Zurzeit findet eine gigantische Vermögensvernichtung, ein sogenannter „Neustart“ statt, der zur Folge hat, dass Papierwerte immer stärker an Wert verlieren und handfeste, reale Vermögenswerte an Wert zulegen. Diese Entwicklung geht mit massiven Marktmanipulationen einher, um die Anleger und Sparer aus ihren werthaltigen Positionen zu drängen. Speziell Edelmetallinvestoren sind in einem derart chaotischen Umfeld dazu angehalten, die Ruhe zu bewahren

The Gold Report, 10.02.2012
Die Finanz- und Investmentexpertin Catherine Austin Fitts im Gespräch mit The Gold Report

The Gold Report: Laut Ihrer Internetseite, haben Sie es sich zur Aufgabe gemacht, den Investoren “weitreichende Informationen” zur Verfügung zu stellen, die im gegenwärtigen Umfeld nötig sind, um Erfolg zu haben. Was sind aus Ihrer Warte heraus die bedeutendsten zwei oder drei Themen, die Investoren mehrheitlich nicht verstehen, da sie nicht über diese tiefgreifenden Informationen verfügen, welche sie aber bräuchten, um erfolgreiche Investmententscheidungen zu treffen?

Catherine Austin Fitts: Unser Ziel ist es, unseren Lesern, Abonnenten und Kunden zu helfen, ein Familienvermögen aufzubauen. Wir sind der Auffassung, dass der Erfolg einer Familie sehr stark von dem Erfolg einer gesunden Gemeinschaft, einem gesunden Umfeld abhängt. Mit anderen Worten: Es ist für Menschen sehr schwierig, Vermögen aufzubauen, wenn alle um sie herum auf eine Art Geld verdienen, welche die Wirtschaft als Ganzes vernichtet. Wir konzentrieren uns also auf Familienvermögen und das Wohlergehen der größeren Gemeinschaft.

Mein grundlegendes Paradigma nennt sich „ökonomische Kriegsführung“. Ich glaube, dass es eine Gruppe von Menschen gibt, die absichtsvoll versuchen, die Wirtschaft zu zentralisieren, und zwar auf eine Art, die eine Vermögensvernichtung zur Folge hat. Im Ergebnis wird dann buchstäblich jeder einzelne Haushalt in jedem einzelnen Land abgezogen und ausgebeutet.

Mein Interesse besteht nun darin, den Menschen dabei zu helfen, dieses Spiel der ökonomischen Kriegsführung zu erkennen, sich dieser Ausbeutung gewahr zu werden – ob es nun um ihre Gesundheit, ihre Zeit oder ihrer Finanzvermögenswerte geht – und Maßnahmen zu ergreifen, um sich davor zu schützen.

Ich arbeite zum Beispiel sehr viel mit Edelmetallen, da ich im Hinblick auf die Entwertung der Vermögenswerte der Menschen sehr besorgt bin. Ich nenne es einen „schwelenden Prozess“, bei dem unsere Einkommen im Allgemeinen zurückgehen, unsere Ausgaben aber steigen.

Wir können gerade mitverfolgen, wie die Geldmenge aufgebläht wird, und während diese Inflation stattfindet, steigen unsere Ausgaben, während unsere Einkommen und unsere Vermögenswerte bei dieser Entwicklung nicht mithalten können. Daher konzentrieren sich meine Empfehlungen auch sehr stark auf Maßnahmen, die Menschen im Rahmen dieser wirtschaftlichen Kriegsführung ergreifen müssen, um sich vor der Entwertung ihrer Vermögenswerte, ihrer Zeit und anderer Ressourcen zu schützen.

TGR: Wie können sie diese Entwertung verhindern?

CAF: Will man Vermögenswerte schützen, kommen andere Aspekte zum Tragen als beim Faktor Zeit. Beispielsweise ist es extrem wichtig, dass jeder in der Familie Dinge erlernt, die dazu führen, dass entweder die Ausgaben sinken oder man neue Möglichkeiten hinzugewinnt, nachhaltig Einkommen zu generieren.

