Jeff Nichols, Nicholsongold.com, 18.09.2012

Jetzt sind sie da, die seit langem erwarteten weiteren geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen der US-Notenbank … Die Verlautbarungen, die vergangenen Donnerstag von der Fed kamen, waren mehr, als sich die Goldinvestoren hätten erhoffen oder auch nur erträumen können. In Reaktion auf die anhaltenden rezessionsartigen Wirtschaftsbedingungen und die nach wie vor hohe Arbeitslosigkeit in den USA leitet die Fed jetzt noch reflationärere – und letztlich inflationärere – geldpolitische Maßnahmen ein.

In einer offiziellen Erklärung zum Treffen des Offenmarktausschusses der Fed (FOMC) heißt es:

„Sollte sich der Ausblick für den Arbeitsmarkt nicht substantiell verbessern, wird der Ausschuss seine Käufe von hypothekarisch besicherten Wertpapieren aufrecht erhalten, weitere Vermögensaufkäufe tätigen und, wo nötig, seine anderen geldpolitischen Werkzeuge einsetzen, bis eine solche Verbesserung im Kontext der Preisstabilität erreicht worden ist.“

Konkret erklärte die Fed, dass sie jeden Monat USD 40 Milliarden an hypothekarisch besicherten Wertpapieren aufkaufen würde, bis sich der US-Arbeitsmarkt bedeutend verbessert. Gleichzeitig wird die Fed ihre „Operation Twist“ aufrecht erhalten, bei der kurzlaufende US-Staatsanleihen verkauft und gegen langlaufende US-Staatsanleihen eingetauscht werden. Darüber hinaus erklärte die Fed, dass die Zinssätze mindestens bis Mitte 2015 auf null gehalten werden.

Die neue quantitative Lockerung der Fed (QE3) ist im Gegensatz zu QE1 und QE2 zeitlich nicht befristet. QE3 wird solange fortgesetzt werden, bis es Hinweise darauf gibt, dass der US-Arbeitsmarkt wieder gesundet – was noch Jahre in der Zukunft liegen könnte. Und es könnten sogar weitere geldpolitische Werkzeuge zum Einsatz kommen, die bisher jedoch noch nicht näher definiert worden sind.

All das bedeutet, dass die Hypothekenzinsen weiter sinken werden, der Eigenheimmarkt und die Baubranche angekurbelt wird, die Preise für bestehende Eigenheime steigen, der Bullenmarkt Wall Streets weiterhin intakt bleibt und die Wirtschaft somit wiederbelebt wird.

Bei QE1 und QE2 gingen Gold und Silber als die großen Gewinner hervor und konnten beträchtliche Preissteigerungen verzeichnen. Beide Metalle konnten bereits eine Woche vor dem jüngsten FOMC-Treffen im Preis zulegen, da die Märkte mit weiteren geldpolitischen Belebungsmaßnahmen gerechnet hatten. Und als die Meldung dann da war, reagierten Gold und Silber abermals, da die Lockerungsmaßnahmen sogar noch aggressiver ausfielen, als selbst die progressivsten Marktbeobachter erwartet hatten.

Doch wird diese beispiellose Geldpolitik der Fed der US-Wirtschaft in nächster Zeit tatsächlich einen Aufschwung bescheren, Arbeitsplätze schaffen und die Arbeitslosigkeit wieder absenken? Ich glaube kaum. Das echte Problem ist nicht eine zu geringe Geldmengenausweitung … oder ein zu hohes Zinsniveau – das wirkliche Problem sind die beispiellosen Verschuldungsniveaus des Privat- und des Staatssektors sowie die extremen Ängste und Unsicherheiten, die nicht zuletzt auf die Unfähigkeit Washingtons zurückzuführen sind, adäquate finanzpolitische Strategien zu formulieren.

Und trotz all dieser neu geschaffenen Liquidität, die für die Kreditvergabe der Banken zur Verfügung steht – oder um sich über die weltweiten Finanz- und Rohstoffmärkte zu ergießen –, wird die Kreditvergabe nicht zulegen, weil mittlerweile bereits viel zu viele Haushalte und Unternehmen garnicht mehr über die entsprechende Bonität verfügen.

Das US-Finanzministerium hat bereits ein derart hohes Verschuldungsniveau erreicht, dass die Kreditratingagentur Standard & Poor´s die Kreditwürdigkeit der US-Regierung im Sommer vergangenen Jahres absenkte. Und nun hat auch noch mit Moody´s eine weitere Kreditratingagentur davor gewarnt, die Kreditwürdigkeit der USA abzusenken, sollte die US-Bundesregierung weiterhin Haushaltsdefizite aufweisen, ohne dabei langfristige Maßnahmen zum Verschuldungsabbau zu implementieren.

Anstatt pro-aktiv zu handeln, um die Finanzsituation der USA wieder in Ordnung zu bringen, sehen sich die USA nun dem sogenannten „finanzpolitischen Kliff“ gegenüber, bei dem es im Januar nächsten Jahres zu extremen und automatisch einsetzenden Haushaltseinsparungen und Steuererhöhungen kommt – sollten sich der US-Kongress und die US-Regierung nicht auf irgendeinen Kompromiss einigen können, was ihnen in den letzten Jahre nicht gelungen ist.

Viele Kritiker der Fed behaupten, dass die jüngsten und noch zu erwartenden geldpolitischen Entscheidungen wirkungslos und inflationär sein werden. Ich hingegen glaube, dass sie effektiv sein werden … und zwar gerade weil sie inflationär sind! Und ich glaube, dass der Fed-Vorsitzende Ben Bernanke sich dessen auch bewusst ist, vielleicht sogar noch stärker als seine Kritiker.

Mittels der Inflation – bei der es sich schlicht um die durch eine exzessive Ausweitung der Geldmenge hervorgerufene Entwertung des US-Dollars handelt – wird die Fed das Schulden/BSP-Verhältnis der USA wieder auf kontrollierbare Niveaus absenken, so dass die Wirtschaft wieder in der Lage sein wird, vernünftig zu funktionieren.

Aber Amerikas aktuelle Probleme brauchten Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte, um sich voll zu entfalten – und es wird abermals Jahre dauern, bevor wir erneut in den Genuss einer gesunden Wirtschaft mit ordentlichen Beschäftigungswachstum und Prosperität kommen werden.

Bis es soweit ist, können wir mit anhaltenden geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen der US-Notenbank rechnen, was den Goldpreis auf Rekordhochs tragen wird, die weit über dem aktuellen Goldpreisniveau liegen werden.

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