Die aktuelle Finanzkrise hat mit den Finanzkatastrophen der letzten Jahrzehnte nichts gemein. Dieses Mal werden sich die Papierwährungen und die staatlichen Zahlungsversprechen vollständig in Luft auflösen

Robert Fitzwilson, King World News, 09.10.2012

Der 19.10.1987 war der schockierende Tag, an dem der US-Aktienmarkt innerhalb weniger Stunden um schwindelerregende 23% einbrach. Es ist nicht möglich, die Hoffnungslosigkeit in Worte zu fassen, die an diesem Tag all jene beherrschte, deren Ersparnisse oder Leben von den Aktienmärkten abhängig waren.

Seit Anfang der 80er Jahre gingen die meisten Finanzkatastrophen auf das Konto wohlmeinender Wirtschaftsprofessoren, die ständig mit neuen Einsichten aus ihrer Forschung aufwarteten. Beim Aktiencrash des Jahres 1987 waren die Finanzinstitutionen überzeugt davon, dass sie sich viel stärker in den Aktienmärkten engagieren müssten. Die Forschungsergebnisse zeigten, dass, sollte doch mal ein Problem auftreten, man einfach Futures-Kontrakte abverkaufen könne, um das Portfolio so vor Preisrückgängen abzusichern. Ja, bei den Computermodellen funktionierte das in der Tat ganz hervorragend.

Am Freitag dem 16.10.1987 begannen die Märkte mit ihren Einbrüchen. Der Crash begann in Hongkong. Zu jener Zeit galt Hongkong als eine Art Notfall-Liquiditätsquelle, und der Hongkonger Aktienmarkt wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die Rückgänge schwappten um die ganze Welt und kamen am [Schwarzen] Montag in New York an.

Bedauerlicherweise sind Futures-Trader aber unglaublich schlau. Als die Finanzinstitutionen ihre neuen Schutzmaßnahmen nach den Plänen des Professors implementiert hatten, machten sie sich daran, die Futures-Kontrakte zu verkaufen. Das Problem war nur, dass die Trader die Papiere einfach links liegen ließen. Das war der fatale Fehler dieses von Akademikern ausgeheckten Absicherungsplans. Sicher, ein Computer würde die Future-Kontrakte immer abkaufen – die Trader aber nicht.

Daraufhin brach eine vollumfängliche Panik aus. Selbst die renommiertesten und besten Aktien mussten massive Einbrüche verzeichnen. Die Wertpapierorders konnten nicht mehr abgewickelt werden, da die Börsen völlig überlastet waren.

Ein Broker an der NYSE zu sein, war eine feine Sache. Die Plätze an der größten Wertpapierbörse der Welt wurden oftmals von Generation zu Generation weitergereicht. Zu den Verpflichtungen eines Brokers gehörte es aber auch, in den Marktsegmenten, wo er tätig war, als Marktmacher zu agieren und vorübergehend Liquidität bereitzustellen, sollte sich für ein Geschäft nicht umgehend ein spezieller Käufer oder Verkäufer finden. Das war sozusagen das Sicherheitsventil der Börse.

Letztlich wurde diese Fähigkeit der Broker, bedeutende Rückgänge abzufedern, durch Bankkredite ermöglicht. Doch während sich die Panik immer weiter ausbreitete, zogen die Banken ihre Kredite zurück. Der damalige Chef der US-Notenbank, Alan Greenspan, rettete die Lage, indem er den Banken erklärte, dass sie alle notwendigen Kredite bereitstellen sollten, um die Solvenz der Broker (und somit die Solvenz der Börse selbst) sicherzustellen. Es funktionierte.

Handelte es sich hierbei um eine staatliche Intervention und Marktmanipulation? Auf alle Fälle! Und, gab es damals irgendjemanden, der sich nicht maßlos darüber gefreut hat, dass sein Geld, seine Ersparnisse und seine Karriere gerettet wurden? Nein, es war kein einziger dabei, der die Maßnahmen nicht toll fand.

In den darauffolgenden 13 Jahren intervenierte die US-Regierung dann ein ums andere Mal, um die Märkte zu retten, die aufgrund wohlmeinender, aber völlig realitätsferner Pläne der Wirtschaftsprofessoren korrumpiert worden waren. Die letzte große Krise des 20. Jahrhunderts – die das weltweite Finanzsystem schon zehn Jahre vor der Subprime-Krise hätte zu Fall bringen können – war das Debakel von Long-Term Capital Management in den 90er Jahren.

