Der Tag der Abrechnung rückt immer näher

Michael Snyder, The Economic Collapse, 30.07.2012

Nähern wir uns immer schneller dem Tag der Abrechnung für das weltweite Finanzsystem? August dürfte höchstwahrscheinlich ein recht ruhiger Monat werden, da der überwiegende Teil Europas in den Ferien ist, aber danach treten wir in eine „Gefahrenzone“ ein, wo praktisch alles passieren kann.

Historisch gesehen finden Finanzkrisen eher im Herbst statt als zu anderen Jahreszeiten, und es zeichnet sich ab, dass der kommende Herbst ein wahres Prachtexemplar werden dürfte.

Die Finanzwelt konzentriert sich zurzeit vornehmlich auf die Frage, ob der Euro auseinanderbrechen wird – aber selbst wenn es den europäischen Führern gelingen sollte, den Euro zusammenzuhalten, sind sie immer noch mit massiven Problemen konfrontiert.

Länder wie Griechenland und Spanien leiden bereits unter depressionsähnlichen Wirtschaftsbedingungen, während der Rest der Welt gerade in eine Rezession abtaucht. In einigen Teilen Europas ist die Arbeitslosenrate bereits auf Höchststände geschossen, während einige europäische Großbanken kurz vor der Pleite stehen und es überall auf dem Planeten zu einem Einbruch der Kreditströme kommt.

Sollte sich die Lage wirklich ernsthaft eintrüben, könnte sich diese Krise rasch in ein schlimmeres Debakel als die Finanzkrise des Jahres 2008 verwandeln.

Überall auf dem Planeten fangen die Menschen nun damit an, über die Möglichkeit zu schreiben, dass diesen Herbst eine bedeutende Wirtschaftskrise ausbrechen könnte.

In einem kürzlich veröffentlichten Artikel der International Business Times wird beispielsweise darüber berichtet, dass einige der weltweiten Ökonomen für die kommenden Monate mit dem Schlimmsten rechnen:

„Der Konsens? Die Weltwirtschaft befindet sich nun in einem finalen Countdown, bei dem noch drei Monate übrig bleiben – und die Investoren sollten sich für August oder September auf einen Kollaps gefasst machen.

Jim Reid, ein Stratege der Deutschen Bank, verweist auf eine von ihm seit 2010 vertretene Theorie, die besagt, dass es künftig ´von geldpolitischer und fiskalischer Seite her einen Mangel an Flexibilität` geben wird. Am Dienstag merkte er dazu hämisch an: ´Es scheint so, als hätte uns Europa hier Recht gegeben.`

´Die USA haben die Möglichkeit, die universelle Natur unserer Theorie zu widerlegen … [aber] sollte dieser US-Zyklus die vollständige Durchschnittslänge erreichen, die wir die vergangenen 158 Jahre gesehen haben (33 Zyklen), dürfte die nächste Rezession Ende August starten.`“

Da das weltweite Finanzsystem so komplex ist und es zigtausende von einzelnen Variablen gibt, ist es sehr schwierig, Prognosen mit Daten zu versehen. Fakt ist jedenfalls, dass die Geschichte voll von Ökonomen ist, die am Ende dumm dastanden, weil sie eine bestimmte Prognose mit einem Datum versahen.

Unstreitig ist aber auch, dass die stürmischen Herbstwolken nun immer deutlicher am Horizont zu erkennen sind.

Im Folgenden finden Sie 11 weitere Hinweise, dass dem globalen Finanzsystems die Zeit in Windeseile davonläuft:

1. Im September stehen bezüglich der finanziellen Zukunft Europas eine ganzen Reihe wichtiger Ereignisse an: In Deutschland entscheidet das Bundesverfassungsgericht über den ESM-Rettungsfonds, die Niederländer könnten sich in den Wahlen gegen weitere Hilfen für die Europleiteländer aussprechen, während Griechenland versucht zusätzliche Rettungspakete zu erhalten. Überdies muss für die wankenden Schwergewichte der südlichen Euro-Peripherie, Italien und Spanien, eine Lösung gefunden werden.

2. Reuters berichtet, dass der spanische Wirtschaftsminister Luis de Guindos nahegelegt hat, dass Spanien ein Rettungspaket in Höhe von EUR 300 Milliarden benötigt.

3. Spanien stürzt immer tiefer in die Rezession. Die spanische Wirtschaft ging im zweiten Quartal 2012 um 0,4% zurück. Im ersten Quartal 2012 lag der Rückgang bereits bei 0,3%.

4. Die spanische Arbeitslosenrate liegt aktuell bei 24,6%.

5. Laut dem Wall Street Journal ist beim griechischen Finanzrettungsplan ein neues EUR 30 Milliarden schweres Loch aufgetaucht.

6. Morgan Stanley geht davon aus, dass die Arbeitslosenrate in Griechenland in 2013 über die Marke von 25% klettern wird.

7. Die aktuellen Prognosen besagen, dass die griechische Wirtschaft in 2012 um weitere 7% schrumpfen wird.

8. Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble sagte, dass das restliche Europa gegenüber Griechenland keine weiteren Zugeständnisse machen werde.

9. Die britische Wirtschaft ist mittlerweile in eine tiefe Rezession abgetaucht. Allein im zweiten Quartal 2012 ist die britische Wirtschaft um 0,7% zurückgegangen.

10. Der Index zur Wirtschaftsaktivität der Federal Reserve Bank of Dallas ist im Juli dramatisch auf -13,2 Punkte eingebrochen. Das war eine riesige Überraschung, und es ist ein weiterer Hinweis darauf, dass sich die US-Wirtschaft gerade auf dem Weg in eine Rezession befindet.

