Griechenland ist in einer finanziellen Todesspirale gefangen. Im Falle einer Staatspleite Griechenlands würde die Ansteckung umgehend auf Portugal überspringen und sich in Windeseile bis zum Zentrum der Eurozone durchfressen, was die europäischen Banken reihenweise in die Pleite stürzen würde. Irgendwann kracht´s, und wenn das passiert, werden die Finanzmärkte mit einer Mischung aus Angst und Panik reagieren
Michael Snyder, The Economic Collapse, 12.09.2011
Steht Europa am Rande eines gigantischen Finanzzusammenbruchs? Aktuell gibt es jede Menge Gerüchte darüber, dass Griechenland kurz vor der Pleite steht, während griechische Regierungsvertreter mittlerweile offen einräumen, dass ihnen das Geld ausgeht. Fest steht, dass Griechenland demnächst die Zahlungsunfähigkeit auf seine Schulden erklären muss, sollten weitere Rettungsgelder ausbleiben.
Die deutschen Regierungsvertreter drohen nun damit, die nächsten Rettungstranchen solange zurückzuhalten, bis Griechenland seinen Vereinbarungen nachgekommen ist. Deutschland ist der Auffassung, dass die Griechen jetzt den Preis für ihre massive Verschuldung zu zahlen haben. Und bei den griechischen Politikern wird der Frust immer größer: Umso mehr Austeritätsmaßnahmen implementiert werden, desto stärker fällt der Rückgang beim Wirtschaftswachstum aus.
Unterdessen demonstrieren Horden extrem aufgebrachter griechischer Bürger gewaltsam auf den Straßen. Sollte Deutschland die Pleite Griechenlands zulassen, wird weltweit ein Finanz-Domino nach dem anderen zu Boden gehen. Dies wäre ein deutliches Signal für die Märkte, dass wahrscheinlich auch Portugal, Italien und Spanien in die Pleite entlassen werden. Spätestens zu diesem Zeitpunkt würde dann die Hölle losbrechen.
Aber warum ist Griechenland von so entscheidender Bedeutung? Nun ja, Griechenland ist aus zweierlei Gründen von besonderer Wichtigkeit.
Zunächst einmal gibt es europaweit eine Reihe von Großbanken, die extrem stark in griechische Staatsschulden investiert sind. Und da viele dieser Banken mit einer extrem dünnen Eigenkapitaldecke arbeiten, dürfte es viele von ihnen auslöschen, wenn sie dazu gezwungen wären, ihre Verluste bei den griechischen Staatsanleihen zu realisieren.
Zweitens: Sollte Griechenland die Zahlungsunfähigkeit erklären, dürften auch Portugal, Italien und Spanien nicht mehr gerettet werden. Für diese Länder würde die Kreditaufnahme schlagartig bedeutend teurer, was ihre ohnehin bereits gigantischen Schuldenprobleme zusätzlich noch verschlimmern würde.
Der Untergang Spaniens oder Italiens würde zur Folge haben, dass weltweit zahlreiche Großbanken in den Abgrund stürzen. Paul Krugman schrieb kürzlich in der New York Times bezüglich des Ausmaßes der Probleme, denen sich das globale Weltfinanzsystem gegenwärtig gegenübersieht:
„Die finanziellen Verwerfungen in Europa sind nicht mehr länger ein kleines Problem von peripheren Wirtschaften wie Griechenland. Was hier aktuell im Gange ist, ist ein vollumfänglicher Ansturm auf die viel größeren Wirtschaften wie Italien und Spanien. Die Länder, die bis zum jetzigen Zeitpunkt von der Krise erfasst worden sind, stellen rund ein Drittel des gesamten BIP der Eurozone, was heißt, dass die Europäische Währung als solches in ihrer Existenz bedroht ist.“
Die meisten Amerikaner machen sich bezüglich der finanziellen Situation Europas kaum Gedanken – doch das sollten sie…
Aktuell kämpft die US-Wirtschaft darum, nicht wieder in die Rezession abzurutschen, doch sollte es in Europa zu einer finanziellen Kernschmelze kommen, gibt es keinerlei Möglichkeiten, wie sich die Vereinigten Staaten einem weiteren massiven Wirtschaftsabschwung entziehen könnten.
Wenn Sie glauben, die Dinge stünden schlecht, dann warten Sie erst einmal ab, was noch alles passieren wird. Nach der nächsten großen Finanzkrise dürfte sich das, was wir gegenwärtig miterleben, wie ein Sonntagspicknick anfühlen.
Im Folgenden finden sie 20 Hinweise auf einen unmittelbar bevorstehenden Finanzzusammenbruch in Europa:
1. Die Rendite für zweijährige griechische Staatsanleihen liegt aktuell bei über 60%. Die Rendite für einjährige griechische Staatsanleihen liegt bereits bei über 110%. Im Grunde gehen die Weltfinanzmärkte davon aus, dass der Staatsbankrott Griechenlands so gut wie feststeht.
2. Die europäischen Bankaktien werden auch diese Woche wieder zerfleischt, eine Entwicklung, die wir bereits in den vergangenen Wochen ein ums andere Mal miterleben konnten. Man kann hier ganz klar von einem Trend sprechen. Und genauso wie in 2008 führen die Banktitel auch dieses Mal den Marsch in den finanziellen Untergang an.
