Clive Maund, Clivemaund.com, 17.09.2012
Die letzte Woche war monumental, denn die Finanzwelt hat nun den Punkt hinter sich gebracht, wo es kein Zurück mehr gibt. Direkt nachdem das deutsche Bundesverfassungsgericht das massive europäische QE-Programm durchwinkte und den Widerstand der deutschen Politiker und der deutschen Öffentlichkeit einfach überrollte, erklärte die US-Notenbank nicht nur, dass sie jetzt die dritte Runde quantitativer Lockerung einleitet – womit ja gerechnet wurde –, sondern dass diese Lockerung auch unbefristet ist und die Zinsdrückungsmaßnahmen über einen sehr langen Zeitraum hinweg fortgesetzt werden.
Die Fed hat also nicht bloß dem US-Dollar und den Sparern den Krieg erklärt, sondern der gesamten amerikanischen Mittel- und Unterschicht, die jetzt in zunehmendem Maße ihrer Vermögenswerte beraubt und verarmt werden – alles zum Wohle des Bankenestablishments und der Elite ganz allgemein.
Interessant ist, dass die Fed ihre größten Waffen direkt nach der Entscheidung des deutschen Bundesverfassungsgerichts abfeuerte, das mit seinem Urteil den Weg für ähnlich weitreichende europäische QE-Maßnahmen freimachte. Das bedeutet, dass der US-Dollar und der Euro mehr oder weniger im Gleichschritt an Wert verlieren werden – ein Umstand, den wir berücksichtigen müssen, wenn wir uns den US-Dollar-Index anschauen, der über eine sehr starke Euro-Gewichtung verfügt. In Zukunft dürfte der US-Dollar-Index den einsetzenden Zusammenbruch des US-Dollars teilweise übertünchen.
Womit wir auch schon beim nächsten Punkt wären: Wird der Rest der Welt einfach tatenlos dabei zusehen, wie der US-Dollar seine Abwärtsfahrt beschleunigt, was für die USA den Vorteil hätte, dass sie so ihre enormen Schulden real reduzieren könnten, während sie zur selben Zeit auch noch einen Wettbewerbsvorteil bei den Exporten erhielten? Die Antwort ist nein. Beim Abwärtswettlauf der Fiatwährungen werden alle mitmachen, und diese Entwicklung wird die weltweite Inflation nur noch mehr anfeuern und beschleunigen, selbst sich wenn die Wirtschaften weiter abschwächen sollten.
Die letzte Woche war auch ein klarer Hinweis darauf, dass wir die Endspielphase erreicht haben, also den Punkt, wo der beschleunigte Verfall der Fiatwährungen zunächst zu einer galoppierenden Inflation führt und später in der Hyperinflation mündet, was die weltweiten Wirtschaften verheeren und in Schutt und Asche legen wird.
Und das ist dann auch der Punkt, wo die um ihr bequemes Sofa, ihre Glotze und andere essentielle Dinge wie Nahrungsmittel und Energie beraubten Massen wütend werden und bei den Bankern und Politikern, die ihnen das Ganze eingebrockt haben, ihr eigenes „Island“ veranstalten. Dann, und nur dann, ist auch ein Neuanfang möglich.
Die US-Notenbank treibt ein höchst gefährliches Spiel. Während es für Menschen, die auch nur über ein wenig Intelligenz verfügen, kaum nachvollziehbar ist – oder zumindest sein sollte –, warum angesichts der Schuldenprobleme, mit denen die USA konfrontiert sind, überhaupt irgendjemand in den US-Anleihemarkt oder den US-Dollar investieren sollte, gibt es immer noch jede Menge Investoren da draußen, die die Hoffnung nicht aufgegeben haben.
Mit ihren jüngsten verwegenen Maßnahmen zeigt die US-Notenbank allen Investoren, die in Dollar denominierte Vermögenswerte halten, im Grunde den Stinkefinger – und das könnte unter Umständen auch der Tropfen werden, der das Fass zum Überlaufen bringen und dafür sorgen wird, dass es zu einer Abverkaufswelle von US-Vermögenswerten kommt, speziell wenn die Auswirkungen dieser Geldpolitik im Laufe der Zeit immer evidenter werden.
Aufgrund all dieser Ereignisse sollte es eigentlich offenkundig sein, dass, nachdem vergangene Woche der erste Schuss fiel, das Fiatgeld-Endspiel eingeläutet wurde – ein Endspiel, wo Welle um Welle an frisch geschaffener Währung den Wert der Fiatwährungen immer weiter in die Tiefe treiben wird. Und das nicht nur in den USA und Europa, sondern weltweit. Die Preise für alles Reale oder alles, was über einen inhärenten Wert verfügt, werden steigen und steigen und steigen – und die Hauptbegünstigten werden Gold und Silber sein.
