Wenn die Fiatwährungen zusammenbrechen, wird Gold der große Gewinner sein, aber es deutet einiges darauf hin, dass das schwarze Gold die Hartwährung ausstechen könnte
Marin Katusa, Casey Research, 18.09.2012
Letzte Woche hatten die Marktbeobachter wieder unaufhörlich darüber diskutiert, ob Ben Bernanke eine weitere Runde quantitativer Lockerung auflegen würde. Am Donnerstag tat er es dann: Mit QE3 wird die Federal Reserve jeden Monat hypothekarisch besicherte Wertpapiere im Wert von USD 40 Milliarden aufkaufen, bis sich der Arbeitsmarkt „substantiell verbessert“.
Dass die zwei vorangegangenen Runden quantitativer Lockerung dabei scheiterten, dieses Ziel zu erreichen, spielt dabei keine Rolle; dass die Gelder, um diese neue Runde an geldpolitischen Konjunkturmaßnahmen zu finanzieren, nicht existieren, ist auch völlig egal, genauso wie all die anderen Gründe, die dafür sprechen, dass QE3 ein Reinfall werden wird.
Das ist alles belanglos. QE3, ein weiteres Jahr an „Operation Twist“, der neue USD 645 Milliarden schwere Rettungsfonds der Europäischen Union – diese enormen geldpolitischen Konjunkturmaßnahmen sind für das ohnehin bereits überquellende Fass der weltweiten Geldversorgung mittlerweile nur noch ein kleiner Tropfen. Von Deutschland über Japan und Brasilien bis hin zu den Vereinigten Staaten – die größten Wirtschaften des Planeten ertränken sich zurzeit in ihren eigenen Währungen.
Und während die Menge an Dollars, Euros und Yuans unaufhaltsam steigt, verliert jeder einzelne Dollar, Euro und Yuan zunehmend an Wert. Fakt ist, dass das gesamte Konzept einer „Fiatwährung“ – also von Papierscheinen, die nur deshalb über einen Wert verfügen, weil sich die Gesellschaft und die Regierung darin einig sind, dass dem so sein soll – an Boden verliert.
Doch was macht stattdessen an Boden gut? Gold natürlich!
Könige und Herrscher versuchten bereits vor langer Zeit, Fiatgeldsysteme zu etablieren, aber ein ums andere Mal versanken die Papierwährungen in der Hyperinflation, und jeder dieser Herrscher kehrte dann schnell wieder zum Tauschhandel mit der einzig erprobten und echten Währung des Planeten zurück: Gold.
Es ist gerade mal 40 Jahre her, da fungierte Gold in den USA noch als echtes Tauschmedium – bis US-Präsident Nixon 1971 den Goldstandard aussetzte. Bis 1971 war der US-Dollar noch eine „repräsentative“ Währung und kein Fiatgeld, da der Dollar tatsächlich über Wert verfügte, weil er eine bestimmte Menge an Gold oder Silber repräsentierte.
Seit 1980 hat sich die US-Geldmenge fast verdreifacht, und es gibt viele, die den Niedergang des US-Dollars prognostizieren:
Wenn der Dollar stirbt, wird Gold sein einstige glorreiche Rolle als Standard-Tauschmedium zurückerlangen. Und während diese Transformation sukzessive vonstatten geht, wird der Wert von Gold nominell wie auch real in die Höhe schießen. Dahinter stecken ganz simple volkswirtschaftliche Erwägungen: Während die Menschen den US-Dollar über Bord werfen, steigt die Nachfrage nach dem gelben Metall, doch die Goldversorgung bleibt weiterhin beschränkt.
Das ist das Goldbullen-Argument – eine simple, aber durch und durch rationale Begründung, die Gold eine strahlende Zukunft bescheinigt. Und aufgrund dieser Prognose kaufen die weltweiten Investoren – darunter auch viele meiner Kollegen bei Casey Research – weiterhin Gold, und das obwohl der Goldpreis bereits nahe seiner historischen (also inflationsbereinigten) Hochs liegt. Der Goldpreis mag einem heute zwar hoch erscheinen, aber in zehn oder zwanzig Jahren dürfte uns ein Goldpreis von USD 1.600 pro Unze unglaublich billig vorkommen.
Und ich stimme zu: Gold ist ein großartiges Investment. Aber es gibt noch einen anderen Rohstoff, den man kaufen kann – einen, der Gold langfristig ausstechen wird. Ja, es gibt einen Wert, der noch besser ist als Gold. Ich spreche von Rohöl.
Besser als Gold
Die meisten Goldbugs sind sich dahingehend einig, dass, wenn der Dollar stirbt, der Ölpreis gemeinsam mit dem Goldpreis nach oben schnellen wird.
Als grundlegende Rohstoffe, die nur in begrenztem Umfang vorhanden sind sind und über eine steigende Nachfrage verfügen, weisen Gold und Öl eine sehr starke Korrelation auf. Seit die USA den Goldstandard 1971 aufgegeben haben und Gold mehr oder weniger frei gehandelt wird, haben sich der Öl- und der Goldpreis die meiste Zeit über gleichförmig entwickelt.
Die Kursentwicklung von Gold und Rohöl scheint sich in der Tat sehr stark zu ähneln, doch für eine detailliertere Analyse werden wir uns im Folgenden noch einmal dem Rohöl/Gold-Verhältnis zuwenden. Dieses Verhältnis gibt uns Auskunft darüber, wie viele Unzen Gold man gebraucht hat, um einen Barrel Rohöl zu kaufen.
