Plan B Economics, 09.02.2012

In einer Aktion, die sich eigentlich nur als Komödie beschreiben lässt, folgte das jüngste Strategietreffen der US-Notenbank Federal Reserve direkt auf die jüngste Rede des US-Präsidenten zur Lage der Nation.

Den einen Tag malte der US-Präsident ein rosiges Bild von einem Land, das wiedererstarkt und sich in einer Erholung befindet, und am nächsten Tag setzte sich die Fed mit der bitteren wirtschaftlichen Realität auseinander, nur um sich dann zu dem beispiellosen Versprechen hinreißen zu lassen, die Zinssätze mindestens für zwei weitere Jahre nahe null zu halten! Gold sprang nach dieser Meldung umgehend auf die Marke von USD 1.710 pro Unze.

Innerhalb der vergangenen sechs Monate waren erhebliche Goldpreisschwankungen zu verzeichnen, und viele Investoren verloren dabei die langfristigen Fundamentaldaten, die für das Geldmetall sprechen, völlig aus dem Blick: Die westliche Welt versinkt in Schulden, und für die Regierungen ist es zurzeit am einfachsten, diese Krise mit Geldrucken und niedrigen Zinssätzen anzugehen.

Als ich mich vor ein paar Jahren das erste Mal mit dem Zahlenwerk beschäftigte, das die unvermeidliche globale Schuldenfalle veranschaulicht, begann ich, in Gold zu investieren. Ja, ich wurde zu einem Goldbullen – und das obwohl ich damals noch garnicht vollständig erfasst hatte, warum sich der Goldpreis überhaupt so verhält, wie er es tut. Ich gelangte zu den klassischen Schlussfolgerungen, dass Gold ein Schutz vor lustlosen Aktienmärkten und finanziellen Spannungen und Krisen darstellt

Und obwohl diese Auffassungen manchmal sogar zutreffend sind, muss man in Wirklichkeit aber noch tiefer in die Materie einsteigen, um die maßgeblichen Triebkräfte der Goldpreisentwicklung zu verstehen, da es sich bei dem Verhältnis zwischen Gold und den Aktienmarktpreisen und finanziellem Stress lediglich um indirekte Nebenwirkungen handelt.

Fakt ist, dass der Goldpreis entgegen dieser klassischen Auffassungen auch während steigender Aktienmärkte in die Höhe schießen kann. Und genauso ist es möglich, dass das gelbe Metall in Zeiten finanzieller Spannungen im Preis fällt. Aber was ist dann eigentlich der wirkliche Goldpreistreiber? Es ist der Wert des Fiatgeldes.

Schauen wir kurz auf die bedeutendsten säkularen Trends der vergangenen zehn Jahre:

Trend 1: Der Aktienbullenmarkt von Januar 2003 bis Dezember 2007

  • Der weit gefasste US-amerikanische Aktienindex S&P 500 legte um 69% zu.
  • Gold verteuerte sich um 153%.
  • Der US-Dollar-Index verlor 25% seines Werts.

Trend 2: Der Aktienbärenmarkt von Januar 2008 bis März 2009

  • Der S&P 500 verlor 52% an Wert.
  • Gold verteuerte sich um 9% (auf dem Höhepunkt der Finanzkrise lag Gold mit 16% im Minus).
  • Der US-Dollar-Index legte um 18% zu.

Trend 3: der Aktienbullenmarkt von März 2009 bis April 2011

  • Der S&P legte um 86% zu.
  • Gold verteuerte sich um 66%.
  • Der US-Dollar Index verlor 18%

Wie man anhand dieser Trends sieht, tendiert Gold immer dann zu einer besonders vorteilhaften Kursentwicklung, wenn der US-Dollar an Wert verliert. Gold ist im Grunde eine Hartwährung, was zur Folge hat, dass es als Geldmetall den Wert der anderen Währungen widerspiegelt.

Und genau dieselbe Politik des leichten Geldes, die dafür sorgt, dass der US-Dollar an Wert verliert, ist es auch, die den Goldpreis in die Höhe schraubt und dem Aktienmarkt positive Impulse verleiht.
Aus technischer Perspektive hat die Inflation die realen Zinssätze mittlerweile so stark abgesenkt, dass sie jetzt negativ sind, was die Investoren aus den Dollar in andere Vermögenswerte treibt. Viele Investoren haben das mittlerweile begriffen.

Richtig verwirrend wird es erst, wenn wir es mit einer Finanzkrise zu tun haben. Wie wir bei Trend 2 sehen können, legte Gold gerade einmal um 9% zu, während der S&P 500 52% an Wert verlor. Auf dem Höhepunkt der Krise, dem Zusammenbruch von Lehman Brothers, lag Gold sogar mit 16% im Minus.

Und auch bei diesem Beispiel ist der maßgebliche den Goldpreis bestimmende Faktor wieder einmal der Wert des US-Dollars gewesen, der im Verlauf dieser Finanzkrise um 18% zulegen konnte. Zu jener Zeit wurden die USA als der sicherste Ort im globalen Wirtschaftgetto wahrgenommen. Als die Krise richtig losging, stürmten die Investoren in die vermeintliche Sicherheit des US-Dollars und der US-Staatsanleihen.

Gold spiegelt diese Dollarstärke durch seine Preisrückgänge wider, und es ist in diesem Zusammenhang äußerst aufschlussreich, dass der Goldpreiseinbruch in Euro und kanadischen Dollars bedeutend schwächer ausfiel.

Die Rolle des US-Dollars als sicherer Hafen wird aber nicht auf immer und ewig Bestand haben. Fakt ist, dass der US-Dollar von 1900 bis 2010 rund 95% seiner Kaufkraft eingebüßt hat. Und da gerade eine USD 120 Billionen schwere Welle aus nichtfinanzierten Verbindlichkeiten auf das US-Finanzministerium zurollt, könnte eine aggressive Schuldenmonetisierung am Ende sogar zu einer hyperinflationären Spirale führen.

Natürlich können die Rückgänge beim Goldpreis in Zeiten finanzieller Spannungen für Goldinvestoren äußerst lästig und beunruhigend sein, doch sollte man sich hier stets Eines vor Augen halten: Umso größer das Finanzchaos, desto größer fällt auch die geldpolitische Reaktion der Zentralbanken, also das Gelddrucken aus.

Wie aus der oben stehenden Grafik hervorgeht, hat die Krisenreaktion der Federal Reserve im November 2008 dafür gesorgt, dass Gold nach seinem Krisentief in allen Währungen massiv in die Höhe geschossen ist. Investoren sollten in Zeiten finanzieller Spannungen also besser davon ausgehen, dass es seitens der Zentralbanken aller Vorausschau nach zu weiteren Zusagen wie dem Nullzinsversprechen der Fed kommen wird, was den Goldpreis letztlich wieder in die Höhe treibt.

Solange dieser Goldbullenmarkt anhält, stellt jeder durch vorübergehende Wertanstiege des US-Dollars verursachte Preisrückgang bei Gold eine potenzielle Kaufgelegenheit dar. Beispielsweise liegt Gold aktuell bereits wieder 10% über seinem jüngsten durch die finanziellen Spannungen in Europa verursachten Kurstief.

Die realen Zinssätze werden auf absehbare Zeit negativ bleiben, da die US-Wirtschaft mit einer enormen Schuldenlast zu kämpfen hat. Solange sich die Fundamentaldaten nicht ändern, wird meines Erachtens auch der langfristige Goldbullenmarkt intakt bleiben.

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