Martin Armstrong, Armstrongeconomics.com, 01.06.2012

…Der ehemalige Chef der US-Notenbank Alan Greenspan warnte jüngst davor, dass die US-Wirtschaft denselben Weg einschlagen könnte, wie es bereits in der zweiten Hälfte der Carter-Administration der Fall gewesen ist – eine Phase, die von Milton Friedman als Stagflation bezeichnet wurde.

Und genau das ist es auch, was viele Leute komplett durcheinanderbringen. Sie neigen zu der Auffassung, dass es entweder Inflation oder Deflation sein muss, vergessen dabei jedoch, dass man beides auch gleichzeitig haben kann.

Ich habe wiederholt darauf hingewiesen, dass es in den Vereinigten Staaten keine Hyperinflation geben wird. Das gesamte System ist bereits lange vorher zusammengebrochen, noch bevor sich eine Hyperinflation überhaupt entwickeln könnte. Und das geht jetzt hier nicht gegen die Gold-Bugs, aber es scheint in der Tat so zu sein, dass einige von ihnen meine Ausführungen nicht besonders mögen, weil die Hyperinflation das einzige ist, was sie sich vorstellen können.

Bei der Stagflation kommt es zu einem Anstieg des allgemeinen Preisniveaus, während das Wirtschaftswachstum zurückgeht. Es ist das Schlimmste von beiden!

In der Carter-Ära war die Stagflation auf die Organisation ölexportierender Länder (OPEC) zurückzuführen. Die drastischen Anstiege beim Ölpreis trieben die Kosten immer weiter in die Höhe. Der US-Kongress brauchte dank der entsprechenden Gesetzgebung auch nicht mehr so hart zu arbeiten. Es wurden nämlich nicht nur die Gehälter und Sozialhilfezuwendungen indexiert, sondern  die Haushaltsausgaben der US-Regierung stiegen ebenfalls mit dem Verbraucherpreisindex (VPI) .

Als der US-VPI dann durch die Decke schoss, wurde den US-Behörden tonnenweise Geld rübergeschoben, selbst wenn sie das Geld überhaupt nicht brauchten. Um künftige Einschnitte zu vermeiden, gaben die Behörden das Geld dann für allen möglichen Müll aus, nur damit sie diese Gelder auch im nächsten Jahr wieder erhalten würden. Logisch, dass das allgemeine Preisniveau dadurch schneller stieg als das Bruttosozialprodukt.

Und genau dieselben bizarren Umstände sind auch heute wieder möglich. Dieses Mal ist es aber weder der Ölpreis noch die VPI-Anpassung (die bei den sozialen Zuwendungen größtenteils abgeschafft wurde), sondern ein Bereich, der vom VPI überhaupt nicht erfasst wird: Die Steuern. Steuern werden nicht als Teil der Lebenshaltungskosten erfasst, sondern vielmehr als Verbindlichkeiten erachtet.

Der Grund für die Kostensteigerungen ist völlig egal, solange sich die Preissteigerungen über alle Waren und Dienstleistungen erstrecken. Während es in den 70er Jahren der Ölpreis war, der die Stagflation anheizte, sind es heute die steigenden Regierungskosten (Steuern).

In einigen europäischen Ländern können wir bereits beobachten, wie die Zinsen zu steigen beginnen. Die letzten Monate hat man das speziell in Ländern wie Griechenland, Italien und Spanien gesehen. Bei diesem Trend geht es einzig um die steigenden Regierungsdefizite und die Angst, dass es unter den Ländern ein zunehmendes Kreditrisiko gibt. Diese Situation hat dazu geführt, dass die Flucht in Richtung Qualität weiter anhält. Das Kapital fließt nach wie vor in US-Staatsschulden und zwingt die Rendite für die 10-jährige US-Staatsanleihe auf Rekordtiefs.

Ich hatte davor gewarnt, dass diese Flucht in Richtung Qualität noch nicht vorbei ist, und ich habe auch – im Gegensatz zu den Goldbugs – versucht, davor zu warnen, dass nicht alles gleichzeitig in sich zusammenbrechen wird, ungeachtet ihrer Auffassung, dass Gold umgehend steigen muss und jeder, der erklärt, dass der Goldpreis vielleicht mal eine Pause einlegt, irgendwie ein Verräter an ihrer Sache ist.

