Die jährliche Gold- und Silberproduktion kann mit der weltweiten Nachfrage überhaupt nicht mithalten – eine Entwicklung die sich in Zukunft immer weiter zuspitzen wird. Die Käufe der Schwellenländer, die mittlerweile 4 Milliarden Menschen stellen, haben noch garnicht richtig begonnen, während die weltweiten Zentralbanken und die Privatinvestoren der schuldengeplagten Eurozone ebenfalls nach Edelmetallen verlangen

Julian D. W. Phillips, Gold Forecaster, 13.03.2012

In den letzten paar Wochen konnten wir am Edelmetallmarkt die Ausbildung eines größeren Konsolidierungsmusters beobachten, was darauf hindeutet, dass es sich hierbei um mehr als lediglich kurzfristige Handelsschwankungen handelt. Die Angebot und Nachfrage kurzfristig bestimmenden Kräfte sind aktuell ziemlich ausbalanciert, weshalb es uns als angemessen erscheint, uns diese treibenden Kräfte, welche die kurz-, mittel- und langfristige Goldpreisentwicklung beeinflussen, noch einmal zu vergegenwärtigen.

Die Kräfte, die im Gold- und Silbermarkt aktiv sind, haben mit den Faktoren, welche die industriellen unedlen Metalle beeinflussen, nichts zu tun. Bei den Edelmetallen geht es um weit mehr als um Preise und das sich aus der Angebots- und Nachfragesituation ergebende technische Bild. Es geht um Vertrauen, Sicherheit, Stabilität und Schutz – also Dinge, die den Edelmetallen eigen sind und mit unedlen Metallen nichts zu tun haben.

Ja, Warren Buffett liegt völlig richtig, wenn er von der „Nutzlosigkeit“ des Goldes spricht. Er hat nur vergessen zu erwähnen, dass es sich dabei um einen der Vorteile von Gold handelt. Ein Meister des Managements und des Investments wie Warren Buffett muss ein solch unhandliches Metall wie Gold tatsächlich als völlig wertlos erachten. Aber hierin liegt gerade sein Wert als Investment.

Auf lange Sicht ist es nicht möglich, Gold zu managen oder zu kontrollieren. Gold ist das letzte Investment, das überlebt, wenn es richtig kracht, wobei ihm Silber als rechte Hand zur Seite steht. Wir berichteten bereits in der Vergangenheit darüber, dass sich die Menschen nicht Gold kaufen, um Geld zu machen, sondern weil sie Geld haben. Das ist auch der Grund, warum die Zentralbanken Gold halten.

Die Zentralbanken würden viel lieber überhaupt kein Gold halten, aber sie wissen, dass ihre Währungen gegenüber Missmanagement anfällig sind und im Laufe der Zeit fast unvermeidlich heruntergewirtschaftet werden.

Gold wird gekauft, um sich den Menschen und ihrer Spielereien zu entziehen – und zwar in dem Wissen, dass, wenn diese Spielereien an ihr Ende gelangen, Gold bedeutend teurer ist als zu Beginn dieser Mätzchen. Und währen sich dieses Spiel abspielt, spiegeln die Gold- und Silberpreise jeden einzelnen Schritt wider

Bei unseren Analysen für den Gold & Silver Forecaster verfolgen wir diese Einflussfaktoren ganz genau, ebenso wie wir die fundamentalen und technischen Daten im Auge behalten. Würden wir dies nicht tun, wäre unsere Arbeit ziel- und sinnlos. Schließlich kann man bei Gold und Silber nicht einfach irgendwelche Einflussfaktoren ausblenden, wenn man diese Märkte tatsächlich professionell verstehen will.

Die Goldversorgung

Die weltweite Versorgung mit Gold und Silber steigt – aber nicht im Ansatz so stark, als dass die Mengen ausreichend wären, um die wachsende Nachfrage, die sich aus allen Winkeln der Erde speist, zu befriedigen.

Die Förderung von Gold ist viel schwieriger als die von Silber, da die Minenbetreiber mittlerweile in immer neue Länder vordingen müssen, um an Gold zu kommen. Die Regierungen in diesen neuen Regionen können diesen Operationen am Anfang durchaus freundlich begegnen, doch wenn sie erst einmal das Gefühl bekommen, dass die Gewinne der Minenbetreiber zu massiv ausfallen, fangen sie an, die Steuern anzuheben und in einigen Fällen sogar die Minen zu verstaatlichen.

