Michael Pento, King World News, 03.12.2012
Zahlreiche Investoren hoffen immer noch darauf, dass die Wirtschaft im nächsten Jahr eine bedeutende Erholung erleben wird. Ich schätze mal, dass es in der Natur des Menschen liegt, optimistisch an der Auffassung festzuhalten, dass sich unser wirtschaftliches Schicksal im neuen Kalenderjahr zum Besseren wenden wird.
Fakt ist, dass eine jüngst durchgeführte Bloomberg-Umfrage unter 862 weltweiten Investoren ergab, dass 66% der Befragten der Auffassung sind, dass sich die Weltwirtschaft stabilisieren oder verbessern wird, während es im September nur 50% waren, die das glaubten. Die Umfrage legt überdies nahe, dass es der Weltwirtschaft aktuell so gut geht wie seit 18 Monaten nicht mehr, da sich die Aussichten in China verbessert haben und es so aussieht, als könnte die Fiskalklippe in den USA umschifft werden.
Im scharfen Kontrast dazu gehe ich jedoch davon aus, dass diese vorübergehende Illusion der Stabilisierung der Weltwirtschaft von den enormen Anstiegen bei den Staatsschulden, den künstlich unten gehalten Zinssätzen – die niemals wieder nach oben gelassen werden dürfen – und den Zentralbankern herrührt, deren Geldpolitik anscheinend von Gideon Gono, dem Gouverneur der Zentralbank von Zimbabwe, inspiriert worden ist.
Wenn die Politiker und Bürokraten in Japan, Europa und den USA es ihren Privatsektoren erlauben würden, Fremdkapital abzubauen, wenn sie bei der Korrektur der Vermögenspreise nicht intervenieren würden, wenn sie es insolventen Finanzinstitutionen erlauben würden, bankrott zu gehen, und wenn sie ihre Währungen und Zinssätze nicht missbrauchen würden, könnte man in der Tat davon sprechen, dass wir uns auf einem marktwirtschaftlichen Weg in Richtung Prosperität befinden.
Da sie jedoch der kollektiven Hybris anheimgefallen sind, man könne den Wirtschaftszyklus von seinen Wirtschaftsrezessionen befreien, sehe ich in Wirklichkeit nur empirische Beweise für eine staatlich verursachte Mittelmäßigkeit, die in nächster Zeit zu einem bedeutenden Rückgang des BSP führen wird.
Würden die aktuellen Strategien tatsächlich zu wirtschaftlichem Wohlergehen führen, dann hätten die internationalen Kreditgeber für Griechenland nicht abermals ein neues Rettungspaket geschnürt. Die Nation hatte bereits auf EUR 172 Milliarden an griechischen Staatsanleihen die Zahlungsunfähigkeit erklärt, was 85,5% der von dem Privatsektor Anfang 2012 gehaltenen griechischen Schulden von EUR 206 Milliarden entsprach.
Vergangene Woche haben sie dann jedoch erneut eine Restrukturierung der griechischen Staatsschulden durchgeführt und die Zinssätze auf diese Papiere abgesenkt. Ferner haben sie die Laufzeit aller Anleihen für Griechenland vom EFSF-Rettungsfonds von 15 Jahren auf 30 Jahre verlängert und bei diesen Papieren auch einen Zahlungsaufschub bei den Zinsen von zehn Jahren vereinbart.
Und wenn im Hinblick auf China Staatsausgaben die Lösung wären, würde der Shanghaier Leitindex dieses Jahr nicht mit 20% im Minus liegen und nahe eines Vierjahrestiefs notieren. Und wenn die Geldfälschungsmaßnahmen der Europäischen Zentralbank die Antwort auf die Probleme wären, läge auch der spanische Leitindex in diesem Jahr nicht mit 6% im Minus. Und wenn es tatsächlich wahr ist, dass die USA nach einer über mehrere Jahre hinweg anhaltenden Rezession nun wieder einen Aufschwung erleben, ja warum liegt der S&P 500 dann seit Ende dieses Sommer mit 4% im Minus und tritt seit fünf Jahren unverändert auf der Stelle?
Stünde die Weltwirtschaft vor einer Trendwende, würden die Preise für Industrierohstoffe diesen erneuten Wachstumsaufschwung anzeigen. Stattdessen ist der Kupferpreis von USD 4,00 pro Kilo im Februar dieses Jahres auf aktuell gerade einmal USD 3,60 pro Kilo gesunken. Der Rohölpreis notierte im Sommer noch nahe der Marke von USD 100 pro Barrel und ist bisher bereits auf USD 88 pro Barrel gefallen.
Wenn die Weltwirtschaft zurzeit einen bedeutenden Aufschwung hinlegt, ja warum sind dann bei den Industrierohstoffen und den Aktienmärkten noch keine Anstiege zu beobachten – speziell vor dem Hintergrund der riesigen Mengen an Liquidität, die von den Zentralbanken ins System gepumpt worden sind?
Die Wahrheit ist, dass die Große Rezession durch viel zu viele Schulden, eine schnelle Ausweitung der Geldmenge, Vermögensblasen und künstlich niedrige Zinssätzen verursacht wurde. Die Regierungen glauben, man könne der Wirtschaft helfen, indem man all diese Faktoren bis zum Äußersten ausreizt. Damit liegen sie aber falsch – und wenn die fallenden Realzinsen am Ende dazu führen werden, dass die Anleger für ihre Staatsanleihebestände echte Renditen verlangen, ist das Spiel vorbei.
In einem Versuch, die Illusion wirtschaftlichen Wohlergehens aufrecht zu erhalten, werden die US-Politiker aus beiden Lagern – koste es, was es wolle – sicherstellen, dass die Fiskalklippe und die Schuldenobergrenze vermieden werden. Jedweder Rückgang bei der staatlichen Kreditaufnahme und der Nachfrage nach dem Spielgeld der US-Notenbank würde die Wirtschaft umgehend in eine tiefe Rezession stürzen.
Das hängt damit zusammen, dass die US-Regierung der Hauptabnehmer von Bernankes US-Dollars ist. Sollten die Ungleichgewichte des US-Haushalts plötzlich und drastisch abgebaut werden, würde die Geldmenge schrumpfen, was die Vermögenspreise und die Wirtschaft zu Fall brächte. Die Fata Morgana wirtschaftlicher Stabilisierung und Verbesserung würde in Windeseile verfliegen.
Die Industrieländer werden daher auch weiterhin in der Stagflation versinken – und zwar nicht nur im nächsten Jahr, sondern in Wirklichkeit solange, bis die Regierungen am Ende dazu gezwungen sein werden, die tatsächlichen zu Grunde liegenden Probleme anzugehen.