11. Wie eingangs erwähnt, fanden die Bankenkrisen im geschichtlichen Rückblick meist im Herbst statt. Ab September wird das Finanzsystem wieder in die entsprechende „Gefahrenzone“ eintreten, und niemand von uns muss hier erst noch ausführlich an die Finanzzusammenbrüche der Jahre 1929, 1987 und 2008 erinnert werden, die sich alle in der zweiten Jahreshälfte abspielten.

Und, besteht noch irgendeine Hoffnung darauf, dass sich die Lage auch wieder bessern könnte?

Die politischen Führer Europas haben eine kurzfristige Notbehelfsmaßnahme nach der anderen versucht, aber nichts von dem hat funktioniert.

Und jetzt rutschen zahlreiche europäische Länder auf einmal in die Depression ab, während den Behörden in Europa die Antworten ausgegangen zu sein scheinen. Das Nachfolgende stammt von einem Diplomaten aus der Eurozone:

„Seit zwei Jahren pumpen wir die Rettungsinsel auf, ergreifen Entscheidungen, um sie gerade mit so viel Luft aufzupumpen, dass sie sich über Wasser hält – und das obwohl sie ein Loch hat … Aber das Loch ist mittlerweile so groß geworden, dass wir die Luft nicht schnell genug in die Rettungsinsel bekommen, um sie über Wasser zu halten.“

Ja, das Wasser läuft jetzt schneller ins Boot, als sie Rettungsmaßnahmen einleiten können. Also, was ist die Lösung?

Nun, einige der Spitzenökonomen beiderseits des Atlantiks drängen die Regierungsvertreter, die Schuldenblase aufrechtzuerhalten und Unmengen frisch gedruckten Geldes hineinzupumpen.

Beispielsweise behauptete der „Ökonom“ Paul Krugman in der New York Times verwegen, dass es für die US-Regierung jetzt an der Zeit sei, noch mehr Geld zu drucken und noch mehr Kredite aufzunehmen – obschon die US-Regierung bereits billionenschwere Defizite hat. Krugman ist stolz darauf, ein Keynesianer zu sein, und erklärt, dass „auch Sie ein Keynesianer sein sollten.“

Und auf der anderen Seite des Atlantiks drängt Ambrose Evans-Pritchard, der Chefredakteur der internationalen Wirtschaftsabteilung der britischen Zeitung Telegraph, die Europäische Zentralbank ebenfalls dazu, mehr Geld zu drucken:

„Selbstverständlich spreche ich mich im Notfall für ein geldpolitisches Konjunkturprogramm im Stile des Jahres 1933 oder für Vermögensaufkäufe in Billionenhöhe durch die altmodischen Offenmarktoperationen aus … um eine Deflation zu verhindern – und für die Fortsetzung dieser Maßnahmen, bis das nominelle BSP wieder auf die Trendlinie gebracht wurde, dem Punkt, an dem man die Belebungsmaßnahmen dann wieder abziehen kann.“

Aber lässt sich durch die Anhäufung immer größerer Schuldenmengen tatsächlich irgendetwas lösen?

In den Vereinigten Staaten hat die Geldmenge M2 vor kurzem erstmals die Marke von USD 10 Billionen durchbrochen. Die Geldmenge M2 ist heute fünf Mal so groß wie vor 30 Jahren.

Das Problem ist nur, dass die US-amerikanische Staatsverschuldung während desselben Zeitraums schneller gestiegen ist als das Bruttosozialprodukt.

Beispielsweise ist die Staatsverschuldung im zweiten Quartal 2012 um USD 274,3 Milliarden gestiegen, während das US-BSP lediglich um USD 117,6 Milliarden zulegen konnte.

Das Problem ist also nicht, dass zu wenig Geld herumschwirren würde. Das Problem ist, dass es viel zu viele Schulden gibt! Aber genau das ist nun einmal das Schicksal, das letztlich alle Fiatwährungen ereilt. Es besteht immer die Versuchung, mehr davon zu drucken.

Das ist auch einer der entscheidenden Gründe, warum bisher noch jede Fiatwährung in der Geschichte zusammengebrochen ist.

Durch das Gelddrucken wird keines unserer Probleme gelöst. Die Gelddruckmaßnahmen sorgen lediglich dafür, dass sich das Aussehen der Probleme ändert. Am Ende gibt es nichts, was die Behörden tun könnten, um die kommende Krise aufzuhalten.

Gegenwärtig beginnen immer mehr Menschen, sich dieser Tatsache bewusst zu werden, was auch die Ursache dafür ist, dass die Wirtschaft zurzeit von einer solch pessimistischen Stimmung geplagt wird.

Beispielsweise fand das Umfrageinstitut Rasmussen im Rahmen einer kürzlich durchgeführten Erhebung heraus, dass gerade einmal 14% aller US-Bürger der Meinung sind, dass es die heutigen Kinder in den USA eines Tages „besser haben werden“ als ihre Eltern.

Diese Zahl ist einfach nur atemberaubend, zeigt jedoch, wo wir zurzeit stehen.

Unsere Wirtschaft befindet sich bereits seit sehr langer Zeit im Niedergang, und nun nähern wir uns immer schneller einem entscheidenden Kipppunkt an. Sie sind gut beraten, wenn Sie sich entsprechend darauf einstellen, denn dieser Abwärtsschwung wird mit Sicherheit nicht besonders angenehm werden.

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