Eric Sprott & Shree Kargutkar, Sprott Asset Management, 08.06.2012
Im physischen Goldmarkt fanden die vergangenen paar Wochen einige bedeutende Entwicklungen statt, auf die wir gerne noch einmal hinweisen würden:
1. Die chinesischen Goldimporte über Hongkong explodierten in 2012 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast 1.300%. Die chinesischen Bruttoeinfuhren beliefen sich im April dieses Jahres auf 103,6 Tonnen, während die Nettoeinfuhren bei 66,3 Tonnen lagen. Aber es sind ja nicht nur die Aprilzahlen, die unsere Aufmerksamkeit erregten. Während der letzten zwei Jahre waren die chinesischen Goldeinfuhren über Hongkong einfach nur atemberaubend. Zwischen Mai 2010 und April 2011 führte China netto 66 Tonnen physisches Gold ein. Zwischen Mai 2011 und April 2012 schoss diese Zahl auf 489 Tonnen Gold. Das ist ein Anstieg von 640%.
2. Die weltweiten Zentralbanken kauften allein im April 2012 über 70 Tonnen Gold. Die Daten des Internationalen Währungsfonds zeigen, dass Schwellenländer wie die Philippinen, die Türkei und Sri Lanka während der jüngsten Preisrücksetzer bedeutende Mengen an Gold kauften.
3. Der Iran hat im April 2012 über die Türkei USD 1,2 Milliarden an Gold eingeführt. Während die Industrieländer ihre Währungen auf Kosten der Schwellenländer entwerten, sehen sich Nationen wie der Iran, China und Mexiko dazu gezwungen, nach alternativen Wertaufbewahrungsmitteln zu suchen.
4. Nach 20 Jahren magerer Profite und stagnierender Renditen haben die japanischen Pensionsfonds endlich den Wert von Goldinvestments entdeckt. Der USD 500 Millionen schwere Pensionsfonds Okayama Metal and Machinery hat im April 1,5% seiner Vermögenswerte in börsennotierte Goldfonds investiert, um „dem Staatsschuldenrisiko zu entkommen“.
5. Bill Gross schreibt: „Dank der explodierenden Schulden/BSP-Verhältnisse einst sakrosankter AAA-Länder ist die billige Finanzierung nun zunehmend die Aufgabe der Zentralbanken und nicht mehr die der privaten Marktinvestoren. Die niedrigere Qualität und die niedrigen Zinsen der einst sakrosankten Schulden stellen daher eine potenzielle Belastungsgrenze unseres mittlerweile 40 Jahre alten weltweiten Währungssystems dar … Während sie (die Investoren) den Wert eines großen Teils der USD 200 Billionen, die unser heutiges System ausmachen, hinterfragen, weichen sie zunehmend aus – in Richtung realer Vermögenswerte wie Land, Gold und handfester Dinge, oder in Richtung Bargeld, das sie buchstäblich unter der Matratze verstecken, da sie dort wenigsten jederzeit rankommen.“ Und, empfiehlt der König der Anleihen Gold? Ja, ja, und nochmals ja!
6. Der Goldminenfonds GDX hatte in den letzten drei Monaten bedeutende Geldzuflüsse zu verzeichnen. Die Zahl der ausstehenden Anteile ist vom 01.05.2012 bis zum 31.05.2012 von 162,5 Millionen auf rund 187 Millionen gestiegen. Wir sprechen hier also von einem Geldzufluss in Höhe von USD 1,2 Milliarden innerhalb von drei Monaten. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der GDX wie auch die Goldminenfirmen den überwiegenden Teil dieser drei Monate bedeutende Rückgänge beim Marktwert hinnehmen mussten.
Wir sind der Auffassung, dass im Goldinvestmentbereich ein grundlegender Wandel stattgefunden hat. Der HUI-Index – der sogenannte „Goldbugs-Index“ – konnte seit dem 16.05.2012 über 20% zulegen. Der Absturz der Goldminenaktien scheint abzuflauen, was die Grundlage für einen neuen starken Aufwärtstrend sein könnte.
Die neuen Käufer wie die Chinesen, die Zentralbanken, japanische Pensionsfonds oder die Iraner, erwarben allein im April dieses Jahres 140 Tonnen Gold. Und um uns noch einmal die Verhältnisse zu veranschaulichen: Die jährliche weltweite Goldproduktion beläuft sich auf rund 2.600 Tonnen. China und Russland produzieren jährlich rund 500 Tonnen Gold, das überhaupt nicht auf den Markt gelangt, da es von den Zentralbanken direkt an der Quelle aufgekauft wird. Somit bleiben dem Rest der Welt noch 2.100 Tonnen an Goldproduktion.
Angesichts der Tatsache, dass wir jetzt diese neue Käufergruppe mit einer Nachfrage von 140 Tonnen pro Monat haben, während die monatliche Goldversorgung gerade einmal bei 175 Tonnen liegt, stellen sich uns zwei Fragen:
1. Wo soll in einem ausgeglichenen Markt das Angebot für neue Käufer herkommen?
2. Wie können neue Großkäufer in den Goldmarkt eintreten – der ja bereits sein Gleichgewicht gefunden hat – ohne dass dies nicht auch bedeutende Auswirkungen auf den Goldpreis hat?
Die Antworten sind völlig offenkundig. Wenn die Nachfrage das Angebot überwältigt, gehen die Preise nach oben. Diese bedeutenden Makroveränderungen der Angebots- und Nachfragesituation dürften den Goldpreis auf neue Allzeithochs jagen.