Peter Schiff, Europacmetals.com, 07.11.2012

Wenn sich niemand darum schert, dass Wasser in die Titanic eindringt, ja warum soll man dann nicht noch ein weiteres Loch ins Schiff bohren! Das scheint das Motto der US-Notenbank unter Ben Bernanke zu sein.

Nachdem die Bekanntgabe der dritten Runde quantitativer Lockerung – die auch unter „Q-Ewigkeit“ bekannt ist – für eine weitere Welle an Medienberichten über eine US-Wirtschaftserholung sorgte, hat sich der Offenmarktausschuss der Fed nun dazu entschlossen, bei der Ewigkeit noch ein Schippchen oben drauf zu packen.

Zu den jüngsten geldpolitischen Maßnahmen gehört auch das Überrollen langfristiger US-Staatsanleihen, die im Rahmen von „Operation Twist“ aufgekauft werden, wodurch sich der monatliche Zustrom an Falschgeld ab Dezember dieses Jahres auf USD 85 Milliarden belaufen wird. Ich nenne es „QE3 Plus“ – jetzt mit noch mehr Inflation!

Inflation unter anderem Namen

Hier noch mal eine kleine Auffrischung zu Operation Twist, falls Sie den Überblick über all die unterschiedlichen Maßnahmen verloren haben sollten, die die Fed ausgeheckt hat, um die Wirtschaft zu stören: Die US-Notenbank verkauft kurzlaufende US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von maximal drei Jahren und nutzt die Gelder dann für den Kauf von langlaufenden US-Staatsanleihen. Durch diese Umschichtung ihres Portfolios sollen die langfristigen Zinssätze gesenkt werden, damit die US-Wirtschaft stärker und die Inflation niedriger erscheint, als dies in Wirklichkeit der Fall ist.

Die US-Notenbank behauptet, dass Operation Twist keine inflationären Folgen zeitigen würde, da die Größe ihrer Bilanz dadurch nicht verändert wird. Das Problem ist nur, dass die Marktteilnehmer durch Operation Twist dauerhaft falsche Marktsignale erhalten, da sie nun in der Lage sind, billig langfristige Projekte zu finanzieren, für die es keine legitime Grundlage gibt. Ich sagte es bereits 2011, als Operation Twist ausgerufen wurde, und ich sage es immer noch: Niedrigere Zinssätze sind Teil des Problems, nicht die Lösung.

Eine Intervention ist niemals neutral

Genauso wie die Fed ihre Macht, die Zinssätze aufzudiktieren, dazu nutzte, um bei den Dot.com-Firmen und den Eigenheimen den Eindruck zu erwecken, als handele es sich bei ihnen um gesunde und langfristige Investments, setzt sie nun QE3 Plus ein, um die Fiskalklippe zu verschleiern, mit der die USA demnächst konfrontiert sein werden.

Indem die Fed die durchschnittliche Laufzeit ihres Portfolios ausweitet, grenzt sie die Inflation ein, die sie direkt nach der Kreditkrise des Jahres 2008 geschaffen hat. Damals versprach die US-Notenbank, all die neuen Geldinjektionen wieder aus den Märkten abzuziehen, wenn die Zeit dazu gekommen sei, doch durch die längeren Laufzeiten wird die Qualität und Liquidität der Fed-Bilanz verschlechtert, was die versprochene „sanfte Landung“ am Ende nur noch schwieriger machen wird.

Die Fed kann nicht auf immer und ewig Geld drucken, ohne dass die Verbraucherpreise durch die Decke schießen. In vielerlei Hinsicht hat diese Entwicklung ja bereits eingesetzt. Dafür braucht man bloß mal einen Blick auf die Benzinpreise zu werfen oder sich anzuschauen, was ein Hamburger kostet. Wenn die Fed darauf hoffen will, diese Preise unter Kontrolle zu bringen, wird ganz unvermeidlich der Tag kommen, an dem die Fed ihre langlaufenden Staatsanleihen verkaufen muss.

