Die aktuelle Korrektur am Goldmarkt dürfte, legen wir die üblichen Korrekturzyklen des gelben Metalls zugrunde, im März bzw. April nächsten Jahres vorbei sein

Martin Armstrong, Martinarmstrong.org, 28.09.2012

Bedauerlicherweise gibt es im Goldmarkt viel zu viele Claqueure und keine Analysten. Gold verhält sich aber auch nicht anders als die anderen Märkte. Auch Gold muss sich erholen und seine Stärke wiedergewinnen, so wie ein Mensch in der Nacht schlafen muss, um den nächsten Tag wieder mit Energie und Tatendrang (erst nach einem Kaffee natürlich) angehen zu können.

Wenn jemand erklärt, dass eine Korrektur am Goldmarkt notwendig ist, um die Grundlage für die nächste Rally zu schaffen, hat das also nichts mit irgendeiner goldfeindlichen Auffassung zu tun – es ist schlicht eine realistische Einschätzung. Und genau diese Entwicklung konnten wir bei Gold ja beobachten.

Selbst wenn Gold zu alten Hochs zurückkehren würde, ohne diese zu durchbrechen, hätten wir es immer noch mit einer Seitwärtsbewegung im Rahmen einer Korrektur zu tun, genauso wie wir es beim Dow Jones Industrial Average zwischen 1966 und 1985 gesehen haben.

Der Dow Jones testete dabei mehrmals die Marke von 1.000 Punkten: 1966 (1.101,11 Punkte), 1968 (994,65 Punkte), 1973 (1.067,20 Punkte), 1976 (1.026,26 Punkte) und 1983 (1.296,95 Punkte). Die ersten Hochs waren nur Tests, aber das Hoch von 1983 markierte das Ende eines sukzessiven Ausbruchs nach oben. 1985 war es endlich soweit; der Dow Jones jagte nach oben und kehrte nie wieder zurück.

Das war eine 19-jährige Korrekturphase, bei der sich der Kurs praktisch die ganze Zeit über seitwärts bewegte und der Dow Jones eine solide Basis aufbaute. Diese Basis wurde dann die Grundlage für eine Welle, in der wir uns heute immer noch befinden.

Und wenn wir auf Gold blicken, dann sehen wir, ausgehend von dem Hoch von 1980, genau dieselbe 19-jährige Korrekturphase. Es war ein weitreichender Korrekturprozess, der dem des Dow Jones sehr stark ähnelt.

Beim Dow Jones lag der jährliche bärische Umkehrpunkt des Hochs von 1966 bei 521 Punkten. Der niedrigste Kurs beim Tageshandel wurde während des Crashs von 1974 mit 570,01 Punkten verzeichnet. Der Dow Jones fing sich also 10% über diesem Umkehrpunkt und gab somit zu keinem Zeitpunkt ein langfristiges Verkaufssignal ab, das nahegelegt hätte, dass ein echter Bärenmarkt einsetzt.

Und was Gold anbelangt, so lag das Tief von 1985 bei USD 280,50 pro Unze, während das letztendliche Tief 1999 mit USD 254,00 pro Unze (die kürzesten Gold-Futures) erzielt wurde. Diese Marken lagen bedeutend über dem jährlichen bärischen Umkehrpunkt von USD 129,40 pro Unze.

Bei Gold hat es also nie einen jährlichen bärischen Umkehrpunkt gegeben. Das ist auch der Grund, warum unsere Goldpreisprognose zeitlich und preislich richtig war – denn Gold durchlief eine perfekte 19-jährige Korrekturphase. Diese 19-jährigen Korrekturen sind von außerordentlicher Bedeutung.

Wird zum Ende dieser 19 Jahre auf Jahresbasis der jährliche bärische Umkehrpunkt nicht erreicht, ist dies ein Hinweis darauf, dass wir uns lediglich in einer reinen Konsolidierungsphase befinden und der Langzeittrend nach wie vor intakt ist. Deswegen erklärten wir 1999 auch, dass das Tief bereits ausgebildet sei.

Das Entscheidende bei Prognosen ist das Timing. Persönliche Meinungsbilder sind völlig unerheblich, und die technische Chartanalyse kann nur über den Preis Auskunft geben, nie aber über das Timing. Nur die zyklische Analyse ist in der Lage, uns zu erklären, wann die Entwicklungen zum Tragen kommen.

