David Tablish, Rambus1.com, 26.04.2015

In diesem Artikel möchte ich mich mit dem großen Ganzen des Edelmetallkomplexes auseinandersetzen. Ich weiß, dass sich Viele gerne Minutencharts anschauen, aber diese kurzfristigen Charts verändern auch ziemlich schnell ihren Charakter. Wenn wir uns langfristige Charts anschauen, finden die Veränderungen bedeutend langsamer statt und hier ist auch die Wahrscheinlichkeit geringer, dass das Chartbild plötzlich seinen Charakter ändert.

Ein kurzfristiges Tief auf einem Minutenchart ist mit einem langfristigen Tief auf einem Monatschart überhaupt nicht zu vergleichen. Die Chartbilder haben eine völlig unterschiedliche Bedeutung. Wenn man auf einem Monatschart ein bedeutendes Tief ausmacht, weiß man, dass die daraufhin einsetzende Kursbewegung Wochen oder gar Monate anhalten wird. Für ein bedeutendes langfristiges Tief braucht es eine Vielzahl an smarten Investoren mit viel Geld, die sich nicht so schnell aus ihren Positionen verscheuchen lassen.

Die Minutencharts sind auch wichtig, wenn es um die Details geht und man wissen will, wann genau man an den Märkten ein- und aussteigen soll. Darüber hinaus kann man sie auch nutzen, wenn sich ein größeres Chartmuster ausbildet, in welchem sich wiederum kleinere individuelle Chartmuster finden, die dann in ihrer Gesamtheit das größere fertige Produkt darstellen.

In diesem Artikel möchte ich Ihnen auch einige Verhältnis-Charts zeigen, wo Gold mit dem Aktienmarkt und einigen anderen Rohstoffen verglichen wird. Diese Charts geben uns ein Gefühl dafür, wie sich Gold im Verhältnis zu anderen Märkten entwickelt. Wie Ihnen bekannt ist, mussten die Rohstoffe in 2014 herbe Verluste hinnehmen und konsolidierten im Grunde seit Anfang dieses Jahres. Gold legte unterdessen eine Seitwärtsbewegung hin und ist bisher noch unentschlossen.

Langfristige Goldcharts

Der erste Chart, den ich Ihnen zeigen möchte, ist ein Wochenchart von Gold. Auf dem Chart ist der Abwärtstrend zu sehen, der seit dem Hoch von 2011 im Gange ist. Es ist ein klassischer Abwärtstrend, wo ein Vermögenswert niedrigere Hochs und tiefere Tiefs etabliert. Für eine Aufhellung des Chartbilds wäre es notwendig, dass das gelbe Metall die obere Linie des Abwärtstrendkanals und danach die obere blaue Linie des darüber liegenden abfallenden Keils durchstößt. Und dann haben wir auch noch den wichtigen gleitenden 65-Wochenschnitt, der in der Vergangenheit ziemlich zuverlässig als Widerstand fungierte.

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Der nächste Gold-Langfristchart zeigt uns all die Chartmuster, die das Metall während seiner Bullenmarktjahre ausbildete. Dieser Chart gibt Ihnen eine gute Vorstellung davon, wie sich ein Vermögenswert preislich entwickeln kann. Ein Vermögenswert bildet entweder ein Hoch, ein Tief oder ein Konsolidierungsmuster aus. Ist eines dieser Muster komplettiert, erhält man in der Folge eine Impulsbewegung und dann wiederholt sich das Ganze. Ein Hoch, ein Tief oder ein Konsolidierungsmuster zu identifizieren, ist der schwere Teil. Hat man das erst einmal erledigt, ist die daraufhin einsetzende Impulsbewegung der einfachere Teil.

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Blicken wir nun noch auf einige sehr langfristige Monatscharts für Gold. Den ersten Chart, den ich Ihnen zeige werde, veröffentliche ich schon seit sehr langer Zeit. Auf diesem Chart ist der Aufwärtskanal von Gold zu sehen. Schauen Sie sich bitte den oberen Bereich des Charts an, wo zu sehen ist, wie Gold die untere Linie des aufsteigenden Keils durchbrach und sie dann im Anschluss von unten testete, wodurch gleichzeitig die rechte Schulter eines riesigen Schulter-Kopf-Schulter-Hochs ausgebildet wurde. Die Nackenlinie stammt von der Nackenlinie des Schulter-Kopf-Schulter-Konsolidierungsmusters von 2008. Ich habe sie einfach bis zur rechten Seite des Charts verlängert. Die dicke schwarze Nackenlinie verläuft im selben Winkel wie die linke und rechte Schulter von 2008.

