Die US-Notenbank treibt ein gefährliches Spiel, da ein Währungs-Crash gewöhnlich plötzlich eintritt, und es sich dabei nicht um einen graduellen, sondern von Panik getriebenen Prozess handelt. Doch die Zentralbank an sich hat Methode: Sie ist das Werkzeug machthungriger Globalisten, um die Wirtschaft zu kontrollieren und Profite zu machen, wie auch der Sozialisten, die damit ihren Wohlfahrtsstaat finanzieren. Die Rechnung tragen die Steuerzahler, die mithilfe der Inflation um die Früchte ihrer Arbeit gebracht werden
Chris Waltzek, Goldseek-Radio, 14.02.2012
Der US-Abgeordnete Ron Paul im Gespräch mit Goldseek-Radio
Chris Waltzek: Fangen wir an mit ihren erfolgreichen Bemühungen, die US-Notenbank Federal Reserve einer Überprüfung zu unterziehen. Diese Bestimmung passierte 2010 im Rahmen von neuen Finanzregulierungen den US-Kongress. Sie überzeugten den Kongress davon, die Notkredite der Fed auf Interessenkonflikte zu überprüfen. Darüber hinaus muss die Fed jetzt auch die Banken nennen, welche die Gelder erhalten haben. Bitte sagen Sie uns mehr dazu.
Dr. Ron Paul: Ja das war natürlich ein kleiner Erfolg. Wir sind in der Lage gewesen, die Aufmerksamkeit des amerikanischen Volks und des Kongresses darauf zu lenken, dass es wichtig ist zu wissen, was die Fed eigentlich macht. Sie haben, wie Sie wissen, ja zig Billionen Dollars an ihre besten Freunde verteilt.
Und obwohl dieses Gesetz im Abgeordnetenhaus verabschiedet wurde …, ist es dann bei der Abstimmung zwischen den beiden Kongresshäusern wieder vom Tisch gewischt worden. Der Senat wollte es nicht, und der Präsident wollte es auch nicht und hätte das Gesetz auch nicht unterzeichnet. Nichtsdestotrotz war es eine großartige Sache, weil die Leute auf einmal landesweit damit begannen zu begreifen, dass die Federal Reserve sehr stark in die Wirtschaftszyklen, den Zusammenbruch und die Rettungen von Lobbygruppen involviert ist.
Und es zeitigte auch andere positive Effekte. Einer davon war, dass es ein paar Gerichtsprozesse gab und wir in der Lage waren, an Material zu gelangen. Ich glaube, dass haben wir deshalb geschafft, weil es einigen Druck gab. Sie halten jetzt diese Pressekonferenzen ab und machen all die anderen Sachen. Sie zollen dem Ganzen jetzt also wenigstens Aufmerksamkeit, aber wir haben immer noch einen langen Weg vor uns.
Wir sollten die Fed – und während meines Präsidentschaftswahlkampfs spreche ich auch viel darüber – einer eingehenden Überprüfung unterziehen. Und ich glaube, dass, wenn sich das amerikanische Volk erst einmal genau darüber im Klaren ist, was die Fed treibt, sich die Menschen uns wahrscheinlich auch anschließen werden und sagen: „Ja warum brauchen wir sie dann überhaupt, wenn es das ist, was sie tun?“
Es ist also ein sehr wichtiges Thema und ich freue mich, dass jetzt erstmals soviel darüber diskutiert wird. Die Fed ist 100 Jahre alt, und es ist jetzt an der Zeit, dass wir ihr viel mehr Aufmerksamkeit schenken.
CW: Die Wähler stellen gerade fest, dass diese Kreatur von Jekyll Island, also die Fed, im Grunde ein Mechanismus ist, der dem Wohlergehen der gigantischen Geschäftsbanken wie auch einiger ausländischer Zentralbanken dient. Und diese Kreatur wurde, wie Sie bereits erwähnten, im Jahre 1913 geboren. Sie hat also bald ihren 100. Geburtstag. Wird ihr Nachruf lauten: „Verstorben in 2013“?
RP: Nein, die Fed wird es noch eine ganze Weile geben. Ich bin der Meinung, dass sie immer in der Lage gewesen sind, die Dinge ein wenig länger aufrechtzuerhalten, als wir glauben. Aber eins ist auch klar: Man kann sich dessen nicht sicher sein, da die Endphase einer Währung eher dazu neigt, plötzlich einzusetzen. Genauso gut kann man aber auch weiter vor sich hinschusseln, wie wir es bisher getan haben.
