Wer glaubt, bei dem Staatsschuldendebakel der Industrieländer mit einer linearen Entwicklung rechnen zu dürfen, liegt voll daneben. Der zwangsläufig eintretende globale Finanz-Crash wird ganz plötzlich und mit voller Wucht einsetzen. Warnhinweise gibt es bereits in Hülle und Fülle

Michael Snyder, The Economic Collapse, 07.07.2011

In der Vergangenheit hat es immer wieder Länder gegeben, die wegen ihrer Verschuldung in Schwierigkeiten gerieten, doch was wir gegenwärtig erleben, ist die erste wahrhaft globale Staatschuldenkrise aller Zeiten. In der Geschichte der Menschheit gab es niemals zuvor eine Zeit, wo buchstäblich alle Länder der Welt zu ein und derselben Zeit in Schulden versanken.

Diese Staatsschuldenkrise wird niemals enden, beziehungsweise erst dann, wenn es zu einem riesigen weltweiten Finanzzusammenbruch kommt. Es gibt schlichtweg keine Möglichkeit, dieses monströse Netz aus Schulden, das wir so sorgfältig errichtet haben, wieder zurückzubauen.

Aktuell sind die Europäische Union und der Internationale Währungsfonds damit beschäftigt, Ländern wie Griechenland, Irland und Portugal „Notkredite“ bereitzustellen, doch wird dies den Ländern lediglich für ein paar weitere Monate Luft verschaffen. Dadurch, dass man einem Land, das bereits in Schulden versinkt, noch mehr Kredite gibt, kann man vielleicht etwas Zeit gewinnen, das Problem bleibt aber nach wie vor bestehen.

Und in der Zwischenzeit kommen dutzende weitere Länder auf dem ganzen Planet hinzu, die mit Riesenschritten dem Tag der Abrechnung entgegeneilen.

All die Rettungspakete, von denen Sie aktuell in den Nachrichten hören, verlagern die Schmerzen lediglich ein wenig weiter in die Zukunft. Fakt ist, dass, sollten die „Notfallkredite“ für Griechenland ausgesetzt werden, das Land in den Staatsbankrott abrutscht. Das Land ist erledigt. Für die Griechen ist das Spiel aus. Da kann man nichts mehr machen.

Eines der größten Probleme Griechenlands ist, dass das Land seit seinem Beitritt zur Eurozone nicht mehr in der Lage ist, eigenständig mehr Geld zu drucken. Laut Prognosen wird die Staatsverschuldung Griechenlands bis Ende dieses Jahres auf rund 166% des BIP explodieren.

Der Finanzzusammenbruch Griechenlands ist unvermeidlich. Wenn die Griechen den Euro als Währung behalten, wird das Land zusammenbrechen. Wenn sie aus der Eurozone austreten, werden sie auch zusammenbrechen. Wenn der Rest Europas entscheidet, dass man es leid ist, die Griechen zu retten, ist das Spiel ebenfalls vorbei.

Aktuell gibt es nur noch sehr wenige Menschen, die daran interessiert sind, den Griechen weitere Gelder zu leihen. Gestern schrieb ich bereits darüber, dass viele Länder auf dem Planeten den Staatsbetrieb nur deshalb noch aufrechterhalten können, da sie immer noch zu niedrigen Zinssätzen an riesige Geldmengen kommen.

Nun ja, bei den Griechen ist das jetzt aber nicht mehr der Fall. Niemand will Griechenland noch Geld leihen. Die Rendite für griechische Staatsanleihen mit 2-jähriger Laufzeit lag heute wieder bei über 28%.

Der Rest der Welt kann noch von Glück reden, dass Griechenland nur einen sehr geringen Teil der Weltwirtschaft stellt – sollten die Zinssätze auf US-amerikanische oder japanische Schulden steigen, dürfte dies das gesamte Weltfinanzsystem umgehend ins Chaos stürzen.

Doch warum konzentriert man sich dann aktuell so stark auf Griechenland? Nun ja, es besteht die reale Gefahr, dass von dort aus eine weltweite Panik ausbricht.

Moody´s Investors Service senkte gestern die Bonitätsnote portugiesischer Staatsschulden um 4 Stufen und kommentierte dies mit den Worten:

„Obwohl Portugals Ba2 Rating auf ein bedeutend geringeres Risiko einer Restrukturierung hindeutet als das griechische Caa1 Rating, stellt der sich gerade abzeichnende Lösungsansatz der EU zur offiziellen Stützung ein wichtigen Faktor für Portugal dar, da er mit dem steigenden Risiko einhergeht, dass eine Beteiligung des Privatsektors auch für Portugal zur Voraussetzung für weitere Runden an offiziellen Krediten werden könnte. Diese Entwicklung ist bedeutsam, nicht nur, weil dadurch die wirtschaftlichen Risiken der aktuellen Investoren steigen, sondern auch, weil es dazu führen könnte, dass der private Sektor in Zukunft weniger Kredite vergibt und dadurch die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass Portugal in nächster Zeit wieder in der Lage sein wird, zu tragfähigen Bedingungen Zugang zum Markt zu erhalten.“

Haben Sie verstanden, was hier gesagt wurde? Im Grunde erklärt Moody´s, dass die Bedingungen für eine Griechenland-Rettung die portugiesischen Schulden weniger attraktiv machen, da Portugal wahrscheinlich irgendwann in eine ähnliche Rettungsmaßnahme gezwungen werden wird.

Wenn die EU die Schulden ihrer Mitgliedsländer nicht vollumfänglich garantiert, werden die Schulden für die Investoren zunehmend unattraktiver.