Die Voraussagen unseres letzten Gold- und Silbermarkt-Updates stellten sich als richtig heraus. Wir sagten eine Pause der Märkte voraus, der dann ein starker Ausbruch und eine bedeutende Rally folgen würden. Falsch lagen wir hingegen mit der Prognose, dass es nach dem jüngsten Fed-Treffen zu einer „verkaufe bei Fakten“-Reaktion kommen würde. Die Märkte hatten das Urteil des deutschen Bundesverfassungsgerichts und die jüngsten Maßnahmen der US-Notenbank bereits vorweggenommen – aber selbst wir hatten nicht mit einer solch unglaublichen Großzügigkeit seitens der Fed gerechnet.
Ja es ist ein Leichtes, mit dem Geld anderer Menschen großzügig zu sein bzw. es einfach aus dem Nichts zu schaffen. Und wir haben ja nicht nur QE3 bekommen – womit zu weiten Teilen ja gerechnet und was von den Märkten entsprechend eingepreist wurde –, sondern wir haben es hier mit einem unbefristeten QE-Programm zu tun, während gleichzeitig versucht wird, die Zinsen bei Null zu halten. Diese Entwicklung sorgte dann auch für weitere massive Zugewinne bei Gold, Silber und den Aktienmärkten.
Und, was hat das alles nun für die Edelmetalle, speziell für Gold, zu bedeuten? Es bedeutet, dass die Edelmetalle immer stärker steigen werden, und zwar nicht nur gegenüber dem US-Dollar, sondern auch gegenüber fast allen anderen Währungen. Und dank der zunehmend negativen Auswirkungen der Inflation, die zu einem sich intensivierenden Kampf um den Vermögenserhalt führen werden, bedeutet es auch, dass die Knappheit von Gold und Silber sicherstellen dürfte, dass die künftigen Zugewinne bei den Metallen höher ausfallen werden als der Wertverlust der Währungen. Mit anderen Worten: Die Zugewinne von Gold und Silber dürften stärker ausfallen als die Inflation.
Sollte sich die Inflation in einer späteren Phase des Fiatgeld-Endspiels – wo die Fed und die anderen Zentralbanken immer hoffnungsloser ihre bereits diskreditierten geldpolitischen Maßnahmen intensivieren und beschleunigen, um den Tag der Abrechnung abzuwenden, indem sie noch mehr Schulden auftürmen – in eine Hyperinflation verwandeln, werden Gold und Silber natürlich parabolisch in die Höhe schießen und letztlich Preise erreichen, die selbst den großen Keynesianer Robert Mugabe aus Zimbabwe beeindrucken würden, der den Keynesianismus ja bekanntlich bis zu einem Grad perfektionierte, von dem die meisten Verfechter dieser Wirtschaftsschule nur träumen können.
Wenn wir auf die Goldpreischarts blicken, dann sehen wir, dass Gold wieder an Fahrt aufnimmt. Auf dem langfristigen 12-jährigen logarithmischen Goldpreischart können wir erkennen, dass sich Gold nach wie vor in einem sauberen und ordentlichen Aufwärtstrend befindet, der bereits seit Mitte 2005 aktiv ist. Beim Crash von 2008 kam es zu einer Abweichung und Gold unterbrach seinen Trend kurzzeitig, aber Ende 2008 hatte sich das gelbe Metall bereits wieder auf der klassischen Stützungsline gefangen. Die Kursschäden wurden schnell wieder repariert und Gold sprang erneut in seinen Aufwärtstrend zurück, in dem es seitdem fortwährend Auf und Ab springt.
Aus der Grafik geht auch hervor, dass Gold in den letzten paar Wochen einen bedeutenden neuen Aufwärtstrend eingeleitet hat. Der Goldpreis ist aber immer noch ein gutes Stück von seinen Hochs vom August vergangenen Jahres entfernt. Angesichts der Ereignisse von letzter Woche dürfte das Metall nun jedoch kaum Schwierigkeiten dabei haben, diese Höchststände zu knacken, und die Chancen, dass sich in diesem Preisbereich dann ein Doppelhoch ausbilden wird, liegen nahe Null.
Wenn Gold erst einmal auf neue Allzeithochs geklettert ist, dürfte es seine Anstiege sogar noch stärker beschleunigen, da die Generosität der US-Notenbank das Metall Monat für Monat daran erinnern dürfte, warum es genau das tun sollte.