Zurzeit lässt sich in der Wirtschaft das Entstehen einer atemberaubenden Kluft feststellen, wo wir auf der einen Seite Unternehmen haben, die im Rahmen eines kreativen Vernichtungsprozesses ausgelöscht werden, während es auf der anderen Seite Unternehmen gibt, die Zukunft haben.

Eines der schlimmsten Dinge, die man beobachten kann, ist die unglaublich hohe Zahl junger Menschen – also unsere Kinder und Enkelkinder – die an den Hochschulen und im höheren Bildungssystem ein Vermögen ausgeben, obwohl sie dort überhaupt nicht auf die Zukunft vorbereitet werden. Sie studieren Dinge, die vor 20 Jahren nützlich waren, aber bei den automatisierten und hochentwickelten Fertigungsprozessen von heute überhaupt nicht mehr benötigt werden.

Sein Geld und seine Zeit in Institutionen zu stecken, welche die Menschen für Gestern trainieren anstatt für die Zukunft, ist ein sehr schlechtes Investment. Das ist ein Beispiel, wie wir versuchen, das Kapital der Menschen – in diesem Fall das intellektuelle Kapital – vor Entwertung zu schützen.

Was den Faktor Zeit anbelangt, so bemühen wir uns stets intensiv darum, den Leuten begreiflich zu machen, das es nichts Wichtigeres gibt, als die Qualität und die Integrität der Leute, mit denen man Geschäfte macht. So frage ich die Leute ständig, warum sie ausgerechnet die größte Bank nutzen, obwohl diese fortwährend in Finanzbetrügereien verwickelt ist. Ich erkläre Ihnen, dass sie sich lieber eine wirklich gute lokale Bank oder Genossenschaftsbank suchen sollten, der sie trauen können.

Der Grund dafür ist einfach: Während wir diesen Entwertungsprozess durchmachen, werden immer mehr Menschen feststellen, dass sie ihre Zeit mit allen möglichen Betrügereien, aufgeblähten Rechnungen und Qualitätsproblemen bei den Dienstleistungen verschwenden, da sie es mit Organisationen zu tun haben, die nicht vertrauenswürdig sind.

Und bezüglich der Vermögenswerte sollten sich die Investoren – anstatt sich Branchen und Regionen mit einer alternden Bevölkerung zuzuwenden, in denen es überhaupt keine bedeutenden Trends gibt – lieber auf die Branchen und Teile der Welt konzentrieren, die Wachstum verzeichnen und bei denen die demographische Entwicklung für Rückenwind sorgt.

Ich versuche, die Leute dabei zu unterstützen, die wichtigsten Trends zu identifizieren, und ihnen Hilfestellungen zu geben, wie man in diesen Bereichen so investiert, dass man sich gleichzeitig auch noch vor den schmutzigen Tricks der Insider schützt.

Zum Beispiel will ich niemals sehen, dass einer meiner Klienten sein Geld an einem Ort hält. Fakt ist, dass wir uns stets dagegen aussprechen, über 50% der Gelder des Kunden an einem Ort zu halten. Geographie und Diversifikation sind Schwerpunkte von mir. Für mich bedeutet Diversifikation, dass man nicht das gesamte Geld bei einem Broker hält. Das Gegenteil ist Diversifikation.

TGR: Könnten Sie bitte auf die wichtigsten Trends eingehen, auf die sich Investoren konzentrieren sollten?

CAF: Der erste entscheidende Trend ist die Verschiebung von Papiervermögenswerten in Richtung handfester Vermögenswerte. Wenn wir in der Geschichte zurückblicken, dann sehen wir, dass es immer wieder Zyklen gab, wo Papiervermögenswerte gegenüber handfesten Vermögenswerten im Wert stiegen und umgekehrt, handfeste Vermögenswerte wieder an Wert zulegten.

Ich war bei Dillon Read, einer auf die Finanzierung der Energiebranche spezialisierten Wall Street Investmentbank, tätig, und wir haben regelmäßig ermittelt, wie viel es kosten würde, ein Barrel Öl aus dem Boden zu holen, um diesen Preis dann den Kosten gegenüberzustellen, die anfallen würden, wenn wir es uns einfach an der New Yorker Börse kaufen. Zwischen dem Besitz der realen Sache und dem entsprechenden Wertpapier hat es, historisch gesehen, immer eine Art Arbitrage gegeben.

