Die Masse lässt sich von der prekären Situation der weltweiten Finanzmärkte und der unlösbaren Überschuldung der westlichen Industrieländer nicht beeindrucken. Sie wird wohl erst reagieren, wenn es bereits zu spät ist. Sparer und Investoren, die sich der Gefahren bewusst sind und das Ende dieser historischen Phase finanziell überleben wollen, sollten sich nun langsam zu den Notausgängen begeben
Robert Fitzwilson, King World News, 17.06.2012
Die Investoren und Sparer richteten ihr Augenmerk die letzten Tage vor allem auf die Wahlen in Griechenland. Das große Thema war, ob Griechenland im Euro bleibt oder stattdessen zur Drachme zurückkehrt und auf die von den europäischen Institutionen gehaltenen Schulden die Zahlungsunfähigkeit erklärt.
Wir sind die ganze Zeit über der Meinung gewesen, dass der Ausgang in Griechenland relativ unbedeutend ist und es in Wirklichkeit wesentlich wichtigere Themen gibt. Im Grunde gehen wir davon aus, dass das aktuelle monetäre Chaos auf drei Hauptprobleme zurückzuführen ist.
1. Kostenloses Geld für die PIIGS
Zunächst einmal haben wir es hier mit der Problematik des kostenlosen Geldes zu tun. Aus Sicht der sogenannten PIIGS-Länder ging es beim Euro-Experiment schlicht darum, von den nördlichen Euroländern kostenloses Geld zu erhalten. Und es war buchstäblich eine Sturmlawine an Geld, die sich über die südlichen Euroländer ergoss. Das Geld stammte aber nicht nur von ihren nördlichen Nachbarn, sondern auch vom Rest der Welt, da der Euro ja als die neue Alternative zum US-Dollar gefeiert wurde.
Die Gelder wurden aus dem Fenster geworfen und schufen bei den wichtigsten produzierenden Wirtschaften eine riesige neue Nachfrage. Vor allem China und Deutschland profitierten davon. Man nennt es auch Verkäufer-Finanzierung. Überdies ging man davon aus, dass die Kreditnehmer ihre Schulden zurückzahlen würden. Es ist aber völlig offenkundig, dass das nicht passieren wird.
Die Menge des geschuldeten Geldes ist so riesig, dass eine Begleichung der Forderungen die Fähigkeiten der Schuldnerländer bei weitem übersteigt, selbst wenn sie tatsächlich vorhätten, die Schulden zurückzuzahlen. Frankreich senkt das Renteneintrittsalter, Spanien und Griechenland protestieren gegen die Austeritätsmaßnahmen – die Antwort ist unmissverständlich: Die Schuldnerländer sind nicht darauf aus, ihre Schulden zu begleichen.
2. Wenn aus Schulden Geld gemacht wird
Das zweite entscheidende Problem ist das heutige „Schulden-als-Geld“-System. In den vergangenen 100 Jahren hat dieses Schulden-Geld das Geldsystem sukzessive übernommen. Die von den europäischen Banken gehaltenen griechischen Schulden tauchen als Vermögenswerte in den Bilanzen auf, und auf Grundlage dieser Kapitalbasis vergeben die Banken dann Kredite. Sollte Griechenland formell die Zahlungsunfähigkeit ausrufen, wird die Kreditvergabefähigkeit der Banken eingeschränkt und wohlmöglich gar ausradiert.
Wenn Griechenland die Zahlungsunfähigkeit auf seine Schulden verkündet, ja wie werden dann die Banken rekapitalisiert? Was passiert dann mit den Finanzderivaten im Nominalwert von über USD 1 Billiarde?
Das „Schulden-als-Geld“-System ist das Kernelement der Globalisierungsverfechter. Man kann sich kaum vorstellen, dass sie dieses System einfach aufgeben werden, ohne zuvor nicht alles in ihrer Macht stehende zu versuchen.
Und so war es dann auch: Umso näher die Griechenland-Wahl rückte, desto stärker gingen die Aussagen der großen Nationen in die Richtung, dass man den Griechen bei der Stabilisierung so oder so helfen würde, ganz egal wie das Wahlergebnis ausfällt.
