Die Wenigsten haben überhaupt eine Vorstellung davon, was uns erwartet, sollte die Weltwirtschaft tatsächlich abschmieren
Richard Russel, King World News, 02.08.2012
Der Dow Jones Industrial spiegelt die Industriekapazität der USA wider. Aber nun stellen Sie sich vor, es gäbe einen Index, der die Industriekapazität der gesamten zivilisierten Welt widerspiegelt. Glücklicherweise gibt es den mittlerweile.
Er wurde von Dow Jones entwickelt und nennt sich „Gobal Dow Index“ (GDOW). Der GDOW setzt sich aus 150 der größten internationalen Aktienkonzerne zusammen. Er enthält alle 30 vom Dow Jones Industrial erfassten US-Konzerne und über 100 weitere internationale Großkonzerne.
Im Folgenden finden Sie den aktuellen GDOW-Chart. Wie Sie sehen, hat der GDOW ein Kursmuster ausgebildet, das zu einer Schulter-Kopf-Schulter-Formation werden könnte. Die Grund- und Stützungslinie für diese Formation liegt bei einem Wert von 1.700 Punkten.
Diese Formation weist aus, wo der globale Fertigungs- und Produktionsbereich zurzeit steht, genauso wie der Dow Jones Industrial diese Daten für die USA ausweist.
Der Kursverlauf des GDOW ist sehr wichtig und sollte genau im Auge behalten werden. Lassen Sie es mich so sagen: Solange sich der GDOW über der Marke von 1.700 Punkten halten kann, können wir alle beruhigt sein und davon ausgehen, dass die Welt in Ordnung ist. Sollte der GDOW aber unter die Marke von 1.700 Punkten einbrechen, sagt mir mein Instinkt: „Rette sich, wer kann!“
Wir leben heutzutage in einer internationalen Welt. Alle Länder sind so eng miteinander vernetzt wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit. Das ist auch der Grund, warum der GDOW der wichtigste jemals von Menschen ausgearbeitete Einzelindex ist … Ich möchte hierzu noch anmerken, dass ich nicht besonders glücklich darüber bin, dass sich der GDOW in einer potenziellen Schulter-Kopf-Schulter-Formation befindet. Und wenn ich schreibe „potenziell“ bedeutet das, dass es sich bisher noch nicht bewahrheitet hat.
Wie es aussieht, wenn die Wirtschaft kollabiert – Erinnerungen an die Große Depression
Ich laufe den Broadway herunter, den Kragen über meine gefrorenen Ohren gezogen. Es ist ein höllischer Wintermorgen im Januar 1939. Manhattan wird von einem tobenden, eiskalten Wind heimgesucht. Ich spaziere die West Side Avenue entlang – an Jack Dempsey´s vorbei, am Plattenladen vorbei, an Lindy´s vorbei, an der Spaghetti-Bude vorbei, am Automaten … halt, ich gehe zum Automaten.
Ich habe immer noch 15 Cent in der Tasche und friere mir den Hintern ab. Ich gehe zum Kakao-Automaten und stecke 5 Cent in die Maschine. Ich drücke den Griff nach unten und die dampfende heiße Schokolade läuft in meinen Becher.
Ein zottliger bärtiger alter Kerl kommt auf mich zu und ächzt: „Hey mein junger Freund, hast du ein paar Cents für mich? Ich hab ne Lungenentzündung und muss mich warm halten.“ Ich schüttele mit dem Kopf, nein, und ziehe ab, um mich an einen leeren Tisch zu setzen. Neben mir ist ein weiterer Tisch frei.
Dort steht ein Teller auf einem Tablett, und es sieht so aus, als wäre noch ein halbes Würstchen darauf, das nicht aufgegessen wurde. Ein paar Sekunden später kommt ein alter Kerl mit einem französischen Barrett auf dem Kopf und setzt sich an den Tisch. Er hat eine Gabel in der Hand und schlingt das Würstchen herunter. Er schaut mich an und zwinkert mir zu, so als sei nichts geschehen.