Und was haben wir die vergangenen 20 Jahre getan? Wir haben eine unglaubliche Menge an Papier, Währung, Staatsanleihen und Finanzinstrumenten aller Art gedruckt und obendrauf noch einen Haufen Finanzderivate gepackt. Wir werden einen Neustart sehen, bei dem es zu einer Neugewichtung des Werts realer, handfester Güter und des Werts von Finanzpapieren kommen wird, weil die Wertpapiere extrem aufgebläht und überbewertet sind. Das Ganze wird wieder zurückgesetzt werden und einen Neustart erfahren.

TGR: Was ist ein weiterer Trend, den Sie im Auge behalten?

CAF: Ich konzentriere mich sehr stark auf Technologie. Während es zu diesem Neustart zwischen Papierwerten und handfesten Werten kommt, werden wir zur selben Zeit immer mehr Menschen auf den Planeten haben, die auf eine feststehende und beschränkte Ressourcenversorgung angewiesen sind. Es besteht hier also ein Sachzwang, Technologie einzusetzen, die uns dabei hilft, mit weniger mehr zu erreichen.

Im Technologiebereich wurden weltweit enorme Investments getätigt, und wir werden ja gerade auch Zeugen einer Explosion bei der digitalen Technologie, der Telekommunikationstechnologie und dem Übergang vom PC zum Smartphone, wo Milliarden Menschen auf bisher beispiellose Art ins Internet gehen und miteinander kommunizieren.

Auch beobachten wir die sehr spannenden neuen Entwicklungen im Bereich fortschrittlicher Fertigungstechnologie in anderen bedeutenden Technologiesegmenten. Das wird die Preisfindung im Rahmen des Ausgleichs zwischen Papiergeld und handfesten Vermögenswerten maßgeblich beeinflussen.

TGR: So wie Sie diesen Neustart der Märkte beschreiben, hört sich das eher so an, als würden wir es mit einer Deflation als mit Inflation zu tun bekommen.

CAF: Ich nenne es einen schwelenden Prozess, weil einige Dinge im Preis steigen, während es bei anderen Dingen zur Deflation kommt. Obzwar wir die Geldmenge erhöhen, sehen wir keine Hyperinflation, da Arbeit zur selben Zeit entwertet wird. Das machen wir nun bereits seit 20 Jahren – speziell seit der Gründung der Welthandelsorganisation, wodurch die historische Beziehung zwischen Kapital und Arbeit auf eine sehr hässliche Art und Weise komplett restrukturiert wurde. Das ist ein Bestandteil der Vermögensvernichtung, die mit der aktuell stattfindenden Zentralisierung einhergeht.

TGR: Wie lange braucht solch ein Neustart?

CAF: Das ist eine politische Frage. In einer freien Marktwirtschaft braucht solch ein Neustart überhaupt nicht lange, in einer politischen Wirtschaft, kann es aber zu einem verwalteten Prozess werden. Es ist erstaunlich, wie viel davon bereits stattgefunden hat, ohne dass es sonderlich traumatisch wurde.

Nehmen wir folgendes Beispiel: Wenn man Anfang 2003 USD 10.000 in fünfjährige Anleihen mit einer Rendite von 5% investiert und sich sein Geld am Ende dieser fünf Jahre auszahlen lassen hätte, lägen die Zinsgewinne bei knapp USD 2.000. Hätte man das Geld stattdessen aber in Edelmetalle investiert und sein Geld nach fünf Jahren wieder abgezogen, wären es nach Steuern rund USD 18.000 gewesen.

Oder nehmen wir eine Sache, die in einem gewöhnlichen Haushalt tagtäglich benötigt wird, und rechnen einfach in Benzin. Mit den ursprünglichen USD 10.000 hätte man sich 6.897 Gallonen Benzin kaufen können. Hätte man die USD 10.000 später wieder aus dem Anleihemarkt abgezogen, hätte man sich dafür nur noch die Hälfte des Benzins (3.215 Gallonen) kaufen können – schlicht weil die Kaufkraft des Geldes während dieses Fünfjahreszeitraums um 50% entwertet wurde.