3. Kontrolle über die Rohstoffe
Während wir vor 30 Jahren noch nicht bereit gewesen sind, an das Ölfördermaximum zu glauben, sind die Zahlen heute unzweideutig. Wir gehen davon aus, dass es bei den Rohstoffen, die von uns verbraucht werden, um unsere Weltwirtschaft und unseren Lebensstil aufrecht zu erhalten, zu einer Krise kommen wird.
Die weltweiten Regierungsvertreter sind sich im Klaren darüber und der Smart-Investor weiß es auch. Hinter den Kulissen findet daher gegenwärtig ein fieberhafter Ansturm auf die Rohstoffe statt. Die Staaten versuchen, die Lagerstätten in ihre Hände zu bekommen, solange der Rest der Welt noch vor sich hindöst.
Die Kontrolle über die Rohstoffe bedeutet, dass man die Preise kontrolliert. Wenn man Ressourcen erwirbt und einlagert, sind stabile bzw. sinkende Preise von außerordentlicher Bedeutung.
Vergangene Woche kam es zu einem recht kuriosen Ereignis. Die Chinesen gaben ein Gebot für die Londoner Metallbörse (LME) ab. An der LME findet die Preisfindung für unedle Metalle statt, und China ist der größte Verbraucher dieser Metalle. Gemäß unserer Schätzung belief sich das Kaufgebot auf 108-fache des Nettoeinkommens der Börse. Also wenn sich das nicht nach einem sehr motivierten Käufer anhört, was dann!
Wenn man den Markt kontrolliert, kann man die Preise kontrollieren. Eine solche Art der Preiskontrolle kennen wir ja bereits aus den Anleihemärkten, wo die Zinsen für Staatsschulden buchstäblich auf Null gezwungen wurden. Die Realzinsen liegen sogar deutlich im negativen Bereich, egal welche Berechnungsmethode man für die Ermittlung der Inflation heranzieht.
Die Panik kommt: Begeben Sie sich zu den Notausgängen
Was die Implikationen der Griechenland-Wahl anbelangt, würden wir einfach davon ausgehen, dass so weiter gemacht wird wie bisher. Die großen Akteure im Machtpoker brauchen Stabilität, und zwar solange als möglich. Stabilität bedeutet in diesem Fall: Die Abwesenheit von Chaos und absoluter Panik.
Es wird zu einer Panik kommen. Die Ressourcen werden immer stärker aufgebraucht, während man enorme Mengen an Schulden schafft, die die US-Notenbank dann mit noch mehr Schulden aufkaufen muss. Und auch die Finanzderivate sowie die zunehmende Hoffnungslosigkeit der weltweiten Bevölkerungen stellen sicher, dass es zu einer Panik kommen wird.
Doch wie verhält man sich in einem derartigen Marktumfeld? Wir hatten ja bereits in der Vergangenheit darauf hingewiesen, dass der Berg an Papiervermögenswerten und Finanzderivaten irgendwann unter seiner eigenen Last zusammenbrechen wird. Für Investoren ist es ratsam, jetzt zu agieren und von Papiervermögenswerten in Richtung realer Vermögenswerte zu gehen.
Es wird berichtet, dass die Griechen ihr Geld von den Bankkonten holen – aber nur, um es dann in den Schließfächern derselben Banken zu lagern. Das sagt uns, dass die Griechen die Panikphase noch nicht erreicht haben, obwohl es eigentlich bereits soweit sein müsste.
Ein leitender Beamter der Londoner Feuerwehr wurde einmal mit den Worten zitiert: „Wenn die Menschen im Feuer umkommen, dann nicht wegen einer Panik, sondern eher wegen dem Ausbleiben einer Panik.“ Die Wahrheit ist doch, dass die Menschen in der Regel auf ihre Mitmenschen schauen und solange warten, bis eine Gruppenpanik ausbricht. Doch dann ist es bereits zu spät.
Und obwohl es gegenwärtig wohl noch nicht an der Zeit ist, in Panik zu verfallen, sollten diejenigen, die das Ende dieser bedeutenden historischen Finanzperiode erfolgreich durchstehen wollen, jetzt besser damit anfangen, sich zu den Notausgängen der harten Vermögenswerte wie Gold und Silber zu begeben.