Vor dem Hintergrund, dass all die leicht zugänglichen und erschließbaren Goldlagerstätten bereits im 20. Jahrhundert ausgebeutet wurden, stellen die Minenbetreiber jetzt fest, dass ihre Kosten auf einmal außerordentlich in die Höhe schießen. Mit der Aussicht auf höhere Goldpreise werden jedoch auch schlecht zugängliche Goldlagerstätten profitabel.

In diesem Zusammenhang sollte man auch daran denken, dass die Minenbetreiber ihre erschöpften Lagerstätten ja wieder ersetzen müssen. Erst danach sind sie in der Lage, ihre Goldreserven auszubauen, aber die meisten Minen sind ja schon glücklich, wenn sie die erschöpften Reserven überhaupt ersetzen können.

Fakt ist jedenfalls, dass sich die neu hinzukommenden Unzen für die künftige Nachfrage als unzureichend herausstellen werden. Die einzig weitere Quelle der Goldversorgung ist das, was ein wenig unglücklich als „Altgold“ bezeichnet wird.

Wenn dieser Begriff verwendet wird, ist damit nicht gemeint, dass das Gold nun unbedingt recycelt werden muss, wie beispielsweise Stahl aus einem Schrottauto. Gewöhnlich bedeutet es ganz einfach, dass es sich um Gold handelt, das von seinem Besitzer aus welchem Grund auch immer verkauft wird. Vielleicht weil er Geld braucht, um sich etwas anderes zu kaufen, um etwas abzuzahlen, oder weil er der Meinung ist, der Goldpreis ist zu hoch, die Profite mitnehmen und wenn der Preis gesunken ist, dann wieder auf einem niedrigeren Preisniveau einsteigen will. An derartigen Verkäufen sind aber nur noch Einzelhändler und nicht mehr die Zentralbanken beteiligt.

Wir haben es bei Gold also insgesamt mit einer relativ unelastischen Goldversorgung zu tun.

Nur wenn es zu Preissprüngen kommt, ist zu beobachten, dass Altgold in entsprechenden Mengen auf den Markt gelangt. Derartige Preissprünge müssen aber erheblich sein, da Gold mittlerweile dazu neigt, bedeutend geringer im Preis einzubrechen, als erwartet wird, bevor die Konsolidierungsphase und der nächste Preisanstieg stattfinden. Oftmals werden die Händler dabei auch auf dem falschen Fuß erwischt und müssen für ihre erneuten Einstiegskäufe denselben Preis bezahlen wie den, zu dem sie ausgestiegen sind.

Die Goldnachfrage

Die Schwellenländer, die Investoren in der schuldengeplagten Eurozone und die Zentralbanken sind das Rückgrat der Goldnachfrage, und daran dürfte sich in den nächsten Jahren auch nichts ändern. All drei Investorengruppen werden durch Faktoren getrieben, die in erster Linie mit dem Ziel des Werterhalts in Zusammenhang stehen. Ihre Käufe spiegeln also Gegenmaßnahmen zu dem fallenden Wert der Papierwährungen wider und haben nichts damit zu tun, dass sie Gold etwa nutzen oder verbrauchen würden. Das unterscheidet Gold dann auch maßgeblich von allen anderen Metallen.

Damit Gold seine Qualität behält, ist es also überhaupt nicht nötig, dass es in substantiellen Mengen verbraucht wird. Es muss lediglich in der Lage sein, seine Besitzer davon zu überzeugen, dass man es besser außer Reichweite der anderen in Schließfächern und privaten Tresoren verwahrt. Es dient als Geld, wenn alles andere den Bach runtergeht.

In dieser Hinsicht wird der Goldpreisanstieg solange anhalten, wie die Papierwährungen im Laufe der Zeit an Wert verlieren werden.

Silberversorgung

Die weltweite Versorgung mit Silber wird vornehmlich durch die amerikanischen Länder bewerkstelligt, speziell durch die zentral- und südamerikanischen Länder und Mexiko. Neben reinen Silberminen fällt Silber bei der Förderung anderer Metalle als Nebenprodukt an. Wo Silber als Nebenprodukt anfällt, hängt die Silberversorgung von der Nachfrage des Metalls ab, auf das es die Besitzer der Mine abgesehen haben (Nickel usw.). Es gibt aber mittlerweile eine zunehmende Zahl an Minen, die ausschließlich Silber fördern.

