Nur wer in Papiergeld rechnet, nimmt eine Teuerung wahr. Ermittelt man die Preise für Waren und Dienstleistungen auf Goldbasis, wird schlagartig klar, dass wir uns bereits in einer deflationären Depression befinden. Mit dem unvermeidlichen Platzen der Papiergeld-Blase wird es bei den Edelmetallen noch einmal zu massiven Kaufkraft-Zugewinnen kommen

James Turk, FGMR.com, 15.06.2012

Nikolai Kondratjew (1892 – 1938) war ein russischer Ökonom, der die Theorie aufstellte, dass die Wirtschaften einen 54-jährigen Zyklus durchlaufen würden. Seine Arbeit wurde immer wieder neuinterpretiert, um sie den wirtschaftlichen Phasen mit einer Dauer von 40 bis 60 Jahren anzupassen.

Jede „Kondratjew-Welle“ wird in vier unterschiedliche Abschnitte eingeteilt, wobei jedem Abschnitt eine Jahreszeit zugewiesen wird. Jeder Zyklus beginnt mit einem Wirtschaftsboom und endet schließlich mit dem Platzen der Blase, das mehrere Jahre anhält. Diese wirtschaftlich schlechte Phase wird als „Kondratjew-Winter“ bezeichnet.

Nun bin ich kein Verfechter der Kondratjew-Theorie, da ich nicht glaube, dass die Ereignisse vorherbestimmt sind oder sich in exakten Zyklen abspielen, aber ich bin Anhänger der Österreichischen Wirtschaftsschule, und das heißt, dass ich mir natürlich darüber im Klaren bin, dass es zu künstlichen, durch billiges Geld angefachten wirtschaftlichen Boom-Phasen kommt, und diese Boom-Phasen unvermeidlich mit dem Platzen der Blase enden müssen.

So gesehen ließe sich die Situation, in der sich die Welt gegenwärtig befindet, in der Tat als Kondratjew-Winter bezeichnen.

Genauso wie in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts befinden wir uns auch heute in einer Depression, und würde man echtes Geld nutzen, um die Preise zu ermitteln, würde man feststellen, dass wir zurzeit eine Deflation haben. Die aktuelle Deflation wird aber gemeinhin überhaupt nicht wahrgenommen, weil die Menschen für den Preisvergleich nur nationale Währungen und nicht Gold verwenden.

Und obwohl der Dollarpreis für Vermögenswerte wie Eigenheime, Rohöl und Aktien fällt, hat das nichts mit Deflation zu tun. Hierbei handelt es sich schlicht um überbewertete Vermögenswerte, die der Markt auf ein realistischeres Preisniveau abwertet.

Während des Platzens einer Blase kommt es zu einem Preisverfall der Vermögenswerte, weil das System im Rahmen dieses Prozesses von überschüssigem Kredit befreit wird. Im Grunde handelt es sich dabei um eine Prozess der Vermögensvernichtung – aber das ist nicht dasselbe wie Deflation. Bei Deflation handelt es sich um ein monetäres Ereignis.

Die Eigenheimpreise, der Rohölpreis und die Aktienpreise fallen ja sogar, wenn man sie in inflationierenden Währungen ermittelt. Der US-Dollar ist solch eine inflationierende Währung, und viele (auch ich) sind der Auffassung, dass der Verbraucherpreisindex der US-Regierung die wahre Inflationsrate nicht wiedergibt, sondern die Teuerung in Wirklichkeit höher ist. Diese Inflation bedeutet, dass der US-Dollar an Kaufkraft verliert.

Im Gegensatz dazu konnte in den 30er Jahren beobachtet werden, wie die Kaufkraft des US-Dollars zulegte, also genau das stattfand, was während einer Deflation passiert. Die Kaufkraft des US-Dollars stieg, weil die Währung zu jener Zeit noch an Gold gekoppelt war – zunächst mit USD 20,65 pro Unze und später, als Roosevelt den US-Dollar abwertete, mit USD 35 pro Unze.

Heute handelt es sich beim US-Dollar um eine reine Fiatwährung. Der Dollar wird nicht mehr länger durch Gold gedeckt oder zu einem festen Wechselkurs an Gold gekoppelt. Stattdessen gibt es heute eine frei schwankende Dollar-Gold-Wechselkursrate, die gemeinhin einfach „Goldpreis“ genannt wird.