Hätte man die USD 10.000 stattdessen aber in Edelmetalle investiert und diese am Ende wieder in Dollars getauscht, wäre man damit nach Steuern immer noch in der Lage gewesen, 6.524 Gallonen Benzin zu kaufen. Man hätte zwar keinen Gewinn gemacht, aber die Kaufkraft wurde geschützt.

Das sind enorme Verschiebungen, und hier geht es ja nicht nur um Benzin. Was passiert eigentlich, wenn wir uns alle branchenübergreifenden Kaufkraftverluste anschauen? Ich habe auf Basis des Dollars des Jahres 1998 errechnet, dass eine gewöhnliche Familie in San Francisco zwischen 2003 und 2008 rund USD 250.000 an Kaufkraft verloren hat. Wenn man das hochrechnet, hat eine Gemeinde mit 100.000 Menschen also USD 3,3 Milliarden an Kaufkraft verloren. Bei einer Gemeinde von 200.000 Menschen sind es USD 7 Milliarden.

TGR: In früheren Interviews sprachen Sie auch über Investmentbereiche und Branchen, die einen sogenannten „positiven Gesamtertrag“ ausweisen – die also nicht nur profitable Investments, sondern überdies auch für das Gesamtsystem von Vorteil sind. Könnten Sie kurz etwas zu diesem Konzept des positiven Gesamtertrags sagen?

CAF: Im Laufe der Jahre habe ich festgestellt, dass, wenn eine Unternehmung Dinge tut, die schädlich sind – ob nun für die Menschen, die Umwelt oder eine Vielzahl anderer Dinge – dadurch auch für die Wirtschaft insgesamt ein negativer Gesamtertrag geschaffen wird. Und es ist keineswegs überraschend, dass diese Firmen im Laufe der Zeit zu realen Risiken werden und auf sehr ernste politische Hindernisse stoßen.

Diese Rückschläge holen den Investor letztlich ein. Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, wo jeder Enron-Aktien kaufte. Meine Auffassung war, dass zunächst einmal überhaupt niemand begreift, was die Firma eigentlich macht, und sie darüber hinaus aus einem Haufen Mistkerlen besteht. Warum sollte überhaupt irgendjemand in Enron investieren? Und es hat sich ja dann auch rasch herausgestellt, dass Enron für die Wirtschaft wie auch den einzelnen Investor in der Tat ein negativer Gesamtertrag war. Enron ist das perfekte Beispiel.

TGR: Wie kann man derartige Szenarios vermeiden?

CAF: Ich konzentriere mich sehr stark darauf, Unternehmen zu identifizieren, die Produkte und Dienstleistungen mit Mehrwert schaffen. Das kann ein Telefonunternehmen sein, eine Bildungseinrichtung, was auch immer, das Tagesgeschäft der Unternehmen halt. Egal in welchem Bereich, ich will sicher gehen, dass jede Firma oder jede Aktivität, in die wir investieren, einem bedeutenden wirtschaftlichen Zweck dient und dazu führt, dass der Kuchen für alle größer wird.

Das stärkt auch den wirtschaftlichen Wert der Welt. Ja und das muss garnicht so dramatisch ausfallen. Ich schau mir also den wirtschaftlichen Gesamtertrag an und nutze dies als Navigationshilfsmittel.

Im Grunde besteht meine Philosophie darin, mir den wirtschaftlichen Gesamtertrag eines Unternehmens anzuschauen, was mir dann dabei hilft, Firmen zu identifizieren, die für Investoren langfristig wirklich in der Lage sind, eine richtig gute Performance abzuliefern. Es gibt in der Tat richtig gute Firmen, die im Laufe der Zeit enorme Werte schaffen. Sie schaffen eine Art von Vermögen, was ihnen wiederum die Kraft gibt, den Investoren Vermögen zu schaffen.

Neben der Tatsache, dass es ein Navigationshilfsmittel ist, dient es natürlich auch den Interessen der Investoren, da es sich im Laufe der Zeit auch als ein Mittel herausgestellt hat, um bestimmte Risiken zu vermeiden.