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Bevor wir uns einem weiteren Monatschart zuwenden, würde ich Ihnen gerne noch einmal die wundervolle Symmetrie des Schulter-Kopf-Schulter-Konsolidierungsmusters von 2008 zeigen, so wie ich sie während der großen Korrektur charttechnisch erfasst hatte. Es ist sehr leicht, die Symmetrie anhand der bunten Linien und Pfeile zu erkennen. Es ist wahrscheinlich das symmetrischste Schulter-Kopf-Schulter-Muster, das mir je untergekommen ist. Die Nackenlinie ist schwarz gestrichelt und die Basis für all die anderen darunterliegenden Symmetrielinien.

Achten Sie bitte auf die zwei schwarzen Pfeile auf der Nackenlinie. Am deutlichsten wird die Symmetrie, wenn man der Preisentwicklung von der linken Seite des Charts zu dem grünen Pfeil und der grünen Symmetrielinie folgt. Schauen Sie sich nun bitte den rechten schwarzen Pfeil an und folgen Sie ihm bis zum grünen Pfeil. Danach kommt es zu einer Rally bis zu dem grauen Pfeil und dann geht es zu den lilafarbenen Pfeilen, die die Tiefs der linken und rechten Schulter ausweisen. Der rosafarbene Pfeil ganz rechts ist der einzige Ort, der nicht perfekt die linke Seite spiegelt. Wie auf dem Chart zu sehen ist, hatte dies aber keinerlei Einfluss auf den tatsächlichen Ausbruch und den Backtest, die wieder absolut exakt waren.

Dann haben wir noch die dicke schwarze Nackenlinie und die darüber verlaufende braune Symmetrielinie, die bei dem darauffolgenden Schulter-Kopf-Schulter-Konsolidierungsmuster eine Rolle spielten: Auf der dicken schwarzen Nackenlinie wurde in 2010 der Kopf ausgebildet und die linke und rechte Schulter bildeten sich auf der braunen Symmetrielinie aus.

Eine letzte Anmerkung zu diesem Chart. Ich der Vergangenheit hatte ich Ihnen gezeigt, dass steigende oder fallende Keile Teil eines Schulter-Kopf-Schulter-Musters sein können. Der blaue fallende Keil zeigt Ihnen ein perfektes Beispiel dafür. Die linke Schulter und der Kopf entwickelten sich innerhalb des blauen fallenden Keils und die rechte Schulter wurde nach dem Ausbruch ausgebildet. Dieses große Schulter-Kopf-Schulter-Konsolidierungsmuster leitete dann auch die finale parabolische Rally ein, die den Höhepunkt des letzten Bullenmarkts markierte.

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Der nächste Goldchart ist ein Linienchart auf Monatsbasis, der uns zeigt, dass Gold drei große Konsolidierungsmuster durchlief, die entweder aufsteigende Keile oder Flaggen waren. Auf dem Chart ist zu sehen, wie ich das Preisziel für die blauen bullischen aufsteigenden 6-Punkte-Keile ermittelte. Schauen Sie sich bitte auch die Preisentwicklung auf der linken Seite des Charts an, wo Gold in einem Bullenmarkt ist, während uns die Preisentwicklung auf der rechten Seite des Charts verrät, dass wir in einem Bärenmarkt sind.

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Es ist eine Weile her, seit ich Ihnen das letzte Mal den Monatsgoldchart gezeigt habe, wo der gleitende 10-Monats-Schnitt als Stützungs- und Widerstandslinie zum Einsatz kommt. Auf dem Weg nach oben war auf den gleitenden 10-Monats-Schnitt immer Verlass, bis es dann 2008 zum Crash kam. Und auf dem Weg nach unten hat dieser Schnitt als Widerstand ebenfalls gute Arbeit geleistet. Dieser Chart zeigt überdies die braun schraffierten Stützungs- und Widerstandszonen, die von der Bullenmarktseite des Charts herrühren. Ich muss zugeben, dass ich nicht geglaubt hätte, dass der blaue fallende Keil fast 2 Jahre anhalten würde.

