Dieses Jahr, nächstes Jahr oder später – aber mit Sicherheit nicht zum Sankt-Nimmerleins-Tag – wird Gold wieder als sicherer Hafen glänzen, was schlicht darauf zurückzuführen ist, dass es aktuell ganz danach aussieht, als würde das exponentielle Schuldenwachstum der Regierungen die Weltwirtschaft tatsächlich zur Strecke bringen. Es dürfte nicht mehr allzu lange dauern, bis wir die ersten Staatspleiten miterleben werden

Lawrence Williams, Mineweb.com, 25.07.2012

LONDON – Im Edelmetall-Newsletter von Ed Steer fand sich jüngst ein Zitat von Adam Smith, das auch in der heutigen Zeit, wo zahlreiche der weltweiten Nationen mit einem anscheinend völlig unlösbaren Schuldenproblem zu kämpfen haben, immer noch Geltung hat:

„Dort, wo die öffentliche Schuld einmal eine bestimmte Höhe überschritten hat, ist es meines Wissens kaum gelungen, sie auf gerechte Weise und vollständig zurückzuzahlen. Sofern es überhaupt gelang, die Staatsfinanzen wieder einigermaßen in Ordnung zu bringen, bediente man sich stets dazu des Bankrotts, den man bisweilen auch unverhohlen zugegeben hat, und selbst dort, wo häufig Rückzahlungen nominal geleistet wurden, blieb es in Wirklichkeit ein echter Bankrott.“

Und da gegenwärtig so viele Schuldner so viele Schulden haben, besteht die einzige Lösung – außer man häuft noch mehr Schulden an und inflationiert sich dann heraus, sofern dies heutzutage angesichts der Größe des Schuldenproblems der meisten Länder überhaupt möglich ist – im Staatsbankrott. Und es dürfte auch nicht mehr allzu lange dauern, bis wir die ersten Staatspleiten miterleben werden.

Auf gewisse Weise kann ich mich in der Tat glücklich schätzen, dass ich schon etwas älter bin. Die heutige Jugend wird es sein, die in einigen Ländern mit lebenslanger Arbeitslosigkeit oder bestenfalls mit Niedriglöhnen konfrontiert sein wird, während die Staaten die Zuwendungen buchstäblich auf null zusammenstreichen werden, da die Regierungen diese Ausgaben auszumerzen müssen, um ihre Schulden zu reduzieren.

Es könnte sein, dass sich die Staatspleite als der leichteste Ausweg herausstellen wird, und es kann auch nicht mehr allzu lange dauern, bis einige der überschuldeten Länder genau diesen Weg einschlagen werden.

Wer würde beispielsweise schon darauf wetten, dass es Griechenland gelingt, innerhalb der nächsten 12 Monate die Zahlungsunfähigkeit zu vermeiden oder auch nur die nächsten Monate über die Runden zu kommen! Und sollte Griechenland den Bankrott erklären, dann könnten Portugal, Irland, Zypern oder eine Reihe anderer Länder folgen – vielleicht solch ein Schwergewicht wie Spanien, wo die Jugendarbeitslosigkeit bereits bei rund 50% liegt.

Und genau dieses Bankrott-Szenario spielt sich ja schon im Kleinen ab. Einige US-Gemeinden haben bereits die Zahlungsunfähigkeit ausgerufen oder sind gerade dabei, Gläubigerschutz zu beantragen, und es könnten noch hunderte weitere US-Gemeinden hinzukommen. Handelt es sich hierbei buchstäblich um die Spitze des Eisbergs?

Zunächst erwischt es die Gemeinden, dann die Bundesstaaten und Regionen und dann die Länder. Es gibt eine Reihe von US-Bundesstaaten – einige mit einem Bruttosozialprodukt, das höher ist als das von Ländern wie Griechenland oder Portugal –, von denen man weiß, dass sie sich in ernsten finanziellen Schwierigkeiten befinden.

Eine große spanische Region hat kürzlich bekanntgegeben, dass sie ein Rettungspaket benötigt, und es wird davon ausgegangen, dass es noch eine weitere spanische Region gibt, die sich schon bald in derselben Situation wiederfinden dürfte. Und es gibt Meldungen, die besagen, dass auch Sizilien vor der Pleite steht. Die britische Zeitung Daily Telegraph meldete, dass wohl auch Neapel und Palermo kurz vor der Erklärung der Zahlungsunfähigkeit stünden. Haben wir es hier mit dem Beginn eines globalen Trends zu tun?

Wahrscheinlich wird man die Bundesstaaten und Regionen retten – doch dadurch wird die Gesamtverschuldung der Staaten lediglich noch stärker steigen. Befindet sich das kapitalistische System in einer Todesspirale? Die Hoffnung ist natürlich, dass wir uns irgendwie durchwurschteln können, doch was ist, wenn uns das nicht gelingt?

Das wirklich Überraschende ist, dass der traditionelle sichere Hafen Gold (noch) nicht als sonderlich attraktiv erachtet wird, obschon dieses Bankrott-Szenario zunehmend evidenter wird. Zurzeit flüchtet das Geld in Richtung US-Dollar und dollardenominierte Anleihen – also in Schulden, die sogar negative Renditen ausweisen und dann auch noch von dem Land mit der höchsten Verschuldung aller Länder stammen.

