Was passiert, wenn der US-Dollar und der Euro zusammenbrechen?

The Economic Collapse, 25.11.2010

Einige Analysten warnen davor, dass beim US-Dollar aufgrund der explodierenden US-Staatsverschuldung, des horrenden US-Handelsdefizits und der erneuten Runde der quantitativen Lockerung, die jüngst seitens der US-Notenbank verkündet wurde, die Gefahr des Zusammenbruchs besteht. Andere Analysten warnen davor, dass der Euro aufgrund der gravierenden Staatsschuldenkrise der Eurozone, von der gegenwärtig Länder wie Griechenland, Portugal, Irland, Italien, Belgien und Spanien betroffen sind, ebenfalls auseinanderbrechen könnte.

Was passiert also, wenn der Euro und der Dollar zusammenbrechen?

Was mit Sicherheit gesagt werden kann, ist, dass das gegenwärtige Weltfinanzsystem dadurch in einen Zustand des Chaos versetzt würde, wobei sich die Frage stellt, was sich aus dann aus diesen Trümmern entwickeln würde. Würden die Länder zu ihren verschiedenen Landeswährungen zurückkehren oder würden wir das erste Mal in der Geschichte der Menschheit die Entstehung einer wirklich globalen Währung miterleben?

Bis vor kurzem war die Idee einer Weltwährung für die meisten Menschen noch völlig undenkbar. Tatsache ist, dass die Auffassung, alle großen Länder auf dem Planeten würden einer weltweiten Einheitswährung zustimmen, den meisten Analysten immer noch weit hergeholt erscheint.

Wenn durch einen gleichzeitigen Zusammenbruch des US-Dollars und des Euros genug Chaos geschaffen würde, wäre dies dann ausreichend, um die großen Mächten auf dem Planeten zur Zustimmung für eine neue Finanzweltordnung zu bewegen?

Wollen wir hoffen, dass dies nicht der Fall sein wird – aber man kaum bestreiten, dass wir uns gerade auf dem Weg in eine große Währungskrise befinden, und sollte der US-Dollar und/oder der Euro zusammenbrechen, dürfte die Welt danach nicht mehr die alte sein.

Falls Sie es versäumt haben sollten: China und Russland machten jüngst eine sehr bedeutende Ankündigung. Sie erklärten der Welt, dass sie beim Handel miteinander von nun an ihre eigenen Landeswährungen und nicht mehr den US-Dollar verwenden werden. Die meisten Amerikaner begreifen überhaupt nicht, dass es sich hierbei um ein sehr bedeutendes Ereignis handelt. Der Umstand, dass der US-Dollar seit Jahrzehnten die weltweite Hauptreservewährung gewesen ist, verlieh den Vereinigten Staaten enorme politische Macht.

Aber nun beginnen die Länder ihr Vertrauen in den US-Dollar zu verlieren und fangen langsam damit an, sich von ihm zu distanzieren.

Als die Federal Reserve Anfang November eine neue Runde der quantitativen Lockerung bekannt gab, kam zu einer enormen Gegenreaktion der anderen Länder. Seit Jahrzehnten haben zahlreiche andere Länder massiv in US-Dollar denominierte Vermögensverwerte investiert, und sind nun ziemlich erbost darüber, dass diese Vermögenswerte immer weiter entwertet werden.

Der chinesische Finanzminister Zuhu Guangyao verurteilte die neuen Maßnahmen der quantitativen Lockerung der FED zu Beginn dieses Monats mit deutlichen Worten:

„Wir sind der Meinung, dass die Vereinigten Staaten – als bedeutender Emittent einer Reservewährung, der zum jetzigen Zeitpunkt eine zweite Runde der quantitativen Lockerung ankündigt – ihrer Verantwortung, die Weltmärkte zu stabilisieren, nicht gerecht werden, und dabei auch nicht an die durch die enorme Liquidität geschaffenen Auswirkungen in den Entwicklungsländern nachdenken.“

Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble war sogar noch direkter. Er erklärte, die Politik der Federal Reserve sei „ratlos“, und sagte, dass er völlig entsetzt sei:

„Sie haben bereits endlos viel Geld in die Wirtschaft gepumpt – über eine extrem hohe Aufnahme öffentlicher Schulden und durch die Strategie der FED, die bereits eine Menge Geld in die Wirtschaft gepumpt hat. Die Resultate sind fürchterlich.“

Wo führt das alles hin?

