Die Wahrscheinlichkeit, dass die Nahrungsmittelpreise auch künftig bedeutend zulegen werden, ist enorm. Wer bereit ist, die Ärmel hochzukrempeln, kann sich ja schon mal einen Kleingarten zulegen

Simon Black, Sovereign Man, 27.09.2012

Im Sommer 2011 veröffentlichten zwei Forscher des New England Complex Systems Institute eine Untersuchung, wo der Zusammenhang zwischen steigenden Nahrungsmittelpreisen und Bürgerunruhen beleuchtet wurde. Das passte zeitlich gelinde gesagt ganz hervorragend. Zu jener Zeit gab es weltweit eine ganze Reihe an Nahrungsmittelaufständen, die letztlich sogar eine Welle an Revolutionen auslösten.

Und das ist nichts Neues; in der gesamten Menschheitsgeschichte sind Bürgerunruhen immer dort, wo Menschen damit zu kämpfen haben, ihre Familien mit Nahrungsmitteln zu versorgen, eine ganz natürliche Folge gewesen.

Die Französische Revolution ist ein klassisches Beispiel dafür. Nach Jahrzehnten unhaltbarer geldpolitischer Maßnahmen, mit denen die französische Wirtschaft zugrunde gerichtet wurde, fielen die Erntesaison und der Winter des Jahres 1788 außerordentlich hart aus. Die Menschen litten unter Hunger und rissen am Ende eine Revolution vom Zaum.

Die Forscher gingen bei ihrer Analyse aber noch einen Schritt weiter. Sie arbeiteten den Zusammenhang zwischen steigenden Nahrungsmittelpreisen und Bürgerunruhen heraus und gelangten zu einer einfachen Schlussfolgerung: Immer dann, wenn der globale Nahrungsmittel-Preisindex der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) über die Marke von 210 Punkten klettert, liegen die für Bürgerunruhen notwendigen Rahmenbedingungen vor.

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Der Nahrungsmittel-Preisindex der FAO liegt gegenwärtig bei 213 Punkten … Tendenz steigend. Die niederländische Rabobank veröffentlichte kürzlich eine eigene Analyse und sagte voraus, dass die Nahrungsmittelteuerung auch im dritten Quartal dieses Jahres anhalten dürfte.

Es gibt so viele Faktoren, die für steigende Nahrungsmittelpreise sorgen. Aus Nachfrageperspektive steigt die Weltbevölkerung gegenwärtig mit einer außerordentlich hohen Rate. Hier kommt noch hinzu, dass zurzeit Milliarden von Menschen in den Schwellenländern – speziell in Asien – in die Mittelschicht aufsteigen und die Nachfrage nach ressourcenintensiven Nahrungsmitteln wie Rindfleisch rasch zunimmt.

Aus Angebotsperspektive sorgen Dürren, Bodenerosionen und eine Abnahme vorhandener agrarwirtschaftlicher Flächen für einen erheblichen Druck bei der weltweiten Nahrungsmittelproduktion. Und dann haben wir natürlich auch noch die geldpolitische Perspektive – die riesigen Mengen an Papiergeld, die zurzeit auf dem gesamten Planeten geschaffen werden und sich ihren Weg in Richtung landwirtschaftlicher Rohstoffe bahnen.

Ich kann mir nicht vorstellen, wie sich die oben genannten Faktoren in nächster Zeit wieder abschwächen sollen. Die Zentralbanker werden ihre Gelddruckmaßnahmen weiter fortsetzen, die Menschen werden sich weiter fortpflanzen, die Schwellenländer werden weiterhin vermögender werden usw. Man sollte daher auf alle Fälle davon ausgehen, dass die Nahrungsmittelpreise noch eine ganze Weile steigen werden.

Langfristig gesehen wird die Technologie diese Probleme lösen … aber die weitflächige Einführung derartiger Technologien liegt noch in ferner Zukunft, und bis es soweit ist, dürfte es noch recht holprig werden.

Der Privatbürger kann sich bezüglich dieser Entwicklung auf verschiedene Arten absichern. Die einfachste Möglichkeit besteht natürlich darin, in börsennotierte Agrar-Fonds oder langlaufende Agrar-Futures zu investieren. Ich kann hiervon jedoch aufgrund der enormen systemischen Risiken des Finanzsystems nur abraten.

Genauso wie wir regelmäßig empfehlen, dass man sein Gold und Silber physisch halten sollte, anstatt es in Form von Anteilsscheinen börsennotierter Edelmetallfonds zu besitzen, raten wir auch im Falle von agrarwirtschaftlichen Vermögenswerten dazu, sie in physischer Form zu besitzen.

Wenn man nur über ein eingeschränktes Budget verfügt, kann man für einen Appel und ein Ei kleine Gärten anlegen, solange man bereit ist, die Ärmel hochzukrempeln. Ja selbst wenn man in einer urbanen Region wohnt und von einem Meer aus Beton umgeben ist, kann man für kleines Geld hydroponische und aquaponische Geräte aufstellen, die leicht zu handhaben sind.

Wer mehr Kapital einsetzen kann, sollte darüber nachdenken, agrarwirtschaftliche Flächen zu kaufen, und zwar am besten im Ausland. Der Kauf von ausländischem Besitz ist eine großartige Möglichkeit, sein Geld ins Ausland zu verbringen – und überdies hat man so auch gleich einen Rückzugsraum, falls man wirklich mal flüchten muss. Ich schaue mir regelmäßig weltweit Ackerland an, und die beste Region für Käufe dürfte Südamerika, speziell Chile, Paraguay oder Uruguay, sein …

Das Entscheidende ist, dass – sollte die Analyse richtig sein und es in Zukunft weiterhin zu steigenden Nahrungsmittelpreisen kommen – agrarwirtschaftliche Vermögenswerte zu einem der Top-Investments dieses Jahrzehnts avancieren werden. Jim Rogers hat in der Vergangenheit wiederholt darauf hingewiesen, dass es die Bauern sind, die am Ende Maserati fahren werden, und nicht die Aktienhändler. Und darüber hinaus sichert man sich so eine eigene fortwährende und zuverlässige Nahrungsmittelversorgung.

Ja und selbst wenn die Analyse falsch sein sollte und alle ernährungstechnischen Herausforderungen des Planeten auf wundersame Art gelöst werden, kann ich mir kaum vorstellen, dass man schlechter dran ist, nur weil man über seine eigene Nahrungsmittelversorgung oder ein wunderschönes, gut gelegenes Grundstück in einem sich rasch entwickelnden Land verfügt.

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