Während die Politiker in den USA und Europa beteuern, dass sich die Lage bessert, deuten die Fakten darauf hin, dass das genaue Gegenteil der Fall ist. Wer den uns bevorstehenden Finanz-Tsunami überstehen will, kommt an physischen Edelmetallen nicht vorbei

David Levenstein, Mineweb.com, 11.10.2012

Nachdem Gold vergangene Woche kurzzeitig an der Marke von USD 1.800 pro Unze kratzte, kam es erneut zu Widerständen und der Goldpreis ging leicht zurück. Und während das gelbe Metall damit zu kämpfen hat, diese entscheidende Widerstandsmarke zu knacken, stieg der Goldpreis in Euro und Schweizer Franken auf neue Allzeithochs.

Bei uns hier in Südafrika ist der Goldpreis ebenfalls gestiegen, da der Rand innerhalb eines Monats aufgrund von anhaltenden Streiks verschiedener Gold- und Platinminen und allgemeiner landesweiter Bürgerunruhen um 10% nachgab. Das hat dazu geführt, dass der Preis für einen Krügerrand erstmals in der Geschichte auf R 16.000 stieg.

Und obwohl es völlig offenkundig ist, dass wir uns immer noch in einem Goldbullenmarkt befinden und es noch eine ganze Weile dauern dürfte, bis er wieder vorbei ist, und trotz der Tatsache, dass Südafrika auf eine lange Goldgeschichte verweisen kann – Südafrika ist über Jahrzehnte hinweg der weltgrößte Goldproduzent gewesen –, verbreiten die südafrikanischen Radio- und Nachrichtensender so viele Fehlinformationen über Gold, dass es einfach nur unglaublich ist.

Während der Goldpreis von USD 700 auf USD 1.900 pro Unze stieg, erklärten praktisch alle Experten, die beim Nachrichtensender CNBCA zu Wort kamen, dass Gold ein schlechtes Investment sei. Sie waren völlig unfähig, zwischen physischem Gold und Goldminenaktien zu unterscheiden. Und dank der unglaublichen Weisheit dieser „Experten“ erhielten dann auch nur sehr wenige Anleger die entscheidenden und korrekten Informationen über die Bedeutung, die Gold im eigenen Portfolio hat.

Die 17 Analysten, die 2010 bei CNBCA zu Wort kamen, hatten alle eine Gemeinsamkeit: Sie lehnten allesamt Gold ab. Einer der Experten, der regelmäßig zu Wort kommt, erklärte den Zuschauern eines Tages grinsend, dass Goldinvestments reine Geld- und Zeitverschwendung sind, da der Goldmarkt im Grunde von ein paar indischen Hausfrauen abhängig sei. Ich frage mich, was dieses Genie heute – nachdem sich der Preis für einen Krügerrand in den letzten drei Jahren verdoppelt hat – dazu zu sagen hat.

Gold ist nicht einfach nur ein Edelmetall, das bei der Schmuckherstellung Verwendung findet, sondern es ist ein Geldmetall und ein Rohstoff. Und noch wichtiger: Gold ist eine Alternative zu den Fiatwährungen der weltweiten Regierungen.

Historisch gesehen haben verschiedenste Rohstoffe als Währung, also als Tauschmedium, fungiert. Einige dieser Rohstoffe wie Salz oder Tabak verfügten dabei über ganz bestimmte Eigenschaften, die ihnen in der jeweiligen Kultur und unter den jeweiligen Umständen einen besonderen Wert verliehen.

In den letzten paartausend Jahren haben aber nur zwei Rohstoffe den Test der Zeit überstanden – Gold und Silber. Der Grund dafür ist simpel: Beide Metalle verfügen über einen inhärenten Wert, der nicht einfach nach Gutdünken gefälscht oder vervielfältigt werden kann. Deshalb haben Gold und Silber im Verlauf der Menschheitsgeschichte auch immer als Geld fungiert.

Gold ist ein Geldmetall, dessen Preis durch die Inflation, Schwankungen des Dollars und der US-Aktienmärkte, Währungskrisen, Zinssatzschwankungen, internationale Spannungen und Anstiege oder Rückgänge anderer Rohstoffpreise zustande kommt. Zinsdifferenzen, die inländische Geldmengenversorgung, die unterschiedlichen Inflationsraten der einzelnen Währungen, Zentralbankinterventionen und die politische Stabilität sind Aspekte, die einen wichtigen Einfluss auf den Goldpreis haben.

In Zeiten weltweiter Unsicherheit könnte Gold von seinem Status als sicherer Hafen profitieren. Ferner reagiert der Goldpreis auf Veränderungen der Angebots- und Nachfragestruktur und kann überdies durch die Verbrauherausgaben und das allgemeine Wohlstandsniveau beeinflusst werden.