3. Die deutsche Regierung bereitet sich gerade darauf vor, ihre Banken im Falle einer Staatspleite Griechenlands zu retten. Angeblich soll die deutsche Regierung ihren Banken und Finanzinstitutionen bereits mitteilen, sich auf einen 50%igen Abschlag, einen „Haircut“, auf griechische Staatsanleihen vorzubereiten.
4. Zigtausende wütende Griechen demonstrieren wieder auf den Straßen des Landes, während die griechische Regierung dabei zögert, die von ihr abverlangten Austeritätsmaßnahmen vollumfänglich einzuführen. Doch sollte Griechenland nicht das tun, was von ihm verlangt wird, gibt es keine weiteren Rettungsgelder aus Deutschland. Der Finanzminister Wolfgang Schäuble erklärte, dass die Situation in Griechenland nun „auf des Messers Schneide“ stünde.
5. Der Widerstand in Deutschland gegenüber den Rettungspaketen für Griechenland wächst zusehends, während die Griechen sich von den Deutschen nur noch herumkommandiert fühlen. Der Finanzjournalist Ambrose Evans-Pritchard beschrieb dies jüngst mit den Worten:
„Der deutsche EU-Kommissar Günther Oettinger sagte, Europa sollte Blauhelme entsenden, um die Kontrolle über die griechische Steuereintreibung zu übernehmen und das Staatsvermögen zu liquidieren. Sie sollten aber besser gut bewaffnet dort hingehen. Die Schlagzeilen der griechischen Presse reichen von ´Bedingungsloser Kapitulation` über ´Terrorisierung von Griechen` bis hin zu ´Viertes Reich`.“
6. Alle sind sich im Klaren darüber, dass Griechenland ohne weitere Rettungspakete kurz vor dem Zusammenbruch steht. John Mauldin schrieb:
„Das ist Mathe für Schulanfänger. Das griechische Schulden/BIP-Verhältnis liegt aktuell bei 140%. Bis Jahresende wird es bei knapp 180% liegen (wenn wir davon ausgehen, dass ihnen irgendwer Geld gibt). Das Haushaltsdefizit liegt bei über 15%. Sie können sich die Zinszahlungen schlichtweg nicht leisten. Die wirklichen Marktzinsen (nicht die von der Eurozone subventionierten) auf kurzfristige griechische Schuldverschreibungen liegen zurzeit bei fast 100%. Ihre langfristigen Schulden sind ohne Eurozonen-Rettungsgelder ganz einfach nicht refinanzierbar.“
7. Die bisher implementierten Austeritätsmaßnahmen haben bereits zu einem massiven Einbruch der griechischen Wirtschaft geführt. Der griechische Finanzminister Evagelos Venizelos gab bekannt, dass die griechische Regierung für 2011 von einem Wirtschaftsrückgang in Höhe von 5,3% ausgeht.
8. Der stellvertretende griechische Finanzminister Filippos Sachinidis erklärte, dass das Geld des griechischen Staates nur noch bis nächsten Monat reichen würde.
9. In den USA, Japan und Europa gibt es Großbanken, die gigantische Mengen an griechischen Staatsschulden halten. Wenn diese Banken dazu gezwungen wären, die Verluste auf griechische Schulden zu realisieren, hätte dies wohlmöglich zur Folge, dass viele dieser extrem überschuldeten Banken in den Abgrund stürzen.
10. Würde Griechenland in die Pleite abrutschen, käme Portugal wahrscheinlich als nächstes an die Reihe. Ambrose Evans-Pritchard schrieb dazu vor kurzem:
„Wenn man Griechenland über die Klinge springen lässt, riskiert man dadurch eine unmittelbare Ansteckung auf Portugal, das noch höhere Gesamtverschuldungsniveaus aufweist und dessen gegenwärtiges Defizit mit 9% des BIP fast genauso hoch ist, während Portugal genausowenig wie Griechenland in der Lage ist, den Austeritätsdiktaten Deutschlands langfristig Folge zu leisten. Von dort aus würde die Kettenreaktion schnell und rabiat bis in das Zentrum der Währungsunion vordringen.“
11. Die Rendite für zweijährige portugiesische Staatsanleihen liegt aktuell bei über 15%. Vor einem Jahr lag die Rendite für dasselbe Papier noch bei rund 4%.
12. Portugal, Irland und Italien haben ein Schulden/BIP-Verhältnis von weit über 100%.
13. Griechenland, Portugal, Irland, Italien und Spanien schulden dem Rest der Welt insgesamt rund EUR 3 Billionen.
14. Die Großbanken der „gesunden“ Eurozonenländer könnten demnächst von den Kreditratingagenturen heruntergestuft werden. Beispielsweise gibt es anhaltende Gerüchte, dass Moody´s in Kürze die Bonitätsnote einiger großer französischer Banken herunterstufen wird.