Für all jene, die bezüglich des 19-jährigen Korrekturzyklus und der Funktionsweise unseres Umkehrpunkt-Systems noch skeptisch sind, werden wir uns im Folgenden noch einmal den Nikkei anschauen. Das aktuelle Tief wurde in 2008 mit 6.995 Punkten verzeichnet – also 19 Jahre nach dem Hoch des Jahres 1989.

Im Gegensatz zum Dow Jones und zu Gold traf der Nikkei seinen ersten jährlichen bärischen Umkehrpunkt. Der Nikkei fiel weiter und erholte sich über dem nächsttieferen jährlichen bärischen Umkehrpunkt, der bei 6.957 Punkten liegt.

Während es durchaus möglich ist, dass das 19-Jahrestief hält, wurde 2001 der Umkehrpunkt von 11.543 Punkten getroffen – und seitdem hat der Nikkei fortwährend zu kämpfen. Sollte der Nikkei unter der Marke von 6.954 Punkten aus dem Handel gehen, könnte er noch stärker fallen und das Niveau von 4.038 Punkten testen.

Bei 4.921 Punkten liegt eine technische Stützungslinie, und dieser Punkt könnte das finale Tief des Depressionszyklus sein, der 23 bzw. 26 Jahre braucht, um sein finales Tief auszubilden, was ein finales Tief in 2013 bzw. 2016 nahelegen würde. Nichtsdestotrotz war der erste jährliche bärische Umkehrpunkt der entscheidende Hinweisgeber, dass der Nikkei langfristig in echten Schwierigkeiten steckt.

Die Fundamentalanalyse neigt dazu, einfach nur Lippenbekenntnisse abzugeben; sie ist viel zu voreingenommen, um fortwährend konstante Prognosen zu liefern. Das ist vornehmlich darauf zurückzuführen, dass die Fundamentalanalyse immer dazu tendiert, sich auf einen einzigen Faktor zu konzentrieren – was aber mit der Realität nichts zu tun hat. Es ist eine charakteristische westliche Eigenschaft, zu versuchen, die komplexesten Zusammenhänge auf eine singuläre Erklärung von Ursache und Wirkung herunterzubrechen.

Daher gibt es natürlich auch Leute, die immer noch behaupten, dass Gold eine Alternative zum Aktienmarkt und zum US-Dollar sei, wofür sie dann die Entwicklung in den 80er Jahren heranziehen. Sie verweisen auf das Dow Jones/Gold-Verhältnis, so als würde es irgendeinen konsistenten und soliden Grund dafür liefern, Gold zu kaufen.

Wenn wir uns das Dow Jones/Gold-Verhältnis auf Monatsbasis anschauen und dabei bis zum Jahre 1915 zurückgehen, dann sehen wir, dass es beim Dow Jones während dieser Zeit drei bedeutende Rallys gegeben hat, wo es bei Gold zu scharfen Einbrüchen gekommen ist: 1929, 1966 und 2000. Die Rally in 2007 war nicht der Höhepunkt dieses Verhältnisses, sondern lediglich ein wichtiger Hinweis, der nahelegt, dass Gold gegenüber dem Dow Jones noch zulegen wird.

Ferner hört man fortwährend Blödsinn im Hinblick auf China und seinen Einfluss auf die Goldpreisentwicklung. Zunächst ging es um eine chinesische Goldbörse, wo Gold in Yuan gehandelt wird. Es wurde behauptet, dass dies nun der „echte“ Markt sei und alle die Börsen in New York und London zu Gunsten der Börse von China aufgeben würden. Das hat sich natürlich als falsch herausgestellt.

Heute ist es die Tatsache, das Öl in Yuan anstatt in Dollars ausgepreist wird – in Kombination mit Veränderungen bei den Swift-Codes soll dies nun der Vorbote für den Untergang des US-Dollars sein, weshalb man natürlich gut beraten ist, umgehend Gold zu kaufen. Das wird sich abermals als aufgebauschter Unsinn herausstellen.

All diese Auffassungen sollen Sie lediglich dazu bewegen, zu kaufen. Nie wird die Auffassung vertreten oder auch nur angedeutet, dass es bei Gold zu einer leichten Korrektur oder gar einem Ende des Trends kommen könnte. Alle Aspekte sind stets bullisch, aber niemals negativ – und sollte doch mal einer der Aspekte negativ ausfallen, dann aufgrund von Manipulationen.

