Entgegen der landläufigen Auffassung, dass sich Vertreter der Österreichischen Schule für einen staatlich sanktionierten Goldstandard aussprechen, sagen sie in Wahrheit nur, dass die Menschen in einer freien Marktwirtschaft selbst darüber entscheiden, was Geld ist und was nicht. Logisch, dass Gold und Silber in einem freien Markt aufgrund der ihnen innewohnenden Eigenschaften aller Vorausschau nach weite Teile der Geldwirtschaft dominieren würden

James E. Miller, Mises.org, 05.07.2012

Ein anonymer Blogger schrieb:

„Ich habe einen Widerspruch entdeckt: Die Österreichische Schule spricht sich gegen Preiskontrollen und Wirtschaftsplanung aus, aber die Österreichische Schule befürwortet einen Goldstandard, der auch als Mittel zur Festsetzung des Wechselkurses erachtet werden kann, indem die Größe der Geldmenge mithilfe von Wirtschaftsplanung festgesetzt wird.“

Obwohl es richtig ist, dass viele Ökonomen der Österreichischen Schule (Mises, Rothbard, Hayek usw.) Gold als Geld bezeichnen und diese Definition dann auch in ihre Denkmodelle einfließt, muss man jedoch zunächst einmal den Kontext kennen, in welchem ihre Schriften verfasst wurden.

Der überwiegende Teil der vorherrschenden, heute existierenden Literatur der Österreichischen Schule wurde zu einer Zeit verfasst, wo Gold in der Weltwirtschaft immer noch auf gewisse Art und Weise als Geld erachtet wurde.

Die vollständige Transformation des Dollars in eine reine Fiatwährung fand erst nach 1971 statt – also nachdem US-Präsident Richard Nixon die USA vom Goldstandard (der zu jener Zeit natürlich kein reiner Goldstandard mehr war) vollständig abgekoppelt und somit die Bretton-Woods-Vereinbarung beerdigt hatte.

Der US-Dollar wurde so in eine reine Fiatwährung verwandelt, die allein durch das „volle Vertrauen und die Bonität der USA“ gedeckt wurde. „Das volle Vertrauen und die Bonität“ bezieht sich natürlich auf die Fähigkeit der Regierung, den Bürgern ihr hart erarbeitetes Vermögen zu stehlen.

Wenn Mises und Rothbard also Gold mit Geld gleichsetzen, dann in der Regel deshalb, weil der internationale Goldstandard zum Zeitpunkt, als ihre Schriften erstellt wurden, nach wie vor existierte – wenn auch nur in abgeschwächter Form.

Oft wird fälschlicherweise behauptet, dass sich Ökonomen der Österreichischen Schule für einen Goldstandard aussprechen würden. In Wirklichkeit erkennt die Österreichische Schule lediglich die Effizienz des ungehinderten freien Markts und dessen Fähigkeit an, Vermögen zu schaffen.

Die Ökonomen der Österreichischen Schule sind argwöhnisch, was Regierungsinterventionen anbelangt – da diese in den Prozess von Milliarden einzelner Transaktionen eingreifen, die in ihrer Gesamtheit die Marktwirtschaft ausmachen.

Die Österreichische Schule spricht sich also schlicht dafür aus, dass den Laissez-faire Auffassungen des freien Markts auch bei der Schaffung und dem Verkauf eines ganz speziellen Rohstoffs Geltung verschafft wird – nämlich beim Geld.

Rothbard erklärt dazu in “The Case for Genuine Gold Dollar”:

“Der bekannteste Vorschlag, Geld vom Staat zu trennen, ist der von F. A. Hayek und seinen Anhängern. Bei Hayek’s ´Entstaatlichung des Geldes` würden alle Zahlungsmittel-Gesetze abgeschafft, und es würde jeder Person und Organisation erlaubt sein, ihr eigenes Geld in Form von Geldscheinen mit eigenem Namen oder Zeichen darauf auszugeben.

Die Zentralregierung würde weiterhin ihr Monopol über den Dollar oder Franc behalten – aber es würde den anderen Institutionen erlaubt werden, beim Geschäft der Geldschaffung in Konkurrenz zu treten und ihre eigenen Währungen auszugeben. Hayek wäre also in der Lage Hayeks zu drucken, ich könnte Rothbards ausgeben und so weiter.

Bei Hayek´s Vorschlag zu den rechtlichen Veränderungen findet sich auch ein unternehmerisches Beispiel, wo eine von Hayek inspirierte Bank ´Dukaten` ausgeben würde, die dergestalt in Umlauf gebracht würden, dass die Preise in Dukaten konstant blieben. Hayek ist sich sicher, dass diese Dukaten die inflationierenden Währungen Dollar, Pfund, Mark oder was auch immer ohne Probleme ausstechen würden.“

In einem Markt sorgt Wettbewerb dafür, dass die Ineffizienzen schwacher Firmen einer genauen Prüfung unterzogen werden, während die Qualität der Waren und Dienstleistungen steigt und deren Preise sinken.

Würde man den freien Wettbewerb auf den Bereich der Währungsproduktion übertragen, würden dadurch ganz automatisch auch dieselben Ergebnisse erzielt werden, weil all jene Währungen, von denen angenommen wird, dass sie nur über einen geringen Wert oder geringe Kaufkraft verfügen, dabei scheitern würden, weitflächig in Umlauf zu gelangen.