Also ich bin der Meinung, dass der jetzt fast schon 2 Jahre anhaltende blaue fallende Keil ein Zwischenmuster in Richtung des Bärenmarkttiefs ist. Ich gehe davon aus, dass der Goldpreis – hat er den blauen Keil erst einmal nach unten hin durchbrochen – bis zur braun schraffierten Widerstands- und Stützungszone bei USD 1.034 pro Unze fallen wird und dann ein Backtest an Unterseite des Keils stattfindet. Danach dürfte die richtige Kapitulationsphase einsetzen. Also so stell ich mir die künftige Entwicklung gegenwärtig vor.

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Der letzte langfristige Goldchart reicht bis zum Hoch von 1980 zurück und zeigt den Bärenmarkt, der bis zum Doppeltief im Jahr 2000 anhielt. Wie Sie sehen, spielte die linke Seite des Charts bei den Stützungs- und Widerstandslinien des neuen Bullenmarkts eine entscheidende Rolle. Die Nackenlinie bei USD 725 pro Unze fungierte bei erstmaliger Berührung im Jahr 2007 als Widerstand. Gold gab daraufhin ein wenig nach und brach dann massiv aus, wobei dem Metall dann beim Crash von 2008 die Luft ausging. Gold fand später genau dort Stützung, wo man eigentlich damit gerechnet hätte – direkt an der Nackenlinie, die vom ersten Reaktionshoch des Bullenmarkts der 1980er Jahre stammt. Interessant ist, dass das Schulter-Kopf-Schulter-Hoch, das im oberen Bereich des Charts zu sehen ist, ein Preisziel von rund USD 725 pro Unze ausweist, was der logische Ort für irgendeine Art von Tief wäre.

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Der nächste Chart ist ein langfristiger Tageschart von Gold, der die wichtigsten gleitenden Schnitte ausweist. Aktuell notiert Gold unter allen vier wichtigen gleitenden Schnitten:

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Langfristige Silbercharts

Als nächstes möchte ich Ihnen eine Reihe von langfristigen Silbercharts zeigen, die das große Ganze verdeutlichen. Der erste Chart ist ein Wochenchart, der zeigt, wie Silber währendes des Crashs von 2008 ein Schulter-Kopf-Schulter-Konsolidierungsmuster ausbildete, das seinem parabolischen Anstieg auf USD 50 pro Unze voranging. Der braun schraffierte Bereich im oberen Bereich des Charts weist zwei Preisziele aus, die auf unterschiedlichen Messmethoden basieren. Das kleine rote Dreiecks-Zwischenmuster war für die Ermittlung des Preisziels von entscheidender Bedeutung.

Dieser Chart verdeutlicht, dass sich Silber bedeutend schwächer entwickelt hat als Gold, nachdem es 2014 sein jüngstes Konsolidierungsmuster durchbrochen hat (blaues Dreieck). Gold ist bisher noch nicht unter sein riesiges Konsolidierungsmuster gefallen, aber es sieht nun so aus, als stünde das gelbe Metall kurz davor. Wie auf dem Chart zu erkennen ist, hat sich Silber während seines Bärenmarkts in einem klar ausdefinierten Abwärtstrend befunden. Es bleibt abzuwarten, aber es sieht immer noch so aus, als würde Silber derzeit ein kleines Schulter-Kopf-Schulter-Konsolidierungsmuster komplettieren, so wie es auch bei einigen Edelmetallminenaktien-Indizes der Fall ist.

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Es ist eine Weile her, als ich Ihnen den nachfolgenden Silberpreischart auf Monatsbasis das letzte Mal gezeigt habe. Auf ihm ist ein sehr großes Schulter-Kopf-Schulter-Hoch zu sehen, das Silber bereits durchbrochen hat. Die braun schraffierte Stützungs- und Widerstandszone ist der Preisbereich, wo ich im Rahmen der nächsten Abwärtsimpulsbewegung mit einer Stützung rechnen würde. Es braucht nicht fiel, damit Silber abermals neue Mehrjahres-Tiefs ausbildet.

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Verhältnis-Charts: Gold im Vergleich

Als nächstes möchte ich mir einige Verhältnis-Charts anschauen. Beim ersten dieser Charts wird Gold mit Kupfer verglichen, und es sieht so aus, als hätte das Gold-Kupfer-Verhältnis nun ein Hoch etabliert. Das sage ich, weil das Preisziel des blauen fallenden Keils genau an der oberen Linie der großen Handelsspanne liegt. Und Sie sehen ja selbst, wie schnell dieses Verhältnis danach wieder umkehrte, was heißt, dass Kupfer Gold derzeit aussticht.