Im Jahre 2000 haben wir begonnen, mit Edelmetallen zu arbeiten, und auf diese Möglichkeit bin ich auch nur gestoßen, weil wir uns den wirtschaftlichen Gesamtertrag angesehen haben. Mithilfe von Analysen kam ich zu dem Schluss, dass wir einen sehr dramatischen Wechsel von Papier hin zu handfesten Vermögenswerten sehen würden. Ich stieß dann auf Gold und Silber als Mittel, wie die Menschen ihre Vermögenswerte überretten können und während dieses Prozesses auch noch gut dastehen.

TGR: Zu diesem Zeitpunkt erachteten die meisten Menschen Gold als ein absurdes und dümmliches Investment. Was sahen Sie im Jahre 2000, was Sie zu dieser Schlussfolgerung veranlasste?

CAF: Die Regierung druckte Geld und Staatsschuldentitel und gab sich Versprechungen und ungewissen Verbindlichkeiten hin, als gäbe es kein Morgen mehr. Die Verfassung, die Gesetzte und alle Arten von Regeln legen fest, wie die Regierung mit dem Geld umzugehen hat – aber genau daran hat sie sich nicht gehalten.

Ich war Teil einer Gruppe von Leuten, die unter der Bush-Administration dafür sorgten, dass ein Gesetzes verabschiedet wurde, das die Bundesregierung dazu zwang, unabhängig geprüfte Finanzberichte zu erstellen. Dieser Prozess nahm im Jahre 1995 seinen Anfang, als die Regierung begann, sich nicht mehr an die Regeln zu halten. Im Jahre 1998 fing sie dann an, riesige Geldbeträge zu melden, die einfach verschwunden waren. Zwischen den Fiskaljahren 1998 und 2001 wurden mehr als USD 4 Billionen „undokumentierte Anpassungen“ gemeldet.

Heute, wo bereits Rettungen in Höhe von über USD 12 Billionen erfolgt sind, hören sich USD 4 Billionen nicht mehr so bedeutend an. Aber wenn man sich einmal die Menge an Geld und Sicherheiten vergegenwärtigt, welche die US-Regierung damals druckte, und all das Geld, das einfach verschwand, und all die illegalen Aktivitäten – also da brauchte es nicht viel, um zu der Erkenntnis zu gelangen, dass sie das ganze Geld abziehen, bevor die Karre über die Klippe rauscht.

TGR: Wer sind „sie“, was sind das für Leute, und wo gingen die Gelder hin?

CAF: Nun ja, das ist die große Frage. Es handelt sich hierbei ja nicht um Geldbeträge, mit denen lediglich einige wenige Leute reich gemacht werden. Es geht hier um bedeutend mehr Geld, als benötigt wird, um einem Haufen reicher Leute Nummernkonten und Ferraris zu bescheren. Das sind Geldsummen, mit denen die Haushalte für Privatarmeen und Raumfahrtprogramme ausgestattet werden. Wir sprechen hier über schwarze Kassen.

TGR: Imperien entstehen und brechen in sich zusammen, das war über Jahrhunderte hinweg die gesellschaftliche Norm. Was Sie hier sagen, hört sich aber eher nach einem jahrzehntelangen Plan von Organisationen an, als nach einem sich entwickelnden gesellschaftlichen, historischen Prozess.

CAF: Seit der Ermordung von Kennedy hat eine bemerkenswert ausdauernde Gruppe von Leuten fortwährend alles in ihrer Macht stehende getan, um die politische und wirtschaftliche Kontrolle in ein paar wenige sehr starke Hände zu zentralisieren. All die Ereignisse sind Teil dieses Prozesses. In den 80er Jahren sprach George H. W. Bush in diesem Zusammenhang von der Umverteilung des Vermögens in „straffere Hände“.

Ich schrieb ein Online-Buch mit dem Titel „Dillon Read und die Aristokratie der Aktienprofite“, um den Menschen dabei zu helfen, zu begreifen, was sich in Washington während der 90er Jahre abspielte, da die meisten intelligenten und gebildeten Leute Probleme dabei haben, zu erfassen, dass die Blasenbildung am Häuser- und Schuldenmarkt wie auch die Goldpreisdrückung – zwei essentielle Säulen der Politik des starken Dollars – mit voller Absicht durchgeführt wurden.