Der Goldmarkt in Yuan ist letztlich nur ein Hilfsmittel, um den internationalen Handel des Yuans zu ermöglichen. Und der Verkauf von Öl in Yuan ist nur ein weiter grundlegender Aspekt des Ganzen. Dies sind jedoch alles nur kleine Schritte, bis der Yuan zur Weltwährung avanciert – aber das wird nicht vor 2031 der Fall sein.

Es ist von entscheidender Bedeutung, zu begreifen, dass China gegenwärtig überhaupt nicht über die Markttiefe verfügt, um mit einer führenden Weltwährung aufwarten zu können. Die Korruption ist weitflächig, und ein Wandel des Yuan hin zu einer Reservewährung ist völlig undenkbar, solange China keine Schulden-Infrastruktur hat, um die des US-Staatsanleihemarkts in Höhe von rund USD 16 Billionen zu ersetzen.

Während es also Viele gibt, die händeringend versuchen, fortwährend mit irgendwelchem Blödsinn aufzuwarten, warum Gold nächste Woche wie ein Adler aufsteigen und sich um zigtausende Dollars verteuern wird, ist die traurige Wahrheit ganz einfach, dass diese Geschichten einfach nur aufgebauscht sind.

Diese Analysten stellen den US-Dollar fortwährend als das schlimmste Übel dar, obwohl er in Wirklichkeit immer noch das beste Pferd auf dem Weg ins Schlachthaus ist. Ich habe fortwährend wiederholt, dass der US-Dollar der allerletzte Dominostein ist, der zu Boden geht – und nicht der erste! Erst muss Europa fallen, dann Japan, und am Ende geht der Dollar baden. Alle Geldsysteme sind Fiatgeldsysteme, weshalb fundamentale Aspekte hier kaum eine Rolle spielen.

Wir haben es immer mit einer fraktalen Struktur zu tun, und das heißt, dass, hat man für ein bedeutendes Ereignis die entsprechende Zeitfrequenz identifizieren können, diese logischerweise auch auf allen anderen Ebenen existieren muss. Im Folgenden finden Sie eine Goldpreisgrafik mit einem 19-monatigen Rückgang, bei dem der monatliche bärische Umkehrpunkt getroffen wurde:

Es besteht die Aussicht darauf, dass das aktuelle Korrektur-Seitwärts-Muster von Gold im März bzw. April 2013 endet.

Wir dürfen hier nicht vergessen, dass über die wahre Bedeutung von Gold völlig hinweggesehen wird – selbst von den Goldbugs! Gold ist ein Rohstoff, der weltweit gehandelt wird und überall auf dem Planeten über dieselbe Qualität verfügt (Schmuck ausgenommen). Selbst Rohöl weist verschiedene Qualitäten auf und wird überall auf der Welt anders gehandelt. Weizen und andere Lebensmittel variieren ebenfalls von Kontinent zu Kontinent. Gold spielt also vielmehr in der Liga des Dollars – es weist eine extreme Ähnlichkeit zum Dollar auf. Und dieser Umstand ist dafür verantwortlich, dass seine Preisgestaltung einem gleichförmigen globalen Muster folgt.

Die Staatsschuldenkrise untergräbt die Weltwirtschaft und sorgt dafür, dass die Regierungen in aller Welt den Goldhandel beobachten und gegenüber jeden, der Kapital besitzt, drakonisch werden, während ihre Aggressivität im Hinblick auf die Besteuerung massiv zunimmt. In den USA werden die Polizisten zurzeit in Finanzbeamte verwandelt, die Strafzettel ausstellen müssen, um vom gewöhnlichen Arbeitnehmer Einnahmen abzuschöpfen. Das sind die Trends, die darauf hindeuten, dass uns ein echter Goldbullenmarkt bevorsteht – alle anderen Geschichten sind reiner Blödsinn.

Der Yuan ist erst dann in der Lage, den Dollar zu ersetzen, wenn alle Dollarschulden zusammengebrochen sind. Vorher ist das garnicht möglich.

… In der ersten Oktoberwoche dürfte die Volatilität am Goldmarkt wieder steigen. Wenn wir uns das Kursmuster anschauen, das Gold auf Tagesbasis ausgebildet hat, dann scheint es so, als hätte es nun durch seine Seitwärtsbewegung eine Basis ausgebildet, was darauf hindeutet, dass wir noch mal einen Aufwärtsschub sehen könnten, um die Widerstandsmarke von USD 1.800 pro Unze zu testen.

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