Die Anleihe- und Aktienmärkte sind zurzeit noch zu stark, als dass die Ausbildung einer Blase am Edelmetallmarkt möglich wäre. Es spricht jedoch einiges dafür, dass die Papierwerte den harten Vermögenswerten in den kommenden 18 Monaten Platz machen werden

Jordan Roy-Byrne, The Daily Gold, 24.07.2012

In vorangegangenen Artikeln haben wir über die drei Phasen eines säkularen Bullenmarkts geschrieben und darüber, wie und warum sich die finale Phase ausbildet. Die Bewertungen der entsprechenden Vermögensklasse, die Marktstimmung und die Marktstruktur erklären, warum es in der finalen Phase eines Bullenmarkts überhaupt zu einem derart dramatischen Aufwärtsschub kommen kann, obwohl die Performance in der Phase zuvor relativ ruhig gewesen ist.

Das sind die mikroökonomischen Aspekte, die in der finalen Phase zu einer Blasenbildung führen. Heute wollen wir uns jedoch die marktübergreifenden Triebkräfte anschauen, die für die Ausbildung einer Blase verantwortlich sind.

Wir berichten oft über marktübergreifende Analysen, da sie unglaublich nützlich und eine solide Form der technischen Analyse sind. Umso größer eine Blase, desto größer ist die Rolle, die die marktübergreifenden Zusammenhänge bei der Ausbildung dieser Blase spielen. Im Grunde lässt sich sagen, dass es für die Ausbildung einer Blase in einem wichtigen Markt notwendig ist, dass das Kapital verschiedener anderer Vermögensklassen in genau diesen Markt fließt.

Schauen wir uns noch einmal kurz die Technologieblase der 90er Jahre an. In der unten stehenden Grafik finden sich der Technologieindex Nasdaq, Anleihen und Rohstoffe. Es sind also die drei wichtigen Vermögensklassen erfasst worden.

Von 1994 bis 2000 beschleunigte der Nasdaq seinen Anstieg. Während dieser Phase waren die Anleihen zwar relativ volatil, konnten aber praktisch kaum Zugewinne verbuchen. Und auch die Rohstoffe befanden sich von 1996 bis 1999 in einem hässlichen Bärenmarkt.

Ferner ist interessant, dass die Anleihen zwischen 1990 und 1993 eine bedeutende Verteuerung verzeichneten – also in einer Phase, wo der Nasdaq nur langsam stieg. Darüber hinaus befanden sich die Rohstoffe von 1993 bis 1996 in einem sehr starken Bullenmarkt.

Was wir hieraus lernen können, ist, dass sich in Finanzmärkten keine Blasen bilden können, solange die einzelnen Vermögensklassen miteinander um die Vorherrschaft ringen.

Während des parabolischen Anstiegs von Gold, Silber und den Minenaktien von 1976 bis 1980 schnellten die Zinssätze in die Höhe – der Wert der Anleihen sank also –, was Ängste bezüglich der Inflation heraufbeschwor. Der weit gefasste US-amerikanische Aktienindex S&P 500 erreichte im dritten Quartal 1967 seinen Höhepunkt und bildete sein finales Tief erst im ersten Quartal 1978 aus.

Alles in allem lässt sich also sagen, dass die konventionellen Finanzmarkt-Schwergewichte – Anleihen und Aktien –für Edelmetalle Ende der 70er Jahre keine ernsthafte Konkurrenz darstellten.

Gegenwärtig wird der Goldpreis durch die Stärke der anderen bedeutenden Vermögensklassen noch unten gehalten. Wenn Anleihen und Aktien gut laufen, ja wer braucht dann schon Gold oder andere Rohstoffe!

Der langfristige Ausblick für Aktien und Anleihen ist jedoch schlecht. Die wichtige Widerstandsmarke des S&P 500 liegt bei 1.500 bis 1.600 Punkten. Der kürzeste Bärenmarkt, der jemals verzeichnet wurde, hielt 13 Jahre an (1929 – 1942). Der aktuelle Bärenmarkt ähnelt jedoch eher den Bärenmärkten der Jahre 1966 bis 1982 und 1900 bis 1915.

Hier kommt noch hinzu, dass das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) zurzeit bei 14 liegt. Der Aktienbärenmarkt wird jedoch erst enden, wenn das KUV in den kommenden Jahren auf einstellige Werte abgesunken ist.

Und wenn wir uns die Anleihen (10-jährige US-Staatsanleihen) anschauen, stellen wir fest, dass es vor zweieinhalb Jahren zu einem heftigen Ausbruch nach oben gekommen ist. Die Anleihen könnten sich in Zukunft sogar noch ein wenig weiter verteuern, aber wir gehen dennoch davon aus, dass der Anleihemarkt in den kommenden 12 bis 18 Monaten ein Hoch ausbilden wird.

