Staatsverschuldung ist extrem gefährlich. Politiker sollten dieses Instrument nur als absolute Notfallmaßnahme einsetzen. Heutzutage ist die Verschuldung von Regierungen jedoch zur üblichen Methode verkommen, um sich Wählerstimmen zu kaufen und den allgemeinen Staatsbetrieb aufrechtzuerhalten

Bruce Walker, The New American, 17.06.2011

„Die griechische Schuldensituation wird nicht verschwinden,“ stellt der leitende Analyst der in New York ansässigen Firma 4Cast Limited, Robert Zukowski, fest. Einen Tag zuvor hatte an Wall Street eine eintägige Kursrally stattgefunden, die dem Investmentmarkt wieder etwas Hoffnung zu geben schien.

Aber es ist nicht allein die Schuldensituation Griechenlands, die den Investoren Sorge bereitet, sondern es sind auch die Befürchtungen bezüglich eines „ungeordneten“ Zahlungsausfalls bei griechischen Staatsschulden. Alleine die Kosten für Kreditausfallversicherungen auf griechische Staatsschulden sind bereits um atemberaubende 1.500 Basispunkte in die Höhe geschossen, was sie nun zu den teuersten Versicherungen ihrer Art macht.

Standard & Poor´s senkte das Kreditrating für griechische Anleihen jüngst auf „CCC“, womit das Land nun die niedrigste Bewertung aller 131 erfassten Länder aufweist. Und die Reaktion des griechischen Volks ist ebenfalls nicht besonders ermutigend für die Anleihehalter, da die Proteste das gesamte Land erschüttern. Demonstranten setzen mittlerweile Molotow-Cocktails ein, während die Polizei mit Tränengas versucht, dem Treiben Einhalt zu gebieten.

Die Politiker, die jetzt vor der Entscheidung stehen, (zumindest) die Regierungsausgaben zu kürzen, bocken mit ihrem sozialistischen Parteichef. Der griechische Finanzminister wurde gerade erst gefeuert. Wut und eine gewisse Anspruchshaltung scheinen die Menschen dieses alten Landes anzutreiben.

Es sind weitere Streiks geplant, besonders in den Bereichen kritischer Infrastruktur wie beim Transportwesen. Die griechischen Demonstranten versuchten die Gesetzgeber davon abzuhalten, in ihre Büros zu gelangen. Rufe wie „Verräter“ oder „Diebe“ werden den Politikern hinterhergeschrien, in vielen Fällen genau den Politikern, welche die Demonstranten selbst gewählt hatten.

Die Situation in Griechenland ist für die Beobachter kaum vertrauenserweckend, und die Auswirkungen dieses Vertrauensverlustes sind auch für den Euro von Nachteil. Am Dienstag, dem 14.06. sank der Euro gegenüber dem Schweizer Franken auf ein Allzeittief. Für spanische Staatsanleihen musste eine so hohe Rendite gezahlt werden, wie seit 11 Jahren nicht mehr.

Beide Statistiken offenbaren, dass die griechische Schuldenkrise die gesamte Europäische Union beschädigt. Die Auffassung innerhalb der EU, Griechenland müsse vor einem Staatsbankrott gerettet werden, ist für die Investoren ein deutliches Zeichen.

Und, bieten all diese Schulden und Verwerfungen nun gute Einstiegsmöglichkeiten für amerikanische Investoren? Werden die Kursrückgänge bei griechischen, spanischen, portugiesischen und irischen Staatsschulden und den Firmen, die massiv in diese Schulden investiert sind, nun für Schnäppchenpreise sorgen? Randy Billhardt von MLV & Company mit Sitz in New York merkt dazu an:

„Es gibt jede Menge schlechte Meldungen da draußen, die bereits im Markt eingepreist sind. Die Menschen berücksichtigen das schon. Legt man langfristige Bewertungsmaßstäbe zugrunde, dann gibt es einige Schnäppchen da draußen.“

Ja, das ist nicht von der Hand zu weisen. In Investmentmärkten gibt es immer Schnäppchen, doch sind es immer nur relative Schnäppchen. Es scheint so zu sein, als würden die Gelder gegenwärtig dafür genutzt, Vermögenswerte zu kaufen, die nicht auf Gedeih und Verderb von den Politikern oder den Gewerkschaften abhängig sind.