Bei der Flucht in Richtung Qualität geht es immer noch darum, dass das Kapital von Europa nach Amerika verschoben wird – gerade jetzt, wo in Europa wieder Sozialisten an die Macht kommen und Frankreich darüber spricht, die Steuern bei den Reichen auf 75% anzuheben. Das hat natürlich zu einer wahren Flut an Menschen geführt, die Frankreich den Rücken kehren.

Die Regierungen begreifen einfach nicht, dass sie selbst das Problem sind. Sie sehen nicht ein, warum sie vielleicht einmal zurückblicken und sich fragen sollten, was zum Teufel sie eigentlich getrieben haben oder warum sie Jahr für Jahr neue Kredite aufgenommen haben, ohne dabei auch nur im Ansatz die Absicht zu hegen, irgendetwas davon jemals wieder zurückzuzahlen.

US-Staatsanleihen haben sich mittlerweile in dauerhafte Annuitäten verwandelt, da sie bei Fälligkeit einfach immer wieder prolongiert werden, was logischerweise zu steigenden Kreditkosten führen wird, weil die Zinsen natürlich auch wieder steigen werden.

Es tut mir ja nun leid, dass in den USA keine Aussicht auf Hyperinflation besteht. Das gesamte System liegt bereits lange vorher komplett in Schutt und Asche. Noch nie konnte in einer Kernwirtschaft eine Hyperinflation beobachtet werden!

Es gibt nichts, was nach einer Hyperinflation noch zu retten wäre, weshalb die Regierungen dabei auch zusammenbrechen.

Im Folgenden finden Sie ein paar Daten zur Hyperinflation in der Weimarer Republik. Wie sie sehen, kann man das nicht einmal ansatzweise mit dem Römischen Reich vergleichen, wo das Geld 98% seines ursprünglichen Werts verlor. Eine Hyperinflation ist bedeutend schlimmer!

Die USA brauchten bis 2003, um das Schulden/BSP-Verhältnis während des New Deals (1933) wieder zu überschreiten. Und selbst 2010 befanden sich die USA noch nicht im Selbstzerstörungsmodus. In einer Kernwirtschaft gibt es eine Unmenge an Kontrollmechanismen, die eine Hyperinflation verhindern – hierzu gehören auch Bürgerunruhen und Krieg. In Deutschland war es so, dass die Hyperinflation Hitler den Weg bereitete.

Damit Gold auf USD 5.000 oder USD 13.000 pro Unze schießt, braucht es aber überhaupt keine Hyperinflation. Stattdessen übersehen die Leute die Gefahr, dass eine Regierung einfach drakonisch werden könnte, anstatt sich zurückzulehnen und ruhig mitzuverfolgen, wie die Hyperinflation Fuß fasst.

Was Greenspan jüngst wirklich sagte, war, dass alles ein einziger Schwindel ist. Und wenn die Märkte das herausfinden, werden die Zinsen steigen – weil die weltweiten Regierungen fiskalisch völlig verantwortungslos agieren. Und die USA unterscheiden sich dahingehend keinen Deut von Griechenland.

Es gibt keinen groß angelegten Plan, wie die Schulden wieder zurückgezahlt werden. Wir machen einfach weiter wie bisher, so als gäbe es überhaupt kein Problem, weil sich ja immer noch Idioten finden, die bereit sind, die Schulden zu kaufen. Das ist das Einzige, was das System davor bewahrt, über Nacht zusammenzubrechen.

Wenn die Märkte erst einmal begriffen haben, dass die US-Regierung auf die Finanz-Katastrophe zusteuert, wird das Kapital von staatlichen in private Vermögenswerte fließen. Diejenigen, die behaupten, dass ich der einzige bin, der dieser Auffassung ist, und es nichts weiter als eine „Theorie“ ist, sollten sich die Märkte vielleicht noch einmal genauer anschauen.

