Laurence M. Vance, Lewrockwell.com, 15.02.2010

Genauso wie Hadrian auf Trajan folgte, Domitian auf Titus und Nero auf Claudius, so ersetzte auch Kennedy Eisenhauer, Nixon ersetzte Johnson, Reagan ersetzte Carter und Obama ersetzte Bush.

Dasselbe Imperium mit anderem Imperator

Das Ausmaß des weltweiten US-Imperiums ist fast unermesslich. Wir wissen jedoch genug über Auslandsbasen, materielle Wirtschaftsgüter, Militärausgaben und die Höhe der im Ausland stationierten Truppen um zu begreifen, dass es sich in allen Beziehungen, bis auf den Namen, um ein Imperium handelt.

Laut dem „Base Structure Report“ des US-Verteidigungsministeriums für das Wirtschaftsjahr 2009 haben die USA 716 im Ausland befindliche Militärbasen in 48 Ländern. Laut einem Experten zu diesem Thema, Chalmer Johnson, dem Autor der Bücher „Blowback“, The Sorrows of Empire“ und „Nemesis“, ist diese Zahl jedoch viel zu niedrig gegriffen:

„Die offiziellen Zahlen berücksichtigen keine Spionagebasen, Basen die sich in Kriegsgebieten befinden, wie im Irak oder Afghanistan, eine Reihe von Anlagen in Orten, deren Erwähnung als zu sensibel angesehen wird oder für deren Auslassung das Pentagon sich aus eigenen Gründen entschied, z. B. Basen in Israel, Kosovo oder Jordanien.“

Johnson veranschlagt die wirkliche Zahl ausländischer Basen um die 1.000.

In demselben Base Structure Report wird gesagt, dass sich die materiellen Wirtschaftsgüter des US-Verteidigungsministeriums aus „mehr als 539.000 Anlagen (Gebäuden, Bauwerken und linearen Bauwerken), verteilt auf mehr als 5.570 Plätze auf ca. 117.000 Quadratkilometern“ zusammensetzen. Die 307.295 durch das US-Verteidigungsministerium (DOD) belegten Gebäude haben eine Gesamtfläche von 195.000.000 Quadratmetern. Das DOD verwaltet weltweit fast 120.000 Quadratkilometer Fläche.

Der letzte Verteidigungshaushalt (Obamas erster) ist fast so hoch, wie die Verteidigungshaushalte der übrigen Armeen der Welt zusammengenommen. Das US-Militär ist der größte einzelne Ölkonsument der Welt und verbraucht offiziell 320.000 Barrel Öl am Tag. Die Kampfflotte der US-Marine ist größer als die 13 nächstgrößeren Flotten zusammengenommen. Und Dank der Arbeit des Ökonomen Robert Higgs wissen wir, dass die Gesamtausgaben zum Zwecke der Verteidigung in Wirklichkeit bei über einer Billion US-Dollar liegen. Und dann gibt es auch noch die Gesetze über ergänzende Zuwendungen, die nicht im Haushalt des Pentagons auftauchen.

Zusätzlich zu den 1,1 Millionen an Militärpersonal, das in den Vereinigten Staaten und ihren Territorien stationiert ist, gibt es ungefähr weitere 262.000 US-Truppen im Ausland – wobei die 130.000 Soldaten im Irak und die 68.000 Soldaten in Afghanistan sowie andere Truppen im Irak zur Unterstützung der Operation Iraqi Freedom und in Afghanistan zur Unterstützung der Operation Enduring Freedom bei dieser Zahl außen vor bleiben. Und dann gibt es noch die neue 30.000 Mann starke Truppenaufstockung für Afghanistan. Es gäbe sogar noch mehr Truppen in Afghanistan, ständen dort nicht 120.000 Vertragsnehmer auf der Gehaltsliste des US-Verteidigungsministeriums, des US-Außenministeriums und der US-Behörde für Internationale Entwicklung.

Laut dem jüngsten Bericht des DOD mit dem Titel „Active Duty Military Personnel Strengths by Regional Area and by Country“ sind die US-Truppen in 148 Ländern und 11 Territorien in allen Ecken der Welt stationiert. Das ist die größte jemals erreichte Zahl von Ländern, in denen sich Truppen der Vereinigten Staaten befanden. Das bedeutet auch, dass US-Truppen gerade über 75% der Länder in der Welt besetzen.

