Die US-Notenbank hat durch ihre Marktmanipulationen dafür gesorgt, dass der Aktienmarkt jederzeit in sich zusammenbrechen kann. Und umso mehr Investoren aus den Aktienmärkten fliehen, desto offenkundiger wird die Eigenschaft von Gold, als sicherer Hafen zu agieren

Jim Rickards, King World News, 11.09.2011

Niemals sind die Marktkommentatoren um einen Grund verlegen, warum sich Aktien, Anleihen oder Währungen auf eine bestimmte Art und Weise verhalten haben, das gilt speziell für schwankungsreiche Handelstage. Von der europäischen Schuldenkrise, über die Debatten zur Anhebung der US-Schuldengrenze bis hin zu Naturkatastrophen – immer finden sie ein Phänomen, auf das sich als Grund verweisen lässt, warum die Märkte gestiegen oder gefallen sind. Doch neben diesen Mini-Themen gibt es auch einige Mega-Themen, die über bedeutend mehr Erklärungsgehalt verfügen.

Von Mitte 2010 bis Mitte 2011 dominierte in diesem Zusammenhang das „risikoreiche/risikoarme“-Erklärungsmuster. Die Idee dieses Konzepts besteht darin, dass die Händler sich im Falle eines aufkeimenden US-Wirtschaftswachstums und einer sich abschwächenden EU-Schuldenkrise wieder risikoreicheren Geschäften wie Aktien und Gold zuwenden würden, wohingegen sich im Falle einer Wirtschaftsabschwächung und anhaltender Turbulenzen in Europa das risikoarme Paradigma durchsetzen würde, bei dem die Händler in US-Staatsanleihen und den US-Dollar gehen.

In jüngster Zeit scheinen alle Meldungen schlecht zu sein, während das risikoarme Paradigma dominiert. Hierzu ist jedoch zu sagen, dass Gold dessen ungeachtet Preissteigerungen verzeichnen konnte, da sich die Einstellung gegenüber Gold verändert hat, das nun nicht mehr als riskant, sondern als sicherer Hafen angesehen wird. Gold ist also mittlerweile dort angekommen, wo es eigentlich schon seit langer Zeit hätte sein müssen.

Mittlerweile hat sich ein neues Mega-Thema, nennen wir es „Volatilitäts-Umwandlung“, herausgebildet. Um dieses Konzept zu verstehen, müssen wir uns zunächst einmal den drei wichtigsten Handelsmärkten der Welt zuwenden: Aktien, Anleihen und Währungen – Märkte, die sich seit jeher gegenseitig beeinflusst haben, obwohl diese Interaktion zu manchen Zeiten stärker und zu manchen Zeiten weniger intensiv ausfiel.

Allgemein lässt sich sagen, dass die Währung eines Landes im Wert steigt, wenn die Leitzinsen angehoben werden. Genauso gehen die Aktienpreise bei steigenden Zinsen nach unten, da der Abzinsungssatz bei der Berechnung künftiger Unternehmensgewinne steigt und die aktuellen Werte niedriger sind.

Alle drei Märkte verfügen über bestimmte historische Schwankungsanfälligkeiten, doch können sich diese Volatilitäten auch verändern, wenn der Einfluss einer dieser Märkte auf einen der zwei anderen zunimmt.

Ein Beispiel: Wenn die Aktienpreise stark steigen, dann steigen auch die Zinssätze, da gleichzeitig die Kreditnachfrage zunimmt, was wiederum die Inflation anheizt. Der Anstieg der Aktienpreise kann nun dazu führen, dass die Schwankungsanfälligkeit der Aktien auf die Anleihen übergeht. Dasselbe Phänomen kann auch zwischen Zinssätzen und Währungen auftreten.

Die diesem Konzept zugrunde liegende Auffassung ist, dass es zu jedem Zeitpunkt ein bestimmtes gleichbleibendes Potenzial an Volatilität im System gibt, das vom Umfang des Systems abhängig ist, und sich diese Schwankungsanfälligkeit dann basierend auf dem Kreditzyklus zwischen Aktien, Anleihen und Währungen hin und her bewegt.

