Frank Holmes, U.S. Global Investors, 10.04.2012

Vergangene Woche war für Gold-Investoren wieder einmal ziemlich herausfordernd. Obwohl sich das gelbe Metall im elften Jahr seines säkularen Bullenmarkts befindet, neigen Einige aufgrund des jüngsten Erstarkens der Wirtschaft zu der Annahme, dass die Goldparty jetzt vorbei sei.

Ich sage immer, dass es sich beim Investieren genauso verhält, wie im Leben ganz allgemein – es ist alles eine Frage der Erwartungshaltung. Ungeachtet des zehnjährigen Preisanstiegs von Gold kann der Preis kurzfristig natürlich in beide Richtungen ausbrechen.

Es kann in diesem Zusammenhang hilfreich sein, sich anzuschauen, was am Goldmarkt gewöhnlich nach kurzfristigen Preisrücksetzern geschieht. Wenn wir beispielsweise alle Kursrücksetzer bei Gold von über 5% innerhalb eines Handelstages betrachten, dann stellen wir fest, dass es sich dabei während der letzten zehn Jahre eigentlich um ein ziemlich seltenes Ereignis gehandelt hat.

2006 fiel der Goldpreis lediglich an zwei Handelstagen um über 5%. In 2008 war es an drei Handelstagen der Fall. Das letzte Mal ließ sich ein solcher Tages-Preissturz Ende Februar dieses Jahres beobachten.

Der 1,7%ige Preisrückgang im März dürfte die Investoren angesichts der Saisonalität von Gold nicht überraschen. Während Gold die vergangenen elf Jahre im Januar und Februar im Schnitt um fast 2% zulegen konnte, kam es im März in der Regel zu Goldpreiskorrekturen.

Die Volatilität des Metalls ist historisch gesehen geringer als die beim Aktienmarkt: Die rollierende 12-Monats-Volatilät bei Gold lag die vergangenen 10 Jahre bei 13%, während die rollierende 12-Monats-Volatilität für den S&P500 bei 19% lag.

Es scheint so, als wäre die Goldpreisentwicklung im März aus weiter Ferne, nämlich aus Indien, beeinflusst worden … Die indische Fiskalpolitik hatte auf die Goldaffinität der Inder in den vergangenen Wochen offenkundig maßgeblichen Einfluss gehabt. Der indische Finanzminister hatte nämlich vorgeschlagen, die Einfuhrzölle auf Edelmetalle zu verdoppeln, um die Leistungsbilanz unter Kontrolle zu bekommen. Kurze Zeit später wurde gemeldet, dass die Schmuckhändler aus Protest ihre Läden geschlossen hatten.

Im Ergebnis fielen die Goldimporte des weltgrößten Goldmarkts um 55%.

Nun gut, vergangenen Freitag wurde bekannt, dass die indischen Schmuck- und Goldhändler ihren Streik beendet haben, nachdem der indische Finanzminister erklärte, dass er die Sorgen bezüglich der Einfuhrzölle bei Gold ernst nehmen würde. Dieses Streikende kommt für die Inder gerade rechtzeitig, um ihre Goldkäufe für das bevorstehende Akshaya Tritiya Festival zu tätigen. Es könnte aber durchaus sein, dass der Protest nach den Feierlichkeiten wieder aufgenommen wird, da der Gesetzentwurf über die Gold-Einfuhrzölle Anfang Mai im indischen Parlament beraten wird.

UBS Investment Research erklärte hingegen, dass der Grund für den Goldhändler-Streik garnicht die Einfuhrzölle gewesen seien: Der „Hauptbeschwerdepunkt [der Schmuckhändler] ist die neue 1%ige Verbrauchssteuer auf nicht registrierten Schmuck“, was zu einer genaueren Erfassung der Goldtransaktionen führt und somit auch mehr Regulierung und mehr Bürokratie bedeutet. Worüber sich die Goldhändler laut UBS besonders aufregen, ist die Tatsache, dass diese Verbrauchssteuer rückwirkend erhoben werden soll, also auch auf Bestände der Schmuck- und Goldhändler, die sich bereits in ihren Lägern befinden.

Ich gehe davon aus, dass der Kaufeinbruch der Inder lediglich vorübergehender Natur ist. In meinen Präsentationen bin ich ja oft darauf eingegangen, dass die traditionellen Feiertage Indiens die Goldnachfrage aufgrund der starken historischen Goldaffinität der Inder erheblich anheizen. Und die Inder lieben Gold nicht nur, sondern sind laut UBS darüber hinaus auch davon überzeugt, dass der Preis „fortwährend steigen wird“, obschon es in der Tat bestimmte Käufer gibt, die auf das „psychologisch wichtige Niveau von USD 1.600“ warten, um wieder in den Markt einzusteigen. Hier spielt natürlich auch die Wertentwicklung der Rupie eine Rolle.

Und obwohl der Goldrausch der Inder in der Regel zwischen August und Februar zum Tragen kommt, steht aktuell ein weiteres wichtiges vedisches Fest bevor, das historisch für höhere Goldverkäufe sorgt. Das Fest Akshaya Tritiya fällt dieses Jahr auf den 24. April. Für Hindus ist dies ein außerordentlich wichtiges Fest, das gemäß dem Hindu-Kalender Ende April oder Anfang Mai gefeiert wird. An diesem Tag wird viel Gold gekauft und getragen. UBS nennt das Fest eines der zwei „größten Goldkaufereignisse“ im Hindu-Kalender. Das zweite bedeutende Fest ist Dhanteras, das zu einer Zeit gefeiert wird, wo die Saisonalität von Gold ihren Höchststand erreicht.

