Geplante Massenentlassungen bei den Großbanken, explodierende Energiepreise, katastrophale Wirtschaftsmeldungen und das sinkende Verbrauchervertrauen – die Parallelen zwischen den bisherigen Entwicklungen des Jahres 2011 und dem Krisenjahr 2008 sind frappierend. Die Hinweise mehren sich, dass an Wall Street jetzt jederzeit eine vollumfängliche Finanzpanik ausbrechen kann

The American Dream, 09.06.2011

Man kann die Angst förmlich spüren. Die Finanzmärkte sind aktuell sichtbar angespannt und zahlreiche Beobachter sind besorgt darüber, dass Wall Street kurz davor steht, einer Panik zu verfallen. Die bisherigen Ereignisse des Jahres 2011 weisen zu denen des Jahres 2008 in der Tat extrem unheimlich anmutende Ähnlichkeiten auf.

Große Wall Street Banken werfen nun wieder scharenweise Angestellte auf die Straße, der Rohölpreis befindet sich auf einem sehr hohen Niveau, Pessimismus zieht sich durch alle Finanzmärkte und die Bonitätsnoten werden gleich reihenweise heruntergestuft, während das Verbrauchervertrauen erstaunlich stark gesunken ist.

Bedauerlicherweise ist nichts von dem, was an den Finanzmärkten im Jahre 2008 schief gelaufen ist, in Ordnung gebracht worden. Vielmehr gehen viele davon aus, dass Wall Street aktuell sogar noch anfälliger ist als vor Ausbruch der Finanzkrise im Jahre 2008. Es gibt Unmengen an schlechten Wirtschaftszahlen, die in jüngster Zeit an die Öffentlichkeit drangen, was wiederum die Stimmung der Investoren ziemlich stark verstimmt hat.

Alles, was es jetzt wohlmöglich noch bräuchte, ist ein bedeutender „Auslöser“, und in Wall Street würde vollumfänglich die Panik ausbrechen.

Wollen wir hoffen, dass es dieses Jahr keine weitere Katastrophe an Wall Street geben wird. Aber aktuell sieht die Situation nicht allzu vielversprechend aus. Japan ist völlig verwüstet worden, Europa hat mit der griechischen Schuldenkrise zu kämpfen und die US-Wirtschaft erinnert aktuell eher an einen toten Gaul.

Unterdessen flattern bei den Weltfinanzmärkten nun fast schon täglich immer weitere schlechte Meldungen herein. Zahlreiche Investoren halten gerade den Atem an und hoffen, dass sich die schlimmsten Befürchtungen nicht bewahrheiten.

Im Folgenden finden sie 10 Hinweise, die darauf hindeuten, dass Wall Street kurz davor steht, in Panik zu verfallen:

1. Laut der New York Post planen gegenwärtig praktisch alle großen Wall Street Banken riesige Entlassungen durchzuführen:

„Barclays Capital, Goldman Sachs, Bank of America, JPMorgan Chase und Morgan Stanley gehören aktuell zu jenen Finanzinstitutionen, die ihre Mitarbeiterkosten auf den Prüfstand stellen…Die genaue Zahl der Kündigungen in der Branche konnte nicht in Erfahrung gebracht werden, aber sie könnte möglicherweise in die Tausende gehen…“

2. CNBC behauptete in einem kürzlich veröffentlichten Artikel, dass Wall Street nun von einer „negativen Rückkopplungsschleife“ erfasst worden sei. Im Grunde genommen, bedeutet das nichts weiter, als dass die schlechten wirtschaftlichen Meldungen ein „pessimistisches Umfeld“ geschaffen haben, das wiederum schlechte Wirtschaftsmeldungen zur Folge hat usw.

3. OPEC hat bekanntgegeben, dass die Ölproduktion nicht ausgeweitet wird. Das dürfte die Finanzmärkte höchstwahrscheinlich verschrecken und dafür sorgen, dass der Ölpreis in den kommenden Wochen weiter steigt. Das letzte Mal, als die Energieausgaben in den USA die Marke von 9% des Bruttoinlandsprodukts erreicht hatten, war im Jahre 2008. Zu diesem Zeitpunkt stürzte die US-Wirtschaft schnell in eine tiefe Rezession ab. Jetzt haben wir dieses Niveau wieder erreicht und viele an Wall Street gehen nun davon aus, dass dies sehr gravierende Folgen haben könnte.

4. Die zweite Runde der quantitativen Lockerung (QE2) läuft Ende Juni aus, während viele an Wall Street fest mit einer weiteren Runde rechnen. In den letzten paar Tagen ist jedoch klar geworden, dass dies nicht passieren wird – zumindest vorerst nicht. Der Chef von Pimco, Bill Gross, erklärte gegenüber seinen Investoren, dass es für die FED „schwierig werden wird, QE3 einzuleiten“. Doch ohne diese künstlichen Belebungsmaßnahmen könnte die US-Wirtschaft ganz schnell wieder ins Straucheln geraten, und Wall Street ist sich völlig im Klaren darüber.

5. Die Ratingagentur Moody´s warnte kürzlich davor, dass die Bonitätsnoten von Bank of America, Citigroup und Wells Fargo heruntergestuft werden könnten. Die Aktien dieser Banken standen bereits im Jahre 2008 am Rande des Abgrunds und es sieht ganz danach aus, als könnte sich dies nun wiederholen.

