Eine robuste weltweite Goldnachfrage, Inflationsängste und die Schuldenbombe der westlichen Industrieländer dürften maßgeblich dazu beitragen, dass der säkulare Goldbullenmarkt noch einige Jahre anhalten wird

Frank Holmes, U.S. Global Investors, 17.02.2012

Der World Gold Council (WGC) veröffentlichte diese Woche seinen jüngsten Trend-Report zur Goldnachfrage. Die aktuellen Zahlen bestätigen, dass die goldaffinen Käufe nach wie vor weiter anhalten. In 2011 konnte die Gesamtnachfrage um 0,4% zulegen, und das obwohl der durchschnittliche Goldpreis im Vergleich zu 2010 um 28% gestiegen ist.

Nachdem die Chinesen eine ganze Weile versuchten, im Schmuck- und Investmentmarkt auf Rang 1 zu klettern, ist ihnen dies nun im vierten Quartal 2011 tatsächlich auch gelungen, was auf die sich abschwächende Nachfrage in Indien zurückzuführen ist. Erstmals seit elf Quartalen fiel die chinesische Goldnachfrage also wieder stärker aus als die Indiens.

Mit Einfuhren in Höhe von 933 Tonnen Gold war Indien in 2011 dennoch wieder unangefochten der weltgrößte Goldimporteur, während China im vergangenen Jahr insgesamt 770 Tonnen Gold importierte.

 

Im Hinblick auf China kann ich nur sagen: „The trend ist your friend.“ Ich bin davon überzeugt, dass es sich bei Chinas Goldnachfrage um einen Trend handelt, der immer noch in seinen Kinderschuhen steckt. Obwohl die Goldimporte über Hongkong im Dezember 2011 um 50% zurückgegangen sind, meldete HSBC Global Research, dass die die Goldimporte über Hongkong von Januar bis November 2011 insgesamt 10-mal so hoch ausfielen wie im historischen Durchschnitt.

HSBC geht davon aus, dass die anhaltenden Einkommensanstiege in China auch in Zukunft für eine robuste Nachfrage sorgen werden. Der WGC rechnet damit, dass die chinesische Schmuck- und Investmentnachfrage dieses Jahr um weitere 20% zulegen wird.

Ungeachtet des jüngsten Quartalsergebnisses sollten die Chinesen aber besser nicht darauf hoffen, die Rangliste allzu lange anzuführen. Obschon die chinesischen Aktivitäten im Goldmarkt von hoher Bedeutung sind und sogar weiter ausgebaut werden, ist die uralte Goldaffinität der Inder derart stark ausgeprägt, dass die „inländischen Nachfragetreiber kaum durch externe Faktoren beeinflusst werden“, so der WGC. Der WGC geht nicht davon aus, dass es bezüglich der vorherrschenden Rolle der Inder im Goldmarkt langfristig zu Veränderungen kommen wird.

Ajay Mitra, WGC-Geschäftsführer für die Regionen Naher Osten und Indien, hat vor kurzem in einem 60-minütigen Beitrag die enge Beziehung der Inder zu Gold beschrieben. Gold ist schon immer ein Teil der indischen Geschichte, Kultur und Tradition gewesen. Im Laufe der Jahre habe ich ein ums andere Mal persönlich mitverfolgen dürfen, wie stark die Goldaffinität der Inder ist. Wie heißt es so schön: „Kein Gold, keine Hochzeit.“

Angstbasierte Goldkäufe sind ebenfalls von Bedeutung

Dass die angstbasierten Goldkäufe ebenfalls eine Rolle spielen, wurde ja jüngst wieder durch die US-Notenbank Federal Reserve bekräftigt, als sie verlautbarte, dass sie die Zinsen wie auch die Inflation auf niedrigen Niveaus halten will.