Das weltweite Imperium der USA war bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg mit Sicherheitsallianzen, bilateralen Vereinbarungen, Truppenstatuts-Vereinbarungen, tausenden von Militäreinrichtungen sowie Truppen in 100 verschiedenen Ländern und Territorien schon gut ausgebaut. Als ich am 16.03.2004 in dem Artikel „The U.S. Global Empire“ zum ersten Mal über die weltweite Präsenz von US-Truppen schrieb, legte ich dar, dass die USA Truppen in 135 Ländern und 14 durch die Vereinigten Staaten oder andere Länder kontrollierte Territorien hatten. Dann zeigte ich am 04.10.2004 im Artikel „Guarding the Empire“, dass die USA ihr Imperium auf 150 verschiedene Regionen der Welt ausgeweitet hatten. Das dritte Mal als ich über das Ausmaß des Imperiums berichtete, am 05.12.2005 in dem Artikel „Today Iraq, Tommorrow the World“,war diese Zahl auf 155 angewachsen. Das vierte Mal aktualisierte ich den Status des weltweiten US-Imperiums am 19.02.2007 in „Update on the Empire“ und gab bekannt, dass US-Soldaten in 144 Ländern und 15 Territorien stationiert waren. Das letzte Mal, als ich mich dieses Themas am 07.04.2008 im Artikel „Ninety-Five Years to Go“ annahm, legte ich detailliert dar, dass die Vereinigten Staaten in 157 Regionen der Welt stationiert waren: 147 Länder und 10 Territorien.

Die Veränderungen seit 2008 begründen sich durch zusätzliche US-Truppen in den Ländern Eritrea, Fidschi, Iran und Libyen sowie den Territorien der Nördlichen Marianen und St. Helena und einen Abzug der Truppen aus Antigua, Weißrussland, Island und Surinam. Weil der Kosovo am 17.02.2008 die Unabhängigkeit erklärte, welche von den Vereinigten Staaten anerkannt wurde, ist der Kosovo nun in meiner Aufzählung ein Land und kein Territorium mehr. Und wie ich bei anderen Gelegenheiten bereits mitteilte und im Artikel „Guarding the Empire“ zeigte, begründen sich diese Zahlen nicht durch in US-Botschaften stationierte Schutztruppen der Marine.

Da es über sechs Jahre her ist, als ich das letzte Mal eine vollständige Liste von Ländern, in denen US-Truppen stationiert sind, aufgeführt habe, werde ich sie erneut hier auflisten:

Afghanistan
Albania
Algeria
Angola
Argentina
Armenia
Australia
Austria
Azerbaijan
Bahamas
Bahrain
Bangladesh
Barbados
Belgium
Belize
Bolivia
Bosnia and Herzegovina
Botswana
Brazil
Bulgaria
Burma
Burundi
Cambodia
Cameroon
Canada
Chad
Chile
China
Colombia
Congo
Costa Rica
Cote D’lvoire
Croatia
Cuba
Cyprus
Czech Republic
Denmark
Djibouti
Dominican Republic
East Timor
Ecuador
Egypt
El Salvador
Eritrea
Estonia
Ethiopia
Fiji
Finland
France
Gabon
Georgia
Germany
Ghana
Greece
Guatemala
Guinea
Guyana
Haiti
Honduras
Hungary
India
Indonesia
Iran
Iraq
Ireland
Israel
Italy
Jamaica
Japan
Jordan
Kazakhstan
Kenya
Kosovo
Kuwait
Kyrgyzstan
Laos
Latvia
Lebanon
Liberia
Libya
Lithuania
Luxembourg
Macedonia
Madagascar
Malaysia
Mali
Malta
Marshall Islands
Mauritania
Mexico
Moldova
Mongolia
Morocco
Mozambique
Nepal
Netherlands
New Zealand
Nicaragua
Niger
Nigeria
Norway
Oman
Pakistan
Panama
Paraguay
Peru
Philippines
Poland
Portugal
Qatar
Romania
Russia
Rwanda
Saudi Arabia
Senegal
Serbia
Sierra Leone
Singapore
Slovakia
Slovenia
Somalia
Spain
South Africa
South Korea
Sri Lanka
Sudan
Sweden
Switzerland
Syria
Tajikistan
Tanzania
Thailand
Togo
Trinidad and Tobago
Tunisia
Turkey
Turkmenistan
Uganda
Ukraine
United Arab Emirates
United Kingdom
Uruguay
Uzbekistan
Venezuela
Vietnam
Yemen
Zambia
Zimbabwe

Bei den zehn Territorien auf den US-Truppen stationiert sind, handelt es sich um Amerikanisch-Samoa, Bermuda, Diego Garcia, Grönland, Guam, Hong Kong, Nördliche Marianen, Puerto Rico, St. Helena, Amerikanische Jungferninseln und Wake Island.

