G. E. Christenson, The Deviant Investor, 11.04.2013

März und April 2013 könnten als entscheidende Trendwende für das westliche Finanzsystem in die Geschichte eingehen. Laut Grant Williams ließe sich unter Umständen sogar ein genauer Tag dafür angeben: Der 04.04.2013.

Ja es gab die Entwicklungen in Zypern und viele weitere mehr. Und wenn schon!

  • Insider haben vor und während der Bankenschließung in Zypern über die Filialen zypriotischer Banken in London und Moskau Milliarden von Euros abgezogen.
  • Bei künftigen europäischen Bankenpleiten sollen die Gelder der Einleger beschlagnahmt werden. Kanada, die Vereinigten Staaten und Neuseeland haben ähnliche Pläne. Es wird sich zeigen, ob diese Pläne letztlich umgesetzt werden oder nicht.
  • Das Vertrauen in die Sicherheit der Banken ist massiv zurückgegangen, da die Menschen mittlerweile begriffen haben, dass es sich bei den Einlagen um Verbindlichkeiten handelt, die nicht so sicher sind, wie angenommen wurde, und ohne Weiteres beschlagnahmt werden können.
  • Die japanische Notenbank hat eine sehr aggressive „Gelddruck“-Strategie angekündigt, die wahrscheinlich böse enden wird.

Doch warum könnten wir es hier mit einer entscheidenden Trendwende zu tun haben?

Verzweiflung, Ängste bezüglich systemrelevanter Banken, eine Dollarschwäche, eine Bankenkatastrophe, ein weiteres Zeitkaufen, eine Panik, Finanzderivate und Gier stehen ganz oben auf der Liste möglicher Auslöser einer neuen Finanzkrise. Dr. Paul Craig Roberts merkt dazu an:

„Die Tatsache, dass die US-Notenbank physisches Gold shortet, bedeutet, dass zurzeit etwas Schlimmes vonstattengeht, und ich gehe davon aus, dass es mit dem US-Dollar in Zusammenhang steht. Sollte der Dollar drastisch im Wert einbrechen, kann die Fed die Zinssätze und die Anleihepreise nicht mehr unter Kontrolle halten, und das heißt, dass all die Spekulationsblasen platzen würden.

All die aktuellen Meldungen über Länder, die sich bei der Begleichung ihrer internationalen Zahlungen immer stärker vom Dollar wegbewegen, dürften bei vielen Ländern dafür gesorgt haben, dass sie jetzt aus dem Dollar wollen. Und wir haben ja nicht nur die BRICs, die sich vom Dollar wegbewegen, sondern auch noch … Japan und alle anderen ostasiatischen Länder.

Und vor kurzem wurde aus Australien gemeldet, dass sie den direkten Handel mit China in ihrer eigenen Währung abwickeln werden. Dieser Nachfragerückgang beim Dollar bei gleichzeitiger Schaffung von USD 1 Billion pro Jahr durch die Fed bedeutet daher, dass der Wechselkurs des Dollars nicht mehr zu halten ist.“

Spiel mit dem Feuer

Jim Sinclair geht davon aus, dass es sich bei all dem auch um eine Panikmache handeln könnte, die darauf abzielt, die Gelder aus den systemrelevanten Banken in Richtung der Wirtschaft und der Aktien- und Anleihemärkte zu treiben:

„Es scheint, als wären das jetzt die letzten hoffnungslosen Versuche, die Auswirkungen von QE zu ändern, da wir bei den Wirtschaftsindikatoren bisher lediglich leicht nach oben tendierende Seitwärtsbewegungen sahen. Es ist eine riesige Zockerei – denn sollte es auf die Wirtschaft keinen bedeutenden Einfluss haben, würde es die Banken, die ohnehin bereits sehr schwach sind, noch erheblich stärker schwächen ….