Wenn die Federal Reserve das System mit frischen Dollars flutet, könnte der Rest der Welt den US-Dollar und die US-Staatsanliehen am Ende völlig aufgeben. Sollte es jemals dazu kommen, wären die Folgen mehr als katastrophal, wie in dem nachfolgenden kurzen Video der National Inflation Association aufgezeigt wird:

Aber der US-Dollar ist nicht die einzige Währung, die sich aktuell in Schwierigkeiten befindet. Dem Euro ergeht es ebenso. Wir brauchen uns nur die Finanzprobleme zu vergegenwärtigen, die einige große europäische Länder aktuell haben:

  • Standard & Poor´s hat Irlands Kreditrating um zwei Stufen auf „A“ abgesenkt und gleichzeitig vor weiteren Abstufungen gewarnt. Man geht davon aus, dass sich das irische Haushaltsdefizit dieses Jahr auf 32% des Bruttosozialprodukts beläuft. Irlands Finanzen werden bereits als „lediglich ein großes Schneeballsystem“ bezeichnet. Irland akzeptierte kürzlich ein riesiges europäisches Rettungspaket. Zum Leidwesen der Iren geht das Rettungspaket mit einschneidenden Auflagen einher. Die irische Regierung sieht sich nun gezwungen, ein Austeritätsprogramm einzuführen, das als „drakonisch“ beschrieben wird.
  • Analysten sagen nun voraus, dass Portugal ein Rettungspaket in Höhe von mindestens EUR 50 Milliarden benötigen wird. Die portugiesische Regierung hat bereits einige drastische Austeritätsmaßnahmen eingeleitet, um zu versuchen, die Defizite unter Kontrolle zu bekommen. Die Portugiesen sind jedoch überhaupt nicht begeistert. Am Mittwoch kam es zu einem großen landesweiten Streik, bei dem der öffentliche Verkehr und wichtige öffentliche Dienstleistungen im ganzen Land zum erliegen kamen.
  • In Portugal ist die Situation aktuell so hoffnungslos, dass der Außenminister Luis Amado jüngst erklärte, dass sein Land mit einem „Ausstiegsszenario aus der Eurozone konfrontiert ist“, sollte keine Lösung für die Finanzkrise gefunden werden.
  • Griechenland war das erste Land der Eurozone, das eines Rettungspaketes bedurfte. Jetzt gibt es Gerüchte, dass die Griechen sogar noch mehr Hilfe benötigen. Die Statistikbehörde der Europäischen Union, Eurostat, enthüllte vor kurzem, dass das griechische Haushaltsdefizit für 2009 in Wirklichkeit bei 15,4% des Bruttosozialprodukts liegt und nicht bei 13,6%, wie man ursprünglich annahm. Die griechische Staatsverschuldung liegt bei über 120% des BSP. Die Finanzprobleme scheinen in Griechenland kein Ende nehmen zu wollen.
  • Belgiens Staatsverschuldung hat die 100%-Marke des Bruttosozialprodukts durchbrochen, während die Versicherungskosten für belgischen Staatsanleihen Allzeitrekorde erreichte.
  • Selbst Spanien steckt in Schwierigkeiten. Die Rendite für 10-jährige spanische Staatsanliehen ist in den letzten Tagen auf ein beängstigendes Niveau angestiegen. Die offizielle Arbeitslosigkeit bewegt sich um die 20%-Marke.
  • In einem kürzlich veröffentlichten Artikel mit dem Titel „Ein spanisches Rettungspaket würde Europas angespannte Finanzen auf die Probe stellen“, zitierte die New York Times Jordi Galí, den Direktor des Forschungszentrums für internationale Wirtschaftsstudien an der Pompeu Fabra Universität in Barcelona, mit den Worten, dass sich die Gerüchte, Spanien befände sich in finanziellen Schwierigkeiten, in eine selbsterfüllende Prophezeiung verwandeln könnten:

„´Wenn die Investoren davon ausgehen, dass Spanien jetzt oder in Zukunft bei der Refinanzierung seiner Schulden Schwierigkeiten hat, dann wird Spanien diese Schwierigkeiten auch bekommen,` fügte er hinzu. ´Das wird noch schlimmer durch den Umstand, dass die Zurückhaltung bei den Investoren, öffentliche Schulden des Landes zu kaufen, zu einem Anstieg der Zinssätze führt, die es dann zu zahlen hat, und somit auch das Haushaltsdefizit und die auszugebende Menge an Schulden erhöht.`“

Könnte die Staatsschuldenkrise also zum Zusammenbruch des Euros führen? Nun ja, das hängt davon ab, wen man fragt. Der Chef des Europäischen Finanzstabilisierungsfonds, Klaus Regling, erklärte, dass die Chance für einen Zusammenbruch des Euros gleich „null“ sei: „Es gibt null Gefahr. Es ist undenkbar, dass der Euro zusammenbricht.“

Andere europäische Führer sind sich da nicht ganz so sicher. Der EU-Präsident Herman van Rompuy warnte jüngst davor, dass, sollten einige der schwächeren europäischen Länder gezwungen sein den Euro aufzugeben, dies zu einem vollständigen Zusammenbruch der Europäischen Union führen würde:

„Wir befinden uns in einer existenziellen Krise. Wir müssen alle miteinander zusammenarbeiten, um mit der Eurozone zu überleben, denn, sollten wir nicht mit der Eurozone überleben, dann werden wir auch nicht mit der Europäischen Union überleben.“

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel warnte ebenfalls davor, dass ein Scheitern des Euros, die gesamte Europäische Union zum Einsturz bringen könnte: „Scheitert der Euro, dann scheitert Europa.“

Aber ist es nun wahrscheinlich, dass dies in nächster Zeit der Fall sein wird? Nein, wahrscheinlich nicht, wobei es eine Tatsache ist, dass die europäischen Spitzenvertreter dieses Jahr bereits mehrfach die Möglichkeit eines Scheiterns des Euros einräumten, und das alleine zeigt, wie ernst die Situation geworden ist.

Was würde also passieren, wenn der Euro und der US-Dollar zusammenbrechen?

Nun ja, einige der Führer auf dem Planeten sprechen bereits in aller Öffentlichkeit von einer wirklich globalen Währung. Schließlich, so argumentieren sie, gäbe es keine „Währungskriege“, wenn wir alle dieselbe Währung verwenden würden.

Fakt ist, das Institute of International Finance, eine Organisation, die 420 der größten Banken und Finanzinstitutionen auf dem Planeten repräsentiert, erklärte jüngst, dass es an der Zeit sei, eine Eine-Weltwährung einzuführen.

Wie ich bereits in meinem Artikel mit dem Titel „Bancor: Der Name der globalen Währung, den ein schockierender IWF-Bericht vorschlägt“, schrieb, gibt es auch ein neueres Strategiepapier des Internationalen Währungsfonds, worin tatsächlich ein Name für die „globale Währung“ vorgeschlagen wird, welche nach Einschätzung des IWF auch kommen wird.

„Ein Dokument mit dem Titel ´Reserve-Akkumulation und Internationale Geldstabilität` der Strategie-, Politik- und Revisionsabteilung des IWF empfiehlt, dass die Welt eine globale Währung namens ´Bancor` einführt und eine Weltzentralbank gegründet wird, um die Währung zu verwalten. Der Bericht trägt das Datum 13.04.2010 und kann hier in Gänze eingesehen werden. Bedauerlicherweise handelt es sich hierbei nicht um irgendwelche Gerüchte. Es handelt sich um einen sehr ernsthaften Vorschlag in einem offiziellen Dokument einer supermächtigen Institution, die gegenwärtig die Weltwirtschaft steuert. Jeder, der die Aktivitäten des Internationalen Währungsfonds verfolgt, weiß, dass der IWF das, was er will, in aller Regel auch bekommt. Könnte es also bald eine Weltwährung namens ´Bancor` geben? Das ist eine berechtigte Frage.“

Wird also irgendetwas von dem Wirklichkeit werden? Die Krise müsste wahrscheinlich monströsen Ausmaßes sein, um die Länder dazu zu bewegen, einer Weltwährung zuzustimmen. Aktuell leben wir jedoch in einer Zeit, in der es so scheint, als würde sich das Finanzsystem fortwährend am Rande des Chaos befinden.

Wollen wir also hoffen, dass es nicht soweit kommt. Wenn wir irgendeiner internationalen Organisation erst einmal das Recht einräumen, eine globale Währung herauszugeben, sind die Chancen, unsere wirtschaftliche Souveränität eines Tages wiederzuerlangen, außerordentlich gering. Die Internationalisten werden jede Krise als Möglichkeit ausschlachten, um für eine stärkere Zentralisierung des Weltfinanzsystems zu plädieren, und es wird für das amerikanische Volk von entscheidender Bedeutung sein, auf derartige Argumente nicht hereinzufallen.

Hoffentlich können sich der US-Dollar und der Euro wenigstens noch ein wenig länger halten. Denn wenn sie erst einmal zusammenbrechen, werden die Dinge nie wieder so sein, wie sie einst waren.

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