Wenn wir uns den Dollar von 1913 anschauen, dann ist er bis heute dramatisch im Wert eingebrochen. Ab 1971 ist er dann nochmals um 85% im Wert gefallen. Dieser Verfall ist aber eher ein kontinuierlicher und fortwährender Prozess. Wenn es aber zu einer Panik kommt, wenn die Menschen das Vertrauen verlieren, dann bricht alles in sich zusammen, und das ist das Besorgniserregende dabei.
Aktuell gibt es jede Menge Leute, in deren Interesse es ist, den Dollar weiter am Leben zu halten. Und sie können, solange es noch Vertrauen in den Dollar gibt, auch damit weitermachen, den Rest der Welt zu retten. Was ich damit sagen will, ist, dass Bernanke keine Probleme damit hat, die europäischen Banken, den Euro und die Schulden, die mit all den Ländern der Eurozone in Zusammenhang stehen, zu retten.
Der Markt ist zwar mächtiger, nichtsdestotrotz bin ich der Auffassung, dass sie auch künftig weiter in der Lage sein werden, den Markt an der Nase herumzuführen und etwas an Vertrauen hinüberzuretten, weil, gelingt ihnen dies nicht, wäre es eine einzige Katastrophe.
Ich denke, dass wir hier gerade etwas Einzigartigem gegenüberstehen – einem Problem, das es in der Welt so bisher noch nicht gegeben hat, da die Welt heute so globalisiert und Dollar-orientiert ist und es all die anderen Fiatwährungen gibt. Es gibt heutzutage keinerlei Beschränkungen mehr und das Einzige, was sie gerade tun, ist auszuarbeiten, wer am Ende auf den Schulden sitzen bleibt. Die Schulden werden also einfach nur hin und hergeschoben.
Und das ist es auch, worum es bei der Krise der Jahre 2008 und 2009 ging. In den Vereinigten Staaten ging es nur darum, wer die Schulden halten würde – und es sieht ja ganz so aus, als würden die Steuerzahler auf den Schulden sitzen bleiben, während diejenigen, die Gewinne einfahren, wenn diese Blasen geschaffen werden, auch genau jene sind, die die Rettungsgelder erhalten. Das ist tragisch, aber das amerikanische Volk wird dieser Tatsache ja gerade gewahr.
CW: Die rechte Hand dieser Kreatur, der Fed-Vorsitzende Bernanke, hat sich gegen ihren Gesetzentwurf ausgesprochen und sich dabei auf die Notwendigkeit der Fed berufen, die Leitzinsen festsetzen zu müssen. Mit anderen Worten: Sie haben sich Sorgen darüber gemacht, dass sie die Macht über die Zinssätze verlieren. Bitte erklären Sie uns, warum das so ist.
RP: Nun ja, sie verachten die Freiheit. Sie verachten die freien Märkte, weil sie die Kontrolle wollen. Sie wollen von der Inflation profitieren, da sie es sind, die das Geld als erstes in den Händen halten, während es das Volk als letztes in die Finger bekommt, das dann mit dem Problem steigender Preise zu kämpfen hat.
Und sie haben sich so aufgestellt, dass sie davon profitieren, dass sie der Kreditgeber der letzten Instanz sind. Wie Sie wissen, springt die Zentralbank ein, um die Banken zu stützen. Ferner bin ich der Meinung, dass sie es aus philosophischer Sicht als unmöglich erachten, die Welt mithilfe eines Rohstoff-Standards zu steuern.
Einige stehen einfach nur wegen ihres Machtwillens hinter der Fed. Andere wiederum, weil es eine Möglichkeit ist, eine überbordende Regierung zu finanzieren. Man kann damit alle möglichen Dinge bezahlen. Kriege werden gewöhnlich über Inflation finanziert, und der Wohlfahrtsstaat wird ebenfalls mithilfe der Geldmengeninflation finanziert. Es ist also ein Vehikel.
Wir haben es hier also mit einem Gemisch von Leuten zu tun, die dieses System stützen, um damit Geld zu machen. Einige tun es der Macht wegen. Einige tun es aus philosophischen Gründen heraus, da ihnen über so viele Jahre hinweg beigebracht worden ist, dass Gold überhaupt keinen Sinn macht. Doch für uns, die Rohstoff-Geld verstehen, macht Papier keinen Sinn. Das ist es, was wirklich stattfindet.
Aber aktuell sind wir nicht in der Verantwortung, in Wirklichkeit ist der Markt am Zug, und meine Befürchtung ist, dass wir vielleicht nicht zur Stelle sein werden, um den Scherbenhaufen wieder aufzulesen und bei der Schaffung einer neuen Währung mitzuhelfen.