Würden die Banken Einlagen und andere liquide, geldähnliche Werte verlieren, würde die Stärke der Bankvermögenswerte sinken, während ihre Verbindlichkeiten dieselben blieben. Das ist der Grund, warum es die Banken schwächen würde. Es ist also ein riesiges Spiel – ein Versuch, die Wirtschaft auf der ganzen Welt wiederzubeleben, während man Gefahr läuft, eine weitere Bankenkrise auszulösen …

Die katastrophale Gefahr besteht hier also darin, dass, sollten die Zentralplaner dabei scheitern, ihnen überhaupt keine Mittel mehr zur Verfügung stehen werden und die Sache implodieren wird, weil sie das Bankensystem zum ungünstigsten Zeitpunkt inhärent geschwächt haben. Das ist eine der gefährlichsten und wohlmöglich fatalsten Zockereien in der Geschichte.“

Der Dollar

Andere Länder scheinen bei ihrem internationalen Handel nach jeder neuen Runde an quantitativen Lockerungsmaßnahmen zunehmend weniger Dollars zu nutzen, während der Anleihemarkt von der Fed gestützt wird und die Verbraucherpreise aufgrund von QE steigen. Dadurch bleiben die Zinssätze unten, aber auch die Dollarnachfrage bleibt schwach. Und die Einleger werden dazu ermutigt, ihr Geld aus einem ohnehin bereits fragilen Bankensystem abzuziehen, da sich die Erkenntnis breitmacht, dass eine Bankenpleite buchstäblich eine Einladung darstellt, um ihre Gelder zu beschlagnahmen oder einzufrieren.

Fragiles Bankensystem

Das Bankensystem ist fragil, weil es in enormem Maße verschuldet ist und die Banken große Mengen an Vermögenswerten zweifelhafter Qualität halten. Wie viel ist eine griechische Staatsanleihe wert? Und wo wir gerade dabei sind: Was ist eine italienische oder eine US-amerikanische Staatsanleihe wert? Vielleicht ihren Nennwert – zumindest solange, bis das Vertrauen zusammenbricht und die Anleger aufgrund der Tatsache, dass die Staatsschulden nie wieder zurückgezahlt (sondern nur prolongiert) werden und exponentiell steigen, damit beginnen werden, Maßnahmen zu ergreifen.

Die Zentralbanken und Regierungen sind derzeit verzweifelt damit beschäftigt, den Eindruck zu erwecken, dass Anleihen und Derivate, die angeblich Billionen von Dollars wert sind, tatsächlich etwas wert und sicher sind. Doug Casey sagte im Hinblick auf die Banken:

„Zum jetzigen Zeitpunkt sind alle Banken im Grunde Kreaturen des Staats. Sie halten alle jede Menge Staatsanleihen, die als die sicherste Form von Kapital erachtet werden. Das Gegenteil ist natürlich richtig: All diese Regierungen sind ebenfalls pleite. Bei der griechischen Regierung ist der Bankrott nur offenkundiger als bei den meisten anderen Ländern.“

Zeitkaufen & Täuschen: Anleihen und Spekulationsblasen

Glauben die Ökonomen, Zentralbanker und Regierungen allen Ernstes, dass durch das Gelddrucken Vermögen und Wohlstand geschaffen wird? Ich bezweifle, dass sie das glauben, aber sie sind sich im Klaren darüber, dass ihnen das Gelddrucken dabei hilft, den Schwindel und das zunehmend instabilere System ein klein wenig länger aufrecht zu erhalten.

Und wann endet das alles? Wären die Banken gesund, bräuchten wir da überhaupt Lockerungsmaßnahmen? Stünden die Regierungen finanziell auf soliden Füßen, würden ihre Schulden dann unaufhörlich weiter steigen? Und wenn der Dollar sicher und stabil ist, ja warum kosten Benzin, Gold, Zigaretten und Nahrungsmitteln dann heute ein Vielfaches von dem, was sie noch 1971 gekostet haben, als Nixon die Goldforderungen gegenüber dem US-Dollar für nichtig erklärte?