6. Das Vertrauen in den US-Dollar geht weiter zurück. Am 18.04.2011 senkte Standard & Poor´s den Ausblick für US-Staatsschulden von „stabil“ auf „negativ“ und warnte davor, dass die USA schon bald ihre AAA-Bonitätsnote verlieren könnten. China ist unterdessen fleißig damit beschäftigt gewesen, seine kurzfristigen US-Staatsanleihen auf den Markt zu werfen, und es sieht nicht danach aus, als würde es im Moment jede Menge Käufer für diese Papiere geben (von der US-Notenbank Federal Reserve einmal abgesehen).

7. Das US-Verbrauchervertrauen hat aktuell einen niedrigeren Stand erreicht als im September 2008, wo Lehman Brothers zusammenbrach. Die Verbraucherausgaben stellen rund 70% der US-Wirtschaft, weshalb Wall Street diese Zahlen sehr aufmerksam verfolgt.

8. In letzter Zeit ist ein ganzer Schwall an schlechten Wirtschaftsmeldungen veröffentlicht worden. Mike Riddell, Fondsmanager bei M&G Investments in London, wies jüngst gegenüber CNBC darauf hin, dass sich darunter auch einzelne besonders alarmierende Daten befänden:

„Die US-Eigenheimpreise sind im Jahresvergleich um über 5% oder noch stärker gefallen. Die geplanten Eigenheimverkäufe sind eingebrochen und die aktuellen Eigenheimverkäufe sind enttäuschend. Der Trend sich verbessernder Zahlen bei den Arbeitslosenneuanmeldungen stagniert und das BIP des ersten Quartals wurde nicht, wie erwartet, um die 0,4% nach oben revidiert. Gebrauchsgüter sanken, und die Umfragen der Philadelphia FED, der Richmond FED und der Chicago FED unter den Herstellern waren allesamt enttäuschend.“

9. In jüngster Zeit hat eine ganze Reihe von Leuten aus der Finanzbranche davor gewarnt, dass ein erneuter Finanzzusammenbruch bevorstehen könnte. Beispielsweise erklärte der Ökonom Nouriel Roubini kürzlich:

„Ich glaube, dass wir uns aktuell an einem Wendepunkt in Richtung einer Marktkorrektur befinden. Die Daten aus den USA, aus Europa, aus Japan und aus China legen eine wirtschaftliche Abschwächung nahe.“

10. Laut einer neuen CNN/ORC-Umfrage gehen zurzeit 48% der US-Bürger davon aus, dass eine „Depression“ in den Vereinigten Staaten innerhalb der nächsten 12 Monate „sehr wahrscheinlich“ oder „ziemlich wahrscheinlich“ ist. Es ist völlig klar, dass Wall Street durch die Gesamtstimmung des Landes massiv beeinflusst wird.

Noch einmal: Wollen wir hoffen, dass die Finanzkatastrophe, abgewendet werden kann, solange es geht. Das letzte, was die Vereinigten Staaten jetzt bräuchten, wäre eine weitere schlimme Krise.

Amerika ist in 2011 bereits von einer ganzen Reihe von Naturkatastrophen heimgesucht worden. So kam es zu beispiellosen Wirbelstürmen, historischen Überschwemmungen entlang des Mississippi und entsetzlichen Flächenbränden in Texas und Arizona. Aktuell leiden zigtausende Familien. Dave Daubenmire, der kürzlich Joplin im US-Bundesstaat Missouri besuchte, wurde Zeuge von absolut herzzerreißenden Zuständen. Tausende Familien haben praktisch all ihr Hab und Gut verloren.

Doch für die meisten Amerikaner schwinden die Auswirkungen einzelnen Krisen bereits wieder, sobald der 48-Stunden Nachrichtenzyklus vorüber ist. Wenn das Fernsehen nicht über irgendetwas Wichtiges berichtet, denken doch die meisten Leute auch nicht viel darüber nach.

Die meisten Amerikaner denken mehr oder weniger nur an sich selbst. Die überwiegende Mehrheit der US-Bürger ist so stark mit ihrer eigenen Version des „amerikanischen Traums“ beschäftigt, dass kaum noch Zeit für andere Dinge bleibt. Das Mitgefühl der meisten Amerikaner ist erstarrt. Viele von ihnen sind vornehmlich daran interessiert, wie sie ihr eigenes Leben angenehmer gestalten können.

Aber das Spiel des Lebens wird nicht dadurch gewonnen, indem man bis zu seinem Tod möglichst viel materielles Spielzeug anhäuft. Vielmehr sollten wir uns alle darum bemühen, unseren Mitmenschen so viel Mitgefühl als möglich zukommen zu lassen.

Das nächste Mal, wenn die Finanzmärkte crashen und Wall Street in Panik verfällt, wird es wahrscheinlich wieder eine Welle von Selbstmorden geben, da viele Vermögende dann dabei zusehen müssen, wie sich ihr Reichtum vor ihren Augen in Luft auflöst. Man sollte sich daher nicht darüber definieren, wie viel Geld man auf dem Bankkonto liegen hat oder wie viel man besitzt. Das Leben ist viel mehr als das.

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