Für die Geldpolitik der US-Notenbank ist die Inflation reines Gift, weshalb die Fed auch alles daran setzt, um Inflationsschübe zu verhindern. Das Inflationsziel der Fed liegt bei einer Teuerungsrate von 2% pro Jahr, was laut Charles Kadlec von The Daily Reckoning nichts anderes bedeutet, als dass der Wert des Dollars innerhalb der kommenden 20 Jahre um 33% einbrechen wird.

Alleine in den kommenden vier Jahren dürften fast 10% des „Werts der hart erarbeiteten Ersparnisse der Amerikaner“ vernichtet werden, so Kadlec. Anders gesagt, geht Kadlec davon aus, dass man im Jahre 2032 USD 150 benötigen wird, um sich Waren und Dienstleistungen zu kaufen, für die man aktuell USD 100 aufwenden muss.

 

Kadlec ist aber beileibe nicht der Einzige, der sich gegen die „Geldmanipulationen“ der Fed ausspricht. Warren Buffett macht in seiner jüngsten Mitteilung an die Anteilseigner von Berkshire Hathaway die Fehler der US-Regierung und die „systemischen Kräfte“ für die Vernichtung der Kaufkraft der Investoren verantwortlich. Buffett behauptet, dass Aktien langfristig die besten Investments seien, da die Zinssätze mit den durch die Inflation verursachten Kaufkraftverlusten nicht mithalten könnten.

Aber es gibt in der Tat eine Gruppe, die von diesen niedrigen Zinssätzen profitiert: Die Kreditnehmer. Das bedeutet auch, dass es den größten Kreditnehmern der Welt – den Regierungen der Industrieländer – leichter fallen wird, ihre gigantischen Schuldenberge zu bedienen. Die USA, Japan und Europa müssen alleine in diesem Jahr über USD 8 Billionen an Staatsschulden überrollen.

 

CIBC World Markets geht davon aus, dass der säkulare Goldbullenmarkt noch „einige Jahre“ anhalten wird. Das Unternehmen ist der Auffassung, dass die Schuldenstände in den großen Wirtschaften mittlerweile einen Punkt erreicht haben, „wo der finanzielle und wirtschaftliche Druck zu Entwicklungen führen wird, von denen man bisher noch nicht einmal geträumt hat.“

Angesichts dieser sich manifestierenden Entwicklungen erachtet Ian McAvity Gold als Versicherungsschutz und warnt die Leser, dass man seine Feuerversicherung nicht kündigt, nur weil das Haus bisher noch nicht gebrannt hat. McAvity kommt zu dem Schluss, dass „Gold die besten Eigenschaften aufweist, um die Kaufkraft langfristig vor der absichtsvollen Entwertung der Papier-Alternativen zu schützen.“

Wer hierfür noch eines Beweises bedarf, sollte vielleicht mal einen Blick auf die substantiellen Goldkäufe der Zentralbanken werfen, die in den vergangen Jahren zu verzeichnen gewesen sind. Die Zentralbanken der Schwellenländer traten dabei als stärkste Goldkäufer auf, und auch in 2011 erreichten ihre Käufe erneut einen Rekordanstieg.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die Zentralbanken ihre Goldreserven mehr oder weniger kontinuierlich aufgestockt. Später verharrten ihre Goldreserven auf stabilem Niveau. Als dann das Ende des Kalten Krieges eingeläutet wurde, setzten die Abverkäufe wieder ein, was auch die „profunden Preisschwächen bei physischem Gold“ während der 90er Jahre erklärt, so HSBC Global Research.

Adrian Ash von Bullionvault wies darauf hin, dass sich die Zentralbanken ab 2007 dann wieder in Nettogoldkäufer verwandelten – also genau zu dem Zeitpunkt, wo die Fed die Leitzinsen senkte. Die von den Zentralbanken gehaltenen Goldbestände belaufen sich aktuell auf rund 31.000 Tonnen und liegen somit auf einem 6-Jahreshoch.

