Simon Black, Sovereignman.com, 31.12.2012
Jetzt, wo wir das Ende eines weiteren Jahres erreicht haben und der nominelle Goldpreis auf Jahresbasis abermals einen Zugewinn ausweist, dachte ich, dass es vielleicht interessant wäre, mal einen Blick auf die Geschichte zu werfen, um ein besseres Verständnis dafür zu bekommen, wo wir heute eigentlich stehen.
Es ist aus vielerlei Gründen offenkundig, dass die Weltwirtschaft heutzutage bedeutend größer ist als noch vor Jahrzehnten. Bereits in einem Grundkurs für Wirtschaftskunde lernt man, dass die erhöhte Produktivität und die Technologiefortschritte langfristig gesehen zu einer erhöhten Produktion führen.
Eine Wirtschaft, die über automatisierte Produktionsverfahren verfügt, kann im Gegensatz zu einem Schmied mit einem Hammer und einem Amboss natürlich viel mehr Güter produzieren.
Aber es gibt auch noch andere Faktoren, die eine Rolle spielen: Das Bevölkerungswachstum, die Buchhaltungsstandards und natürlich die anhaltende Währungsinflation. Mit einem US-Dollar kann man sich heute viel weniger kaufen als vor 100 Jahren. Wenn man Vergleiche anstellt, ist es also von Bedeutung, dass man sich ein besseres Standardmaß sucht.
Es gibt eine ganze Reihe von Gradmessern, die wir hierfür nutzen könnten. Beispielsweise ließe sich das Wirtschaftswachstum mithilfe von Kinokarten auspreisen. 1935 kostete eine Kinokarte USD 0,25 und heute kostet sie USD 20,00. Es wäre aber unglaublich mühselig, dass Bruttosozialprodukt in Milliarden von Kinotickets zu bemessen.
Gold eignet sich als langfristiger Standard zur Preisermittlung viel besser (obwohl es auch nicht perfekt ist), da es als Wertspeicher auf eine sehr lange Geschichte zurückblicken kann.
Vor diesem Hintergrund habe ich die entsprechenden Goldpreis-, Bevölkerungs- und BSP-Daten der Vereinigten Staaten seit 1791 zusammengetragen und einen Chart erstellt, der das Pro-Kopf-BSP über diesen Zeitraum in Gold ausweist.
Dadurch werden die Veränderungen des Wirtschaftswachstums, die auf die Währungsinflation und die Demographie zurückzuführen sind, geglättet und es wird bedeutend einfacher, Äpfel mit Äpfeln zu vergleichen.
Und die Ergebnisse sind ziemlich verblüffend. Ganz zu Beginn lag das jährliche US-BSP gerade einmal bei 2,6 Unzen Gold pro Kopf, stieg dann aber rasch an und verdoppelte sich innerhalb von 20 Jahren (von 1791 bis 1811).
Im Hinblick auf das Wirtschaftswachstum war der überwiegende Teil des 19. Jahrhunderts eine recht schwierige Zeit, da man weitere sieben Jahrzehnte – also drei Mal so lange wie zuvor – dafür brauchte, um das Pro-Kopf-BSP erneut zu verdoppeln. Und das ist auch logisch, wenn man bedenkt, dass sich das 19. Jahrhundert vor allem durch verschiedene teure Kriege (der Britisch-Amerikanische-Krieg, der Mexikanisch-Amerikanische-Krieg und der Bürgerkrieg) kennzeichnete.
Im 20. Jahrhundert hob das Wirtschaftswachstum des industrialisierten Amerikas dann ab; das jährliche Pro-Kopf-BSP verdoppelte sich von 12 Unzen Gold im Jahr 1892 auf 23,55 Unzen Gold im Jahr 1916. Bis 1929 war es auf 41,12 Unzen Gold gestiegen, was abermals fast einer Verdopplung entsprach.
Was danach passierte, wissen wir ja – es folgten Jahre der Wirtschaftsdepression und wirtschaftlicher Stagnation. Die Wirtschaft erreichte 1934 mit 14,93 Unzen Gold pro Kopf ihren Tiefpunkt und setzte dann zu einem jahrzehntelangen Anstieg an, der 1970 mit 139,05 Unzen pro Kopf seinen Höhepunkt fand. Das war kurz bevor US-Präsident Nixon das Goldfenster schloss. Die US-Wirtschaft konnte nie wieder an dieses Niveau heranreichen. Sehr interessant.
Seit 1970 gab es eine ganze Reihe an Aufs und Abs. Die Wirtschaft boomte während der 90er Jahre, doch durch das Platzen der Dot.com- und der Immobilienblase und der Staatsschuldenkrise ging ihr ziemlich schnell die Puste aus.
Das Jahr 2012 klingt nun mit einem BSP von 28,40 Unzen Gold pro Kopf aus (aktuelle Zahlen der letzten zwölf Monate) … das ist eine unglaublich niedrige Zahl.
Um das einmal ins Verhältnis zu setzen: Seit dem Ende der Großen Depression lag das jährliche US-BSP nur zwei Mal unter der Marke von 30 Unzen Gold pro Kopf: In 2012 und 1980.
Fakt ist, dass das jährliche Pro-Kopf-BSP während der Nachkriegszeit im Schnitt bei 72,83 Unzen Gold lag. Die US-Wirtschaft liegt aktuell also atemberaubende 61% unter ihrem historischen Schnitt.
Die größte Wirtschaft der Welt produziert gegenwärtig genauso viel wie 1931 – also wie zu einem Zeitpunkt, wo das Tief der Großen Depression fast schon erreicht war. Es ist völlig unerheblich, was die Mediengurus und die Politiker behaupten – die Daten zeigen, dass sich der Trend zusehends verschlimmert. Die heutigen Zahlen sind schlechter als die des letzten Jahres, und die Zahlen des letzten Jahres sind wiederum schlechter als die des vorangegangenen Jahres. Der wirtschaftliche Rückgang lässt sich bis ins Jahr 2001 zurückverfolgen.
Interessanterweise ist das aber auch genau der Zeitraum, wo wir die größte Ausweitung der Schuldenmenge und der Geldbasis aller Zeiten beobachten konnten. Ob das wohl Zufall ist?
Es ist einfach nur unglaublich. Trotz all unserer modernen technologischen Fortschritte und der Produktivitätszuwächse ist unser verbrecherisches schuldenbasiertes Fiatgeld-Schneeballsystem so zerstörerisch, dass wir die Uhr der Wirtschaft um sieben Jahrzehnte zurückgedreht haben. Unglaublich! Wenn das nicht nach einem „System-Neustart“ schreit, was dann?