Unseres Erachtens gibt es eine Vielzahl legitimer Gründe, die für eine starke Nachfrage nach Staatsanleihen sprechen. Die Wirtschaft schwächt sich ab und die Leute haben ganz einfach Angst. Und wenn man zu einer sehr großen Institution gehört, die zig Millionen verwaltet, ist man auf US-Staatsanleihen angewiesen, da diese als sicher gelten und Liquidität bieten. Aber jetzt stellen Sie sich einmal vor, was passiert, wenn die Auslandskäufe von Staatsanleihen in den nächsten Jahren zurückgehen und die Versorgung mit diesen Papieren immer weiter ansteigt.

Chris Puplava hat gezeigt, dass das Angebot von Staatsanleihen in den kommenden Jahren massiv steigen wird, da die Schuldnerländer Billionen an Schulden überrollen müssen. Puplava schreibt:

„Wenn wir uns die ausstehenden Schulden der 10 größten Schuldnerländer anschauen, dann stellen wir fest, dass allein zwischen heute und Ende dieses Jahres über USD 5 Billionen an Schulden fällig werden, was 17% ihrer ausstehenden Gesamtschulden entspricht. Und bis 2015 werden praktisch 50% aller ausstehenden Schulden der 10 größten Schuldnerländer fällig. Das sind über USD 15 Billionen an Schulden, die innerhalb der kommenden zweieinhalb Jahr fällig werden!“

Ein wichtiger Aspekt, an den wir in diesem Zusammenhang denken sollten, ist, dass der größte Teil der Zugewinne während eines säkularen Bullenmarkts in der letzten Phase gemacht wird. Der Nasdaq verteuerte von 1982 bis 1994 um das 5-Fache und legte die darauffolgenden sechs Jahre um das 6-Fache zu. Die Preisentwicklung von Gold und Silber Ende der 70er Jahre ist ein weiteres Beispiel.

Es gibt eine Handvoll Daten, die (auf historischer Basis) nahelegen, dass es bei den Edelmetallen in den kommenden Jahren zu parabolischen Preisanstiegen kommen wird. Die nachfolgende Grafik zeigt, wie stark Gold im Preis steigen müsste, um zur Geldbasis aufzuschließen. Dafür müsste der Goldpreis auf rund USD 10.000 pro Unze steigen!

Und wenn wir uns das Gold/S&P 500-Verhältnis anschauen, sehen wir, dass das gelbe Metall noch jede Menge Luft hat, um sich dem Blasenniveau, das Anfang 1980 erreicht wurde, anzunähern. Interessant ist auch, wo dieses Verhältnis 1977 lag.

Gold hat gegenwärtig damit zu kämpfen, Nachfrage zu generieren, da der Anleihemarkt und der S&P 500 nach wie vor in ihren Bullenmärkten verharren. Wir gehen jedoch davon aus, dass der zyklische Aktienbullenmarkt schon bald zu Ende gehen wird und der säkulare Anleihebullenmarkt innerhalb der kommenden 12 bis 18 Monate sein finales Hoch ausbilden dürfte.

Gold und harte Vermögenswerte befinden sich seit fast 13 Jahren in einem Bullenmarkt. Die Untersuchungen von Barry Bannister zeigen, dass ein Bullenmarkt in der Regel 16 bis 18 Jahre anhält. Steven J. Williams von Cycle Pro hat aufgezeigt, dass jeder Aktienmarktzyklus inflationsbereinigt im Schnitt 17,5 Jahre anhält. Es könnte daher sein, dass der Edelmetallbullenmarkt in 2017 oder 2018 vorbei ist. Das sind also höchstens noch sechs Jahre.

Es könnte noch mehrere Monate, wenn nicht gar ein ganzes Jahr dauern, bevor der S&P 500 sein Hoch ausbildet und in einen milden zyklischen Bärenmarkt abtaucht. Und es könnte Monate oder gar ein Jahr dauern, bis der Anleihemarkt sein Hoch ausgebildet hat. Ganz egal wie die kurzfristige Entwicklung auch ausfallen mag, der Ausblick für die kommenden Jahre ist klar.

Die konventionellen Vermögensklassen werden ordentlich zu kämpfen haben und – inmitten einer Phase, wo sich die Schuldenmonetisierung und Gelddruckerei weiter beschleunigt – zusehends unbeliebter werden, während Gold, Silber und harte Vermögenswerte im Mainstream ankommen.

Das ist der Grund, warum es jetzt an der Zeit ist, sich ernsthaft mit Edelmetallen auseinanderzusetzen … und zu ergründen, wie man von dem unvermeidlichen nächsten Anstieg des Edelmetallbullenmarkts am besten profitieren kann.

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