Die Zentralbanker hatten sich in eine Finanzfeuerwehr verwandelt, und bis Anfang des 21. Jahrhunderts wurde das auch noch als eine gute Sache erachtet. Alan Greenspan wurde zu einer echten Persönlichkeit und war nicht mehr länger einfach nur der Chef der Federal Reserve. Die Investoren und die Regierungsvertreter hingen an seinen Lippen und feierten jedes Wort, das er während seiner regelmäßigen Erklärungen von sich gab. Exzessive Risiken stellten überhaupt kein Problem mehr dar. Die Fed würde es schon richten.

In der nachfolgenden Grafik, die die Renditen für US-Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit ausweist, werden die einzelnen quantitativen Lockerungsprogramme der US-Notenbank (QE) seit dem Zeitpunkt, als die Krise in 2008 außer Kontrolle geriet, einander gegenübergestellt:

Wie aus der Grafik hervorgeht, war QE1 eher eine Rettung im Stile des Jahres 1987. Wall Street, die Politiker und die Professoren hatten die USA wieder einmal in einen gigantischen Schlamassel hineinmanövriert. Und obwohl nur die Wenigsten die aus der Gelddruckerei resultierenden Haushaltsdefizite gut fanden, wurden die über USD 20 Billionen, die weltweit ausgegeben wurden, genauso wie 1987 als Rettung erachtet.

Das Geld stammte von den weltweiten Finanzministerien und die Märkte antizipierten die inflationären Auswirkungen, die mit der Ausgabe und der Schaffung derartiger Geldsummen einhergingen, völlig richtig, weshalb die Zinssätze entsprechend stiegen.

Am Ende der ersten Runde quantitativer Lockerung kehrte die Angst zurück, dass sich die USA erneut in eine tiefe Rezession aufmachen würden. Die Zinssätze gingen daraufhin erwartungsgemäß zurück. Die Menschen flüchteten sich in etwas, das traditionell als sicherer Hafen angesehen wurde: US-Staatsanleihen. Eine Nebenwirkung der Bekanntgabe von QE2 waren die steigenden Zinssätze, da die Märkte abermals von einer höheren Inflation ausgingen und das Geld von den US-Staatsanleihen in Richtung der Aktienmärkte floss.

Dann kollabierte Europa. China schwächte sich ab. Weitere „Konjunktur-„ und Geldschaffungsmaßnahmen seien vonnöten, wurde uns erklärt. Doch dann passierte etwas sehr Seltsames: Seit diesem Zeitpunkt sind die Zinssätze eingebrochen. Zu einem gewissen Grad geht dies auf die Flucht in Richtung vermeintlicher Sicherheit zurück. Mit Operation Twist und QE3 werden die Zinssätze zu Boden gehämmert. So sieht die jüngste Entwicklung aus.

Die Preisfindung durch den freien Markt, eine Schlüsselfunktion der Wirtschaft, existiert nicht mehr länger. Heute ist es allein die Regierungspolitik, die darüber befindet, wer die Gewinner und wer die Verlierer sind – zumindest bis auf Weiteres.

Während dieses Prozesses haben sich die weltweiten Zentralbanken an irgendeinem Punkt von Absicherungsnetzen in Marktmanipulanten verwandelt. Die Zentralbanken haben uns nun in gänzlich unbekannte Gefilde manövriert. Wir sind jetzt in Bereiche vorgestoßen, die wir zu Lebzeiten noch nicht gesehen haben. Ich möchte die Leser hier aber noch einmal daran erinnern, dass andere vor uns all das schon mal erlebt haben – und es ging letztlich nicht sonderlich gut aus.

Wir können jetzt nur noch aufs Beste hoffen. Zur selben Zeit ist es jedoch von entscheidender Bedeutung, dass wir aus den Papiervermögenswerten aussteigen und in reale Vermögenswerte wie Gold, Silber und gut gelegene Immobilien gehen. Bis das Ganze vorbei ist, werden noch die verschiedensten Papierwährungen als sicherer Hafen gefeiert werden – doch keine von ihnen wird die uns noch bevorstehenden Ereignisse überleben.

Wir leben gerade in einer wohlfahrtsstaatlichen Blase, die im Grunde der niederländischen Tulpenblase des 17. Jahrhunderts entspricht. Kein frisch gedrucktes Geld der Welt oder Wirtschaftswachstum kann uns jetzt noch vor dem Schicksal der Währungsvernichtung und dem Zusammenbruch des Wohlfahrtsstaats bewahren.

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