Warren Buffetts Feldzug gegen Gold: Aber was ist eigentlich mit Silber?
Der Investmentfonds des legendären Value-Investors Warren Buffett hielt vor sechs Jahren noch weit über ein Drittel der weltweiten Silberproduktion. Nachdem der Fonds das Silber für rund USD 7,50 pro Unze verkaufte, versiebenfachte sich der Preis des Metalls und schoss sukzessive bis auf USD 50 pro Unze. Kein Wunder also, dass der Finanz-Guru auf Edelmetalle eindrischt – und zwar vornehmlich auf Gold, während er es vorzieht, Silber bei seinen Hasspredigten garnicht zu erwähnen
Eric McWhinnie, Wall St. Cheat Sheet, 10.02.2012
„Gold wird aus dem Boden geholt, dann eingeschmolzen, dann gräbt man ein neues Loch, um es darin wieder zu vergraben, und bezahlt Leute, die herumstehen, um es zu bewachen. Es hat keinen Nutzen. Jeder, der das Ganze vom Mars aus mitverfolgen würde, würde sich nur an den Kopf fassen.“ – Warren Buffett
In einem kürzlich von Fortune Magazine veröffentlichten Artikel gewährte Warren Buffett einen ersten Einblick auf seinen neuesten Rundbrief an die Anteilseigner seines Fonds Berkshire Hathaway. Buffett nutzte diese Gelegenheit wieder einmal dazu, jeden daran zu erinnern, dass es sich bei ihm um einen echten Goldhasser handelt. Er wies darauf hin, dass Gold kaum über industrielen Nutzen verfügt, und klassifizierte das Edelmetall als einen Vermögenswert, der „für immer leblos und langweilig sein wird.“
Nun ja, insgesamt haben wir aber zwei Edelmetalle, die dank ihrer monetären Eigenschaften als sichere Häfen erachtet werden. Manchmal nennt man das Zweite auch den kleinen Bruder von Gold, und es hat sich gezeigt, dass Silber ebenso wie Gold Schutz vor Instabilitäten und Fiatwährungen bietet. Überdies ist Silber ein Industriemetall, das weit davon entfernt ist, als leblos oder langweilig zu gelten.
Buffett verwendet aber auch noch eine weitere Analogie und erklärt, dass die weltweiten Goldbestände (im Umfang von 170.000 metrischen Tonnen) nichts weiter als ein nutzloser Würfel seien, der mit einer Seitenlänge von 20 Metern bequem in ein Baseball-Innenfeld passen würde. Bei einem Preis von USD 1.750 pro Unze beliefe sich der Wert dieses Goldwürfels auf USD auf USD 9,6 Billionen.
Im Anschluss daran bittet er seine Leser, sich einen weiteren Berg mit dem gleichen Wert vorzustellen, und erklärt, man könnte sich davon alle US-amerikanischen Ackerflächen und 16 Mal den Konzern Exxon Mobil kaufen und würde danach immer noch über USD 1 Billion übrig haben, die man nach Gutdünken investieren könnte. Buffett fragt sich in diesem Zusammenhang, ob die Investoren das Gold oder Letzteres vorziehen würden, wenn sie USD 9,6 Billionen besäßen.
Und obwohl Buffetts Ausführungen teilweise ja noch nachvollziehbar sind, vermeidet er es auch dieses Mal wieder, Silber zu erwähnen. Vielleicht ist Buffett immer noch stinksauer, wenn er an seine früheren Geschäfte mit dem Metall mit der höchsten elektrischen Leitfähigkeit nachdenkt.
Ab 1997 kaufte der legendäre Value-Investor Warren Buffett angeblich gigantische 130 Millionen Unzen Silber zu einem Preis von USD 4,50 bis USD 6,00 pro Unze auf. Laut Silver Monthly hatte Buffetts Investmentfonds Berkshire Hathaway von 1997 bis 2006 über 37% der weltweit bekannten Silberversorgung aufgekauft. Auf dem jährlichen Treffen der Anteilseigner in 2006 antwortete Buffett auf die Frage, wie es bezüglich der Silberinvestments des Fonds aussehe:
„Wir hatten einmal eine ganze Menge Silber, das haben wir jetzt aber nicht mehr, und mit unseren früheren Beständen haben wir keine bedeutenden Gewinne eingefahren … Ich hab zu früh gekauft und zu früh verkauft. Das mit dem Silber war mein Fehler.“
Also obwohl Silber heute im Bereich von USD 30 pro Unze gehandelt wird, hat Buffett seine Silberposition bei rund USD 7,50 pro Unze aufgelöst. Es gibt jede Menge Spekulationen darüber, warum Buffett das Silber verkauft hat – aber die Fundamentaldaten, warum man Silber halten sollte, haben sich unterdessen nicht geändert. Fakt ist, dass die Gründe, warum man Silber halten sollte, in Wirklichkeit immer vielfältiger werden.