Gold unterscheidet sich von anderen Edelmetallen wie Platin, Palladium und Silber, da die Nachfrage nach diesen Metallen vornehmlich auf ihre industriellen Verwendungsmöglichkeiten zurückzuführen ist. Der Wert des Goldes begründet sich aber nicht durch seine Nützlichkeit im Hinblick auf industrielle Anwendungen oder die Herstellung von Konsumgütern, sondern durch seine weltweite Nutzung und Akzeptanz als Vermögensspeicher. Gold ist Geld.

Und genau wie Devisen wird auch Gold 24 Stunden am Tag gehandelt. Der Handelstag beginnt in Asien, geht dann in Europa weiter und endet in den USA. Gold wird weltweit gehandelt, nonstop, von Montagmorgen in Neuseeland bis zum Handelsschluss am Freitagabend an der Chicagoer Börse.

Es gibt also zahlreiche Faktoren, die für die Goldpreisentwicklung verantwortlich sind – der entscheidendste Aspekt der vergangenen zehn Jahre war jedoch die Entwertung der bedeutendsten Währungen, speziell die Entwertung des US-Dollars. Und da alle wichtigen Zentralbanken die Entwertung ihrer Währungen vorantreiben, behalten die Menschen, die mit Gold und Währungen zu tun haben, die politischen Entscheidungen natürlich ganz genau im Auge.

Und wo wir gerade bei der Geldpolitik sind: Die südafrikanische Zentralbank hat den Leitzins vergangene Woche überraschend um 0,25% auf 3,25% abgesenkt, da der Rückgang bei den Rohstoffpreisen, die Abschwächung der chinesischen Wirtschaft und die Stärke des australischen Dollars für Südafrika zu einer immer schwereren Last werden.

Die Bank von England hält den Leitzins unverändert bei 0,5%, und der Umfang ihres Anleiheaufkaufprogramms bleibt nach wie vor bei GBP 375 Milliarden. Und auch die EZB dürfte die Zinssätze unverändert lassen. Der Präsident der EZB, Mario Draghi, erklärte, dass das neue Anleiheaufkaufprogramm OMT, das vergangenen Monat verkündet wurde, bereits geholfen hat, die Ängste bezüglich eines Auseinanderbrechens der Eurozone zu verringern:

„Unsere Entscheidung im Hinblick auf OMT (Outright Monetary Transactions) hat dabei geholfen, die Spannungen der letzten paar Wochen zu verringern und dadurch auch Sorgen bezüglicher der Manifestation zerstörerischer Szenarien zu reduzieren.“

Letzten Monat hatte die EZB ja ihre neue Anti-Krisen-Bazooka, OMT, bekanntgegeben – ein Programm, wo die Europäische Zentralbank unter Einhaltung strenger Bedingungen Staatsanleihen schuldengeplagter Euroländer aufkaufen wird.

Überdies lobte Draghi die spanische Regierung für Fortschritte, die bei der Reform des Arbeitsmarkts und des Bankensektors des schuldengeplagten Landes erzielt worden seien. Der Fortschritt Madrids ist „wirklich bemerkenswert, wenn man bedenkt, wie viele Maßnahmen in so kurzer Zeit bekanntgeben, verabschiedet und implementiert worden sind,“ so Draghi gegenüber Journalisten, nachdem die allmonatliche Zinsfestsetzung der EZB stattgefunden hatte.

Und obwohl die Investoren der Auffassung sind, dass Spanien letztlich dazu gezwungen sein wird, formell ein Rettungspaket zu beantragen, stritt der spanische Premierminister Mariano Rajoy am 03.10.2012 ab, dass ein solches Rettungspaket „unmittelbar bevorstehen“ würde. Am 04.10.2012 erklärte der spanische Finanzminister Luis de Guindos einer Zuhörerschaft der London School of Economics, dass Spanien kein Rettungspaket brauchen würde.

„Spanien braucht überhaupt kein Rettungspaket,“ so Guindos. Laut dem spanischen Finanzminister, sei das spanische Reformprogramm völlig ausreichend. Das Anleiheaufkaufprogramm der EZB wäre ausreichend, um die spanische Wirtschaftserholung zu stützen. Logisch, dass diese Kommentare unter der Zuhörerschaft für Schmunzeln sorgten.

Allein schon die Tatsache, dass beide, der spanische Premierminister und sein Finanzminister, so deutlich herausstrichen, dass Spanien kein Rettungspaket braucht, ist ein sicherer Hinweis darauf, dass die Lage in Wirklichkeit hoffnungslos ist und Spanien dringend Finanzhilfen benötigt.

Ich habe in der Vergangenheit immer wieder darauf hingewiesen, dass, wenn Sie die Wahrheit wissen wollen, Sie einfach immer nur das Gegenteil von dem anzunehmen brauchen, was ein Politiker von sich gibt. Diese Lügentaktik haben wir ja bereits unzählige Male gesehen, und es ist daher schlicht nicht möglich, einem Politiker auch nur ein Wort zu glauben.

Unterdessen weisen die jüngsten US-Arbeitsmarktdaten aus, dass im September 114.000 Arbeitsplätze geschaffen wurden und die US-Arbeitslosenrate massiv von 8,1% auf 7,8% gefallen ist – das ist der niedrigste Stand der letzten 44 Monate.

