Wer behauptet, dass die Schuldenmonetisierung der US-Notenbank nicht mit Preissteigerungen einhergeht, hat von Wirtschaft keine Ahnung

Steve Saville, The Speculative Investor, 31.12.2012

Wenn jemand behauptet, dass QE (quantitative Lockerung) nicht inflationär sei, soll damit wahrscheinlich gesagt werden, dass diese Maßnahmen nicht zu einem Anstieg des allgemeinen Preisniveaus führen würden. Genauso gut könnte man auch behaupten, dass die QE-Maßnahmen lediglich zu einer Erhöhung der Geldreserven der Banken führen würden und ein wirtschaftsweiter Anstieg der Geldversorgung somit ausbliebe. All diese Behauptungen sind aber grundfalsch.

Wir hatten uns bereits Mitte Dezember der Behauptung angenommen, dass QE nicht zu einer Erhöhung der Geldmenge führen würde, und geschrieben:

„… für jeden US-Dollar an Anleihen-Monetisierung durch die US-Notenbank kommt ein Dollar an Bankreserven bei der US-Notenbank und ein Dollar an ´Einlagen` bei den Geschäftsbanken hinzu. Die Bankreserven bei der Fed werden der Geldversorgung nicht hinzugerechnet, weshalb sich die Geldmenge für jeden Dollar an von der Fed durch ihr `QE`-Programm monetisierten Anleihen um einen Dollar erhöht. Die richtige Art, die Situation zu betrachten, ist daher, dass die Fed der Wirtschaft ´gedecktes Geld` hinzufügt, indem jeder neue Dollar durch Reserven bei der Fed gedeckt wird.“

Eine ausführlichere Beschreibung, wie QE die Geldversorgung anheizt, findet sich in einem November 2010 veröffentlichten Artikel von Mike Pollaro. Dieser Artikel war eine Erwiderung auf die eklatante Lüge des Fed-Vorsitzenden Ben Bernanke, der erklärte, dass „QE2“ nicht zu einer Ausweitung der Geldmenge führen würde.

Die Beschreibung der Funktionsweise, die sich in Pollaros Artikel findet, trifft aber auch auf alle anderen QE-Programme der US-Notenbank zu. Der einzige Unterschied sind die jeweiligen Arten der Vermögenswerte, die von der Fed gerade monetisiert werden. Manchmal monetisiert die Fed US-Staatsanleihen und dann wieder hypothekarisch besicherte Wertpapiere (MBSs). Es ist durchaus denkbar, dass die Fed in Zukunft sogar Aktien, Eigenheime oder Gold monetisiert.

Wir empfehlen Ihnen, den gesamten Artikel von Pollaro zu lesen, im Folgenden finden Sie jedoch einen Auszug, wo die Mechanismen des Geldmengenwachstums mittels quantitativer Lockerungsmaßnahmen beschrieben werden:

„Die Federal Reserve wird im ab dem zweiten Quartal 2011 USD 600 Milliarden an US-Staatsanleihen aufkaufen, rund USD 75 Milliarden pro Monat von 18 lizensierten Wertpapierhändlern und wohlmöglich auch von einigen ausländischen Finanzinstitutionen. Sie wird diese Staatsanleihen bezahlen, indem sie auf sich selbst lautende Schecks ausstellt, die sich auf insgesamt USD 600 Milliarden oder USD 75 Milliarden pro Monat belaufen werden.

Bei diesen Schecks handelt es sich um Geldanweisungen, um diesen Wertpapierhändlern und/oder ausländischen staatlichen Institutionen im Gegenzug für US-Staatsanleihen Bargeld zu überweisen. Wenn die Staatsanleihen an die Federal Reserve verkauft werden, hinterlegen die Wertpapierhändler diese Schecks bei ihren entsprechenden Geschäftsbanken und erhalten ihr Bargeld so in Form von Einlagengeldern auf ihren Konten. Und die Banken, die diese Schecks dann bei der Federal Reserve zur Zahlung einlösen, erhalten dafür Reserven in Form von Einlagen bei der Federal Reserve.

