Umso länger beim EU-Staatsschuldendebakel versucht wird, Zeit zu gewinnen, desto schlimmer wird der Zusammenbruch am Ende ausfallen. Bedauerlicherweise sind die den Bankern hörigen Politiker und das Zentralbankwesen nicht fähig, die Probleme anzugehen, und haben sich daher darauf zurückgezogen, die unzähligen Krisenherde mit Geld und Kredit zu bewerfen

Bob Chapman, The International Forecaster, 15.10.2011

Die große Frage ist, ob Griechenland im November in die Staatspleite abrutschen wird. Die Antwort lautet: Höchstwahrscheinlich nicht. Es dürfte noch drei bis sechs Monate dauern, bis das passiert – ganz egal, wie viel Geld man auf die dortigen Probleme noch werfen wird.

Die Märkte reagieren auf kurzfristige Entwicklungen und halten das Ganze mehr oder weniger für reine Glückssache. Sollten keine weiteren Gelder fließen, dürfte es bei griechischen Staatsanleihen zu einem Haircut in Höhe von 60% bis 80% kommen. Tritt der Staatsbankrott erst in drei bis sechs Monaten ein, wird wohlmöglich auf 100% der Schulden die Zahlungsunfähigkeit erklärt.

In Europa sind vieler der Meinung, dass Merkel und Sarkozy einen funktionieren Plan hätten – also wir haben bisher noch keinen gesehen. Und trotz all dieser Entwicklungen erholte sich der Euro diese Woche, vornehmlich aufgrund einer Dollarschwäche, von USD 1,32 auf USD 1,38.

Griechenland hat die von der Europäischen Union, dem Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Zentralbank auferlegten Austeritätsmaßnahmen implementiert, in deren Folge das Haushaltsdefizit des Landes in der ersten Jahreshälfte von USD 17,3 Milliarden auf USD 21,4 Milliarden stieg. Es war klar, dass die Steuereinnahmen einbrechen würden, was die Troika dann auch dazu veranlasste, weitere Einsparmaßnahmen zu fordern, um die Einnahmeverluste auszugleichen.

Das Drama will einfach kein Ende nehmen, und wenn man mit Griechenland fertig ist, wird die griechische Wirtschaft komplett am Boden liegen. Die Arbeitslosigkeit wird steigen und dafür sorgen, dass die Demonstrationen auf den Straßen Griechenlands noch mehr Zulauf erhalten. Die geringeren Steuereinnahmen bedeuten, dass die griechische Regierung weitere Staatsbedienstete entlassen muss.

Die jüngsten nebulösen Ankündigungen wichtiger Akteure rechtfertigen die erheblichen Aktienmarktrallys der letzten Tage jedenfalls nicht. Die Wirtschaftszahlen aus Griechenland sind eine einzige Katastrophe, und die Zahlen aus Großbritannien, den USA und Europa sind auch nur geringfügig besser. Es ist völlig offenkundig, dass wir uns gerade in einem weltweiten Wirtschaftsabschwung befinden.

Sehr beunruhigend ist, dass die US-Notenbank Federal Reserve sowie die anderen Zentralbanken, Regierungen und Finanzkreise überhaupt kein Konzept haben, wie der anhaltenden Finanz- und Wirtschaftskrise Einhalt geboten werden könnte. Das einzige, wozu sie in der Lage sind, ist, dass Problem mit noch mehr Geld zu bewerfen, ein Ansatz, der nicht funktioniert hat und mit dem die Probleme weiter verschleppt wurden. Gelöst wurde dadurch bisher überhaupt nichts.

Die Welt stürzt daher gerade noch tiefer in die inflationäre Depression. Im US-amerikanischen, britischen und europäischen Finanzsektor bettelt praktisch jeder darum, dass noch mehr Geld und Kredit zur Verfügung gestellt werden, was auch unter dem Namen quantitative Lockerung bekannt ist.

Wie Sie wissen, hat die griechische Regierung eine Erhöhung der Grundsteuer verabschiedet, die so hoch ausfiel, dass sie in der Regel überhaupt nicht mehr bezahlt werden kann. Darüberhinaus beabsichtigt sie nun, weitere Regelungen zu schaffen, um diese Erhöhungen rückwirkend bis ins Jahr 2001 geltend machen zu können. Unterdessen halten die täglichen Streiks auf den Straßen Griechenlands weiter an.

In dem Wissen, dass die griechischen Schulden nicht zurückgezahlt werden können, drängen deutsche und französische Ökonomen auf einen 50%igen Haircut, ein Vorschlag, den die Griechen bereits vor anderthalb Jahren auf den Tisch legten. Mittlerweile machen sogar schon Zahlen von einem 60%igen bis 80%igen Haircut die Runde.