Und obschon das Öl/Gold-Verhältnis in den vergangenen Jahrzehnten relativ stabil geblieben ist, gibt es nach meinem Dafürhalten von hier an nur noch eine Richtung: Nach oben.
Doch warum bin ich mir so sicher, dass Rohöl stärker im Wert zulegen wird als Gold? Das ist der Tatsache geschuldet, dass das gelbe Metall in Goldbarren, Goldmünzen, Goldketten und Goldringe verwandelt wird, die dann jahrelang hin und her verkauft werden, während Öl verbrannt wird.
Die Öl und Gold zugrunde liegenden wirtschaftlichen Triebkräfte ähneln sich. Es sind Bodenschätze, die zunächst einmal aus der Erde geholt werden müssen. Beide sind nur in beschränkten Mengen vorhanden. Beide sind essentiell, um eine moderne Gesellschaft aufrecht zu erhalten: Öl dient zur Versorgung unserer Wohnungen und der Industrien, während Gold die Währung sein wird, in der Öl gehandelt wird, wenn die Fiatwährungen zusammenbrechen.
Aber es gibt einen großen Unterschied, einen Unterscheid, der Öl gegenüber Gold in den kommenden Jahren einen Vorsprung verschaffen wird: Gold wird gehandelt, aber Öl wird gehandelt und konsumiert.
Sicher, ein Teil des Goldschmucks verschwindet permanent vom Markt; er wird von den Besitzern vergraben, geht beim Schwimmen verloren oder wird vom Hund verschluckt und taucht nie wieder auf. Aber trotz der Tatsache, dass fast 80% des jährlich weltweit geförderten Goldes zur Schmuckherstellung dient, existieren all diese Ringe, Ohrringe und Goldzähne für die Rapper nach wie vor und werden daher zum weltweiten Goldbestand mit hinzugerechnet.
In den letzten zehn Jahren – während sich der Goldpreis verdreifacht hat – haben wir ja mitverfolgen dürfen, mit welcher Leichtigkeit dieses Gold wieder in den Investmentpool zurückgelangt. In Italien hat sich die Zahl der Goldankäufer allein in den vergangenen 24 Monaten verdreifacht. Es wird davon ausgegangen, dass es in Italien zurzeit 28.000 Goldankaufsgeschäfte gibt, und die Betreiber erklären, dass Italiener aus allen gesellschaftlichen Schichten ihr Gold gegen Bargeld eintauschen. Und seit dem Ausbruch der Rezession werden auch aus anderen Gegenden Nordamerikas und Europas ähnliche Geschichten vermeldet.
Wenn die Zeiten härter werden, verfliegt die Sentimentalität und weicht der Sachlichkeit. Für die Familien wird ihr Schmuckkästchen auf einmal zum Sparbuch. Und während Gold seine Preisanstiege weiter fortsetzt, kehrt mehr und mehr Schmuck in den Goldmarkt zurück. Während die Schmuckherstellung das Gold also für einen gewissen Zeitraum vom Markt nimmt, verlässt es nur in den seltensten Fällen permanent den weltweiten Goldpool.
Öl hingegen wird fortwährend konsumiert. Jeden Tag verschwinden mindestens 87 Millionen Barrel Rohöl auf Nimmerwiedersehen. Es jagt aus dem Auspuff, wird in Styropor, ein neues Asphalt-Dach oder Autodichtungen verwandelt.
Öl wird gehandelt und konsumiert. Und die Produktion kann mit der Nachfrage gerade so mithalten. Niemand kauft physisches Öl, um es als Investment zu halten. Dafür bräuchte man zunächst mal einen riesigen Tank im Hinterhof, um es einzulagern, und, noch wichtiger, die Ölbranche funktioniert völlig anders. Das schwarze Gold ist ein schmieriges, sich schnell bewegendes Gut, das rasch gefördert und verbraucht wird.
Und mit jedem Barrel Rohöl, der verbrannt wird, werden die verbleibenden Ölreserven ein klein wenig wertvoller.
Es gibt eine Vielzahl an Gründen, warum die Ölpreise langfristig explodieren werden. Es wird zunehmend schwieriger, Ölreserven zu finden, und immer teurer, sie zu fördern. Die Umweltschutzauflagen und die wirtschaftlichen wie auch gesellschaftlichen Risiken werden für die Ölfirmen Jahr für Jahr zu einer größeren Belastung. Die weltweite Ölnachfrage steigt, und die ölhungrigen Länder machen sich zurzeit in aller Eile daran, sich künftige Reserven im Ausland zu sichern.
Jedes Mal, wenn Sie tanken, jedes Mal, wenn Sie ein Flugzeug besteigen, jedes Mal, wenn Sie einen Plastiklöffel wegwerfen, sich einen Liter Öl für Ihre Kettensäge kaufen oder eine neue Packung Mascara in Ihr Schminktäschchen legen, konsumieren Sie Öl. Das Öl wird für Güter verwandt, die nie wieder zurückkehren werden. Es ist dann einfach weg, und ohne dieses Öl verfügt die Welt über etwas weniger davon, um die Zukunft anzutreiben.
Der Ölmarkt kann im Grunde auf eine simple ökonomische Erwägung heruntergebrochen werden: Die Nachfrage und die Produktionskosten steigen gleichermaßen, während die Zugänglichkeit langfristig zurückgeht. Für die Preisentwicklung ist das natürlich der Doppelhammer.
Daher sollten Sie immer im Hinterkopf behalten: Wenn das Geld stirbt, wird Gold der Gewinner sein, aber der größte Gewinner von allen wird Öl sein … und jeder, der in diesen Beriech einsteigt, wird damit ein Vermögen machen.