Laut dem WGC erhöhten sich die Goldbestände der Zentralbanken in 2011 um 440 Tonnen, das ist der stärkste Anstieg seit 1964. Der WGC geht davon aus, dass sich die Zentralbanken bezüglich der Ausfallrisiken und der niedrigen Zinssätze der von ihnen gehaltenen auf Dollar und Euro lautenden Vermögenswerte Sorgen machen würden, weshalb sie darauf aus sind, ihre Reserven zu diversifizieren und Gold zu kaufen.

Der Wert liegt im Auge des Betrachters

Der buddhistische Tempel Wat Traimit in Bangkok beherbergt den größten goldenen Buddha der Welt. Dieser in der Lotusposition sitzende Buddha ist über viereinhalb Meter hoch und wiegt rund 5,5 Tonnen … Über 200 Jahre hielt man die Figur für wertlos, da sie mit einer Gipsschicht wurde, um sie vor einem Angriff der Burmesen zu schützen.

Es heißt, dass der Buddha dann in den 50er Jahren in einen neuen Tempel gebracht wurde, vom Kran fiel Kran und zu Boden stürzte. In derselben Nacht habe ein Mönch von der Statue geträumt, wobei ihn die Eingebung ereilt hätte, dass die Figur göttlichen Ursprungs sei, was ihn dazu veranlasste, ihr einen Besuch abzustatten. Aus einem Riss der beschädigten Gipsschicht leuchtete es gelb hervor. So wurde die wahre Schönheit der Figur offenbar. Beim jetzigen Goldpreis ist der Buddha über USD 277 Millionen wert.

Der wahre Wert der Dinge ist also nicht immer zu erkennen. Und genauso wie der wahre Wert des Goldbuddhas im Dunkeln lag, verhält es sich zurzeit auch mit den Goldminen, obwohl der Goldpreis bereits in hellem Glanz erstrahlt.

Die kanadische Bank CIBC merkte dazu in ihrem Februar-Bericht an, dass Goldminenaktien eine „bedeutende Mehrfachkontraktion durchgemacht haben und aktuell weit unter ihrem historischen Schnitt gehandelt werden.“

Im Folgenden finden Sie eine Grafik, die ausweist, wie billig Goldminenaktien im Vergleich zu physischem Gold sind. Die gelbe Linie zeigt, wie viele Einheiten des Gold-Silber-Indexes XAU mit einer Unze Gold erworben werden können. Der historische Schnitt liegt bei 4,5 Einheiten. Aktuell kann sich ein Investor für eine Unze Gold mehr als 8 Einheiten des XAU-Indexes kaufen. Mit anderen Worten: Goldminenaktien sind aktuell so billig wie seit fast 30 Jahren nicht mehr.

 

Dave Rosenberg von Gluskin Sheff ist ebenfalls ein Fan von Goldminenaktien. Besonders gut gefallen ihm Minen, die in der Lage sind, ihre Produktion und ihre Reserven zu erweitern, während sie die Kosten unter Kontrolle halten: „Da die Produktionskosten zu Beginn einer Rally noch dazu neigen, eine stärke positive Korrelation aufzuweisen, tendieren die Aktien historisch gesehen dazu, das Metall in den späten Phasen eines Goldbullenmarkts auszustechen.“ Sheff empfiehlt, Aktien unterbewerteter Goldminen zu kaufen, die in politisch stabilen Regionen sind und über qualitativ hochwertige Projekte und einfache Fördermethoden verfügen.

Seit Jahrtausenden übt Gold auf Pharaonen, Entdecker, Herrscher und Investoren eine außerordentliche Anziehungskraft aus, da das Edelmetall stets als zuverlässiger Vermögensschutz diente. Während sich die Gold-Pessimisten auf die tagtäglichen Preisschwankungen konzentrieren, gehe ich davon aus, dass sich Goldminenaktien und physisches Gold auch in den nächsten Jahren weiterhin größtmöglicher Beliebtheit erfreuen werden. Die Anziehungskraft von Gold – sei es nun aufgrund der Affinität oder der Angst der Menschen – sollte nicht unterschätzt werden.

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