Sparer und Anleger, die sich über die Vermögensvernichtung durch eine Hyperinflation Sorgen machen, dürften mit Edelmetallen gut beraten sein

Alena Mikhan & Jeff Clark, Casey Research, 18.06.2012

Inflation ist die natürliche Folge einer lockeren Geldpolitik. Wird diese Geldpolitik zu locker, kann es zu einer Hyperinflation kommen. Als Goldanleger will man logischerweise wissen, ob die Edelmetalle in einem solch extremen Szenario mit der Teuerungsrate mithalten können.

Die Hyperinflation ist eine Phase mit einer extrem hohen Inflationsrate. Doch wo ist die Grenze zwischen der (noch handhabbaren) Inflation und einer unkontrollierten Hyperinflation?

Philip Cagan, einer der ersten Wissenschaftler, die sich mit diesem Phänomen beschäftigten, beschreibt die Hyperinflation als „eine Inflationsrate von 50% oder mehr innerhalb eines Monats“, was dem Durchschnittsinvestor bereits undenkbar erscheint.

Und während es für eine inflationäre Entwicklung zahlreiche Gründe geben kann, kann man bei der Hyperinflation im historischen Rückblick im Grunde nur eine Hauptursache ausmachen: Eine exzessive Geldversorgung.

Die Schulden und Defizite erreichen Niveaus, die nicht mehr tragfähig sind, während sich die Politiker auf die Entwertung der Währung zurückziehen, um ihre Ausgaben zu bestreiten. Irgendwann wird dann der Punkt erreicht, an dem die Investoren das Vertrauen in die Währung verlieren.

„Vertrauen“ – das ist in diesem Zusammenhang auch das entscheidende Wort. Fiatgeld verfügt vornehmlich deshalb über Kaufkraft, weil die Menschen glauben, dass es sich dabei um stabiles Geld handeln würde, das in der der Lage ist, Werte über die Zeit hinweg zu erhalten. Ist dieses Vertrauen erst einmal zerstört worden, setzt eine Flucht aus der Währung ein.

In einem solchen Szenario geben die Bürger ihr Geld so schnell als möglich aus. Gewöhnlich kaufen sie sich dann handfeste Güter – es ist der verzweifelte Versuch, sich der Währung zu entledigen, bevor sie noch stärker an Wert verliert. Durch diesen Prozess erhöht sich die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, was einen Teufelskreis anheizt, der die Kaufkraft der Währung immer schneller vernichtet.

Die mit Abstand berühmteste Hyperinflation ist die der Weimarer Republik von Januar 1919 bis November 1923. Laut Investopedia „stieg das durchschnittliche Preisniveau um einen Faktor von 20 Milliarden und verdoppelte sich alle 28 Stunden.“

Nun sollte man eigentlich meinen, dass sich Gold in einer solchen Extremsituation ziemlich gut entwickelt – und so war es dann auch: In Reichsmark ausgepreist schoss der Goldpreis dramatisch in die Höhe. Im Januar 1919 wurde eine Unze Gold noch mit 170 Reichsmark gehandelt. Im November 1923 war dieselbe Unze bereits 87 Billionen Mark wert:

Zum Vergrößern anklicken.

Die Inflation in Deutschland war anfangs noch recht harmlos, legte dann jedoch immer schneller zu und verwandelte sich plötzlich in ein Monster. Für Investoren ist wichtig, zu wissen, dass der Goldpreis schneller stieg als die Inflationsrate. Die uns vorliegenden Daten zeigen, dass der Goldpreis im Verlauf dieser fünfjährigen Phase 1,8 Mal stärker stieg als die Inflationsrate.

Die Implikationen sind erstaunlich: Während die Hyperinflation dafür sorgte, dass die Ersparnisse der Mehrheit der Deutschen vernichtet und reiche Bürger buchstäblich über Nacht in arme verwandelt wurden, hatten all jene, die ihre Vermögenswerte in Gold hielten, überhaupt keine Kaufkraftverluste zu verzeichnen. Im Gegenteil, sie waren sogar noch in der Lage, mehr Waren und Dienstleistungen zu kaufen, und das trotz all der explodierenden Preise um sie herum.

Da fragt man sich schon, wie sich diese Menschen gefühlt haben müssen, als sich ihr gesamtes Vermögen in Luft aufgelöst hat. Faktisch wurden sie ja von der Regierung ausgeraubt. Sie waren die Verlierer dieses gigantischen Vermögenstransfers – und diejenigen, die bedeutende Mengen an Gold und Silber hielten, standen auf der Empfängerseite …

Wir können hier natürlich nur Vermutungen darüber anstellen, ob die meisten Deutschen die Inflation während der relativ ruhigen Phase von 1920 bis 1921 einfach nicht ernst genommen haben. Hatten angesehene Ökonomen kurz vor Ausbruch der Hyperinflation etwa noch erklärt, dass eine solche Entwicklung in Deutschland undenkbar sei, oder hatten die Politiker behauptet, „ein klein wenig Inflation wäre gut“?