Bei Rückgängen am Aktienmarkt strömt das Kapital in Anleihen, so wie es gegenwärtig zu beobachten ist. Es flüchtet also aus privaten Vermögenswerten in die offenen Arme der Regierung. Wir nennen das das Flucht-in-Qualität-Manöver. Während eines Booms, kauft jeder die nächstbeste Investmentgelegenheit, was auch einfach nur Blase oder Boom genannt wird. Im Grunde wird der Öffentlichkeit dadurch die Möglichkeit gegeben, bei der nächsten großen Sache im Privatsektor dabei zu sein. Wir haben es hier also lediglich mit dem Wirtschaftszyklus zu tun, bei dem es zwei Pole gibt, zwischen denen sich Kapital hin und her bewegt.

Ja es tut mir leid, dass ich in letzter Zeit ab und zu ein Verkaufssignal für Gold ausgegeben habe oder erklärt habe, dass der Goldpreis eine Pause einlegen wird – es wird aber trotzdem keine Hyperinflation geben. Wenn Sie jemanden möchten, der die ganze Zeit nur lächelt und Ihnen fortwährend mitteilt, Gold zu kaufen, jemanden, der niemals falsch liegt, weil eine große Verschwörung gegen ihn agiert, nun ja, dann bin ich nicht der Richtige.

Alle Märkte steigen und fallen. Wenn nie ein Verkaufssignal gegeben wird, ja wozu braucht man den ganzen Schwachsinn dann überhaupt? Das ist wie dieses alte Verkaufsargument der Broker, die erklären, dass niemand die Zukunft vorhersagen kann, weshalb man es besser sein lässt. Einfach nur kaufen und halten. Am Ende wird sich das Ganze auszahlen. Ja richtig, wenn man ewig lebt.

Wenn man 1929 Kommunalanleihen von Detroit gekauft hat, auf die 1932 die Zahlungsunfähigkeit erklärt wurde, hat man seinen Einsatz in nominellen Dollars 1963 ja wiederbekommen. Mensch, wenn man so lange lebt, hat man ja lediglich die Inflation verloren! Gutes Geschäft!

Wie dem auch sei, die Goldrally am 01.06.2012 hat jedenfalls darauf hingedeutet, dass der Markt eine Chance auf eine dritte Runde der quantitativen Lockerung sieht. Der Markt blickt auf die jüngsten Arbeitsmarktzahlen und geht davon aus, dass konjunkturbelebende Maßnahmen eingeleitet werden.

Wir sollten hier aber an die Warnung von Greenspan denken. Man kann an extremer Hitze wie auch extremer Kälte zugrunde gehen. Überleben kann man nur in einem gemäßigten Klima. Die Wirtschaft kann durch eine zu hohe Inflation wie auch durch eine zu hohe Deflation ins Gras beißen.

Was sich gegenwärtig anbahnt, ist eine Stagflation, die durch Kostenanstiege bei der Regierung (also Steuern) angefacht wird und die Preise in die Höhe zwingt, während die Nachfrage sinkt, was zu einem Rückgang der Reallöhne führt. Es gibt keine Gewinner, alle verlieren!

Und wer der Auffassung ist, dass es zu einer Hyperinflation kommen könnte, sollte im Hinterkopf behalten, dass Deutschland von seinen Gold-Reparationszahlungen erdrückt wurde, während es überhaupt kein Wirtschaftswachstum gab. Überdies entwickelt sich eine Hyperinflation immer nur dann, wenn es eine Alternative zur entsprechenden Währung gibt (also andere Währungen).

Wenn wir uns nun aber der Weltreservewährung zuwenden, dem US-Dollar, wird die Hyperinflation ganz plötzlich zur Unmöglichkeit, weil, sollte der US-Dollar das Zeitliche segnen, die gesamte Welt mit einem Schlag zu Boden krachen würde. Es gäbe also überhaupt keine Hyperinflation, die gegenüber anderen Währungen ermittelt werden könnte, da alle Währungen in Schutt und Asche lägen.

