Gold gewinnt als Geldmetall auf der Weltbühne zusehends an Bedeutung. Der Iran bezahlt seine Lebensmittelimporte bei den großen Handelshäusern bereits mit Gold und anderen Tauschwaren. Gold wird wieder zur Leitwährung – eine Entwicklung, die die Industrieländer bedeutend schneller einholen könnte, als ihnen lieb ist

Julian D. W. Phillips, GoldForecaster.com, 16.02.2012

Vergangene Woche schrieben wir, dass der Iran verkündete, 907 Tonnen an Goldreserven zu halten. Diese Woche erfuhren wir, dass der Iran gegenwärtig bereits Gold und Öl nutzt, um damit Nahrungsmittel zu kaufen, da es dem Land aufgrund der Sanktionen immer schwieriger gemacht wird, für seine 75 Millionen Menschen Grundnahrungsmittel einzuführen.

Die Probleme bei der Bezahlung wichtiger Importgüter haben zu drastischen Preisanstiegen bei Grundnahrungsmitteln geführt, was bei den Iranern wenige Wochen vor der Wahl – die als Referendum über die Wirtschaftspolitik von Präsident Mahmoud Ahmadinedschad erachtet wird – für Entbehrungen sorgt.

Die neuen von den Vereinigten Staaten und Europa verhängten Sanktionen, die darauf abzielen, Iran für sein Atomprogramm abzustrafen, verbieten es den Firmen zwar nicht, dem Iran Nahrungsmittel zu verkaufen, doch werden diese Geschäfte erschwert, da auch internationale Geldüberweisungen von den Sanktionen betroffen sind. Ein europäischer Getreidehändler sagte:

„Der Getreidehandel wird zurzeit mit physischem Gold und mithilfe anderer Tauschgeschäfte … abgewickelt. In diese Geschäfte sind einige der größten Handelshäuser involviert. Ein weiterer Vorteil des Warentauschs oder der Bezahlung mit Gold ist, dass es die schnellste Möglichkeit darstellt, um an Importe zu gelangen.“

Durch die Sanktionen wird jede Bank, die mit der iranischen Zentralbank Geschäfte macht, durch die USA abgestraft. Von New York aus kontrollieren die USA alle weltweiten Dollarbestände, selbst wenn diese Dollarbestände von anderen Nationen gehalten werden. Bitte berücksichtigen Sie, dass die USA die Dollarbestände jedes x-beliebigen Landes einfrieren kann! Es geht immer nur um Kontrolle bzw. die Freiheit, dieser Kontrolle nicht zu unterliegen.

Vergangene Woche schrieben wir in einem Artikel über Goldreserven, dass eine Konfiszierung des Golds der Bürger zumindest denkbar sei. Und obwohl der Iran zurzeit eher die Ausnahme in einer vermeintlich stabilen Welt zu sein scheint, sollten sich die Investoren besser mit den folgenden Fragen auseinandersetzen:

  • Wird es weitere Länder wie den Iran geben, wo monetäre Krisen die Konvertierbarkeit oder den internationalen Wert einer Währung beeinträchtigen werden?
  • Wird es im politischen Machtgefüge zu Veränderungen kommen, die die Konvertierbarkeit oder den internationalen Wert einer Währung beeinträchtigen werden?
  • Werden solche extremen Entwicklungen auch in den Industrieländern zu beobachten sein?

Fiatwährungen unter Druck

Derart extreme Rahmenbedingungen, wie sie zurzeit im Iran beobachtet werden können, haben nicht notwendigerweise einen Anstieg des Goldpreises zur Folge. Sollte jedoch die Gefahr bestehen, dass sich auch andere Länder auf die Maßnahmen des Irans zurückziehen müssen, würden ihre jeweiligen Währungen natürlich ebenfalls an Wert verlieren, was hieße, dass der Goldpreis in den diesen Währungen aufwerten würde.

Iran ist aber das klassische Beispiel dafür, warum es sich bei Gold um den Vermögenswert der letzten Instanz handelt. Der Außenwert der iranischen Währung liegt bei null; in den Industrieländern ist der Ruf des Rial dahin – es ist genau das, was Alan Greenspan als „in extremis“, also eine Situation in höchster Not bezeichnete.

Greenspan sagte: „In extremis ist Gold Geld.“ Für den Iran ist diese Tatsache nun außerordentlich real. Gold ist die Rettung für den Iran, und das gelbe Metall macht dabei einen klasse Job, genauso wie man es von ihm erwarten würde.