Griechenland wird in den Bankrott abrutschen, das ist nur noch eine Frage der Zeit. Ausschlaggebend ist, wie viel Geld die EU-Mitgliedsländer in Griechenland noch versenken wollen. Unseres Erachtens haben die Märkte die griechische Staatspleite bereits eingepreist, was die Märkte jedoch noch nicht eingepreist haben, ist der Umstand, dass es fünf weitere Eurozonenländer gibt, die ebenfalls mit ernsten Schwierigkeiten zu kämpfen haben.

In Irland hat man die Anglo Irish Bank und die Nationwide Building Society gerettet, was die irischen Bürger insgesamt rund USD 70 Milliarden kostet. Das irische Polit-Establishment hat die irische Republik verraten und verkauft.

Die Banken, die sich im Besitz der Alpha Group befinden – welche sich unter anderem aus den britischen und niederländischen Königshäusern und den Rothschilds zusammensetzt – wurden somit vor Verlusten in Höhe von USD 70 Milliarden bewahrt.

Der irische Finanzminister Michael Noonan plant nun die Rettungsgelder des erweiterten Euro-Rettungsschirms einzusetzen, um so an billiges Geld zu kommen und die Ausgabe irischer Staatsanleihen zu vermeiden. Die Finanzierungskosten für irische Staatsschulden sind von enormer Bedeutung, will man Ruhe in die Situation bekommen. Gegenwärtig rentiert die 10-jährige irische Staatsanleihe mit 7,76%.

In 2010 nahmen die irischen Politiker USD 93 Milliarden in die Hand und retteten damit „systemrelevante“ Banken. Als Stützungsmaßnahme gab die irische Regierung Schuldscheine an die Banken aus. Das hatte für die irische Regierung den Vorteil, dass sie kein zusätzliches Geld auftreiben musste, während die Banken die irischen Schuldscheine als Kreditsicherheit bei der irischen Zentralbank hinterlegen konnten. All diese Maßnahmen zielten darauf ab, die Zinsen unten zu halten.

Im nächsten Schritt wird Irland nun versuchen, den Euro-Rettungsschirm EFSF anzuzapfen, um für die Schuldscheine aufzukommen und USD 23 Milliarden zu sparen. EFSF-Gelder bekäme man zu niedrigen Zinsen, darüberhinaus würde die Tilgung erst nach 15 Jahren einsetzen.

Irlands leidvolle Geschichte reicht Jahrhunderte zurück und kann vornehmlich den Briten angelastet werden. Ein Teil unserer Familie, die aus Dublin stammt, wanderte 1882 in die USA aus. In den 80er und 90er Jahren des 20. Jahrhunderts gab es in Irland einen enormen Boom, bei dem viel zu viele Häuser gebaut wurden. Der daraus resultierende Zusammenbruch des Immobilienmarkts ist zurzeit immer noch im Gang.

Im Gegensatz zu den griechischen Banken haben die irischen Banken ihrer Regierung in der Vergangenheit aber nur relativ geringe Geldbeträge geliehen, da der Häuserboom Irlands der Regierung erhebliche Steuereinnahmen bescherte. Teilweise gingen 30% bis 40% der Kosten für den Hausbau an die Regierung.

Soweit wir wissen, befindet sich Irland aktuell ebenfalls in einem Austeritätsprogramm. Man hat die Gehälter und Renten gekürzt, aber nicht um 40% bis 50%, sondern nur um 15%. Ein besonderes Ärgernis für Europa sind die hohen Sozialleistungen, die wir ebenfalls für unverschämt halten. Eine vierköpfige Familie erhält [jährlich über EUR 42.000 Sozialhilfe] – also fürs Nichtstun wohlgemerkt. Die Sozialhilfeempfänger müssen weder Grundsteuern noch Wasserkosten tragen.

Für amerikanische Unternehmen ist Irland ein bevorzugter Standort. Rund 600 US-amerikanische Firmen beschäftigen dort rund 100.000 Mitarbeiter, während andererseits über 200 irische Firmen über 80.000 US-Bürger beschäftigen.

Irland verfügt über eine positive Handelsbilanz, was bedeutet, dass das Land in der Lage ist, zu überleben. Die anderen fünf Eurozonenpleiteländer verfügen hingegen nicht über diesen Vorteil.

Die irische Regierung hätte niemals für die Schulden der Banken einstehen dürfen, da sie die Forderungen unter den gegenwärtigen Umständen überhaupt nicht zurückzahlen kann. Die Iren wurden versklavt und sind dem Bankensystem nun vollständig ausgeliefert.