Das soll jetzt aber nicht heißen, dass Gold keine Rally hinlegen wird. Wenn Gold bei USD 170 pro Unze läge, würde die Hyperinflation der Weimarer Republik den Goldpreis auf USD 87 Billionen pro Unze treiben. Das ist einfach nur irre! Wenn Gold von USD 5.000 pro Unze auf USD 15.000 pro Unze steigt, hat das nichts mit Hyperinflation zu tun. Wir sollten uns von derartigem Schwachsinn verabschieden. Das ist überhaupt nicht notwendig.

Die größte Gefahr, mit der wir es zu tun haben, ist keinesfalls ein Absinken in die Hyperinflation. Wir sind damit konfrontiert, dass die Regierung gegenwärtig jeden Fluchtweg schließt, den das Kapital noch nehmen könnte. Die Regierung wird alles konfiszieren, was ihr in die Hände kommt.

Hier in New Jersey kontrollieren sie jetzt verstärkt, ob die Fahrer angeschnallt sind – nur um die Einnahmen aufzubessern. Die Polizei ist nicht mehr länger dafür da, die Gesellschaft zu schützen. Die Polizei verwandelt sich zusehends in Steuerfahnder, Bußgelder sind das A und O.

Ich erinnere mich noch, als ich ein Kind war. Mein Vater nahm in den 60er Jahren eine Stelle als Richter in Cinnaminson in New Jersey an. Kurze Zeit später schmiss er die Arbeit hin, da sich die Politiker darüber beschwerten, dass er nicht jedem, der wegen einem Knöllchen vor Gericht erschien, das maximale Bußgeld aufbrummte. Es ging nie um die öffentliche Sicherheit. Es geht immer nur ums Geld.

Immer wenn ein Staat über die Macht verfügt, Strafzahlungen zu verhängen, handelt es sich dabei um einen Interessenkonflikt, der früher oder später dazu führt, dass er das Gesetz zur Generierung von Steuereinnahmen ausschlachtet.

Das ist die echte Gefahr. Die steigenden Regierungskosten, die das Wirtschaftswachstum und die Steuereinnahmen absenken werden. Dadurch werden die Haushaltsdefizite nur noch stärker steigen, ganz egal, ob es Konjunkturmaßnahmen gibt oder nicht.

Hat das Kapital erst einmal begriffen, dass die gesamte Welt gemeinsam mit Griechenland in einem Boot sitzt, geht es richtig los … Dann steigen die Zinsen! …

Und genau dieses Thema ist für viele Menschen so schwer nachzuvollziehen, weil so viel Müll verbreitet wurde, der dann mit den wirklichen Problemen durcheinandergebracht wird. Das ist auch der Grund, warum es so wichtig ist, jeden neuen Gesetzentwurf, selbst wenn er scheitert, genau im Auge zu behalten.

Hier steckt wirklich jemand mit einer Agenda dahinter – und diese Leute wissen, dass sich gerade echte Probleme zusammenbrauen. Sie glauben, dass sie in der Lage sind, ihre Machtpositionen zu behalten und die Katastrophe durch Steuererhöhungen abzuwenden. Die ganze Problematik bezüglich der ständig weiter steigenden Staatsverschuldung wird dabei komplett ausgeblendet. Die Politiker werden die Schwere der vor uns liegenden Probleme nicht adressieren, weil dies einen Machtverlust bedeuten würde.

Sie werden also richtig widerwärtig und gemein werden – und sie werden mit allen Mitteln versuchen, an der Macht zu bleiben. Sie haben aber überhaupt keinen Plan, außer unmittelbar auftauchenden Krisen Herr zu werden. Einen langfristigen Plan gibt es nicht. Es ist ja noch nicht einmal irgendeine Lösung angeregt worden.

Die einzigen, denen die Politiker Gehör schenken und deren Forderungen sie nachkommen, sind die Banker – genau wie es bei Hoover in den 30er Jahren der Fall war: Austerität, um das Vertrauen der Anleihehalter (Banker) zu wahren. Letztlich riskieren sie damit alles – vom Totalkollaps bis hin zum Weltkrieg.

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