In der Summe verwandeln sich diese vom QE-Programm der Federal Reserve stammenden Schecks also in Einlagengelder wie auch Bankreserven – Dollar für Dollar, mit jedem Vermögenswert, der aufgekauft wird. Bernanke hat den lieben Studenten der Jacksonville University also nur die halbe Wahrheit erzählt. Das QE2-Programm der Federal Reserve wird nicht nur die Bankreserven bei der Fed um USD 600 Milliarden erhöhen, sondern auch die Geldversorgung um genau denselben Betrag ausweiten.“

Die andere Falschbehauptung ist, dass QE nicht zu einem Anstieg des allgemeinen Preisniveaus führen würde. Man braucht aber nur rudimentäre Wirtschaftskenntnisse, um zu begreifen, warum diese Behauptung falsch ist.

Zunächst einmal ist es eine Tatsache, dass QE die Geldversorgung in der gesamten Wirtschaft erhöht. Und zweitens dreht sich eines der bedeutendsten Wirtschaftskonzepte um die Beziehung zwischen Angebot, Nachfrage und Preis.

Der aktuelle Marktpreis ist per Definition immer genau der Preis, wo Angebot und Nachfrage ausgeglichen sind, und es ist axiomatisch, dass der Preis eines Gutes bei einer bestimmten Nachfrage umso niedriger ist, desto größer sein Angebot ist. Natürlich wäre es möglich, dass es gleichzeitig auch zu einem Nachfrageanstieg kommt, was zur Folge hätte, dass der Angebotsanstieg einer Ware oder Dienstleistung nicht zu einem Preisrückgang führt – aber selbst in diesem Fall würde der Anstieg des Angebots immer noch dazu führen, dass der Preis niedriger ist, als er es ansonsten gewesen wäre.

Und diese Angebots-Nachfrage-Preis-Beziehung trifft bei Geld genauso zu, wie sie auch bei allen anderen Dingen zutrifft, die gehandelt werden. Wenn die Geldversorgung steigt, dann sinkt der Preis des Geldes (seine Kaufkraft) letztlich unter das Niveau, das es ansonsten gegeben hätte.

Beim Geld besteht der einzige Unterschied darin, dass es keine einheitliche Zahl gibt, mit der der Preis des Geldes zu fassen wäre. Es werden zwar regelmäßig Versuche unternommen, eine solche Zahl zu ermitteln, aber selbst wenn diese Berechnungen mit größtmöglicher Sorgfalt und den allerbesten Intentionen durchgeführt würden, wären die Ergebnisse immer noch Unsinn.

In Wirklichkeit ist es so, dass – obwohl ein Anstieg der Geldmenge zwingend zu einer Reduzierung der Kaufkraft des Geldes führen muss – diese Kaufkraftreduzierung auf uneinheitliche und mit Zeitverzögerungen einhergehende Art und Weise stattfindet. Dadurch bekommt man ein Messungsproblem, da sich eine grob vereinfachte Beziehung zwischen einem Anstieg der Geldversorgung und einem Anstieg des allgemeinen Preisniveaus schlicht nicht mehr darstellen lässt.

Solch eine Zahl existiert in der realen Welt einfach nicht – obwohl die meisten Menschen, die regelmäßig alltägliche Güter einkaufen, in der Lage sein dürften, eine grobe Schätzung abzugeben, mit welcher Geschwindigkeit das Geld an Kaufkraft verliert.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass jeder, der behauptet, QE würde die wirtschaftsweite Geldversorgung nicht erhöhen, genauso gut ein Schild hochhalten könnte, auf dem steht: „Ich habe keine Ahnung, wie QE funktioniert und Geld geschaffen wird.“ Und jeder, der behauptet, eine Ausweitung der Geldmenge würde nicht zu einer Reduktion des Preises des Geldes (also der Kaufkraft) führen, könnte genauso gut ein Schild hochhalten, auf dem zu lesen ist: „Ich habe von wirtschaftlichen Grundkenntnissen keine Ahnung.“

In jedweder Bedeutung des Wortes „inflationär“ sind die QE-Programme der US-Notenbank daher als inflationär zu bezeichnen.

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