Die alte Regierung, die zuvor über viele Jahre an der Macht gewesen ist, wurde vom irischen Volk abgewählt und durch eine neue ersetzt, die vorteilhaftere Konditionen aushandeln sollte. Sollte die neue Regierung keine Lösung finden, wird Irland die nächste 25 bis 50 Jahre in Armut versinken. Irland sollte genauso wie die fünf anderen Pleiteländer einfach die Zahlungsunfähigkeit erklären.

Die Schulden hätten nie übernommen werden dürfen – es sind die Schulden der Banken und nicht die des irischen Volks. Das irische Volk ist von der Vorgängerregierung verraten worden. Als sich die irischen Politiker ergaben, wurde ihnen seitens des IWF und der EZB zugesagt, dass jedwede Hilfe, die man Ländern wie Griechenland zukommen lässt, auch Irland zustünde. Das ist der Grund, warum die irischen Politiker der Vereinbarung zur Rettung des Euros zustimmten.

Solange man nicht die Modalitäten der Rettungskredite ändert und weitere riesige Rettungstranchen bereitstellt, wird es unseres Erachtens jedoch auch keine Lösung geben. Die Ansteckung ist so gut wie ausgemacht – sollten keine massiven Rettungsgelder fließen, ist der Euro Geschichte.

Die Kosten für die Rettung der sechs Eurozonenpleiteländer belaufen sich auf USD 4 Billionen bis USD 6 Billionen – eine Zahl, die von den solventen Mitgliedsländern des Euroraums nicht geschultert werden kann. Die Experten leben auch heute noch – zwei Jahre, nachdem wir diese Hochrechnung vorlegten – in einer reinen Fantasiewelt.

Die deutsche Regierung sieht die Sache noch am realistischsten und veranschlagt die Rettungskosten auf USD 3,5 Billionen. Die Expertenschätzungen liegen bei USD 2,8 Billionen, wobei eine Gruppe sogar von Kosten in Höhe von USD 8,3 Billionen ausgeht. Wer weiß, wer hier richtig liegt. Das Entscheidende ist jedenfalls, dass alles, was über USD 1,5 Billionen, garnicht realisierbar ist, was bedeutet, dass der Zusammenbruch der sechs Pleiteländer nicht aufzuhalten ist.

Mittlerweile wird fast wöchentlich die Kreditwürdigkeit von Banken und Regierungen heruntergestuft, was die Situation zusätzlich verschärft. Frankreich steht kurz davor, sein AAA-Rating zu verlieren, weil sie sich gegenüber den Banken allzu verschwenderisch zeigen, während sie zusätzlich noch die Last der Rettung der Pleiteländer zu schultern haben.

Französische und andere Politiker diskutieren darüber, den USD 500 Milliarden schweren EFSF Rettungsschirm mit einem Kredithebel zu versehen, um so Rettungsgelder in Billionenhöhe bereitstellen zu können. In verschiedenen Staaten der Eurozone ist dies aufgrund ihrer Landesverfassungen illegal, was die Politiker normalerweise jedoch nicht von derartigen Unternehmungen abhalten dürfte, da sie, bis auf wenige Ausnahmen, allesamt durch die Banker kontrolliert werden.

Die Politiker können sich nicht sicher sein, ob sie die richtigen Entscheidungen treffen – da sie Elitisten sind, fehlt ihnen jedweder Bezug zu ihrer Wählerschaft. Ihre Befehle erhalten sie stattdessen von den Illuministen.

Umso länger man die Probleme auf die lange Bank schiebt, desto schlimmer wird es am Ende werden. Und selbst die Problemverschleppung funktioniert nicht richtig. Weder sind die Macher in der Lage, einen Schuldenerlass der Pleiteländer zu akzeptieren, noch sind sie fähig, sie zu retten.

Politiker wie Sarkozy oder Merkel fordern eine gemeinsame Lösung, bei der alle 27 EU-Mitgliedsländer eingebunden werden, um sich so vor der eigenen Wählerschaft abzusichern. Eine wirkliche Lösung rückt unterdessen jedoch in immer weitere Ferne, ob sie sich nun darüber im Klaren sind oder nicht.

Der Euro wird das Ganze wahrscheinlich nicht überleben, da die Probleme bereits viel zu stark vorangeschritten sind und die Bürger der solventen Eurozonenländer es leid sind, die Pleiteländer zu retten.

Das hätte vermieden werden können, hätte man die Europäische Union und den Euro nie geschaffen. Es war von Anfang an eine völlig unnatürliche und zum Scheitern verdammte Vereinigung. Das geht alles auf das Konto der Vertreter des Bankenwesens, der Finanzwelt und der Großkonzerne und ihrer verrückten Idee der Schaffung einer Weltregierung – eine Idee, die überhaupt nicht funktionieren kann.

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