Präsident Obama ist nun seit einem Jahr im Amt und die Vereinigten Staaten sind „die einzige militärische Supermacht der Welt“, mit einem Waffenbestand der in die Billionen geht und einem Verteidigungshaushalt sowie einem weltweiten Imperium an Truppen und Basen, die größer sind als je zuvor. Wir kämpfen gerade, entweder offen oder verdeckt, an fünf Fronten im Kampf gegen den Terror (Afghanistan, Pakistan, Irak, Jemen und Somalia) plus einer möglichen Militäraktion gegen den Iran. Darüberhinaus behauptet der Präsident, dass „der Kampf gegen den gewaltsamen Extremismus nicht schnell beendet sein wird und sich weit über Afghanistan und Pakistan hinaus erstreckt.“ Er verkündete auch Pläne die Ausgaben für Amerikas Nuklearwaffenarsenal aufzustocken – obwohl er in der Ansprache zur Lage der Nationen sagte, dass er sich um „eine Welt ohne sie“ bemühe. Unter dem Obersten Befehlsherrn Obama erlebten wir ebenfalls eine dramatische Verschärfung der Angriffe durch Predator-Drohnen, einen Anstieg der Festnahmen und geheimen Inhaftierungen von mutmaßlichen Terroristen auf Grundlage vagester Verdächtigungen und die Aufrechterhaltung des präsidialen Freibriefs ohne richterliche Prüfung den Mord von Ausländern und amerikanischen Bürgern überall auf der Welt anzuordnen, was mit der zweifelhaften Behauptung begründet wird, sie wären eine terroristische Bedrohung. Und jetzt kam heraus, dass das US-Armeekommando für Bauingenieurwesen mehr als USD 4,5 Milliarden für Bauprojekte in Afghanistan ausgab, wobei man mit dem größten Teil des Geldes überall im Land verteilt fast 400 US-Basen und Basen der Koalition baute.

Obama ist der Mann, der während seiner Wahlkampftour am 27.10.2007 versprach:

„Ich verspreche Ihnen eins, dass, wenn wir die Truppen nicht bis zu dem Zeitpunkt, wo ich Präsident bin, herausgeholt haben, ist es das Erste, was ich tun werde. Ich bringe unsere Truppen nach Hause. Wir werden diesem Krieg ein Ende setzen. Darauf können Sie sich verlassen.“

Gut, Bush hatte die Truppen nicht rausgeholt als Obama der neue Oberste Befehlshaber wurde und ein Jahr später sind die Truppen immer noch dort. Und nicht nur, dass die US-Truppen immer noch im Irak sind, es gibt noch über 50.000 weitere Soldaten in Deutschland, über 35.000 in Japan und über 24.000 in Südkorea – Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und des Koreakrieges.

Keine zwei Monate nachdem Obama Januar 2009 sein Amt antrat, befahl er zusätzliche 21.000 Truppen nach Afghanistan. Letzen Sommer unterschrieb er ein Gesetz über ergänzende Kriegszuwendungen in Höhe von USD 106 Milliarden. Im Oktober befahl er still und leiste weitere 13.000 Soldaten nach Afghanistan. Nun möchte der Friedensnobelpreisträger weitere USD 33 Milliarden und zusätzliche 30.000 Soldaten zur Ausweitung des Krieges in diesem Friedhof der Imperien, bekannt unter dem Namen Afghanistan. Und er wird nicht nur bekommen, was er möchte, sondern er wird dafür auch parteiübergreifend Unterstützung erhalten. Die Amtsführungen von Präsidenten kommen und gehen, aber das Imperium bleibt dasselbe.

Dasselbe Imperium mit anderem Imperator.

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