Darüberhinaus bringt die Abwertung Portugals alle möglichen negativen Auswirkungen mit sich. Die Kosten für die Kreditausfallversicherungen für Portugals Staatsschulden sind am Mittwoch auf ein neues Allzeithoch geklettert, während die Renditen für portugiesische Staatsanleihen ebenfalls völlig außer Kontrolle gerieten. Wenn Sie eine Vorstellung davon bekommen wollen, wie heftig die portugiesischen Anleihen gerade crashen, brauchen Sie sich bloß diese Grafik anzusehen.

Doch Portugal ist nicht das einzige Land, das mit derartigen Problemen zu kämpfen hat. Moody´s warnte jüngst davor, dass Italiens Bonitätsnote Aa2 irgendwann innerhalb der kommenden Monate heruntergestuft werden könnte. Spanien befindet sich ebenfalls in massiven Schwierigkeiten, während sich bereits abzeichnet, dass Irland wohl schon bald ein weiteres Rettungspaket benötigen wird.

Nun ja, es sieht nicht gut aus. Und unglücklicherweise dürfte es die gesamte Europäische Union in den Abgrund reißen, sollten die ersten Dominos kippen. In ganz Europa halten die großen Banken riesige Mengen an Staatsschulden und sind selbst bis zum Anschlag fremdkapitalfinanziert.

Es kommt einem fast so vor, als würde es sich hierbei um eine Wiederholung des Jahres 2008 handeln. Als Lehman Brothers letztendlich zusammenbrach, arbeitete die Bank mit einem Fremdkapitalhebel von 31:1. Der Hebel deutscher Banken liegt aktuell bei 32:1 und einige große deutsche Banken halten riesige Mengen griechischer Staatsschulden.

Jeder, der bis drei zählen kann, begreift, dass die Sache ganz böse enden wird.

Und wie reagiert die Europäische Zentralbank auf die Krise? Sie heben erneut den Leitzins an – den PIIGS-Ländern wird das jedoch kaum helfen.

Aber Europa ist nicht die einzige Region, die mit einer derart entsetzlichen Verschuldung zu kämpfen hat. In Japan beläuft sich die Staatsverschuldung aktuell auf rund 226% des BIP. Bisher war die japanische Regierung in der Lage, diesen gigantischen Schuldenberg unter Kontrolle zu halten, da die japanischen Bürger in der Vergangenheit stets bereit gewesen sind, der Regierung gigantische Berge an Geld zu leihen, und das zu Zinssätzen, die so niedrig sind, dass man es kaum glauben mag.

Sollte sich diese Einstellung jedoch eines Tages ändern, und das wird definitiv so kommen, hat Japan auf einmal ein gigantisches Problem am Hals. In einem Artikel von Forbes wurde davor gewarnt, dass schon leichte Zinssteigerungen ausreichend seien, um die Zinszahlungen auf japanische Staatsschulden so stark steigen zu lassen, dass sie bereits im Jahre 2019 die gesamten jährlichen Staatseinnahmen des Landes übersteigen würden.

Und der größte Schuldenberg überhaupt – das sind natürlich die Schulden der US-Regierung. Die USA haben sich mittlerweile bereits so stark in einen Schuldensklaven verwandelt, dass es unter dem aktuellen System praktisch kein Entrinnen mehr gibt. Zu sagen, dass sich Amerika in massiven Schwierigkeiten befindet, wäre eine riesige Untertreibung.

Fakt ist, dass auf die gesamte Welt jede Menge Ärger zukommt.

Aktuell explodieren die Staatsschulden weltweit mit exponentieller Geschwindigkeit, doch werden die Regierungen an irgendeinem Punkt an ihre Grenzen stoßen. Das Wall Street Journal zitierte in diesem Zusammenhang jüngst die auf Staatspleiten spezialisierte Professorin Carmen Reinhart mit den Worten:

 „Diese Vorgänge verlaufen nicht linear…Man kann die Schulden für eine gewisse Zeit erhöhen und nichts passiert. Und dann stößt man an seine Grenzen und – Boom! – was so aussieht, als wären es kleine Schocks, die die Märkte unter anderen Umständen einfach abschütteln würden, wird auf einmal ganz groß.“

Das ist die wahre Natur der Schuldenblasen – sie dehnen sich immer weiter aus, solange bis der Tag kommt, an dem das Unvermeidliche eintritt und die Blase platzt.

Alleine in diesem Jahr planen die weltweiten Regierungen USD 5 Billionen an zusätzlichen Schulden zu machen. Das Schulden/BIP-Verhältnis schraubt sich gerade auf dem gesamten Planeten in beängstigender Geschwindigkeit immer weiter in die Höhe.

Und da die Welt heutzutage so stark miteinander vernetzt ist, sorgt mittlerweile bereits der Zusammenbruch eines einzigen Landes dafür, dass Banken auf dem gesamten Planeten davon erfasst werden. Stürzt nur ein Domino, lässt sich schon nicht mehr sagen, wohin das am Ende führen wird.

Die Kombination aus riesigen Schuldenbergen und extrem hoher Fremdkapitalfinanzierung ist unglaublich gefährlich, und das ist exakt das, was aktuell überall auf der Welt anzutreffen ist. Fast jede große Nation versinkt gerade in einem Meer aus Schulden, während die meisten unserer großen Finanzinstitutionen selbst bis zum Anschlag verschuldet sind.

Es gibt nur eine Art, wie die Staatsschuldenkrise am Ende ausgehen kann: Sehr, sehr schlimm. Es bleibt nur zu hoffen, dass Sie sich auf die Ereignisse, die uns noch bevorstehen, bereits vorbereitet haben.

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