Das nächste Treffen des Offenmarktausschusses der Fed findet am 19. und 20.06.2012 statt. Sollte sich die US-Notenbank für weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen entscheiden, worauf gegenwärtig vieles hindeutet, dürfte der jetzige Goldpreis endgültig der Vergangenheit angehören

Jeff Nichols, Nicholsongold.com, 11.06.2012

Schlechte Nachrichten bezüglich der amerikanischen Wirtschaft und der anderen wichtigen weltweiten Wirtschaften sind gewöhnlich gute Nachrichten für Gold und Silber – speziell wenn dadurch die Erwartungen entfacht werden, dass es zu weiteren unterstützenden, reflationären geldpolitischen Maßnahmen kommt. Schließlich ist es die Politik des leichten Geldes, die den Edelmetallen richtig Auftrieb verleiht.

Der kurzfristige Ausblick für die Gold und die Silberpreise hängt jetzt in der Tat sehr stark von der US-Geldpolitik ab, und in geringerem Maße ist auch die Schulden- und Währungskrise in Europa von Bedeutung.

Da das nächste Strategietreffen der US-Notenbank Federal Reserve für den 19. und 20.06.2012 anberaumt ist, kann es durchaus sein, dass sich den Investoren in den nächsten paar Tagen letztmalig die Chance bieten wird, Gold bei oder unter USD 1.600 pro Unze zu kaufen … also falls sich der Vorsitzende der US-Notenbank Ben Bernanke und seine Kollegen bei der Fed dazu entschließen sollten, eine weitere Runde quantitativer Lockerung oder andere geldpolitische Belebungsmaßnahmen einzuleiten.

Wir halten es für wahrscheinlich, dass die Fed weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen einleiten wird – wenn nicht auf dem kommenden Treffen des Offenmarktausschusses, dann kurze Zeit später.

Aktuell ist die US-Notenbank mit einer unzureichenden Wirtschaftsaktivität, einem immer noch darnieder liegenden Eigenheimmarkt, unakzeptablen Bedingungen am Arbeitsmarkt und einer unter dem Inflationsziel der Fed liegenden Verbraucherpreisinflation konfrontiert.

Zur selben Zeit bereitet der Fed auch die unlösbare Staatsschulden- und Bankenkrise in Europa Sorgen, die der amerikanischen Wirtschaft schaden und die US-amerikanischen Banken und Finanzmärkte zusätzlichen Gefahren aussetzen wird, ungeachtet des jüngst beschlossenen EUR 100 Milliarden Rettungspakets für das spanische Bankensystem.

Darüber hinaus befürchtet die Fed, dass die Fiskalpolitik der USA noch restriktiver werden wird, da ab Ende dieses Jahres die automatischen Steuererhöhungen und Ausgabeneinsparungen greifen werden.

Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton sagte jüngst, dass sich die USA nach seinem Dafürhalten bereits in einer Wirtschaftsdepression befinden. Der Princeton-Ökonom und Nobelpreisträger Paul Krugman ist der Auffassung, dass die USA bereits in einer Wirtschaftsdepression sind. Wo auch immer die USA wirtschaftlich gerade stehen mögen, es ist mit Sicherheit nicht gut.

Bernanke und Konsorten wissen natürlich, dass die Risiken der politischen Untätigkeit – also ganz einfach nichts zu tun – höher sind als die Risiken, die mit einer proaktiven, wachstumsorientierten Geldpolitik einhergehen. Vielleicht lieferte die stellvertretende Vorsitzende der Fed, Janet Yellen, letzte Woche bereits einen Hinweis auf die kommenden geldpolitischen Maßnahmen, als sie sagte: „Eine sehr entgegenkommende Geldpolitik wird noch für einige Zeit notwendig sein, um bei der Verbesserung der Wirtschaft mitzuhelfen.“

Entgegen dem, was man eigentlich vermuten würde, haben die schlechten Meldungen aus Europa in den vergangenen 12 Monaten oftmals dafür gesorgt, dass der Goldpreis und der Silberpreis fielen, da der sinkende Euro dem US-Dollar den Anschein vermeintlicher Stärke verliehen hat. Die Kapitalflucht aus Europa ging in Richtung Dollar-denominierter Schulden und dabei vornehmlich in US-Staatsanleihen, die als sicherer Hafen erachtet wurden.

Die daraus resultierende Stärkung des US-Dollars spiegelte sich natürlich in niedrigeren Preisen wider – und zwar nicht nur in einem niedrigeren Goldpreis, sondern auch in niedrigeren Preisen für Rohstoffe und andere Vermögenswerte, die gewöhnlich in US-Dollars ausgepreist und bezahlt werden.

Und obwohl die Vereinbarung zum jüngsten Rettungspaket – dieses Mal geht es um die Rettung des spanischen Bankensystems – noch garnicht unterzeichnet wurde, haben die Finanzmärkte die Rettung bereits verworfen und erachten sie lediglich als eine weitere kurzfristige Behelfsmaßnahme, während die realen Probleme der sich zusehends weiter verschärfenden Rezession und der steigenden Arbeitslosigkeit nicht angegangen werden.

Solange die Länder der Peripherie der Eurozone – Spanien, Portugal, Italien, Irland, Griechenland – weiter an den Austeritätsmaßnahmen festhalten, verfügen ihre Wirtschaften auch nicht über die Kraft, aus den sich verschlimmernden Haushaltsdefiziten und der sinkenden Kreditwürdigkeit herauszuwachsen. Wir haben es hier also mit einem Teufelskreis zu tun, der weiter anhalten wird.

Aber eine Sache gibt es dann doch, die sich im Hinblick auf Gold und die Edelmetallinvestoren geändert hat: Sie reagieren auf diese Neuigkeiten mittlerweile anders. Obwohl der US-Dollar auf den schwachen und diskreditierten Euro wieder einmal positiv reagierte, konnten Gold und Silber Preissteigerungen verzeichnen, was durchaus ein Hinweis darauf sein könnte, dass die Edelmetalle ihren Status als „sichere Häfen“ wiedererlangen.

Und da die US-Wirtschaft jetzt wieder in rauere Gefilde vordringt, die US-Fiskalpolitik immer noch chaotisch ist und sich überdies abzeichnet, dass die US-Geldpolitik nun kurz davor steht, weitere reflationäre Maßnahmen einzuleiten, gehe ich davon aus, dass Gold als sicherer Hafen wieder zunehmend an Attraktivität gewinnen und auf die Probleme in Europa schon bald positiver reagieren wird.

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