Die Internationalisten sind sich zurzeit natürlich im Klaren darüber, dass es nicht funktionieren wird. Sie sprechen ja bereits über eine neue Währung, doch wollen sie diese unter dem Internationalen Währungsfonds, der Weltbank und den Vereinten Nationen installieren, damit diese Organisationen dann die Verantwortung tragen, anstatt dass der Markt innerhalb eines souveränen Landes dafür verantwortlich zeichnet. Es gibt also einen Riesenunterschied, was die zwei Lösungsansätze anbelangt.
CW: Wo wir gerade von der Bedeutung von Gold sprechen – selbst einer der Mitbewerber um die republikanische Nominierung, der frühere Sprecher des US-Abgeordnetenhauses Newt Gingrich, hat sich bereits öffentlich für Ihre Gesetzgebung ausgesprochen und erklärt, dass Sie hier völlig richtig liegen. Gingrich forderte die Schaffung einer Gold-Kommission. Kommt er damit nicht ein paar Jahrzehnte zu spät, wenn man das mit Ihren Bemühungen vergleicht? Was ist Ihre Auffassung hierzu?
RP: Wir wissen natürlich nicht, was sie [die republikanischen Präsidentschaftsanwärter]wirklich denken, aber vielleicht ist es ja tatsächlich zu einem Sinneswandel gekommen. Mit Sicherheit habe ich von ihnen kaum Unterstützung erhalten, als sie mich hätten unterstützen können. Aber ganz egal, was Gingrich auch dazu bewogen haben mag, ich kann nur sagen, dass die Politik hier immer von außerordentlicher Bedeutung ist.
Was ich damit sagen will, ist, dass selbst wenn er meine Auffassung in diesem Punkt unterstützt, er dies öffentlich nicht einräumen würde, wenn er davon ausgehen müsste, dass es nachteilige Folgen hätte. Die Tatsache, dass Gingrich das jetzt sagt, ist ein Beweis dafür, dass er zu der Auffassung gelangt ist, dass es mittlerweile genügend Menschen in den USA gibt, die an stabilem Geld interessiert sind. Ich würde daher sagen, dass dies schlicht eine Reaktion auf die Leute ist, die an freie Märkte und stabiles Geld glauben – und diese Menschen erzielen gegenwärtig bedeutende Fortschritte.
CW: Auf dem jüngsten Treffen des Offenmarktausschusses erklärte der Fed-Vorsitzende, dass sie die Zinssätze für zwei weitere Jahre bei null halten wollen. Einige Fed-Gouverneure stimmten sogar für drei Jahre. Das ist ein beispielloser Vorgang. Die Ökonomen behaupten, diese Geldpolitik würde funktionieren. Die offizielle US-Arbeitslosenrate sank vergangene Woche auf 8,3%. Injiziert die Fed hier einer zum Untergang verurteilten Wirtschaft einfach nur Adrenalin oder sehen wir zurzeit tatsächlich ein sich verbesserndes Wirtschaftsumfeld?
RP: Ich glaube, als er diese Ankündigung gemacht hat, war das sehr negativ für den Dollar und sehr positiv für Gold. Man kann hier also wohl kaum von einer Lösung sprechen. Dann erzählt Bernanke auch ständig … dass die Inflation kein Problem sei, über das man sich Sorgen machen müsste. Ich glaube, dass er sich im Klaren darüber ist, dass die Preise stärker steigen als 2% im Jahr. Aber selbst wenn die jährliche Preisinflation bei 2% läge, ist es immer noch so, dass Ihnen gerade irgendjemand 2% Ihres Geldes stiehlt. Das ist genausowenig in Ordnung.
In Wirklichkeit ist es aber noch viel Schlimmer. Was sie sich aus Sicht der Österreichischen Wirtschaftsschule nicht eingestehen wollen, ist, dass es in Wirklichkeit eine entsetzlich hohe Inflation gibt, wenn man sie anhand der Ausdehnung der Geldmenge ermittelt. Und sie steigt weiter. Seit Beginn der Krise haben sie die Geldmenge verdoppelt und verdreifacht, je nachdem, auf welche Statistik man gerade schaut. Das ist die Inflation. Das ist die Verzerrung.
Ein weiteres Ergebnis dieser Inflation ist, dass es zu Preissteigerungen kommen wird, und diese werden auch ungleichmäßig ausfallen, da die Gehälter nicht mithalten werden. Und es ist diese Verzerrung – die durch das Herumfingern an den Zinssätzen und den Ersparnissen überhaupt erst ins Leben gerufen wird – mit der die Fed die Sparer entmutigt, was zur Folge hat, dass der Kredit durch die Fed verteilt wird, anstatt dass sich diese Kreditvergabe an den Markt aus Ersparnissen speist.