Es ist außerordentlich wichtig zu begreifen, dass hier ein absichtsvoller Plan dahintersteckt. Nun ist es nicht so, dass es sich dabei um einen Plan handelt, der auf eine einzelne Seite passt, aber es ist auch nicht so, dass er sich organisch entwickelt hat.

Man sollte sich hier nichts vormachen: Die Zentralisierung der Wirtschaft ist eine konzertierte und geplante Aktion, die mit Regierungsgeldern und Regierungskrediten finanziert wird. Das ist einer der Gründe, warum wir zurzeit so viele Nöte zu durchleiden haben, weil dieser Prozess für die Menschen und die Finanzvermögen unglaublich destruktiv ist.

TGR: Wenn es sich also um einen absichtsvollen Plan einer kleinen Gruppe von Leuten handelt, wie kann dann eine gebildetere Bevölkerung eine Veränderung bei den Machtverhältnissen erreichen?

CAF: Und das ist genau die richtige Frage. Da komme ich auch wieder zurück auf meinen Fokus auf das Familienvermögen. In dem von mir beschriebenen Prozess wird das Vermögen der Familien vernichtet. Mein Ziel ist es also, den Menschen dabei zu helfen, die Politik so weit nachvollziehen zu können, dass sie in der Lage sind, sich abzuwenden und ungeachtet der Geschehnisse Familienvermögen aufzubauen.

Umso mehr Menschen sich abwenden und es nicht zulassen, abgezogen und ausgebeutet zu werden, desto dynamischer fallen die Veränderungen in eine positivere Richtung aus. Die Zentralisierung des Vermögens ist nicht das Kernproblem; das Problem ist, dass wir das Vermögen gerade reduzieren, obwohl wir es eigentlich vermehren müssten.

Am Ende geht es schlicht darum, wie die Investoren diese Frage beantworten: „Nutze ich meine Zeit, meine Aufmerksamkeit und meine Vermögenswerte, um damit Dinge zu tun, mit denen für meine Gesellschaft, meine Gemeinde und mich Vermögen geschaffen wird? Oder tue ich Dinge, die meiner Gemeinde und Gesellschaft abträglich sind?“

Wenn wir alle Geld mit Dingen verdienen, die abträglich sind und uns gegenseitig runterziehen, ja wie lange wird es dann dauern, bis niemand mehr Geld verdient?

TGR: In einem Artikel, der die Rückkehr zum Goldstandard zum Gegenstand hat, schrieben sie darüber, wie wichtig es sei, bei Währungssystemen, die staatlicher Regulierung unterliegen, höchste Vorsicht walten zu lassen. Könnten Sie hierzu etwas sagen?

CAF: Da kommen wir wieder darauf zurück, die Welt durch das Prisma der ökonomischen Kriegsführung zu betrachten. Wenn ich eine großartige politische Führung hätte und einen tollen Prozess, wie ein Land oder Planet regiert wird – was nicht nur im besten Interesse aller Betroffenen wäre, sondern wo es überdies auch noch den Konsens der Regierten gäbe – ja, da könnte ich alle möglichen unterschiedlichen Währungssysteme nutzen. Einige wären dann besser als andere.

Unser jetziges Problem ist aber kein Problem des Währungssystems, sondern ein Problem der politischen Führung. Und anstatt dieses Problem anzugehen, zeigen wir lieber auf das Währungs- oder das Schuldensystem. Wir schauen auf das „Was“ und nicht auf das „Wen“. Es ist ein Märchen für Erwachsene, zu glauben, dass das Problem das Währungssystem ist und wir es dadurch lösen, indem wir daran herumfrickeln.

Jede Veränderung des Währungssystems oder des Finanzsystems kann für politische Ziele eingesetzt werden. Aus diesem Grund müssen wir uns zunächst einmal über die politische Führung und darüber, wie die Dinge wirklich gesteuert werden, absolut im Klaren sein. Und genau in diesem Kontext ist darüber sprechen, wie wir die Finanzmodelle umgestalten wollen, auch unsere Währungssysteme. Tun wir dies nicht in diesem Kontext, wird am Ende etwas unvorstellbar Entsetzliches dabei herauskommen …

TGR: Könnten Sie kurz anreißen, wo [Privat-]Investoren im Hinblick auf Rohstoffinvestments in die Falle laufen?