So, und jetzt nehmen wir zu dem Ganzen noch die Auswirkungen der Marktmanipulationen der US-Notenbank Federal Reserve hinzu. Die FED hat den Leitzins für kurzfristige Schuldverschreibungen auf fast 0% abgesenkt und versprochen, diesen Zinssatz bis 2013 aufrechtzuerhalten. Darüberhinaus hat die FED mithilfe der ersten und zweiten Runde der quantitativen Lockerung sowie der neuen Operation Twist 2 [Umschichtung kurzlaufender Staatsanleihen auf länger laufende Staatsanleihen] auch auf die Zinssätze der mittleren und längeren Laufzeiten eingedroschen. Im Ergebnis wurde durch diese Maßnahmen Volatilität aus den US-Staatsanleihenmärkten genommen.

Und da die Währungen größtenteils in Anlehnung an die Zinssätze notieren, bedeutet eine reduzierte Schwankungsanfälligkeit bei den Zinsen auch eine reduzierte Schwankungsanfälligkeit bei den Wechselkursraten – außer die Regierung interveniert auf dramatische Art, wie wir es jüngst am Beispiel der Schweiz beobachten konnten.

Wir leben gegenwärtig also in einer Welt, wo die Zins- und Wechselkursschwankungen aufgrund von FED-Manipulationen massiv abgesenkt wurden. Wenn wir jetzt der Auffassung folgen, dass die Volatilität nicht einfach so verschwindet, sie jedoch aus den Zinssätzen und den Währungsmärkten entfernt wurde, kommen wir logischerweise zu dem Ergebnis, dass die gesamte Schwankungsanfälligkeit der Handelsmärkte in Richtung Aktien geht.

Bei einer allzu starken Verteuerung der Aktien konnte man früher beispielsweise davon ausgehen, dass es zu einer Anhebung des Leitzinses kommen würde, um die Entwicklungen an den Aktienmärkten zu beruhigen. Und genauso hätten Zinssenkungen die Situation stabilisiert, wenn es am Aktienmarkt zu Einbrüchen gekommen wäre.

Jetzt, wo die Aktien derart massive Kurskapriolen hinlegen, verfügen wir über einen solchen Zinsmechanismus aber nicht mehr, mit dem die Schocks absorbiert werden könnten, was zur Folge hat, dass die Aktien weit in überkaufte und überverkaufte Bereiche ausschlagen. Das erklärt auch die 200 Punkte starken Kursschwankungen beim Dow Jones Industrial Average, die wir Tag für Tag mitverfolgen konnten. Der Aktienmarkt agiert nun wie ein mit Nitroglyzerin betanktes Rennauto, dem die Bremsen ausgebaut wurden.

Für Investoren ist dies ein weiterer Grund, Aktien zu meiden. Durch den Umstand, dass man den Zinssätzen und den Währungen die Volatilität nahm und diese Schwankungsanfälligkeit auf die Aktien übertrug, sowie weitere destabilisierende Faktoren wie den Hochgeschwindigkeitshandel und die kreditgehebelten börsennotierten Rohstofffonds hat man die Aktien nun von ihren Fundamentaldaten abgekoppelt, was einen extrem instabilen Aktienmarkt zur Folge hat, der wohlmöglich nur noch eine Schneeflocke davon entfernt ist, sich in eine Stoßlawine zu verwandeln.

Kurzfristig gesehen, bedeutet das, dass es auch im Goldmarkt zu Volatilität kommt, da ein 400 Punkte Absturz beim Dow Jones die Händler aufgrund von Nachschusspflichten zu Goldverkäufen zwingt.

Langfristig gesehen, überwiegt am Goldmarkt jedoch die Eigenschaft des gelben Metalls, sicherer Hafen zu sein – eine Eigenschaft, die umso augenscheinlicher werden wird, desto mehr Investoren aus den Aktienmärkten fliehen. Der unaufhaltsame Goldpreisanstieg wird sich weiter beschleunigen, obwohl dies mit einer höheren Volatilität einhergehen wird.

Und solange die FED nicht mit ihren Manipulationen aufhört und zu einem starken und stabilen Dollar zurückkehrt, sind die Rahmenbedingungen, die den Goldpreis auf USD 5.000 pro Unze oder noch höher treiben, immer noch voll intakt.

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