Das Silber/Gold-Verhältnis ist die letzten 12 Monate praktisch fortwährend nach unten gehämmert worden. Angesichts der Tatsache, dass das weiße Metall nach seinen Hochs in 2011 bereits eine Monsterkorrektur hingelegt hat, scheint das aktuelle Preisniveau nun zunehmend attraktiver
Tim Staermose, Sovereignman.com, 26.06.2012
Vor einem Jahr veröffentlichte ich den Artikel „Vier Silber-Investments, die man vermeiden sollte“. Rund zwei Wochen später, am 26.04.2011, schrieb ich dann einen weiteren Artikel mit dem Titel „Soll ich mein Silber verkaufen?“ und erklärte, dass ich mit einer unmittelbar bevorstehenden Silberpreiskorrektur rechne, nachdem der Preis bereits eine ganze Zeit „parabolisch“ gestiegen war.
Der Artikel hatte zu jener Zeit für ziemlichen Wirbel gesorgt. Es gab jede Menge Leute, die behaupteten, ich hätte keine Ahnung, nur weil ich nahelegte, dass im Silberbullenmarkt eine Pause überfällig sei. Einige nannten mich sogar „Verräter“, was sie wohl auf die „Hartgeld“-Bewegung bezogen.
Eine der Silberfirmen, von deren Kauf ich abgeraten hatte, kontaktierte mich umgehend nach der Veröffentlichung des Artikels und beharrte darauf, dass es wirklich nichts gäbe, worüber man sich Sorgen machen sollte, und ihre Aktien ein großartiges Investment seien.
Seit diesem Zeitpunkt ist der Silberpreis um 35,2% gefallen (London PM Fix). Und die vier Silber-Investments, von deren Kauf ich abriet, waren:
1. iShares Silver Trust (SLV), -33,3%
2. Die großen physischen Silberbarren sind mit dem Silber-Kassapreis 1:1 gefallen,
3. Aktien von Silvercorp Metals (SVM) erlebten einen gigantischen Einbruch von 61,5%;
4. Aktien von Coeur d´Alene (CDE), -50,8%.
Eine schöne Kursentwicklung sieht anders aus.
Der stärkste Gegenwind, den die Gold- und Silbermärkte zurzeit zu spüren bekommen, sind die Schwäche der indischen Wirtschaft und der Wertverfall der indischen Rupie.
Indien ist über sehr viele Jahre der weltgrößte Markt für physische Edelmetalle gewesen. Und obwohl China seit kurzem der größte physische Goldmarkt ist, gehört Indien nach wie vor zu den größten drei Gold- und Silberkonsumenten der Welt.
Und während sich die indische Wirtschaft in den vergangenen zwölf Monaten immer schneller abschwächte, ging auch die indische Rupie auf Tauchstation. Heute braucht man bereits über INR 57 um USD 1 zu kaufen. Vor einem Jahr waren es noch INR 46.
Dieser Kursverfall der Rupie macht Silber (und Gold), die auf den Weltmärkten in US-Dollars gehandelt werden, für indische Käufer bedeutend teurer.
Die Nachfrage ist dementsprechend zurückgegangen. Die physischen Silberkäufe sind in Indien im Vergleich zum Vorjahr um 30% bis 40% eingebrochen.
Nichtsdestotrotz ist die Schwäche der indischen Währung, die auch auf politische Unsicherheiten zurückzuführen ist, ein perfektes Beispiel dafür, warum es sich lohnt, Gold und Silber überhaupt zu halten.
Die indischen Sparer, die ihre Ersparnisse den Banken anvertraut und ihre Gelder in Rupien gehalten hatten, waren dem Wohl und Wehe einer abstürzenden Währung ausgeliefert.
Diejenigen, die Edelmetalle gekauft und gehalten hatten, erfuhren hingegen Kaufkraftzuwächse, und das obwohl die Rupie unterdessen auf Talfahrt geschickt wurde.
Und obwohl der US-Dollar gegenwärtig wieder eine Phase der relativen Stärke durchmacht, handelt es sich dabei mit Sicherheit nur um eine vorübergehende Entwicklung.
Genau wie den indischen Sparern, die ihre Ersparnisse in Rupien gehalten und ihr Geld dem Willen der Regierung anvertraut hatten, wird es auch all jenen ergehen, die in US-Dollars sparen, da es sich beim US-Dollar langfristig ebenfalls um eine Verlustposition handelt.
Wenn man sein Geld in US-Dollars hält – speziell wenn diese Gelder dann auch noch insolventen, illiquiden Banken anvertraut werden, wofür man dann ein halbes Prozent Zinsen bekommt – vernichtet man seine eigene Kaufkraft.
Und falls Sie dieser These zustimmen, stellt sich immer noch die Frage, welcher Preis für Gold und Silber als gut bezeichnet werden kann.
Um das hier noch einmal ganz klar herauszustreichen: Niemand ist in der Lage, die kurzfristigen Kursbewegungen der Edelmetalle korrekt vorauszusagen. Aus technischer Sicht beginnt Silber nun jedoch erneut außerordentlich interessant zu erscheinen.
Das Gold/Silber-Verhältnis ist innerhalb der letzten zwölf Monate in einem praktisch steten Kursverlauf nach oben gezwungen worden, wenn man hier einmal von einer kurzen Verschnaufpause zu Beginn dieses Jahres absieht.
Auf dem Höhepunkt des letzten Edelmetallbullenmarkts brauchte man weniger als 20 Unzen Silber, um 1 Unze Gold zu erwerben. In den letzten paar Jahren sank das Gold/Silber-Verhältnis dann erneut auf bis zu 1:32. Aktuell ist es jedoch wieder auf 1:57 aufgebläht worden.
Sollte die These stimmen, dass wir uns gegenwärtig abermals in einem Edelmetall-Boom befinden, dann scheint es in der Tat vernünftig, davon auszugehen, dass das Gold/Silber-Verhältnis eine erneute Korrektur durchlaufen und bedeutend fallen wird.
Noch wichtiger: Jeder einzelne Indikator deutet darauf hin, dass die Zentralbanker ihre bisherigen Maßnahmen weiter fortsetzen werden. Gemeint ist damit natürlich das Einzige, was sie kennen: Das Gelddrucken.
Trotz der kurzfristigen Preiskorrekturen – wie wir sie in 2008 sahen – ist das für die Edelmetalle zweifelsohne außerordentlich bullisch … speziell für Silber.
Angesichts der Tatsache, dass Silber ausgehend von seinen Hochs des vergangenen Jahres bereits einen massiven Rückgang zu verzeichnen hatte, wird Silber jetzt im mittleren USD 20-Bereich sehr attraktiv.