Und während die jüngsten US-Arbeitsmarktdaten darauf hindeuten, dass die Zahl der Arbeitslosen abgenommen haben könnte, ist die Zahl der US-Bürger, die auf staatliche Lebensmittelmarken angewiesen sind, abermals auf ein Rekordhoch geklettert. Laut den offiziellen Daten des Supplemental Nutrition Assistance Program (SNAP) ist die Zahl nun auf 46.681.833 geklettert.

Ich hatte bereits vor ein paar Wochen erklärt, dass ich mit einer solchen Entwicklung rechne – schlicht weil die US-Präsidentschaftswahlen immer näher rücken. Deswegen hege ich bezüglich der jüngsten US-Arbeitsmarktdaten auch starke Zweifel. Was für ein Zufall aber auch, dass die Arbeitslosenrate pünktlich vor den Wahlen drastisch zurückgeht!

Lügen, Lügen und nochmals Lügen – das ist alles, was wir von unseren Politikern und Finanzführern zu hören bekommen. Und es ist auch völlig unerheblich, wer beim US-Präsidentschaftswahlkampf – der für die idiotischen Massen zum Unterhaltungsspektakel geworden ist – als Sieger hervorgehen wird, da sich die Finanzprobleme, mit denen die USA konfrontiert sind, ohnehin nicht durch die Unterschrift des Präsidenten lösen lassen.

Die Finanzprobleme, mit denen die USA konfrontiert sind, werden völlig unterschätzt, da sich bisher alle auf die Schuldenkrise der Eurozone konzentriert haben. Und während die US-Verschuldung langfristig gesehen nicht tragfähig ist, sehen sich die USA kurzfristig dem sogenannten „finanzpolitischen Kliff“ gegenüber. Ja selbst der Chef der US-Notenbank, Ben Bernanke, hatte diesbezüglich etwas zu sagen:

„Mit Sicherheit unterschätze ich nicht die Herausforderungen, mit denen die finanzpolitischen Entscheidungsträger konfrontiert sind. Sie müssen einen Weg finden, wie der Bundeshaushalt auf einen nachhaltigen Pfad gelenkt wird, dürfen dies aber nicht so abrupt tun, dass sie damit die kurzfristige Wirtschaftserholung gefährden.

Der Kongress und die Administration werden schon bald das sogenannte finanzpolitische Kliff angehen müssen – eine Kombination aus drastischen Steuererhöhungen und reduzierten Ausgaben, die zu Jahresbeginn zum Tragen kämen. Laut der Haushaltsbehörde des US-Kongresses und praktisch allen anderen Experten, würde dies, ließe man es zu, die Wirtschaft wahrscheinlich wieder in eine Rezession werfen.

Darüber hinaus müssen der Kongress und die Administration auch die Schuldenobergrenze anheben, um zu verhindern, dass das US-Finanzministerium auf seine Verbindlichkeiten die Zahlungsunfähigkeit erklärt – ein Ausgang, der in den kommenden Jahren extrem negative Auswirkungen für unser Land hätte. Die Erreichung dieser finanzpolitischen Ziele wäre noch schwieriger, wenn die Geldpolitik bei der Stützung der Wirtschaftserholung nicht mithelfen würde.“

Ein ums andere Mal wird uns erklärt, dass die Lage sich bessert, während die Fakten darauf hindeuten, dass sich die Lage in Wirklichkeit sogar weiter verschlimmert. Sollte es nicht zu einem extremen politischen Wandel kommen, werden der Finanztsunami, der auf die USA zukommt, und die damit einhergehenden Auswirkungen verheerend sein.

Goldpreis in US-Dollars. Zum Vergrößern anklicken.

Ich kann nicht deutlich genug herausstreichen, wie wichtig es ist, physisches Gold und Silber zu halten. Und bevor Sie sich dazu entschließen, in börsennotierte Gold- und Silberfonds zu investieren, sollten Sie sich zuerst eine Kernposition an physischen Gold und Silber in Form von Barren und Münzen aufbauen.

Und was Anlagemünzen anbelangt, sei hier darauf hingewiesen, dass Produkte wie die Mandela-Medaille keine Goldanlagemünzen sind. Es handelt sich hierbei um limitierte Auflagen von Medaillen, die von Anlegern gemieden werden sollten. Spekulieren Sie besser nicht darauf, dass diese seltenen Münzen unglaublich profitabel sein werden, sondern halten Sie sich lieber an hochwertige Anlagemünzen.

Das Kursziel bleibt nach wie vor unverändert bei USD 1.800 pro Unze. Und obwohl Gold gegenwärtig mit dem Preisbereich von USD 1.775 bis USD 1.800 pro Unze zu kämpfen hat, gehe ich davon aus, dass Gold nach seiner aktuellen Konsolidierungsphase die entscheidende Widerstandsmarke brechen und USD 1.825 pro Unze und später dann USD 1.850 pro Unze testen wird.

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