Und auch hier ist die Silberversorgung dieser Minen nicht ausreichend, um die steigende Investmentnachfrage zu befriedigen. Die Silberproduktion steigt und wird auch in Zukunft steigen, doch dasselbe gilt auch für die Nachfrage, und zwar nicht nur seitens der Investoren sondern auch seitens der Industrie.

Silbernachfrage

Die Veränderungen der über Jahrzehnte hinweg durch die Fotografie und die Schmuckherstellung geprägten Silbernachfrage ist in der Tat bemerkenswert. Heutzutage wird den spezifischen Eigenschaften von Silber in der Elektrotechnik und im medizinischen Bereich besondere Bedeutung zugemessen. Solaranlagen, Preisschilder, Silber in Bekleidung, in der Medizin, in Computern und in ähnlichen Anwendungen haben Silber von einem diskretionären Metall in einen essentiellen Rohstoff verwandelt.

Silber, das einst gegenüber dem Preis und den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen relativ sensibel war, hat sich mittlerweile in ein Metall verwandelt, das auch dann eine hohe Nachfrage verzeichnet, wenn sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eintrüben.

Und im Gegensatz zur Fotografie und der Schmuckherstellung wird Silber gegenwärtig dergestalt verbraucht, dass es unwiederbringlich verloren geht und bei Weitem nicht mehr soviel recyceltes Silber auf den Markt kommt, wie das früher der Fall war. Das stellt sicher, dass die Nachfrage der Industrie weiter steigen wird, die sich hierfür dem von den Minen neu geförderten Silber zuwendet, das dann auf Nimmerwiedersehen verschwindet.

Überdies hat sich Silber mittlerweile zu einem Geldmetall wie Gold gemausert. Sie sollten nun nicht davon ausgehen, dass die mit der Geldpolitik betrauten staatlichen Institutionen Silber als Geldmetall ansehen werden, aber diese Tatsache konnte nicht verhindern, dass Silber im Einzelhandel wie ein Geldmetall behandelt wird.

Und während der Goldpreis immer weiter stieg und sich das gelbe Metall somit auch aus dem Blickfeld der ärmeren Investoren bewegte, wandten sich diese Menschen zunehmend Silber zu, das dieselben Anforderungen des Werterhalts erfüllt. Die Erfolgsbilanz von Silber ist nicht minder bemerkenswert als die von Gold. Das weiße Metall kletterte von USD 6 pro Unze auf aktuell rund USD 33 pro Unze. Diese Entwicklung hat dafür gesorgt, dass die einstige Rolle von Silber auch in Zukunft gesichert ist.

In den Händen ärmerer Investoren ist Silber ebenfalls Geld. Sie werden zwar nicht erleben, dass ein Zentralbanker auch nur im Ansatz irgendetwas mit Silber zu tun haben wird, was sie jedoch erleben werden, ist, dass sich eine riesige Zahl von Investoren aus den weltweiten Schwellenländern, die erst jüngst der Armut entrissen wurden, dem Metall zuwenden wird. Angesichts der Tatsache, dass die Schwellenländer aktuell bereits 4 Milliarden Menschen stellen, hat sich diese Nachfrage noch nicht einmal ansatzweise ausgebildet und kann auch überhaupt nicht befriedigt werden.

Die Beziehung zwischen Gold und Silber

Wenn von der Beziehung zwischen Gold und Silber sprechen, dann meinen wir damit nicht das Gold/Silber-Verhältnis, nein, es ist viel einfacher: Speziell seit 2005 kann man die Preisentwicklung von Gold und Silber im großen Ganzen als identisch bezeichnen, da sich der Preis beider Metalle seit diesem Zeitraum mehr als verfünffacht hat.

Die Frage, die sich Investoren stellen sollten, ist: Wird sich das ändern? Wir glauben nicht! Es besteht zwar die Aussicht darauf, dass Silber Gold in Zukunft ausstechen wird, aber man sollte immer im Hinterkopf behalten, warum die beiden Metalle überhaupt im Preis steigen.

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