Es gibt auch noch viele andere Dinge. Die Preisanstiege sind eine Sache, die aus der Fed-Politik resultierenden Fehlallokationen eine andere. Die exzessiven Schulden sind eine weitere Geschichte. Und wie der Kredit verteilt wird, das erfolgt nach politischer anstatt nach wirtschaftlicher Maßgabe. Die Inflation ist also das Problem, und Inflation definiere ich streng als das Ergebnis von Leuten, die die Geld- und Kreditmenge künstlich aus dem Nichts aufblähen.
CW: Es ist größtenteils Ihren Bemühungen im Hinblick auf die Überprüfung der Goldbestände im Federal Reserve System zu verdanken, dass die amerikanische Öffentlichkeit auf dieses Thema zunehmend aufmerksam wird. Glauben Sie, dass an den Gerüchten, die Fed hätte einen Großteil unserer nationalen Goldbestände im Rahmen von Leasing-Verträgen und EZB-Swaps transferiert, etwas dran ist?
RP: Zumindest würde ich nicht dagegen wetten, aber ich habe immer noch ein wenig Hoffnung, dass dem nicht so ist, auch wenn die Hoffnung im Laufe der Jahre abgenommen hat. Ich kann einfach nicht glauben, dass die Menschen so schlecht sind. Das ist wie, wenn ich über den Zweiten Weltkrieg nachdenke, als ich begann, das Buch „Der Revisionist“ zu lesen, wo es darum ging, ob sie wohlmöglich schon davon gewusst haben, bevor es überhaupt stattfand. Ist das die Art, wie man ein Land vereint? So etwas kann ich kaum glauben.
Daher ist es fast ein wenig zu viel für mich zu sagen: „Ja klar, sie haben all unser Gold weggegeben.“ Aber ich kann es auch nicht beweisen. Ich weiß es nicht. Ich hätte gerne eine Überprüfung, aber ich wäre auch nicht völlig schockiert herauszufinden, dass tatsächlich eine Vielzahl an Machenschaften stattgefunden hat. Das ist einer der Gründe, warum nicht nur die US-Notenbank, sondern mit Sicherheit auch das Gold einer Überprüfung unterzogen werden sollte.
Mein Ansatz ist also zweigeteilt. Man kann das Gold im Rahmen eines Fed-Audits gleich mit überprüfen, da sie es die Fed noch in ihrer Bilanz ausweist. Gleichzeitig habe ich aber auch noch einen separaten Gesetzentwurf, bei dem die Goldreserven einer externen Überprüfung unterzogen würden, und ich glaube, dass sich kein vernünftiger Bürger dagegen aussprechen würde.
CW: Der venezolanische Präsident Hugo Chavez teilt Ihre Einschätzung bezüglich der Rückführung des Goldes. Er hat, wie Sie wissen, erst vor kurzem all das Gold seines Landes in die Heimat zurückgebracht. Wenn wir mal unterstellen würden, dass die US-Goldbestände verleast oder im Rahmen von Swap-Geschäften weggegeben wurden, würden sie den US-Kongress dazu anhalten, es Chavez gleichzutun.
RP: Wir sollten mit Sicherheit in diese Richtung hinarbeiten, was ja auch der Fall ist. Also wenn er, eine Person wie Chavez, unabhängiger wird, dann wird er gleichzeitig auch zu unserem Feind, weil er darauf hinweist, dass es sich beim Dollar nicht um ein unantastbares Heiligtum handelt. Aber was ist mit dem Irak? Der Irak versuchte sich ebenfalls vom Dollar zu befreien, genauso wie es die Iraner taten. Man macht sich also zum Ziel.
Der Schaden wurde durch eine Unmenge blödsinniger Präsidialexekutiven verursacht, und alles, was wir tun könnten, wäre, diese Direktiven wieder aufzuheben. Trotzdem müsste man immer noch das tun, was wir gerade machen, nämlich versuchen, den Konsens und das Interesse der Menschen zu gewinnen, denn wenn die Menschen darüber überhaupt nicht Bescheid wissen und sich nicht darum scheren oder dagegen aussprechen, kann man hier in Wirklichkeit nichts erreichen. Wissen die Bürger aber erst einmal, wo die Probleme liegen, ja, dann ließe sich dies mithilfe der Präsidialexekutiven in der Tat erreichen; es ließe sich über die Gesetzgebung erreichen, auf diese Weise könnte man Ordnung in den Schlamassel bringen.