Und die Ökonomen warnen in zunehmendem Maße, dass eine griechische Staatspleite eine Kettenreaktion zur Folge haben wird. Beispielsweise erklärte Jonathan Loynes, der Chefökonom Europa von Capital Economic:

„Es ist schwierig, die finanziellen Risiken und die makroökonomischen Risiken von einander zu trennen. Beide hängen eindeutig miteinander zusammen. Sollte es bezüglich irgendeiner Art von griechischer Zahlungsunfähigkeit zu bedeutenden systemischen finanziellen Verwerfungen kommen, dann würde das meiner Meinung nach sehr wohl auch bedeutende makroökonomische Folgen haben.“

Aktuell besitzen französische und deutsche Banken 55% aller von Europa gehaltenen griechischen Staatsanleihen. Die Ratingagenturen gehen davon aus, dass die Banken bei diesen Anleihen Verluste in Höhe von 50% überleben würden, obschon die Anteilseigner der Banken mit Sicherheit Verluste einfahren würden.

Die griechischen Banken halten jedoch ein atemberaubendes Drittel aller griechischen Staatsanleihen. Sie könnte es völlig auslöschen, sollte es zu einem Staatsbankrott oder auch nur zu einer teilweisen Zahlungsunfähigkeit kommen. Diese Tatsache ist für die griechischen Banken im Hinblick auf ihre Aktienkurse nicht gerade besonders förderlich.

Was die Probleme noch zusätzlich verschärft, ist der Umstand, dass die Unternehmen in Griechenland relativ unprofitabel sind, was auf die regierungsseitig geschaffenen Betriebskosten zurückzuführen ist.

Und, könnte eine aus den griechischen Finanzproblemen resultierende Kettenreaktion auch Amerika treffen? Natürlich dürften auch amerikanische Investoren und Firmen, die in griechische oder europäische Staatsanleihen und Unternehmensanteile investiert sind, davon in Mitleidenschaft gezogen werden, und kein vernünftiger Mensch sollte sich einen Staatsbankrott Griechenlands herbeiwünschen. Dennoch: Durch irgendwelche internationalen Finanzhilfen werden die der Situation zugrunde liegenden Probleme jedoch nicht gelöst.

Fakt ist, dass die Pensionen zu hoch sind, besonders bei den Angestellten im öffentlichen Dienst. Die Politiker nutzen die Steuergelder, um sich Wählerstimmen zu kaufen. Fiskalischer Konservatismus wurde zugunsten von „Investments“ (also Ausgaben) und einer unrealistischen Kreditaufnahme aufgegeben.

Und nun, wo die Rechnung für all das zu zahlen ist, kommt es beim griechischen Volk zu immer größeren Ressentiments gegenüber ihren Politikern, die nun auf Austeritätsmaßnahmen drängen, oder auch gegenüber den Deutschen, die mit ihrem Geld umsichtiger umgehen.

Die Lektion dürfte klar sein: Staatsverschuldung ist extrem gefährlich, was auch der Grund dafür ist, warum die USA in ihren Anfangsjahren meistens darum bemüht waren, die Staatsverschuldung niedrig zu halten. So hatte die US-Regierung innerhalb der ersten 3 Jahrzehnte nach Inkrafttreten der US-Verfassung tatsächlich fast alle Schulden wieder zurückgezahlt.

Die Kreditaufnahme sollte eine absolute Notfallmaßnahme darstellen, und nicht ein alltägliches System zur Finanzierung des Betriebs. Wenn das die Lektion ist, dann besteht für Amerika vielleicht folgende Gefahr: Ein globalistischer Präsident, der die nationale Sicherheit der USA bereits durch Libyen bedroht sieht, könnte vielleicht auch zu der Auffassung gelangen, dass unsere wirtschaftliche Sicherheit durch einen Zusammenbruch Griechenlands (oder Portugals, Irlands und Spaniens) in Gefahr ist.

Es gab einmal eine Zeit, wo die Amerikaner aus den Torheiten anderer Länder gelernt haben. Anhänger der Verfassung hoffen, dass dies bei der Mehrheit der Bürger auch heute noch der Fall ist.

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