Peter Krauth, Silver Bear Cafe, 10.11.2012
Die Spekulanten hassen Silber … In den vergangenen zwölf Monaten waren positive Meldungen über den Silbermarkt außerordentlich rar gesät. Seit dem Zeitpunkt, wo das Gold des armen Mannes im April vergangenen Jahres mit rund USD 50 pro Unze sein Hoch erreichte, wird es links liegen gelassen.
Ja zugegeben, seit Mai dieses Jahres dümpelte es im Bereich von USD 27 pro Unze lustlos vor sich hin – nicht weit entfernt von dem Preis, den wir im Rahmen des aktuellen Bullenmarkts bereits Ende 2010 zu sehen bekamen.
Doch ich werde Ihnen im Folgenden eine Reihe technischer und saisonaler Faktoren und Stimmungsindikatoren vorstellen, die allesamt darauf hin deuten, dass es mit diesem schwankungsreichen Metall wieder nach oben gehen dürfte.
Uns könnte nun in der Tat der entscheidende Punkt bevorstehen, auf den die Anleger bereits so lange warten. Und einer dieser Indikatoren ist der stabile Goldpreis.
Das Gold/Silber-Verhältnis
Gold hat Silber im Grunde immer an der Leine gehalten – und zwar an einer relativ kurzen Leine.
Als Regel lässt sich festhalten, dass der Silberpreis dem Goldpreis folgt. Langzeit-Silberanleger wissen aber, dass die nach unten wie auch nach oben verlaufenden Kursbewegungen bei Silber bedeutend stärker ausfallen als bei Gold. Der Silberpreis ist schlicht und einfach wesentlich schwankungsfreudiger als der Goldpreis.
Und was Gold anbelangt, ist es so, dass das gelbe Metall vor rund einem Jahr sein Hoch ausbildete und zurzeit anscheinend ziellos im Niemandsland vor sich hindümpelt. Den überwiegenden Teil dieses Jahres machte Gold eine Konsolidierungsphase durch, bei der sich das Metall rund 16% unter seinem Allzeithoch von USD 1.900 pro Unze bewegte.
Aktuell liegt Gold mit rund USD 1.700 pro Unze wieder auf dem Preisniveau, das wir bereits vor einem Jahr sahen. Das Entscheidende, worauf sich Anleger konzentrieren müssen, ist das Gold/Silber-Verhältnis.
Vor dem Ausbruch der Finanzkrise lag das Gold/Silber-Verhältnis bei 1:50 und wies einen Abwärtstrend auf. Zu jener Zeit musste man also für eine Unze Gold 50 Unzen Silber hinlegen.
Dann, Ende April 2011, schoss Silber auf einmal extrem in die Höhe. Und während der Silberpreis stieg, brauchte man immer weniger von dem weißen Metall, um sich eine Unze Gold zu kaufen. Das Gold/Silber-Verhältnis sank auf unter 1:30 ab.
Ja sicher, das konnte nicht lange gut gehen, da der dramatische Preisanstieg von Silber nicht nachhaltig war – und darauf hatte ich damals auch hingewiesen.
Heute liegt das Gold/Silber-Verhältnis wieder bei fast 1:60, was ebenfalls nicht nachhaltig ist, da es das andere extreme Spektrum des Verhältnisses darstellt. Das ist auch der Grund, warum Silber jetzt im Vergleich zu Gold eher unterbewertet erscheint.
Mein langfristiges Preisziel für Gold liegt nach wie vor bei USD 5.000 pro Unze. Und während der Edelmetallbullenmarkt weiter voranschreitet, wird das Gold/Silber-Verhältnis nach meinem Dafürhalten immer stärker in Richtung 1:20 absinken, was nahelegt, dass Silber letztlich auf USD 250 pro Unze steigen wird.
Überdies ist es so, dass wir gerade in die beste saisonale Phase des Goldmarkts eintreten, während die Sommerflaute immer stärker nachlässt. Seit Beginn des säkularen Edelmetallbullenmarkts in 2001 hat Gold jedes Jahr zwischen Ende Juli und Ende Mai im Schnitt um 19% zulegen können.
Sollte Silber diesem Trend folgen und dabei auch noch die ihm innewohnende Hebelwirkung zum Tragen kommen, könnten wir bereits im Frühjahr nächsten Jahres einen bedeutend höheren Silberpreis sehen. Und dank der extrem positiven Fundamentaldaten von Silber könnte das weiße Metall zu diesem Zeitpunkt sogar sein Hoch des Jahres 2011 testen, wenn nicht gar überflügeln.
Es ist kein Geheimnis, dass Europa gerade in anhaltende Banken- und Staatsrettungen verstrickt ist, die US-Präsidentschaftswahlen für zusätzliche Unsicherheiten gesorgt haben und sich die chinesische Wirtschaft weiter abzuschwächen scheint, sollten keine neuen Konjunkturprogramme aufgelegt werden.
Im Ergebnis rechne ich mit einer Vielzahl zusätzlicher Gelddruckmaßnahmen, deren inflationäre Auswirkungen immer zugunsten von Gold und Silber ausschlagen.
Technische Hinweise, die eine Bodenbildung bei Silber nahelegen
Und auch aus rein technischer Sicht sieht Silber ziemlich bullisch aus. Es scheint, als hätte Silber jüngst im Preisbereich von USD 26 bis USD 27 pro Unze sein Tief ausgebildet. Und das wäre nicht das erste Mal, dass dieses Preisniveau von Bedeutung ist.
