Eine Staatspleite Griechenlands kann das gesamte Finanzsystem zum Einsturz bringen. Am Horizont braut sich eine gigantische Stagflation mit steigenden Rohstoff-, Edelmetall- und Aktienpreisen bei gleichzeitig sinkenden bzw. stagnierenden Einkommen zusammen. Die Situation ist ein einziges Chaos

King World News, Robert Fitzwilson, 19.02.2012

Jetzt, wo wir uns immer stärker der Lösung des griechischen Teils der europäischen Schuldenkrise annähern, wird auch zunehmend deutlicher, wie die nächste Phase für das weltweite Finanzsystem aussehen wird.

Im Besonderen ist mit höheren Aktien-, Rohstoff- und Edelmetallpreisen zu rechnen, während die Einkommen stagnieren oder sinken. Die Währungen werden weiterhin wie die Kolben eines Motors nach oben und unten schlagen, doch wird sich ihr Abwärtstrend der vergangenen zwölf Jahre weiter fortsetzen.

Griechenland ist für das weltweite Finanzsystem nur aus einem einzigen Grund von Bedeutung. Angesichts der Tatsache, dass die riesigen Mengen an „Geld“ in Wirklichkeit Schulden sind, bedeutet ein Schuldenschnitt Griechenlands, dass es bei den Haltern griechischer Schulden, also vornehmlich europäischer Banken, zu Abschreibungen kommen wird. Die Schulden werden von den Banken als einen Vermögenswert in ihren Büchern gehalten. Sinken diese Vermögenswerte, bedeutet das, dass auch ihre Fähigkeit der Kreditvergabe abnimmt.

Wenn wir uns Griechenland als den „kleinen Finger“ des Körpers vorstellen, dann besteht die Angst (und die Realität) nun darin, dass eine Zahlungsunfähigkeit/Abschreibung eine Finanz-„Infektion“ mit unbekannten und wohlmöglich katastrophalen Folgen für die Finanzsysteme und Wirtschaften auf dem ganzen Planeten, um im Bild zu bleiben, den gesamten Körper haben könnte.

Die Griechen wissen das. Bisher haben sie abgewartet und hoffen auf die bestmögliche Vereinbarung – alles in dem Wissen, dass die anderen Länder und Institutionen mit Entsetzen auf die Aussicht großer Abschreibung oder einer vollumfänglichen Zahlungsunfähigkeit blicken.

Ein bedeutender Teil des weltweiten Derivatemarkts besteht aus Kreditausfallversicherungen. Man mag sich garnicht nicht ausmalen, was passieren würde, sollten die Halter dieser Papiere ihre Rechte im Falle einer verkündeten Staatspleite ausüben. Es nennt sich „Ausfallrisiko“, was nichts weiter als die nette Umschreibung der Frage ist, „ob jeder auf der anderen Seite dieser Verträge in der Lage ist, seine Zusagen einzuhalten.“

Bisher ist die Situation in Griechenland als „freiwillige“ Abschreibung bezeichnet worden, um zu verhindern, dass der Kreditausfallschutz schlagend wird. Und vielleicht liefert uns das bereits einen Hinweis darauf, wie die Folgen aussähen, würden diese Rechte ausgeübt.

Es ist ein einziges Chaos. Seit der Einführung des Euros haben die reichen Länder, hauptsächlich Deutschland, den armen Ländern eine „Käuferfinanzierung“ bereitgestellt, obwohl die armen Länder überhaupt nicht in der Lage sind, diese Kredite wieder zurückzuzahlen. Die Waren wurden gefertigt, ausgeführt und jetzt ist die Rechnung fällig – die nicht gezahlt werden kann.

In einer normalen Welt, die bei Sinnen ist, würden beide Seiten den vorgenannten Sachverhalt akzeptieren, die Schulden abschreiben und wieder nach vorne blicken. In so einer vernünftigen Welt leben wir aber nicht, da Schulden als „Geld“ angesehen werden.

Für China ist Europa der größte Handelspartner. China hat bereits verkündet, dass es Europa auch weiterhin finanzielle Unterstützung zukommen lassen wird. Die Chinesen haben auch keine andere Wahl. Das gesamte weltweite Finanzsystem steckt in der Falle.

In der Vergangenheit hatten wir ja bereits darüber gesprochen, dass wir nun an einer Wegscheide angelangt sind: Entweder wir drucken oder wir werden mit katastrophalen Konsequenzen konfrontiert. Seit März 2009 waren wir bereits mehrere Male mit dieser Situation konfrontiert – und nun sind wir erneut an diesem Punkt angelangt.

Wir gehen davon aus, dass die Druckmaßnahmen bereits voll im Gang sind. Und bezüglich des ganzen Dramas, ob sie nun drucken werden oder nicht, ist es so, dass es die ganze Zeit über in Wirklichkeit immer nur eine akzeptable Option gab.