15. Die meisten europäischen Großbanken sind komplett überschuldet und haben gigantische Mengen an Staatsanleihen in ihren Bilanzen. Bevor Lehman Brothers pleite ging, lag die Fremdkapitalfinanzierung der Bank bei 31:1. Die großen deutschen Banken – die ebenfalls enorme Mengen an europäischen Staatsschulden halten – arbeiten heutzutage mit einem Kredithebel von 32:1.
16. Die Europäische Zentralbank kann nicht ewig alle Schulden der sich in Schwierigkeiten befindenden Länder aufkaufen. Schon heute hält die EZB rund 444 Milliarden an griechischen, italienischen, irischen und spanischen Staatsschulden. Am Freitag trat der Deutsche Jürgen Stark als Mitglied des Direktoriums der EZB zurück, der mit seinem Rücktritt gegen diese komplett rücksichtslosen Anleihekäufe protestierte.
17. Laut der Londoner Denkfabrik Open Europe arbeitet die Europäische Zentralbank mit einer extrem dünnen Eigenkapitaldecke: „Sollten die Vermögenswerte der EZB um gerade einmal 4,23% im Wert sinken…würde dies ihr gesamtes Eigenkapital vernichten.“
18. Im Rahmen des Urteils des deutschen Bundesverfassungsgerichts zur Rechtmäßigkeit der Rettungspakete wurde die Schaffung eines „permanenten“ Rettungsmechanismus für die Eurozone als verfassungswidrig erklärt:
„Es darf kein permanenter Vertragsmechanismus geschaffen werden, der dazu führt, dass man für die Entscheidung anderer Staaten haftet, besonders wenn dieser unkalkulierbare Konsequenzen mit sich bringt.“
19. Der Ökonom Nouriel Roubini warnt nun davor, dass die westliche Welt einen riesigen Finanzzusammenbruch erleben und in eine Depression abrutschen würde, sollte kein „massives Konjunkturpaket“ aufgelegt werden: „Kurzfristig brauchen wir ein massives Konjunkturpaket; ansonsten wird es eine neue Große Depression geben.“
20. Der deutsche Wirtschaftsminister Philipp Rösler erklärte, dass ein „geordneter“ Staatsbankrott Griechenlands nicht vom Tisch sei:
„Um den Euro zu stabilisieren, darf es auch kurzfristig keine Denkverbote mehr geben. Dazu zählt notfalls auch eine geordnete Insolvenz Griechenlands, wenn die dafür notwendigen Instrumente zur Verfügung stehen.“
Griechenland ist in einer finanziellen Todesspirale gefangen. Umso mehr Austeritätsmaßnahmen sie implementieren, desto stärker fällt die Abschwächung der griechischen Wirtschaft aus. Umso stärker die Wirtschaftsabschwächung ausfällt, desto stärker brechen die Steuereinnahmen ein. Und umso stärker die Steuereinnahmen einbrechen, desto schlimmer werden die Schuldenprobleme.
Am Ende könnte Griechenland den Euro verlassen und zur Drachme zurückkehren – doch würde dies ihre wirtschaftlichen Probleme nur noch mehr verschlimmern und auch im Rest der Eurozone jede Menge Schaden anrichten.
Aktuell gibt es eine ganze Reihe europäischer Politiker, die herumposaunen, die „Vereinigten Staaten von Europa“ wären die ultimative Lösung, um all diesen Problemen den Gar auszumachen, doch sprechen sich die Bürger in den Ländern der Eurozone zum gegenwärtigen Zeitpunkt mit überwältigender Mehrheit gegen eine stärkere wirtschaftliche Integration aus. Und hier kommt ja noch hinzu, dass weitere Machtzuwächse auf Seiten der Europäischen Union für die Menschen in Europa einen noch stärkeren nationalen Souveränitätsverlust bedeutend würden. Und das ist auf alle Fälle richtig schlecht.
Wir stecken also im Status Quo fest. Fakt ist aber, dass die aktuelle Situation nicht mehr allzu lange aufrechterhalten werden kann. Deutschland ist es leid, Rettungspakete zu schnüren, und Länder wie Griechenland sind es leid, dass ihnen Austeritätsmaßnahmen aufgezwungen werden.
Irgendwann wird es krachen, und wenn das passiert, werden die Finanzmärkte mit einer Mischung aus Panik und Angst reagieren. Die Kreditmärkte werden komplett austrocknen, da niemand mehr in der Lage sein wird, sagen zu können, wer noch stabil ist und wer kurz vorm Zusammenbruch steht.
Die Dominos werden fallen, einer nach dem anderen, und es wird eine ganze Reihe von großen Finanzinstitutionen mit in den Abgrund reißen. Die weltweiten Regierungen werden sich dann darüber Gedanken machen müssen, wenn sie retten wollen und wen nicht. Es wird ein gigantisches Chaos werden.
Jahrzehntelang sind die Regierungen der westlichen Welt immer wieder gewarnt worden, dass sie sich viel zu stark verschulden. Nun ja, interessiert hat das niemanden, weshalb wir uns jetzt den globalen Finanzalbtraum in Zeitlupe anschauen dürfen. Schnappen Sie sich etwas Popcorn und lehnen Sie sich zurück. Es wird eine richtig große Show werden.