Jeffrey Lewis, Silver Coin Investor, 11.01.2013
Einige Silberinvestoren werden sich doch bestimmt schon fragen, warum sie zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt noch Silber halten. Die beste Antwort darauf dürfte wohl die Inflation sein, da es der Anstieg der Geldmenge ist, der letztlich zu einem höheren Silberpreis führt.
Die weltweiten Zentralbanken müssen weiterhin Geld drucken oder es digital erschaffen, um so für hunderte Billionen Dollars an nichtfinanzierten Verbindlichkeiten, Versprechungen und Forderungen aufzukommen. Ein weiterer Faktor, den man hier mit berücksichtigen sollte, sind die außer Kontrolle geratenen Staatsausgaben, die die realen Steuereinnahmen bei Weitem übersteigen.
Hier ließe sich noch hinzufügen, dass auf die ständig weiter anwachsende Staatsschuldenlast ja auch noch Zinsen gezahlt werden müssen – eine Staatsschuldenlast, die mittlerweile so groß ist, dass die Länder nun die höchsten Schulden/BSP-Verhältnisse aufweisen, die je zu Friedenszeiten erzielt worden sind.
Abwärtswettlauf auf dem Weg in Richtung Finanzrepression
Die Zentralbanken sind gegenwärtig mit der immer dringlicheren Notwendigkeit konfrontiert, die Exporte ihrer Länder als Wachstumsmotor anzuheizen, während sie die Kaufkraft ihrer Landeswährungen absenken, um sich auf diese Art von den Staatsschulden zu befreien.
Diese eher zweifelhafte Methode des Schuldenabbaus wird oft als „Finanzrepression“ bezeichnet. Früher wurde dieser Begriff vornehmlich benutzt, um die Schuldenliquidierungspraktiken von Finanzsystemen in den Schwellenmärkten zu beschreiben, aber seit der Finanzkrise des Jahres 2008 scheint dieser Begriff auch immer stärker auf die Schuldenreduzierungspraktiken vieler Industrieländer zuzutreffen.
Die Zentralbanken, die an diesem Abwärtswettlauf zur Entwertung ihrer Landeswährungen teilnehmen, haben ihre langfristigen geldpolitischen Ziele bereits offengelegt. Einige Zentralbanker wie Ben Bernanke, der Chef der US-Notenbank, haben sogar energisch darauf hingewiesen, dass sie sich bezüglich der Inflation überhaupt keine Sorgen machen.
Doch warum soll man gerade jetzt Silber kaufen?
Wenn man hier einmal davon absieht, dass sich die Edelmetalle – speziell Silber – bereits seit über zehn Jahren in einem Bullenmarkt befinden, ist es eine Tatsache, dass die Anleger bei Gold und Silber heutzutage völlig unterinvestiert sind. Darüber hinaus werden Gold und Silber – ungeachtet ihres inhärenten Werts, ihrer industriellen Anwendungsmöglichkeiten, ihrer Seltenheit und Schönheit – von den Massen- und Finanzmedien in der Regel verspottet und als Investment lächerlich gemacht.
Im Grunde ist Silber heute immer noch billig; sein Preis liegt weit unter den inflationsbereinigten historischen Hochs. Ein relativ aktives Preismanagement am Silbermarkt hat bei den Anlegern jedoch zu der Auffassung geführt, dass die physische Silberversorgung ausreichend ist, obwohl Papiersilber das Einzige ist, was wirklich geliefert wird, nicht das physische Metall selbst.
Und obwohl man die Stimmung im Markt mithilfe dieser Maßnahmen in der Tat relativ erfolgreich beeinflussen kann, wird die Silberpreismanipulation letztlich zusammenbrechen. Am Ende wird es das physische Angebot sein, das den Einzelhandelspreis von Silber bestimmt.
Die Angebots- und Nachfragesituation von Silber
Bei Silber gibt es zwei mächtige Nachfragequellen, die miteinander in Wettstreit stehen und um das schwindende physische Angebot kämpfen. Zunächst einmal ist es so, dass der überwiegende Teil des in der Geschichte der Menschheit geförderten Silbers durch die industrielle Produktion bereits aufgebraucht worden ist, und es bedarf eines bedeutend höheren Silberpreises, um dieser Nachfragequelle ihr Silber streitig zu machen.
Silber ist auch ein strategischer Rohstoff: Es sind nur noch geringe physische Silberbestände übrig, während täglich neue industrielle Anwendungen für Silber gefunden werden. Und Silber fällt hauptsächlich als Nebenprodukt bei der Förderung anderer Metalle an, wodurch es zunehmend schwieriger wird zu prognostizieren, welche Mengen an neuem Silber auf den Markt kommen.
Im Ergebnis ist es daher so, dass die industriellen Silbernutzer – die den überwiegenden Teil der Silbernachfrage stellen – das von ihnen nachgefragte Silber „Just-in-time“ geliefert bekommen. Dadurch sind sie gegenüber Marktpaniken, die den Silberpreis rasch in die Höhe schießen lassen könnten, extrem anfällig.
Im Grunde bleiben Silber und die anderen Edelmetalle – so wie es immer gewesen ist – auch weiterhin ein sicherer Hafen in einer Welt, wo die Beziehung zwischen Angebot und Nachfrage bereits seit Jahrzehnten außer Kraft gesetzt wurde.
Physisches Silber bietet Privatpersonen eine einfache Möglichkeit, ihre Katastrophen-Ausrüstung mit einer universellen Geldkomponente auszustatten – was auch der Grund dafür ist, warum Silberinvestoren das Metall kaufen, solange ihnen noch Zeit dazu bleibt.