Und obwohl Gold heutzutage nur in den seltensten Fällen als Geld zirkuliert, ist es nichtsdestotrotz Geld. Demzufolge ist Gold für wirtschaftliche Kalkulationen – also um herauszufinden, ob wir nun eine Inflation oder Deflation haben – durchaus nützlich.

Nehmen wir beispielsweise den Preis eines so beliebten Rohstoffes wie Tee. Der Teepreis stieg von USD 2,28 pro Kilogramm im Januar 2000 bis Mai 2012 um fast 49,6% auf USD 3,41 und liegt somit nahe seinem während der Boom-Phase erzielten Hoch.

Preist man Tee jedoch in Gold aus, dann fiel der Teepreis während desselben Zeitraums von 0,251 Gramm pro Kilo auf gerade einmal 0,066 Gramm. Anders ausgedrückt: Mit 0,251 Gramm Gold konnte man sich im Mai 2012 3,8 Mal mehr Tee kaufen als im Jahr 2000.

Dieser enorme Kaufkraftanstieg von Gold ist Deflation, so wie sie auch in den 30er Jahren beobachtet werden konnte. Wir könnten auch bei dutzenden anderen Waren und Dienstleistungen Preisvergleiche durchführen, würden aber immer auf dasselbe Ergebnis kommen: Auf Goldbasis haben wir fallende Preise. Mit anderen Worten: Die Kaufkraft von Goldgeld nimmt aufgrund der deflationären Entwicklung weiter zu.

Bedauerlicherweise rechnen heutzutage aber praktisch alle in US-Dollar bzw. ihren eigenen Nationalwährungen. Die Folge ist, dass alle davon sprechen, dass „der Goldpreis steigt.“ Was man diesbezüglich jedoch begreifen muss, ist die Tatsache, dass es in Wirklichkeit die Kaufkraft von Gold ist, die weiter zulegt.

In einer Deflation kann man sich für sein Geld mehr kaufen. Und nichts anderes lässt sich bei Gold beobachten, obwohl die Kaufkraft- und Preisentwicklung gemeinhin nicht auf diese Art wahrgenommen wird. Im Gegensatz zu den 30er Jahren wird die Deflation in der heutigen Welt der Fiatwährungen nur dann offenbar, wenn man die Waren und Dienstleistungen in Gold auspreist.

Angesichts der anhaltend schlechten Wirtschaftslage und der Gold-Deflation befinden wir uns zurzeit in der Tat in einer Phase, die man als Kondratjew-Winter bezeichnen könnte. Um die Sache genauer zu beschreiben, ziehe ich es aber vor, unsere aktuelle Wirtschaftssituation eher als „Fiatgeld-Blase“ zu bezeichnen.

Die Fiatgeld-Blase wird seit nunmehr 40 Jahren immer weiter aufgebläht – und während dieses Zeitraums haben die meisten Menschen die grundlegenden Eigenschaften von Gold völlig aus den Augen verloren. Stattdessen schenken sie lieber einer durch nichts gedeckten Währung ihr Vertrauen.

Und da alle Blasen instabil sind, wird auch diese Blase irgendwann platzen. Und wenn das passiert, werden die meisten Menschen, die Gold heute noch ignorieren oder dessen Geldeigenschaften pauschal verwerfen, die Qualitäten des gelben Metalls wiederentdecken – Eigenschaften, die dafür verantwortlich sind, dass Gold als Geld akzeptiert wurde und während der letzten 5.000 Jahre nicht verschwand, vernichtet oder weniger nützlich wurde.

Die Eigenschaften von Gold haben sich nicht verändert, aber man hat sie bedauerlicherweise ignoriert und vergessen, was das Entstehen der Fiatgeld-Blase überhaupt erst möglich gemacht hat.

Wenn die Fiatgeld-Blase letztendlich platzt, wird der Goldpreis explodieren, während die Fiatwährungen in sich zusammenbrechen – so wie es in der Geldgeschichte ein ums andere Mal der Fall war. Das ist dann der Zeitpunkt, wo Gold meines Erachtens seine berechtigte und traditionelle Rolle als internationales Geld im Zentrum des weltweiten Handels wiedergewinnen wird.

Meine Empfehlung lautet daher, weiterhin Gold und (wer dazu neigt) Silber zu kaufen, um das eigene Vermögen zu schützen und sich auf diesen Wendepunkt vorzubereiten. Und obwohl die Kaufkraft von Gold bereits seit über einem Jahrzehnt gestiegen ist, wird es in Zukunft noch zu einer bedeutend stärkeren Teuerung kommen.

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