Völlig zu Recht wurde die Aufmerksamkeit auf die starken Schuldenanstiege, den daraufhin steigenden Goldpreis und die damit einhergehende Entwertung der Fiatwährungen gerichtet. Wir haben ja darauf hingewiesen, dass es sich beim Gelddrucken per Definition um Inflation handelt, nur braucht es halt seine Zeit, bis die Folgen in Form steigender Preise und der Zunahme der Geldumlaufgeschwindigkeit sichtbar werden.

Und es gibt einen weiteren Aspekt, der bei unserem Ausblick von entscheidender Bedeutung ist, bisher aber noch nicht thematisiert wurde. Professor David Hackett Fischer zeigt in einem faszinierenden Buch mit dem Titel „The Great Wave“, dass es seit Beginn des 14. Jahrhunderts insgesamt vier große Preiswellen gegeben hat und jede von ihnen 160 Jahre andauerte.

Das Interessante daran ist, dass diese Preiswellen stets mit einem plötzlichen Anstieg der Bevölkerungszahl einhergegangen sind. Hackett Fischer legt nahe, dass die Inflation der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts ihre Wurzeln im Viktorianischen Zeitalter [1837 – 1901] hat und mit den politischen Reaktionen darauf (wie die Anhebung der Zinssätze zur Bekämpfung der Inflation) genau das Gegenteil erreicht und mehr Schaden angerichtet wurde. Im Grunde hat man mit der Anhebung der Zinssätze, bildlich gesprochen, lediglich Benzin in ein Feuer gegossen, das bereits fast 100 Jahren vor sich hin loderte.

Es gibt auch Untersuchungen, die nahelegen, dass die Menschheit 100.000 Jahre gebraucht hat, um den Bevölkerungsstand von 1 Milliarde Menschen zu erreichen, aber gerade einmal 200 Jahre benötigte, um der Weltbevölkerung weitere 6 Milliarden Menschen hinzuzufügen.

Während des Viktorianischen Zeitalters kam es in der Tat zu einem starken Bevölkerungsanstieg, was mit der Anschauung des Professors, dass die „Große Welle“ auf einen weiteren dramatischen Bevölkerungsanstieg zurückzuführen ist, in Einklang steht. Mehr Menschen würden also nahelegen, dass es auch eine größere Rohstoffnachfrage gibt.

Was sich die letzten zehn Jahre geändert hat, ist, dass mit dem exponentiellen wirtschaftlichen Aufstieg von China und Indien Milliarden an Menschen neu hinzugekommen sind, die nach einem besseren Leben streben. Für diesen Prozess benötigt man Macht und Ressourcen, und das zu einer Zeit, wo die Versorgungslage immer angespannter wird.

Es ist durchaus möglich, dass wir uns gerade durch die bedeutendste „Große Welle“ in der Menschheitsgeschichte bewegen. Nie zuvor haben sich derart viele Menschen nach einem besseren Leben gesehnt. Nehmen wir zu dieser Entwicklung noch die massive Gelddruckerei und die außer Kontrolle geratenen Schulden hinzu, so scheint es durchaus möglich, dass wir gerade Zeugen des größten Finanzereignisses der Menschheitsgeschichte werden, während sich das Gerangel um die Ressourcen weiter beschleunigt.

Angesichts des aktuellen Technologiestands, der Ressourcenbestände und der Preise ist einfach nicht genug für alle da. Der technologische Fortschritt entwickelt sich nicht mit gleichmäßiger Geschwindigkeit, was heißt, dass die Rohstoffpreise steigen müssen. Sollten wir mit unserer Analyse richtig liegen, stehen uns enorme Preisanstiege bevor. Für all jene Firmen, die diese Ressourcen besitzen oder in deren Gewinnung und Verarbeitung involviert sind, dürfte dies von außerordentlichem Vorteil sein.

Fassen wir zusammen: Die weltweiten Regierungen haben ihre Ressourcen dafür aufgewandt, einen Zusammenbruch unseres schuldenbasierten Geldsystems zu verhindern. Der Vorsitzende der US-Notenbank Federal Reserve, Ben Bernanke, hat öffentlich verkündet, dass Preissteigerungen bei den Vermögenswerten, speziell bei Aktien, Priorität haben.

Überdies stehen in den USA dieses Jahr Wahlen an, was für den Aktienmarkt ebenfalls Gutes verheißen lässt. Die Inflation, die gerade ins Leben gerufen wird, und eine weitere „Große Welle“ sollten eigentlich sicherstellen, dass wir für die nächsten ein oder zwei Generationen die Tiefs bei den Energie-, Rohstoff- und Edelmetallpreisen bereits gesehen haben.

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