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Den nächsten Chart, bei dem Gold mit Öl verglichen wird, finde ich sehr interessant. Letztes Jahr, als der Ölpreis parabolisch einbrach, schoss das Gold-Öl-Verhältnis parabolisch in die Höhe, obwohl sich Gold nicht vom Fleck bewegte. Der Ölpreisrückgang war für den starken Anstieg bei diesem Verhältnis-Chart verantwortlich.

Aktuell weist dieses Verhältnis eine Stützung bei den früheren Hochs von 2012 aus. Sollte das Verhältnis unter die braun schraffierte Widerstands- und Stützungszone fallen, gibt es nicht mehr viel, was weitere Rückgänge noch aufhalten könnte. Die Nackenlinie des Schulter-Kopf-Schulter-Tiefs wäre der erste Bereich, wo mit Stützung zu rechnen ist.

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Beim nächsten Chart wird Gold mit dem CRB-Rohstoffindex verglichen, gegenüber dem sich Gold bisher noch am besten halten konnte. Unter dem potenziellen Hoch habe ich eine Stützungs- und Widerstandslinie eingezogen, zumindest legt der RSI-Indikator nahe, dass es sich um ein Hoch handeln könnte. Solange die Stützungs- und Widerstandslinie hält, ist die Komplettierung des Hochs aber nicht bestätigt. Aktuell ist es nur eine Möglichkeit.

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Als nächstes würde ich Gold gerne mit Silber vergleichen. Das Gold-Silber-Verhältnis zeigt, dass Gold Silber derzeit in den Schatten stellt. Interessant ist, dass sich dieser Verhältnis-Chart nun dem oberen Bereich seiner seit 17-Jahren anhaltenden Handelsspanne annähert. Es hat vier Jahre gedauert, bis dieses Verhältnis von seinem Tief (als Silber auf USD 50 pro Unze schoss) auf sein jetziges Hoch im Bereich von 81 Punkten stieg.

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Beim nächsten Langfrist-Verhältnis-Chart wird der Dow Jones mit Gold verglichen. Auf dem Chart ist zu sehen, wie sich dieses Verhältnis in Bullen- und Bärenmärkten entwickelt. Wenn das Verhältnis steigt, entwickelt sich der Dow Jones besser als Gold. Schauen Sie sich bitte den parabolischen Anstieg in den 1990er Jahren an, als der Dow Jones in einem massiven Bullenmarkt war. Dann wendete sich das Blatt im Jahr 2000 – der Dow Jones bildete sein Hoch und Gold sein Tief aus. Das Verhältnis fand sein Tief in 2011 bei 5,5 Punkten. Ich kenne viele Goldbugs, die damals mit einem Verhältnis von 1:1 rechneten so wie 1980, doch sie hatten dann Pech, denn so kam es nicht. Der Verhältnis-Chart zeigt, dass sich der Dow Jones seit Mitte 2011 wieder besser entwickelt als Gold.

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Als nächstes möchte ich Ihnen ein paar Kombo-Charts zeigen. Der erste zeigt Gold in vielen wichtigen Weltwährungen. Interessant ist, dass Gold in US-Dollars am schwächsten notiert. In US-Dollars notiert Gold weit unter seiner Nackenlinie. In allen anderen Währungen konnte es ausgehend von seiner Nackenlinie wieder eine schöne Erholung hinlegen, aber es sieht so aus, als hätten sich hier seit Anfang dieses Jahres wieder kleine Hochs ausgebildet.

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Der folgende Kombo-Chart ist ein Vergleich des NASDAQ (Technologieaktien) mit Gold. Wie Sie sehen, bildet dieses Verhältnis aktuell ein Mehrjahrestief aus.

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… Der letzte Kombinations-Chart ist ein Linienchart, auf dem Gold und Silber zu sehen sind. Auf der linken Seite des Charts ist zu erkennen, wie Silber im April 2011 sein Hoch etablierte, während Gold noch bis September brauchte, um das zu tun. Auf dem Chart ist zu sehen, dass beide Metalle dazu neigen, gemeinsam Hochs auszubilden (rot gestrichelte Linien), während Silber Gold auf dem Weg nach unten anführt. Die entscheidende Frage ist, ob die beiden Metalle derzeit ein Konsolidierungsmuster ausbilden.

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So, das war es. Langfrist-Charts stechen alle anderen Charts aus. Sie sollten sie immer im Hinterkopf behalten.

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