Genauso wie Gold bietet Silber den Investoren die Möglichkeit, echtes Geld zu halten. Und im Gegensatz zum US-Dollar und anderen Fiatwährungen kann Silber nicht mithilfe quantitativer Lockerungsmaßnahmen oder anderer inflationärer Strategien entwertet werden. Buffett weist in dem Fortune-Artikel sogar noch selbst darauf hin, dass der „Dollar seit 1965 um atemberaubende 86% eingebrochen ist … man braucht heute bereits USD 7, um sich das zu kaufen, was damals USD 1 kostete.“
Nun ja, selbst wenn die Edelmetall-Kritiker übergehen, dass es sich bei Silber um ein Geldmetall handelt, verfügt das weiße Metall immer noch über zahlreiche industrielle Verwendungsmöglichkeiten. Silber besitzt einzigartige Stärken. Seine Geschmeidig- und Formbarkeit, sein Reflexionsvermögen, seine Wärmeleitfähigkeit wie auch seine elektrische Leitfähigkeit machen es weltweit zu einem extrem nützlichen Metall.
Silber kommt praktisch überall zum Einsatz, das reicht von Autos bis hin zu Techniken der erneuerbaren Energie. Fast alle elektrischen Gerätschaften enthalten Silber. Laut dem Silver Institute werden jährlich über 36 Millionen Unzen Silber in Autos verbaut. Selbst die einfachsten Funktionen, wie den Motor zu starten, das Fenster zu öffnen oder den Sitz einzustellen, werden alle über Knöpfe erledigt, die eine Silbermembran enthalten.
Und auch bei den erneuerbaren Energien wird Silber benötigt. In 90% aller aus kristallinem Silikon bestehenden Solarzellen – dem weitverbreitetsten Typ von Photovoltaik-Anlagen – kommt eine sogenannte Silberpaste zum Einsatz. Es wird davon ausgegangen, dass bis 2015 alleine im Rahmen der Solaranlagenherstellung jährlich über 100 Millionen Unzen Silber benötigt werden.
Buffett, der bekannt dafür ist, in alle möglichen Bereiche zu investieren, und sich jüngst auch der Solarbranche zuwandte, sollte den Anwendungsmöglichkeiten von Silber eigentlich offen gegenüberstehen.
Silber verfügt auch über eine ganze Reihe medizinischer Anwendungsmöglichkeiten. So wird das Metall bei medizinischen Gerätschaften als Antiseptikum und Desinfektionsmittel eingesetzt. Ärzte nutzen Verbandsmaterialien, die Silbersulfadiazine oder Silber-Nanopartikel enthalten, um Infektionen zu behandeln, da Silber die Bakterien äußerer Verletzungen in Schach hält.
Ja selbst bei Atemschläuchen, Kathetern, Röntgengeräten und schweißbekämpfenden Socken kommt Silber zum Einsatz. Forscher der University of Leeds veröffentlichten kürzlich Untersuchungsergebnisse, die darauf hindeuten, dass Silberderivate bei der Bekämpfung bestimmter Krebszellen genauso wirksam sind, wie das in diesem Bereich führende Arzneimittel Cisplatin, nur das Silber dabei weniger Nebenwirkungen aufweist.
Anstatt den Investoren immer weitere farbenfrohe Analogien aufzutischen, warum es sich bei Gold um ein lebloses und nutzloses Metall handelt, sollte Buffett vielleicht besser auf die zahlreichen Vorteile verweisen, die Silber dem Alltag der Menschen beschert.
Laut dem Silver Institute ist der jährliche industrielle Silberverbrauch von 2001 bis 2010 von 350 Millionen Unzen auf fast 500 Millionen Unzen angestiegen – und das ohne den weggebrochenen Silberverbrauch in der Fotoindustrie. Mit der Weiterentwicklung der Technik werden für Silber höchstwahrscheinlich sogar noch weitere Anwendungsmöglichkeiten hinzukommen.
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