Die Preise werden allein durch die Wertvorstellung der Verbraucher diktiert – und wendet man diese Erkenntnis bei Währungen und der Kaufkraft von Währungen an, ändert sich daran überhaupt nichts.

Wenn ich mir eine Druckerpresse anschaffen und damit beginnen würde, Geldscheine zu drucken, auf denen „James E. Miller“ steht, und im Anschluss versuchte, diese als Währung in Umlauf zu bringen, würde dieses Geld von niemanden akzeptiert werden. Das Wertversprechen eines einzigen Verkäufers ist in der Regel nicht ausreichend, damit ein Tauschmedium universell akzeptiert wird.

Am besten erleichtert Geld Transaktionen dann, wenn es über spezifische Eigenschaften verfügt: Es muss wiedererkennbar, leicht teilbar und haltbar sein. Das sind auch die Gründe, die für Gold sprechen – da es all die hier aufgeführten Eigenschaften besitzt. Und das sind auch die Gründe, warum Gold über Jahrtausende hinweg als Geld verwendet wurde.

Wenn sich Ökonomen der Österreichischen Schule für einen Goldstandard aussprechen, dann liegt dem schlicht die implizite Annahme zugrunde, dass, würden die Zahlungsmittel-Gesetze, Kapitalertragssteuern auf alternative Währungen und die Erfordernis, Steuern ganz allgemein in der Landeswährung zu bezahlen, abgeschafft werden, Gold aller Vorausschau nach wieder zum universell akzeptierten Tauschmedium werden würde.

Die historische Rolle von Gold als Geld erklärt uns auch, warum das gelbe Metall als Absicherung gegen verschwenderische Staatsausgaben und die Währungsentwertung dient. Dafür braucht man sich lediglich die letzten 10 Jahre in den USA anzuschauen:

Die Ökonomen der Österreichischen Schule sprechen sich nicht für einen staatlich erzwungenen Goldstandard aus. Gary North erklärt dazu: „Immer wenn sich die Regierung am Geldgeschäft beteiligt, sollte die Öffentlichkeit besser davon ausgehen, dass hier eine krumme Tour läuft.“

Die Regierung muss alle geldpolitischen Kontrollmaßnahmen aufgeben, da diese unvermeidlich zu einer indirekten Monetisierung von Staatsschulden, einer fortwährenden Inflation, den Boom-Bust-Wirtschaftszyklen und einer Kartellbildung im Bankensektor führen. Der freie Markt – also die dezentralisierten Handlungen von Millionen von Menschen – muss diktieren, wie sich eine Währung entwickelt, denn nur so können die vorgenannten Missbräuche vermieden werden.

Kurzum: Die Auffassung der Österreichischen Schule ist die, dass die Menschen allesmögliche als Geld verwenden können – je nachdem, was sie als Geld halt nutzen möchten.

Archaische Systeme mit verschiedenen Arten von Geld (etwa Hühner, Rinder, Eier, Butter, Weizen, Zigaretten, Kieselsteine, Muscheln usw.) bieten jedoch nicht gerade die besten Voraussetzungen für eine dynamische und komplexe Wirtschaft, was auch der Grund dafür ist, dass sich universelle Güter wie Gold oder Silber am Ende als weithin akzeptierte Tauschmedien herauskristallisieren.

Wenn sich die Regierung ins Geldgeschäft einmischt oder es gar vollständig an sich reißt, wird der einst demokratische Marktprozess zugunsten eines Zwangssystems gestört, bei dem sich ein paar Wenige auf Kosten der allgemeinen Öffentlichkeit bereichern.

Der eingangs zitierte Blogger, der der Österreichischen Schule Heuchelei vorwirft, verweist dann auch noch auf Warren Buffett, der erklärte:

„Gold wird aus dem Boden geholt, dann eingeschmolzen, dann gräbt man ein neues Loch, um es darin wieder zu vergraben, und bezahlt Leute, die herumstehen, um es zu bewachen. Es hat keinen Nutzen. Jeder, der das Ganze vom Mars aus mitverfolgen würde, würde sich nur an den Kopf fassen.“

 Doch was sich Herr Buffett hier fragen sollte, ist, warum Gold überhaupt erst aus dem Boden geholt wird, wo es doch über keinerlei Nutzen verfügt. Sind die Goldminenbetreiber etwa nichts weiter als gedankenlose Drohnen, deren Motivation sich einzig aus dem Glanz des gelben Metalls speist?

Ich denke, wir sind uns alle dahingehend einig, dass dem natürlich nicht so ist, da Menschen immer absichtsvoll handeln und Ziele verfolgen. Im Falle der Goldminenproduktion wird das Gold aus dem Boden geholt, weil es als wertvoll erachtet wird.

Die Gegner des Goldstandards begreifen nicht, was Geld wirklich ist, welche Gefahren von der staatlichen Geldkontrolle ausgehen und wie es dem freien Markt überhaupt möglich ist, aus sich selbst heraus ein nachhaltiges Geldsystem hervorzubringen.

Das ist auch der Grund dafür, warum sie mit unlogischen Behauptungen wie der von Herrn Buffett aufwarten. Leute wie Buffett, die einen großen Teil ihres Einkommens durch die Beeinflussung von staatlicher Politik generieren, haben natürlich ein massives Interesse daran, dass die Rückkehr zu einem echten Goldstandard verhindert und marginalisiert wird.

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