppelt war.

„Gold ist das Verderben der Zentralbanker“

Wir sollten hier auch die enormen Vorteile berücksichtigen, die das Bretton Woods System den Vereinigten Staaten einräumte. Als Emittent der Weltreservewährung verfügten die USA über einen konkurrenzlosen und unverlierbaren Markt. Wenn die Bank of England ihre Dollarreserven um USD 1 Million erhöhen wollte, musste Großbritannien den Vereinigten Staaten letztendlich Waren und Dienstleistungen im Wert von USD 1 Million verkaufen, um auf diese Weise an das Geld zu gelangen. Das Bretton Woods System führte im Grunde genommen zu einer Ausdehnung der US-Inflation auf den Rest der Welt, was die Vorteile derjenigen, welche die Kontrolle über die amerikanische Druckerpresse innehatten, nur noch mehr erhöhte.

Natürlich verstanden die anderen Mitglieder von Bretton Woods diese Details. Die USA erreichten diesen für sie vorteilhaften Ausgang der Verhandlungen aufgrund ihrer wirtschaftlichen und militärischen Macht zum damaligen Zeitpunkt. Um die diesem Konstrukt selbstverständlich innewohnende Versuchung einer unkontrollierten Inflation, der die US-Beamten ausgesetzt waren, im Zaum zu halten, koppelte das Bretton Woods System den US-Dollar an Gold. Genauer gesagt war es so, dass jede Zentralbank ihre Dollars zu einem festen Kurs von USD 35 pro Feinunze eintauschen konnte.

Im Vergleich zum klassischen Goldstandard ist das Bretton Woods System als der „Goldwährungsstandard“ beschrieben worden. Nach dem ursprünglichen Rahmenwerk des Goldstandards – das durch den Ersten Weltkrieg zerstört wurde, wie so viele andere Aspekte der westlichen Zivilisation auch – deckte jedes Land seine Währung eigenständig durch Gold. Im Gegenzug wurden die Währungen zu festen Wechselkursen gegeneinander getauscht, da es ja eine wechselseitige Goldbindung gab. Die Bürger konnten die Währungen gegen Gold einlösen, was für eine sehr straffe Kontrolle der Inflation sorgte. Wenn irgendeine Zentralbank damit anfing eine im Verhältnis zu ihren Goldreserven zu große Menge an Geld zu drucken, begannen die Spekulanten ihre Reserven abzustoßen, was die Zentralbank dann schnell dazu veranlasste ihren Kurs wieder zu ändern.

Unter dem verwässerten „Goldwährungsstandard“ des Bretton Woods Systems hatten die Bürger nicht das Recht ihr Geld gegen Gold einzutauschen. Und natürlich wurde selbst diese dürftige Goldbindung auch noch zerstört, als Richard Nixon sie im Jahre 1971 aufhob. Ab diesen Zeitpunkt basierte das gesamte Weltfinanzsystem nur noch auf Fiatgeld.

Da die Federal Reserve ab diesem Zeitpunkt nicht mehr länger an die Fesseln des Goldes gebunden war, fing man nun mit skrupelloser Hingabe an Geld zu drucken. Die offenkundigen Resultate waren eine sich beschleunigende Inflation bei den US-amerikanischen Verbraucherpreisen und eine Explosion des US-Handelsdefizits, Trends, die sich nach 1971 in bemerkenswerten Umfang verschärften, wie anhand der nachfolgenden Grafik ersichtlich ist:

(Der Verbraucherpreisindex ist in blau dargestellt, die Zahlungsbilanz als Prozentsatz des Bruttoinlandsprodukts in rot)

Die zögerliche Rückkehr zum Gold

Man kann über die das weltweite Währungssystem steuerenden Machthaber sagen, was man will, aber sie sind keinesfalls dumm. Sie verstehen genauso wie der Rest von uns, dass es für Bernankes inflationäres Gelage an der Druckerpresse, oder auch „quantitative Lockerung“, wie es nun genannt wird, keine „Auswegstrategie“ gibt. Zu irgendeinem Zeitpunkt werden die Billionen an überschüssigen Reserven beginnen in die weit gefassteren Geldmengenaggregate durchzusickern. Meine Voraussage ist, dass Bernanke den Dollar opfern wird, und es scheint so, als seien zahlreiche Eliten auf dem ganzen Planeten zur selben Schlussfolgerung gelangt.

Und in diesem Kontext schrieb der Weltbankpräsident Zoellick:

„…sollten die G20 dieses Programm zur Wachstumserholung durch einen Plan für ein neues Währungssystem ergänzen. An diesem System müssen wahrscheinlich der Dollar, der Euro, der Yen und das britische Pfund beteiligt sein sowie ein Renminbi, der sich auf eine Internationalisierung hin bewegt und dann auf eine offene Kapitalbilanz.

Auch sollte das System in Betracht ziehen, Gold als einen internationalen Bezugspunkt für Markterwartungen zu Inflation, Deflation und künftigem Währungswert zu nutzen. Laut Lehrbuch gilt Gold zwar als altes Geld, doch die Märkte nutzen Gold heute als alternative Form von Geldanlagen.“ [Hervorhebungen hinzugefügt]

Und noch einmal: Gold ist das Verderben der Zentralbanker; es bindet ihre Hände und schränkt ihre Verfügungsgewalt ein, wenn es um die Durchführung währungspolitischer Maßnahmen geht. Das Spiel bricht jedoch in sich zusammen, wenn die Menschen das Vertrauen in die Fiatwährung verlieren, welches das gesamte System untermauert. Da die skrupellosen Maßnahmen Bernankes jetzt für immer mehr Menschen offensichtlich werden, werden die Zentralplaner dieser Welt der ängstlichen Öffentlichkeit wohl entgegenkommen müssen. Ein „Währungskorb“, bei der jede Währung aus Papiergeld besteht, wird da nicht ausreichen.

Da Zoellick ein Mitglied des Council on Foreign Relations und ein Teilnehmer an den berüchtigten Bilderberg-Treffen ist, sind einige Analysten bezüglich seiner Motive verständlicherweise sehr argwöhnisch. Sollten die Mächtigen versuchen eine Regionalwährung einzuführen, um den Dollar zu ersetzen – auf dieselbe Art, wie der Euro die traditionellen europäischen Währungen verdrängte – wäre es schließlich zunächst notwendig den Dollar zu vernichten. Es wäre sehr verführerisch anstelle des Dollars eine neue Währung anbieten zu können, die an Gold gekoppelt ist.

Aus dieser Perspektive würden die scheinbar „unerklärlichen“ und widersprüchlichen Maßnahmen der Federal Reserve und anderer mächtiger Akteure absolut Sinn machen.

Schlussfolgerung

Ungeachtet all der Machenschaften der politischen Insider, ist es eine Tatsache, dass die Gesetze der Ökonomie nicht einfach geleugnet werden können. Den Zentralbankern kann mit ihrer Druckerpresse überhaupt nicht getraut werden, besonders dann nicht, wenn es keine formellen Kontrollen über ihre inflationären geldpolitischen Maßnahmen gibt. Es ist kein Zufall, dass sich Gold in solche Höhen aufmachte, da die Investoren auf der ganzen Welt gerade in Deckung gehen, um sich vor dem durchaus möglichen Zusammenbruch des Dollarsystems zu schützen.

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