Ich nicke dem alten Kerl zu. Ich habe einen Job, wo ich Stückware entwerfe und verkaufe, weshalb ich mich auch dazu berechtigt fühlte, zum Automaten zu schlendern und mir einen Tasse heiße Schokolade zu genehmigen. An diesem Tag hatte ich noch kein Glück gehabt – nicht einen lausigen Verkauf.
Ich hatte einen Job bei George W. Button Co. nahe Harlem, aber dort wurden die meisten von uns gefeuert, als die Geschäfte nicht mehr liefen. Es war ein Gewerkschaftsjob, wo ich USD 18,75 pro Woche bekam und sechs Tage, also auch Samstags, arbeiten ging. Meine Aufgabe war es, die Trucks mit Max Factor Damenkosmetik zu beladen, und die Pakete waren höllisch schwer.
Jetzt bin ich Verkäufer und stolz wie Oskar, einen echten Job zu haben. Während ich weiterlaufe, komme ich an einer Arbeitsagentur vorbei, vor der in einer langen Schlange grauhaarige Männer stehen. Sie haben die Hände in ihren Mänteln und warten vor der Agentur. Die meisten von ihnen treten mit den Füßen auf der Stelle, um sich warm zu halten. Sie hoffen, dass vielleicht irgendeine Art von Arbeit gesucht wird. Ich fühle mich irgendwie schuldig, weil ich jung bin und einen Job habe.
Ich überquere die Fifth Avenue in Richtung West Side und marschiere in den vereisten Central Park. Ich will ein paar Freunde in West Side besuchen. Über die Wiese verstreut sehe ich all die „Hoovervilles“, kleine Hütten aus zerlegten Kartons und plattgemachten Konservendosen – alles zusammengeklebt oder aneinander gestapelt.
Die Kinder und ihre Mütter blicken aus den provisorischen Türen ihrer Hütten heraus. Ich frage mich, wie sie sich alle warm halten, denn die Polizei lässt es nicht zu, dass sie Feuer anmachen.
Ich überquere die 84. Straße, Central Park West, Columbus Avenue. Eine fröstelnde Dame spricht mich an: „Komm Süßer, ich will dir was zeigen.“ Verlegen sage ich: „Nein Danke“, und gehe weiter. Ich gehe an einem übernächtigten Typen vorbei, der an der Ecke Äpfel verkauft. Er hält ein Schild in der Hand, auf dem steht: „Helfen Sie einem Veteran. 10 Cents für einen Apfel.“ Ich schaue weg.
„Hey Russ“, ruft Wayne zu mir, „ich kenne dieses Mädchen, das uns über die Seitentür ins Paramount bringen kann. Tommy Dorsey spielt mit Sinatra. Wollen wir hin?“ Ich zucke mit der Schulter und sage: „Sicher, ich kann heute ohnehin nichts verkaufen.“ Und wir ziehen zum Paramount. Wir gehen am Kartenverkauf vorbei. 70 Cent Eintritt vor 12:00 Uhr, und das beinhaltet einen neuen Film und die Bühnenshow. Aber wir zahlen nicht.
… als wir das Theater verlassen, stolpere ich über einen Kerl. Wie sich herausstellte, war es ein Cop, der dort mit zwei seiner Kollegen sitzt. „Pass auf, wo du hintrittst Schulschwänzer“, murmelt er. Die Cops verziehen sich oft ins Theater, wenn es kalt ist. Und natürlich zahlen sie nie – noch nicht mal fürs Popcorn. Es ist Depression, jeder hält nach irgendwelchen Sachen Ausschau, die es für umsonst gibt.
Ich könnte jetzt noch hundert Seiten über das Leben während der Großen Depression schreiben, aber ich hoffen, Sie haben ein wenig ein Gefühl dafür bekommen, wie es für einen Teenager ist, während der Großen Depression aufzuwachsen und zu überleben. Ja, und das was Sie gerade gelesen haben, ist noch der lustige Teil. Wenn man älter war mit einer Familie, das können Sie mir glauben, dann war das ganz bestimmt nicht lustig.