Die vernünftigsten Investoren der Welt sind all jene Zentralbanker und Privatanleger, die dafür gesorgt haben, dass sie eine substantielle Menge an Gold halten. Und die, die es sich leisten können, kaufen zurzeit so schnell Gold hinzu, wie es der Markt eben zulässt.

In iranischer Währung ist der Goldpreis mittlerweile durch die Decke geschossen, doch der Außenwert des Rial liegt bei null. Soviel zum Thema Goldpreis in lokalen Währungen! Wenn eine solche Situation eintritt, bewahrheitet sich genau das, worauf wir immer wieder hingewiesen haben: „Es geht nicht um den Goldpreis, sondern darum, wie viele Unzen Gold man hält!“

Und, gibt es nun Länder, die tatsächlich denselben Weg einschlagen könnten wie der Iran? Kann es sein, dass auch Industrieländer mit einer solchen Situation konfrontiert werden?

Also so, wie es zurzeit aussieht, dürfte eine derartige Entwicklung nicht allzu lange auf sich warten lassen. Angesichts einer unsicheren Zukunft könnte dieses Schicksal verschiedene reiche wie auch arme Länder, darunter auch die USA ereilen:

  • Sollte der Dollar nicht in der Lage sein, seine einzigartige Stellung als Reservewährung aufrechtzuerhalten, und die ausländischen Käufer damit aufhören, Dollars anzuhäufen, würde der Wert des US-Dollars massiv einbrechen. In diesem Fall könnten die USA ihre Importe nicht mehr mit Dollars bezahlen und wären gezwungen, Gold zu verkaufen, um an Devisen zu kommen.
  • Sollte die Eurozone auseinanderbrechen, müssten die Länder, die aus der Eurozone austreten, ihre alten Währung und ihr zweigeteiltes Währungssystem [Innenwert u. Außenwert einer Währung] mit Gold decken. Ihre Goldreserven würden dadurch zusätzlich an Bedeutung gewinnen.

Die anhaltenden Zweifel im Hinblick auf Griechenland sind ein sicherer Hinweis darauf, dass Griechenland sich immer stärker der Staatspleite annähert und in eine Phase eintritt, die wir als „in extremis“ bezeichnen würden.

Und trotz der bereitwilligen Einführung der Austeritätsmaßnahmen in Portugal verzeichnet die portugiesische Regierung immer noch einen massiven Anstieg des Schulden/BSP-Verhältnisses. Und umso mehr Gelder abfließen, um die Schulden zu bedienen, desto erbarmungsloser rutscht das Land in die extreme Phase ab.

Bankenkrise

Es wurde gemeldet, dass die Gewinne im Investmentbereich von Société Générale jüngst um 89% eingebrochen sind. Wir halten fest, dass die Risiken dieser Bank im Hinblick auf die Staatsschuldenkrise unseres Erachtens einfach nur entsetzlich sind und diese Risiken die Bank wohlmöglich auf die Knie zwingen könnten, sollte es in den schwächeren Eurozonenländern nicht zu einem bedeutenden Richtungswechsel bei der wirtschaftlichen Entwicklung kommen. Danach sieht es aber nicht aus.

Wir gelangen somit zu der Schlussfolgerung, dass wir genauso kurz vor einer Bankenkrise stehen wie vor einer Griechenlandpleite. Wenn eine solche Krise hochkocht, wird die Ansteckung großflächig und tiefgreifend sein, mit der Folge, dass zahlreiche Banken und finanziell schwach aufgestellte Nationen Probleme mit ihrer Kreditwürdigkeit bekommen und auf einmal mit einer extremen Situation konfrontiert sein werden. Das würde die gesamte Grundstruktur des Geld- und Bankensystems der Europäischen Union betreffen.

Nicht nur unter europäischen Banken wird dann Misstrauen und Argwohn herrschen, sondern selbst die chinesischen Investoren werden davon erfasst werden. Wer investiert sein Geld schon in eine Sache, die ohnehin bereits verloren ist! Und es ist genau diese Auffassung, die den Beginn einer extremen Phase markiert. Und diese Auffassung ist es auch, die den Einsatz von Gold als Geld notwendig macht.

Gegenwärtig lässt sich beobachten, wie sich der Euro abmüht, gegenüber dem Dollar nicht an Wert zu verlieren – und das obwohl der Euro mithilfe von Währungsswaps bereits massiv gestützt worden ist. Bereits eine Bank, die ins Wanken gerät, reicht aus, um die Krise loszutreten. Das dadurch wegbrechende Vertrauen in das europäische Geldsystem würde die Länder dazu zwingen, ihre Währungen mithilfe von Gold zu stützen.

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