All jene, die unsere obszönen Schuldenniveaus, die außer Kontrolle geratenen Haushaltsdefizite und die ganze Gelddruckerei für eine solide politische Strategie halten, die nicht zu einer unkontrollierten Inflation führen könnte, sollten ihre Meinung vielleicht noch einmal überdenken. Ein Blick auf die Geschichte zeigt, dass das alles schon einmal da war – und es ging nicht sonderlich gut aus.

Die Geschichte zeigt, wohin die Reise hingeht, wenn sich die Länder auf die fiskalischen und monetären Maßnahmen zurückziehen, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt von den führenden Wirtschaftsmächten des Planeten favorisiert werden. Sollte die jüngste Goldpreisentwicklung tatsächlich nur die Ruhe vor einem hyperinflationären Sturm sein, wie er in Deutschland beobachtet werden konnte, dann dürfte jetzt wohl der richtige Augenblick sein, um das gelbe Metall zu erwerben.

Und wir sollten auch daran denken, dass die Hyperinflation relativ häufig auftritt. Seit der Hyperinflation in der Weimarer Republik kam es noch zu 29 weiteren Hyperinflationen, beispielsweise in Österreich, Argentinien, Griechenland, Mexiko, Brasilien, Taiwan und Zimbabwe, um nur einige zu nennen. Im Schnitt findet alle drei Jahre eine Hyperinflation statt.

Und obschon die Hyperinflation mit verheerenden Folgen für die Menschen, die sie durchleben müssen, einhergeht, setzt sie auch heilsame Kräfte frei. Da die Verantwortung für diese Art von Katastrophe einzig bei der Regierung liegt, dürfte es nur gerecht sein, dass die Hyperinflation die Wirtschaft von ihren perversen fiskalischen und geldpolitischen Ungleichgewichten befreit.

Nach der Hyperinflation erlebte Deutschland in der zweiten Hälfte der 20er Jahre wieder eine relativ starke Wirtschaftsperiode mit geringer Inflation und anhaltendem Wachstum.

Es ist kein Geheimnis, dass viele Währungen auf dem Planeten, auch der US-Dollar, den Weg der Inflation eingeschlagen haben … Wir wissen nicht, was letztendlich passieren wird. Was wir wissen, ist, dass, will man eine Hyperinflation verhindern, die Währung an harte Vermögenswerte gekoppelt oder gar durch einen harten Vermögenswert ersetzt werden muss. Wenn die Glaubwürdigkeit des Fiatgeldes zusammenbricht, dürfte Gold die einzig noch verbleibende Option sein.

Die Investment-Implikationen sind offenkundig: Man sollte weiterhin Gold kaufen. Aber wie viel Gold braucht man nun wirklich, wie viele Unzen sollte man im Verhältnis zu seinem Vermögen besitzen? Nun ja, alles unter 5% dürfte keinen ausreichenden Schutz vor einem hochinflationären Umfeld bieten.

Man kann auch anders an die Sache herangehen: Wie viele Unzen braucht man, um seine monatlichen Ausgaben zu bestreiten? In der Weimarer Republik wurde die Inflation über einen Zeitraum von zwei Jahren zunehmend lästiger – und dann schlug die Teuerung auf einmal zu und verwandelte sich in eine zwei Jahre anhaltende Hyperinflation. Man sollte sich daher fragen, was man benötigt, um seinen Lebensstandard für ein paar Jahre aufrecht zu erhalten.

Und hören Sie nicht auf die Regierungen, die fortwährend beteuern, wie vertrauenswürdig das aktuelle System doch sei, oder auf die Massenmedien, die den Goldmarkt regelmäßig verzerrt darstellen. In einer Welt, die im Hinblick auf echtes Geld vor Ignoranz nur so strotzt, ja die Tatsachen sogar noch absichtsvoll vernebelt, sollte man sich mit den relevanten geschichtlichen Tatsachen auseinandersetzen, sich seine eigene Meinung bilden und dann daran festhalten.

Das Beispiel der Weimarer Republik zeigt, dass Gold seinen Wert während der Hyperinflation bewahren kann. Sollte das schlimmstmögliche Szenario eintreten, dürften die Finanzen Ihrer Familie bei dem gelben Metall gut aufgehoben sein.

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner