Die chinesische Zentralbank hält im Vergleich zu anderen großen Zentralbanken so gut wie kein Gold, doch die Regierung plant, ihre Goldbestände massiv auszubauen. Und ungeachtet des anhaltenden Goldpreisanstiegs ist das gelbe Metall auch bei den chinesischen Privatanlegern so beliebt wie noch nie, was China in diesem Jahr zum größten Goldkonsumenten der Welt machen könnte

Alena Mikhan, Casey Research, 12.07.2011

Grob gesagt, lässt sich die Investmentwelt heutzutage in zwei unterschiedliche Gruppen aufteilen: Die Goldoptimisten, die davon ausgehen, dass der Goldpreis auch in Zukunft weiter steigen wird, und die Goldskeptiker, die besorgt darüber sind, dass wir uns nun am Ende des Goldbullenmarkts befinden würden. Wir werden im Folgenden einen bedeutenden Aspekt beleuchten, der darauf hindeutet, dass die Goldoptimisten am Ende wohl recht behalten dürften: Die Nachfrage Chinas.

Hier sehen Sie eine Auflistung der Länder mit den größten Goldbeständen:

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Chinas Goldbestände, die bei weitem nicht zu den größten gehören, stechen besonders hervor, weil sie lediglich 1,6% (rund USD 55 Milliarden bei heutigen Preisen) der gesamten chinesischen Währungsreserven ausmachen, welche mit USD 3 Billionen veranschlagt werden. Hier scheint es also noch jede Menge Raum für weiteres Wachstum zu geben.

In den jüngsten Kommentaren chinesischer Ökonomen und Wirtschaftsberater wird der chinesischen Zentralbank nahegelegt, ihre Goldreserven weiter auszubauen, um sich so vor der Entwertung anderer Währungen zu schützen. Im Jahresbericht der chinesischen Zentralbank erklären die zentralbankeigenen Ökonomen, dass man interessiert daran sei, die Goldreserven weiter auszubauen.

Kurzum: Unter den chinesischen Entscheidungsträgern scheint sich zunehmend die Meinung durchzusetzen, dass die offiziellen Goldbestände des Landes weiter aufgestockt werden müssen.

Es handelt sich hierbei um einen Prozess, der bereits seit geraumer Zeit stattfindet, doch haben sich die Goldkäufe der chinesischen Zentralbank bisher eher im Verborgenen abgespielt, weshalb am Goldmarkt auch keine substantiellen Preisschübe beobachtet werden konnten, die darauf zurückzuführen gewesen wären.

Vielleicht erinnern Sie sich ja noch daran, dass dieses Vorgehen in der Vergangenheit schon einmal nach außen drang: Im April des Jahres 2009 erklärten chinesische Beamte, dass das Land seine Goldreserven aufgestockt hat, wobei die Goldkäufe bereits in den Jahren zuvor stattfanden, ohne dass die Marktteilnehmer davon Wind bekommen hätten.

Die offizielle chinesische Goldnachfrage ist aber nur ein Teil des Ganzen. Was nach unserem Dafürhalten die Situation am Goldmarkt grundlegend verändern wird, ist die Tatsache, dass die chinesische Goldnachfrage seit der Deregulierung des Goldmarkts in 2001 durchschnittlich um 14% pro Jahr zugelegt hat. Sollte diese Wachstumsrate weiter anhalten, steigt der chinesische Goldverbrauch bis zum Jahre 2015 auf mehr als 1.000 Tonnen pro Jahr.

Im Folgenden sehen Sie eine Grafik, welche die chinesische Schmuck- und Investmentnachfrage der vergangenen 3 Jahre auf Quartalsbasis ausweist:

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Aktuell gibt es Pläne, den chinesischen Goldmarkt noch stärker zu liberalisieren. Der „In Gold We Trust“-Bericht führt dazu aus, dass man nun auch zahlreichen weiteren Banken den Zugang zur Shanghai Gold Exchange“ ermöglichen will.

Angesichts der Tatsache, dass die Chinesen eine Sparquote von 35% haben, die chinesische Mittelklasse, die frei verfügbares Einkommen besitzt, immer weiter anwächst und der Immobilienmarkt völlig überhitzt ist, scheint es so gut wie sicher, dass die Geldströme in Richtung Gold weiter anhalten werden und vielleicht sogar noch weiter zulegen könnten. In vorgenanntem Bericht heißt es dazu:

 „Das Interesse an Goldsparkonten beispielsweise ist enorm. Seit Dezember 2010 bietet die Industrial and Commercial Bank of China diese Sparform an, mittlerweile sind bereits mehr als 1,5 Millionen solcher Konten eröffnet worden. Das World Gold Council rechnete im Vorjahr noch mit einer Verdopplung der chinesischen Goldnachfrage bis 2020. Nun geht man davon aus, dass die Verdopplung bereits früher erreicht werden könnte.“

 2011 könnte das erste Jahr werden, wo die chinesische Goldnachfrage die von Indien, dem bisher größten Goldimporteur, übersteigt. Für Investoren hat diese Entwicklung unzweifelhaft eine enorme Bedeutung, was auch einer der Gründe ist, warum wir uns weiter auf Gold als zentralen Bestandteil unserer Investmentstrategie konzentrieren.

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