Am Ende werden auch die USA ihre Schulden auf die eine oder andere Art abschreiben und sich für eine der von Adam Smith aufgezeigten Wege entscheiden müssen. Und da ein offener Zahlungsausfall der USA absolut grauenvoll wäre und man sich die globalen Implikationen nicht einmal ausmalen möchte, sieht es ganz danach aus, als würde den USA als einzige Lösung das Herausinflationieren bleiben.

Doch was würde in diesem Falle mit der Kaufkraft des einst so mächtigen US-Dollars geschehen, wo das US-Schuldenniveau in Wahrheit wohl eher im Bereich von USD 500 Billionen liegen dürfte, wenn man alle Verbindlichkeiten berücksichtigt?

Im Folgenden finden Sie noch ein weiteres berühmtes Zitat, das Abraham Lincoln zugeschrieben wird: „Man kann alle Leute einige Zeit und einige Leute alle Zeit, aber nicht alle Leute alle Zeit zum Narren halten.“

Die weltweiten Regierungen – und die US-Regierung ist da keine Ausnahme – haben, so viel steht fest, versucht, ihre Bevölkerungen (oder zumindest weite Teile davon) mit politischen Tricksereien und manipulierten Statistiken an der Nase herumzuführen. Doch wie lange soll das noch gutgehen?

Wenn die Gemeindeanleihen zu Boden krachen, werden die Finanzprobleme, mit denen wir es zu tun haben, immer offenkundiger werden und die Menschen werden zunehmend ihr Vertrauen in die Regierung und das Finanzsystem verlieren. Wo soll man sich dann noch hinwenden?

Gold – und vielleicht auch Silber, das dazu neigt, sich im Preis parallel zu Gold zu bewegen – könnte die Antwort sein. Bei den Menschen – selbst bei denen im Westen – ist Gold fest in der Psyche verankert. Es gilt als das wertstabile Medium schlechthin, nach dem die Menschen streben und das sie kontrollieren wollen, was auch der Grund dafür ist, warum die Goldpreisbewegungen eine derart massive Berichterstattung in den Medien hervorrufen, obwohl es ja eine Unmenge anderer Investments gibt, die mindestens ebenso volatil sind.

Goldene Sterne und Goldmedaillen – all diese Dinge sind im alltäglichen Leben Ausdruck von höchster Qualität oder herausragenden Leistungen. Schon als Kinder wachsen wir mit Märchen auf, von denen sich viele um Gold und dem ihn innewohnenden Wert drehen, Geschichten von Piraten und Kobolden und Gold und Silber. Es gibt so viele Beispiele, wo Gold – wahrscheinlich völlig zu Recht – als Vermögensspeicher fest in unseren Gehirnen verankert ist.

Man kann Gold also nicht einfach aus dem System auslöschen, und irgendwann – diese Woche, nächste Woche, nächsten Monat, nächstes Jahr, niemand kann das mit Sicherheit sagen – wird der Punkt kommen, wo sich immer mehr Menschen von den Regierungen und ihren Fiatwährungen nicht mehr länger zum Narren halten lassen und stattdessen versuchen werden, die ihnen noch gebliebenen Ersparnisse in Sicherheit zu bringen.

Der wahrscheinlichste Weg, das zu tun, dürfte das Investieren in Gold sein – vorzugsweise in physisches Gold und nicht in Papiergold –, und es ist ratsam, dass man sich das Edelmetall tatsächlich auch physisch ausliefern lässt, anstatt es der Bank zu überlassen, da das Bankensystem im jetzigen Staatsschuldenszenario ziemlich anfällig zu sein scheint.

Die Verfechter der Theorie, dass sich „Gold in einer Blase“ befindet, beteuern ja, dass das gelbe Metall seinen Höchstand schon erreicht hat. Ich gehe hingegen davon aus, dass die Zeit von Gold erst noch kommen wird – dieses Jahr, nächstes Jahr, wer weiß, auf alle Fälle dürfte es schon bald soweit sein!

Jeder weitere Schuldenanstieg lässt diesen Zeitpunkt näherrücken. Wann die Zeit von Gold kommen wird, hängt einzig davon ab, wie lange es den Regierungen gelingt, sich weiter durchzuwurschteln und die Bevölkerungen ruhig zu halten.

Einige angesehene Marktbeobachter gehen davon aus, dass der Goldpreis dann explosiv in die Höhe schießen könnte – aber in Wirklichkeit hofft man ja garnicht so sehr darauf, da dies in der Tat ein Hinweis darauf wäre, dass das Finanz-Armageddon tatsächlich da ist.

Wollen wir hoffen und beten, dass sich einige der Weltuntergangspropheten verkalkuliert haben und wir durch irgendein Wunder eine sanfte Landung hinbekommen. Das Problem ist nur, dass Hoffen und Beten unter Umständen nicht ausreichen werden.

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