Und wie bedeutsam ist das kommende Festival für den Goldmarkt? UBS hat die indischen Kaufdaten des vergangenen Jahres analysiert, als Akshaya Tritiya auf den 6. Mai fiel, und herausgefunden, dass die „physischen Verkäufe nach Indien vier Tage davor ihren Höhepunkt erreichten“ und „die Verkäufe [vor Beginn der Feierlichkeiten] 13 Handelstage in Folge über dem Durchschnitt lagen“, da die örtlichen Banken und Schmuckhändler ihre Bestände aufstockten.

UBS warnte jedoch davor, dass dieses Jahr zwei Aspekte einen nachteiligen Einfluss auf die Verkäufe haben könnten. Zum einen müsste der Streik der Schmuckhändler enden – was ja nun vergangene Woche geschah – und zum anderen wäre es von Vorteil, so ein Inder gegenüber UBS, wenn der Ölpreis sinken würde, da dies „etwas Druck von der Leistungsbilanz nehmen und im Hinblick auf die Goldimporte möglicherweise mehr Flexibilität schaffen würde.“

Langfristig wird sich das Goldkauf-Verhalten der Inder aber nicht ändern. Die Inder „haben eine ausgeprägte kulturelle Beziehungen zu Gold“ und das „ändert sich nicht“, so UBS.

Angstkäufe weiterhin von Bedeutung

Die Nebenwirkung der enormen Gelddruckmaßnahmen der Zentralbanken in den USA, Europa, Japan und England besteht darin, dass die Zentralbanker die Bilanzen mittlerweile auf fast USD 9 Billionen aufgebläht haben. Diese Geldmenge ist doppelt so hoch wie noch vor dreieinhalb Jahren, so Ian McAvity in seiner jüngsten Ausgabe von Deliberations on World Markets. Die Liquiditätsflutung des Systems mithilfe der Druckerpressen ziele laut McAvity aber lediglich darauf ab, Zeit zu gewinnen. Im Nachgang müssten die Zentralbanken für die überschüssige Liquidität immer noch eine Lösung finden.

Derartige Gelddruckmaßnahmen haben in der Vergangenheit stets als Goldpreistreiber fungiert. Ein Analyst des Blogs Economics and Finance Fanatic veröffentlichte eine Grafik, aus der hervorgeht, wie bedeutend die permanenten Gelddruckmaßnahmen für den Goldpreis in Wirklichkeit sind.

In der Grafik wird die bereinigte US-Geldbasis seit 1990 dem „explodierenden“ Goldpreis gegenübergestellt. Wie Sie sehen, kam es ab 2008 zu einem außerordentlichen Anstieg der US-Geldbasis, während Gold diesen Anstieg mehr oder weniger nachvollzog.

In dem Blog heißt es dazu, dass die Probleme in den USA und der Eurozone „langanhaltend und von schwachem Wirtschaftswachstum geprägt sein“ dürften. Die Politik des lockeren Geldes wird wahrscheinlich noch eine ganze Weile der favorisierte Lösungsansatz bleiben. Das unterstreicht meines Erachtens, dass die Preisrücksetzer bei Gold in Wirklichkeit eine Kaufgelegenheit darstellen. McAvity schreibt dazu:

 „Die Steuerunsicherheit, die faulen und toxischen Schulden, die im Markt sind, wenn auch versteckt, und die aufkommende Unfähigkeit die Schuldenlast zu bedienen? Also ich bleib bei Gold und kann so nachts auch besser schlafen.“

Angesichts der Tatsache, dass wir es nach wie vor mit negativen Realzinsen zu tun haben, dürften US-Investoren nachts in der Tat besser schlafen, wenn sie in Gold investiert sind. Die nachfolgende Grafik zeigt, dass Gold historisch gesehen immer dann gestiegen ist, wenn die Realzinsen unter die Marke von 0% fielen, wobei es laut Desjardins Capital Markets „zwischen 1977 und 1984 und dann noch einmal vor kurzem, als die Raten Anfang 2008 wieder ins Negative abrutschten, einen starke Korrelation gegeben hat.“

Die USA haben bei den staatlichen Zuwendungen keinerlei Einsparungen vorgenommen. Die staatlichen Zuwendungen für die Bürger sind für 60% des gesamten US-Haushaltsdefizits verantwortlich. Bei der Fiskalpolitik und der Geldpolitik der USA kam es zu keinerlei Veränderungen. McAvity sagt, dass diese Faktoren das „bedeutendste Argument dafür sind, sein Papier in Gold umzuwandeln.“

Was müsste eigentlich passieren, damit ich zum Goldbären werde? Ich denke, die folgenden drei Dinge müssten eintreten:

  • In Europa und den USA müssten die Zinsen so stark steigen, dass sie 2% über dem Verbraucherpreisindex liegen.
  • In China und Indien müsste das Bruttosozialprodukt sinken, damit die Goldaffinität dieser Länder beeinträchtigt wird.
  • In den USA und Europa wären bei den staatlichen Zuwendungen erhebliche Einsparungen vonnöten.

Ich halte es für unwahrscheinlich, dass diese Ereignisse in absehbarer Zeit eintreten werden. In diesem Umfeld, dürfte Gold seinen Bullenmarkt weiter fortsetzen.

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