Bevor wir uns vom Langfristchart abwenden, möchten wir noch darauf hinweisen, dass diese Grafik überdies veranschaulicht, dass der neue Aufwärtstrend immer noch in seiner Frühphase ist und die obere Projektionslinie dieses Aufwärtstrends auf ein Preisziel im Bereich von USD 2.400 pro Unze hindeutet.
Die alten Kerle, die zum Missfallen ihrer Ehefrauen immer nach den Damen mit den großen Oberweiten gieren, dürften mit Sicherheit auch die kurvige Natur des Goldpreisanstiegs lieben, die auf dem arithmetischen 12-Jahres-Goldpreischart zu sehen ist. So sieht der Chart eines Rohstoffs aus, der sich in Richtung einer spektakulären parabolischen Preisexplosion beschleunigt – eine Kursexplosion, die Gold auf viel, viel höhere Kurse treiben könnte.
Der 2-Jahres-Chart zeigt, dass es nun zu einem deutlichen und entscheidenden Ausbruch aus der dreistrahligen Fächerformation gekommen ist. Die gleitenden Durchschnitte befinden sich ebenfalls in einer bullischen Ausrichtung. Die 50-Tage-Line steht kurz davor, über die 200-Tage-Line zu steigen, und wenn sie das tut, bestätigt sie dadurch den Beginn eines neuen Aufwärtstrends.
Wenn wir auf den kurzfristigen Relativen Stärke Index (RSI) schauen, dann ist das gelbe Metall zurzeit extrem überkauft. Auf dem MACD wirkt Gold nicht so stark überkauft, was darauf hindeutet, dass noch etwas Spiel nach oben ist, bevor Gold eine Pause einlegen und sich erholen dürfte.
Die Chancen stehen also gut, dass Gold bis zur Widerstandsmarke von rund USD 1.800 pro Unze vordringen wird, um danach die Kursgewinne in diesem Preisbereich zu verarbeiten. Es besteht sogar die Aussicht darauf, dass Gold bis zu seinen Hochs vom August vergangenen Jahres, also in den Bereich von USD 1.900 pro Unze, klettert, bevor die Konsolidierung einsetzt.
Im 6-Monats-Chart lassen sich die jüngsten Preisbewegungen detaillierter betrachten. Auf dieser Grafik können wir sehen, dass Gold beim RSI zurzeit superkritisch überkauft ist. Das Metall könnte sich noch eine Weile in diesem überverkauften Zustand halten und weiter steigen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass in nächster Zeit eine Reaktion bzw. Konsolidierung einsetzt, ist ziemlich hoch. Die Werte des RSI sind eine deutliche Warnung, dass eine solche Korrektur bald bevorsteht, selbst wenn Gold zunächst noch ein klein wenig weiter steigen würde – was angesichts all der „guten Meldungen“ bezüglich der großzügigen Geldgeschenke der Europäischen Union und der US-Notenbank durchaus Sinn machen würde …
Abschließend wollen wir noch einen Blick auf den US-Dollar werfen. Der Dollar-Index hat sich von seinem Aufwärtstrend nun deutlich verabschiedet und ist nach unten hin weggebrochen. Es ist damit zu rechnen, dass dieser Kurssturz weiter anhalten wird. Vergangene Woche erklärte die Fed dem US-Dollar den unbefristeten Krieg, und er wird zum Opfer all der unerbittlichen Entwertungsmaßnahmen werden.
Der einzige Faktor, der diese Entwicklung etwas abmildert, ist die Tatsache, dass die anderen Länder und Handelsblöcke dem Beispiel der US-Notenbank folgen und eigenständig Maßnahmen zur Währungsentwertung einleiten werden, nun wo das deutsche Bundesverfassungsgericht der EU den Weg für ein massives europäisches QE-Programm im Stile der Fed freigemacht hat. Das bedeutet, dass wir es nun mit globalen quantitativen Lockerungsmaßnahmen zu tun bekommen werden.
Es könnte also durchaus sein, dass wir erleben werden, wie Gold gegenüber praktisch allen Währungen im Wert zulegen wird, da die Kaufkraft dieser Währungen immer weiter abnimmt. Angesichts des Ausmaßes des Anschlags der US-Notenbank dürften die Stützungslinien des US-Dollar-Index nicht mehr allzu viel zu bedeuten haben, und es ist denkbar, dass sie ziemlich schnell durchbrochen werden.
Im Laufe der Zeit könnte der Niedergang des US-Dollars auf diesem Chart aber durch den Euro vernebelt werden, da sich Europa jetzt ebenfalls daran gemacht hat, beim QE-Rennen wieder an Boden gut zu machen, und der Euro somit denselben Entwertungseffekten ausgesetzt ist wie der Dollar.