Und während kurzlaufende Anleihen ohne Weiteres verkauft werden können und man es selbst in einem schlechten Wirtschaftsumfeld zulassen kann, dass diese Anleihen endfällig werden, wird die Fed die langlaufenden Anleihen mit massiven Abschlägen verkaufen müssen, was verheerende Auswirkungen auf die Renditekurve haben wird. Das wird keine reibungslose Umschichtung werden, bei der man leicht niedrigere Zinssätze kurzlaufender Papiere gegen leicht höhere Zinssätze in der Zukunft eintauscht.

Bis es soweit ist, werden die US-Regierung und der Privatsektor jede Menge zusätzlichen Geldes verschwendet haben. Wann werden sich Bernanke und Seinesgleichen eigentlich dazu entschließen, einzuräumen, dass die Vereinigten Staaten pleite sind? Es ist offenkundig, dass sie dank ihres aktuellen Plans nur noch stärkere Anreize haben, die Zinsen zu Boden zu drücken – bis sie auf einmal durch eine Mega-Krise zum handeln gezwungen werden.

Und wenn die Zinssätze steigen, werden diese Anstiege durch Verkäufe der Fed nur noch zusätzlich angeheizt werden, was heißt, dass die US-Notenbank bei ihrem Anleiheportfolio riesige Verluste verbuchen wird – Verluste, die sich dank eines neuen Bundesgesetzes dann direkt in Schulden des US-Finanzministeriums, also des Steuerzahlers, verwandeln werden!

Die Fed lehnt es natürlich ab, sich die Realität einzugestehen. Und obwohl eine schmerzliche Korrektur notwendig ist, will keiner der Entscheidungsträger, dass das passiert, solange sie selbst im Amt sind. Bernanke wird also an seiner alten und weithin bekannten Linie festhalten: Das Geld wird solange fließen, bis sich die US-Beschäftigung „substantiell verbessert“ hat.

Glaubt Bernanke eigentlich daran?

Selbst Bernanke wird wissen, dass es kurzfristig keine „substantielle Verbesserung“ geben wird. Ich hatte ja vor der Bekanntgabe von QE3 nahegelegt, dass eine neue Runde geldpolitischer Belebungsmaßnahmen für Bernanke eine Möglichkeit darstellen könnte, seinen Job zu retten, aber die jüngsten Spekulationen besagen, dass er sogar zurücktreten könnte, wenn seine aktuelle Amtszeit als Fed-Vorsitzender zu Ende geht.

Ja vielleicht ist er ja doch schlauer, als ich dachte. Er verkantet das Gaspedal einer Wirtschaft, die in Richtung der Fiskalklippe rast, und springt einfach ab, bevor sie hinunter stürzt. Wer auch immer sein Nachfolger sein wird, darf die Wrackteile dann zusammenlesen und die Schuld für die Krise, die Bernanke und seine Vorgänger angefacht haben, auf sich nehmen.

Spielen Sie nicht mit Ihren Ersparnissen!

Für Anleger, die auf der Suche nach sicheren Häfen sind, um ihre Geld zu schützen, ist QE3 Plus natürlich ein wichtiger Hinweis darauf, dass der Goldpreis und der Silberpreis noch weit von ihren finalen Hochs entfernt sind.

Anfang Oktober, nach der Verkündung von QE3, kletterte Gold auf ein 11-Monatshoch, aber die Reaktion des gelben Metalls auf das jüngste Treffen der Fed war verhalten. Es würde mich nicht wundern, eine größere Rally zu sehen, wenn die Fed im Dezember QE3 Plus offiziell vorstellt. Daher haben auch Viele erst die Wahlergebnisse abgewartet, bevor sie im Edelmetallmarkt weitere Schritte einleiten.

Die aufmerksamen Leser meiner Kommentare wissen aber, dass kurzfristige Trends kein besonders guter Grund sind, in physische Edelmetalle zu investieren. All jene, die darauf aus sind, ihr Vermögen langfristig mithilfe von Realwerten zu schützen, macht QE3 Plus nur noch entschlossener. Bernanke wird auch in Zukunft mit der Dollarentwertung weitermachen, und zwar solange, bis eine Vertrauensflucht aus dem Dollar einsetzt.

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