Fakt ist, dass die Geldmenge gegenwärtig ausgeweitet wird, die Preise steigen, die Staatsausgaben außer Kontrolle geraten sind und die quantitativen Lockerungsmaßnahmen ein Werkzeug zur Rettung der Banken und für die Verschwendungssucht der Regierungen sind. Inflationiere oder stirb! Oder vielleicht auch beides. Grant Williams schreibt dazu:

„Ob es nun Kuroda oder Greenspan oder Bernanke oder King ist – oder bald auch Draghi – nie machen sich diese Leute irgendwelche Gedanken über Spekulationsblasen, und trotzdem gab es die letzten Jahrzehnte immer irgendwo im Investmentuniversum eine Spekulationsblase, im Grunde seit 1971 der Goldstandard abgeschafft wurde.

Und jetzt blähen wir leichtsinnig die größte Spekulationsblase von allen auf: Den Staatsanleihemarkt.

Es ist völlig egal, was Paul Krugman sagt, man kann sich langfristig keinen Wohlstand herbeidrucken, und angesichts der schieren Größe und des Umfangs dieses weltweiten Geldexperiments kann ich Ihnen versichern, dass das Ganze in der Tat sehr, sehr böse ausgehen wird.

Egal was in Japan noch geschehen wird, der 04.04.2013 wird als das Datum in die Geschichte eingehen, wo die Linie überschritten wurde und sich die Dinge für immer verändert haben.“

Goldmoney schreibt:

„Die Einleger lernen gerade, dass die Regierungen, die im Namen der Steuerzahler handeln, alles in ihrer Macht stehende tun werden, um zu überleben. Sie haben die Ersparnisse entwertet, um die Staatsausgaben zu finanzieren, und jetzt plündern sie auch noch die Einlagen, um den Status Quo aufrecht zu erhalten.“

Finanzpanik & Derivate

Egon von Greyerz führte diesbezüglich aus:

„Die Panik wird also ein Ausmaß annehmen, das sich heute niemand vorstellen kann. Das wird zur Vernichtung der Papierwährungen führen. Und es wird dazu führen, dass Edelmetalle dramatisch an Wert gewinnen werden, da sie letztlich die Vernichtung der Papierwährungen widerspiegeln werden.

Es gibt zwei Wege, wie die Ersparnisse der Menschen verschwinden können: Sie können den Investoren gestohlen werden, indem man den Einlegern massive Verluste aufzwingt. Das Geld kann auch mittels endloser Gelddruckmaßnahmen gestohlen oder vernichtet werden. Die Gelddruckmaßnahmen werden künftig mit absoluter Sicherheit weiter anhalten …

Es ist klar, dass die Welt über einen sehr langen Zeitraum hinweg über ihre Verhältnisse gelebt hat. Was wir gesehen haben, waren die Resultate der Gelddruckerei und einer enormen Kreditausweitung. Das ist auch der Grund, warum ein bedeutender Teil von dem, was wir gesehen haben, kein reales Wachstum ist, und daher ist das Vermögen auch kein echtes Vermögen. Das ist der Grund, warum das System nicht aufrecht erhalten werden kann.“

Jim Sinclair merkt an:

„Das Geld der Einleger, das Geld der Broker- und Clearinghäuser ist in den Berg an Finanzderivaten gesteckt worden, da die Banken dieses Geld zum Spekulieren genutzt haben, um für die Bankenchefs riesige Boni zu generieren. Bedauerlicherweise haben die meisten dabei alles verloren. Und das bedeutet, dass das Geld der Einleger in vielen Fällen bereits ausgelöscht worden ist …

Unsere Zentralbanken befinden sich jetzt also ganz klar in einer sehr unangenehmen Situation. Sie machen sich Sorgen über irgendetwas Bedeutendes, das der Öffentlichkeit noch gestanden werden muss. Und ich garantiere Ihnen, was auch immer es ist, es wird mit den zwischen 1991 und 2007 geschaffenen Finanzderivaten zu tun haben. Und wir werden die Anfänge von Angst und Panik sehen, wie sie in dieser Welt seit 1929 nicht mehr zu beobachten gewesen sind.“

Goldsilverworlds.com schreibt:

„John Rubino geht davon aus, dass eine Derivate-Kernschmelze praktisch urplötzlich vonstattengehen könnte. Gerät eine große Bank in irgendeine Art von Schwierigkeiten und scheitert, werden die Banken mit den größten Derivate-Risiken – beispielsweise JPMorgan, Citigroup, Goldman Sachs – umgehend zu der Erkenntnis gelangen, dass die Bank auf der Gegenseite des Derivate-Trades (der Kontrahent) ihre Forderungen nicht mehr länger bedienen kann.