Ende 2010 fungierte der Preisbereich zwischen USD 26 und USD 27 pro Unze als Widerstandsmarke, gegen den Silber anzukämpfen hatte. Ende 2011 und in den letzten paar Monaten hatte Silber erneut diese Preismarken getestet, bevor sie Stützung boten und zu einer Art Treppe für neue Aufstiege wurden, ähnlich wie es auch bei Gold der Fall war.
Jetzt sieht es so aus, als könnte sich bei Silber ein neues Tief ausgebildet haben. Seit Ende Juni hat Silber eine ganze Reihe immer höherer Tiefs ausgebildet, was zusätzlich für Stützung sorgt.
Drei weitere Gründe, warum Silber auf dem Weg nach oben ist
Aber das sind ja nicht die einzigen Gründe, warum man heutzutage bezüglich Silber (und auch Gold) bullisch sein kann. Im Folgenden finden Sie noch drei andere Gründe, warum sich bei Silber weitere Teuerungen abzeichnen:
1. Die Edelmetallpreise steigen, während die Aktienmärkte fallen
Seit dem Tief im März 2009 haben wir an den Aktienmärkten einen starken zyklischen Bullenmarkt beobachten können. Der S&P 500 konnte die vergangenen 41 Monate um fast 105% zulegen. Doch das dürfte nicht ewig so weiter gehen, da sich die durchschnittliche Länge eines zyklischen Bullenmarkts während eines säkularen Aktienbärenmarkts auf rund 35 Monate beläuft.
Die Edelmetalle konnten während zyklischer Aktienbärenmärkte hingegen unglaubliche Rallys hinlegen. Während der S&P 500 von Oktober 2007 bis März 2009 57% an Wert verlor, legte Gold einen respektablen Aufwärtssprung von 25% hin.
Immer wenn der Aktienbär aus seinem Winterschlaf erwacht, gewinnen Gold und Silber als zeiterprobte sichere Häfen wieder an Bedeutung.
2. Kontraindikator: Positive Signale an den Futures-Märkten
Silber-Kontrakte werden an Terminbörsen gehandelt. Ein nützlicher Indikator, um sich ein Bild davon zu machen, wer auf steigende und wer auf sinkende Preise spekuliert, ist der wöchentliche Commitment of Traders Bericht (COT), der von der US-Aufsichtsbehörde für Terminhandel (CFTC) veröffentlicht wird.
Der jüngste COT-Bericht zeigt, dass die großen Spekulanten – das sogenannte „Dumb Money“ – im Hinblick auf die künftige Silberpreisentwicklung außerordentlich skeptisch sind. Seit Beginn des Silberbullenmarkts in 2002 war die Stimmung unter dem Dumb Money nur in vier Phasen so schlecht wie heute.
Jedes Mal, wenn das Dumb Money derart pessimistisch war, konnte Silber eine imposante Rally hinlegen und sich wenigstens um 70% verteuern, wobei auch schon Zugewinne von mehreren hundert Prozentpunkten zu beobachten waren.
Die großen Spekulanten sind in der Regel ein herausragender Kontraindikator.
3. Der anhaltende Trend in Richtung physischer Edelmetalle
Die weltweiten Anleger gehen immer stärker in physische Edelmetalle und haben ihre Käufe seit 2007 verdreifacht. Es ist offenkundig, dass sich die Menschen bezüglich der Lage des weltweiten Finanzwesens, der Wirtschaften und Regierungen immer mehr Sorgen machen.
Börsennotierte Edelmetallfonds haben im Vergleich zu physischen Edelmetallen bedeutend an Boden verloren.
Seit 2009 sind die Nettozuflüsse bei den börsennotierten Goldfonds um 73% zurückgegangen, während bei den börsennotierten Silberfonds sogar Geldabflüsse zu verzeichnen waren. Nicht nur, dass sich die Nettozuflüsse bei börsennotierten Silberfonds seit 2009 verlangsamten – nein, in 2011 wurden dann auch noch 26 Millionen Unzen Silber abgezogen.
Wenn die Anleger den börsennotierten Edelmetallfonds den Rücken kehren und stattdessen physische Edelmetalle kaufen, dann halten sie die Metalle auch viel länger. Sie spekulieren also nicht einfach mit dem Metall herum, selbst wenn es auf neue Hochs klettert. Es kann daher mit Fug und Recht behauptet werden, dass jede Münze, die von einer Privatperson gekauft und physisch gehalten wird, erst einmal „vom Markt verschwindet“. Und das ist für den Silberpreis natürlich außerordentlich bullisch.
Während wir uns nun also in die für Gold und Silber saisonal stärkste Phase des Jahres aufmachen, könnten die politischen und wirtschaftlichen Faktoren dazu beitragen, dass es bei Silber zu einer explodierenden Nachfrage kommt.
Und wenn man hier noch das zurzeit übertrieben hohe Gold/Silber-Verhältnis, die extrem hohen Short-Positionen der Silberspekulanten, den Trend in Richtung physischer Metalle und die Ausbildung eines Preistiefs mit hinzunimmt, bedeutet das schlicht, dass Silber substantielle Zugewinne bevorstehen dürften.
Sollte sich für die Edelmetalle tatsächlich ein „perfekter Sturm“ zusammenbrauen, könnte Silber bis Frühjahr nächsten Jahres durchaus sein Allzeithoch testen oder gar durchbrechen, was ausgehend vom aktuellen Preisniveau fast einen 100% Zugewinn darstellen würde.
Mein Ratschlag: Seien Sie kein „Dumb Money“, sondern ergreifen Sie stattdessen die Gelegenheit, um vom steigenden Silberpreis zu profitieren.