Vergleicht man die kurzfristige Kursentwicklung des US-Dollars und des Euros mit Gold, möchte man meinen, die europäische Einheitswährung sei goldgedeckt. Anleger und Sparer dürften aber früh genug herausfinden, welcher der drei Werte über einen inhärenten Wert verfügt
Louis James, Casey Research, 10.09.2012
Einer der Aspekte, auf den wir in den vergangenen zwölf Monaten wiederholt hingewiesen haben, ist, dass die Trader in einem alten Paradigma feststecken und Gold fortwährend aus den völlig falschen Gründen abverkaufen. Das entsetzlichste (oder einfach blödsinnigste) Beispiel ist, dass Gold oft dann im Preis fällt, wenn auch der Euro fällt.
Und das passiert nicht etwa, weil mit dem gelben Metall während dieser Preisrückgänge irgendetwas nicht stimmen würde, sondern weil Gold in Dollars ausgepreist wird. Anstatt dass Gold als Wertspeicher erachtet wird, dient es in den Augen vieler Investoren schlicht als Absicherung gegen Dollarschwächen.
Aber wie wird eigentlich der Wert des Dollars bemessen? Wie wird der Dollar ausgepreist? Garnicht, um genau zu sein. Normalerweise ist die Kaufkraft die maßgebliche Realität, die den Preis des Dollars bestimmen sollte – aber die Kaufkraft ist außerordentlich schwer zu ermitteln und man kann auch nicht davon ausgehen, dass einem die Regierung diesbezüglich die Wahrheit sagt. Bedauerlicherweise ist es in der heutigen Welt so, dass die Währungen in den Köpfen vieler Menschen danach bewertet werden, wie „stark“ sie gegenüber anderen Währungen sind.
Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum heute keiner mehr an den offiziellen Verbraucherpreisindex glaubt. Wie dem auch sei, der Dollar wird jedenfalls fortwährend danach bewertet, wie er sich gegenüber seinem Hauptmitbewerber um die Rolle als Weltreservewährung schlägt. Mit anderen Worten: Für viele Marktteilnehmer wird der Dollar in Euros ausgepreist.
Wenn der Euro einbricht und der Dollar steigt, sorgt diese vermeintliche Dollar-„Stärke“ also dafür, dass Gold als Schutz vor Dollarschwächen weniger attraktiv erscheint und daher abverkauft wird. In der nachfolgenden Grafik, die die Kursentwicklung der letzten zwölf Monate ausweist, können Sie diese negative Korrelation zwischen Gold und dem Dollar deutlich erkennen. Darüber hinaus geht aus der Grafik die relativ hohe Korrelation zwischen Gold und dem Euro hervor.
Diese Wechselbeziehungen sind sehr ausgeprägt. Die negative Korrelation zwischen dem Dollar und dem Euro ist extrem hoch und liegt bei -0,92. Die negative Korrelation zwischen dem Dollar und Gold ist nicht ganz so hoch, aber immer noch sehr ausgeprägt, und liegt bei -0,78. Und die Korrelation zwischen Gold und dem Euro ist ebenfalls außerordentlich hoch und liegt bei +0,74.
Unseres Erachtens weisen diese Wechselbeziehungen unmissverständlich auf die Fehleinschätzung der Investoren hin, die in diesem Trading-Paradigma gefangen sind.
Der Euro ist nicht goldgedeckt – ja in Wirklichkeit verfügt er über überhaupt keine Deckung. Er ist ein verschwommenes Etwas, das sogar noch nebulöser als der US-Dollar ist. Gold hingegen ist ein handfester Rohstoff und der ultimative Rettungsanker, dem sich die Menschen auf der ganzen Welt zuwenden, wenn die Akzeptanz von Papierwährungen oder anderen Vermögenswerten zurückgeht.
Es gibt überhaupt keinen Grund, warum Gold gemeinsam mit dem Euro an Wert verliert – und es ist lediglich auf den Umstand zurückzuführen, dass Gold genauso wie der Euro „nicht der Dollar“ ist. Das es sich dabei jedoch um nichts weiter als eine Täuschung handelt, erkennt man, wenn man sich die Kursentwicklung der drei Werte noch einmal über einen längeren Zeitraum anschaut:
Wie Sie sehen, mag kurzfristig zwar der Eindruck entstehen, dass sich Gold und der Euro – als Alternativen zum Dollar – gleichförmig entwickeln, doch langfristig gesehen sind sich der Dollar und der Euro bedeutend ähnlicher, während Gold in einer völlig anderen Liga spielt.
Mal legt der Euro gegenüber dem Dollar zu und mal der Dollar gegenüber dem Euro, letztlich entwerten jedoch beide. In der realen Welt verlieren beide Währungen an Boden, und beide Währungen haben gegenüber Gold bereits jede Menge an Boden verloren.
So, und welchem dieser drei Werte würden Sie nun Ihre Ersparnisse anvertrauen? Auf welchen dieser Werte würden Sie künftig gerne spekulieren? Für uns bei Casey Research ist die Antwort natürlich klar, und diese Erkenntnis bildet dann auch die Grundlage für unsere Empfehlungen in unseren Newslettern.