Mit einem Mal wird so aus einer besicherten Position eine ungedeckte Position. Die Nettoposition verwandelt sich in eine Bruttoposition. Die Risiken explodieren urplötzlich. Die Märkte begreifen, dass ihre abgesicherten Positionen in Wirklichkeit nicht mehr länger abgesichert sind, und alle Markteilnehmer fangen praktisch zeitgleich damit an, aus den Märkten zu verschwinden. Das gesamte Banken- und Finanzsystem kommt zum Stillstand.

Es könnte in Asien oder Europa seinen Anfang nehmen. In einem solchen Fall würden die Amerikaner am Morgen aufwachen und feststellen, dass die Märke nicht mehr länger funktionieren; die Aktienmärkte bleiben geschlossen, man kommt nicht mehr an das Geld auf der Bank usw.“

Das kann sich in den Vereinigten Staaten oder in Europa abspielen, und es kann schnell vonstattengehen. Ich will damit nicht sagen, dass es diesen Monat oder dieses Jahr passieren wird, aber ich glaube, dass wir jetzt einen entscheidenden Punkt erreicht haben, wo das Risiko einer Vertrauenskrise und das Risiko eines Banken- und Derivate-Zusammenbruchs erheblich gestiegen sind. Sollte es zu einem Finanzkollaps kommen, dann ist mit dem Folgenden zu rechnen:

  • Aktienmarkt-Crash,
  • Anleihemarkt-Crash,
  • Bank-Runs und Bankenschließungen,
  • Kreditkrise,
  • massive Gelddruckmaßnahmen durch die Fed und andere Zentralbanken,
  • zahlreiche zusätzliche Privat- und Unternehmenspleiten,
  • zahlreiche weitere Städte, Bundesstaaten und Pensionsfonds, die in finanzielle Schieflage geraten,
  • möglicherweise Gehalts- und Preiskontrollen,
  • steigende Arbeitslosigkeit,
  • bedeutend höhere Preise für Gold, Silber und andere Rohstoffe,
  • die Regierung wird „irgendetwas“ tun, und es wird niemanden außer der Finanz- und Politelite und den Großbanken helfen,
  • Bürgerunruhen.

Was gegen einen unmittelbaren Kollaps spricht, ist die Tatsache, dass die Zentralbanken und Regierungen Geld drucken und diese Gelder ins System injizieren, um für ein klein wenig länger vorzugeben, dass alles in Ordnung ist. Bisher konnten sie die finanziellen Kräfte des Chaos im Zaum halten, und sie haben die Folgen der schlechten Geldpolitik für sehr lange Zeit aufschieben können. Vielleicht sind sie mittels der quantitativen Lockerung und der Beschlagnahmung der Einlagen ja sogar in der Lage, dieses Spiel noch ein paar Jahre aufrecht zu erhalten.

Aber wenn nicht, sind sie dann darauf vorbereitet? Besitzen Sie Gold und Silber außerhalb des Bankensystems als Ihre persönliche Versicherung gegen einen solchen Finanzkollaps?

Zusammenfassung

  • Besorgte Regierungen, Behörden und das zunehmend instabilere Bankensystem bereiten gerade weitere Beschlagnahmungen vor.
  • Ein Derivate- und Bankenkollaps und die Panik und das Chaos, die damit einhergehen, werden immer wahrscheinlicher.
  • Das Zeitkaufen wird nicht ewig funktionieren. Ist die entscheidende Trendwende bereits erreicht worden?
  • Bankeinlagen sind weder sicher noch sakrosankt.
  • Man sollte Gold und Silber kaufen und es außerhalb des Bankensystems verwahren.
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