CAF: Das Erste ist zunächst einmal, ihre Angst vor den Kursschwankungen. Wenn wir uns die Aktienmärkte anschauen, sehen wir eine beispiellose Volatilität. Ich nenne hier immer das Beispiel von „Rambo 3“, wo Sylvester Stallone bei einem afghanischen Spiel namens Buzkashi mitmacht. Haben Sie das Spiel schon mal gesehen?

TGR: Nein.

CAF: Omar Sharif spielt im Film „Die Steppenreiter“ ebenfalls Buzkashi. Buzkashi ist der Vorläufer von Polo. Zwei Teams treten mit Pferden gegeneinander an. Sie spielen mit einem toten Lamm, und das Ziel besteht darin, den Körper des Lamms an sich zu reißen und damit um den Torpfosten der gegnerischen Mannschaft zu reiten. Die Reiter haben Peitschen, und die Regeln sind, dass es keine Regeln gibt. Wenn es einem Reiter gelingt, den Kadaver zu greifen, wird er von den gegnerischen Mitspielern solange ausgepeitscht, bis er ihn wieder fallen lässt. Und bei Rohstoffinvestments ist es heutzutage nichts anderes.

TGR: So scheußlich sich das auch anhören mag, ich bin mir aber nicht sicher, ob ich die Parallele verstanden habe.

CAF: Also, Sie positionieren sich in Gold oder Silber, und das nächste was passiert, ist, dass irgendjemand den Preis nach unten treibt und versucht, Sie zu davon überzeugen, dass der Bullenmarkt vorbei ist, und zwar endgültig. Man versucht, Sie dazu zu bewegen, Ihr Gold billig zu verkaufen.

Das konnten wir auch vergangenen April beobachten, als ein paar Leute versuchten, den Silbermarkt in die Höhe zu treiben. Es gibt eine ganze Reihe institutioneller Gründe, warum man mit Silber Geld machen kann – sie legten also einfach einen börsennotierten Fonds auf und trieben ihn nach oben. Und wenn der Höhepunkt erreicht ist, wird abverkauft.

Es ist also völlig egal, ob sie den Markt nach oben treiben oder nach unten peitschen – die Leute versuchen Sie davon zu überzeugen, dass sie zu Höchstpreisen einsteigen und zum Tiefstpreis verkaufen. Diese Leute nutzen extrem leistungsfähige Technogien und psychologische Techniken, um die Leute dazu zu bewegen, auf diese Machenschaften hereinzufallen.

Es ist also relativ einfach, Investoren durch kurzfristige Kursschwünge an der Nase herumzuführen oder ihnen derart Angst einzujagen, dass sie sich dazu entschließen, sich zurückzuziehen und das Geld lieber auf ein Bankkonto zu schaffen oder in US-Staatsanleihen zu investieren.

Die Volatilität ist also allgegenwärtig, und mit dieser Volatilität kommen gleichzeitig auch alle möglichen Arten von Tricks und Machenschaften ins Spiel, mit denen diese Kursschwünge im Markt zusätzlich verstärkt werden. Das ist ein Umfeld, wo es sehr wichtig ist, eine gute Vorstellung davon zu haben, wo man eigentlich hin will – dass man begreift, was Werte eigentlich sind, und sich nicht von kurzfristigen Kurschwankungen oder irgendwelchem Gerede aus dem Markt treiben lässt.

Ich erwähnte eingangs ja bereits das Beispiel der Edelmetallentwicklung der Jahre 2003 bis 2008. Obwohl der langfristige Haupttrend während dieses Zeitraums stabil war, gab es dennoch zahlreiche kurzfristige Abwärtsschwünge, wo Gold zwischen 20% und 30% und Silber um 50% einbrach. Wenn die Investoren in der Lage sind, einen kühlen Kopf zu bewahren, sich an Primärtrends zu halten, und Preisrückgänge als Kaufgelegenheit zu erachten, können sie eine großartige Performance erzielen.

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