Warum der Goldbullenmarkt auf absehbare Zeit intakt bleiben wird

Steve Saville, The Speculative Investor, 14.01.2013

Warum befindet sich Gold in einem Bullenmarkt? Die Antwort ist nicht „Preisinflation“, denn obwohl die „Preisinflation“ tatsächlich stattfindet, wird sie zum jetzigen Zeitpunkt gemeinhin nicht als bedeutendes Problem wahrgenommen. Außerdem hatten wir auch während der 80er und 90er Jahre eine unerbittliche „Preisinflation“ und trotzdem befand sich Gold während dieser Phase in einem Bärenmarkt.

Ja, die Geldinflation ist sicherlich ein Teil der Antwort, aber es ist nicht der wichtigste Aspekt der Antwort. Während dieser 20-jährigen Phase gab es jede Menge Geldinflation, aber Gold befand sich unterdessen in einem Bärenmarkt.

Und auch die säkulare Trendwende am US-Aktienmarkt (vom Bullenmarkt hin zum Bärenmarkt), die im Jahr 2000 ihren Anfang nahm, ist Teil der Antwort – aber hier einfach zu behaupten, Gold befände sich in einem Bullenmarkt, nur weil sich der Aktienmarkt in einem säkularen Abwärtstrend befindet, wirft natürlich die Frage auf, warum dem eigentlich so sein soll. Warum sollte ein langfristiger Goldbullenmarkt mit einem langfristigen Aktienbärenmarkt in Einklang stehen?

Die Antwort auf die Frage „Warum befindet sich Gold in einem Bullenmarkt?“ hängt vielmehr mit der Sparneigung der Menschen zusammen. Wenn es zu einem Anstieg der Unsicherheit und/oder einer Zunahme der wahrgenommenen wirtschaftlichen und finanziellen Risiken kommt, neigen die Menschen naturgemäß dazu, mehr zu sparen und weniger auszugeben.

Das gilt besonders dann, wenn eine inflationsbefeuerte wirtschaftsweite Boomphase zusammenbricht, da auf einmal die Schuldenniveaus zu hoch sind und sich viele Investments – von denen man einst glaubte, dass sie enorme Gewinne abwerfen würden – plötzlich als Fehlinvestitionen herausstellen. Überhaupt wird deutlich, dass ein Großteil von dem, was bezüglich der Wirtschaft gemeinhin geglaubt wurde, völlig verkehrt war.

In einer solchen Situation besteht die erste Option der Öffentlichkeit darin, mehr Bargeld zu halten – aber die Zentralbanken und Regierungen reagieren auf die Faktoren, die die Menschen zum vermehrten Sparen anhalten, indem sie Maßnahmen ergreifen, um den Wert des Gelds abzusenken.

Die politischen Entscheidungsträger tun das, weil sie nach einem keynesianischen Drehbuch handeln, bei dem praktisch alles verkehrt herum läuft. In der realen Welt ist der Aufbau von Ersparnissen die Grundlage für Wirtschaftswachstum … ein Anstieg der Verbraucherausgaben kommt erst ganz zum Schluss. In der keynesianischen Welt beginnt der wirtschaftliche Wachstumspfad aber mit einem Anstieg der Verbraucherausgaben. In dieser auf den Kopf stehenden Welt, die sich die keynesianischen Ökonomen ausgeheckt haben, gelten Ersparnisse als schlecht, da sie zu weniger unmittelbaren Konsum führen.

Es geschehen also Dinge, durch die bei den Menschen der Wunsch geweckt wird, mehr zu sparen, aber die Zentralplaner erklären: „Wenn ihr mehr Geld spart, werden wir euch dafür abstrafen!“ Nein, sie sagen nun nicht wortwörtlich „wir werden euch dafür abstrafen“, aber sie ergreifen Maßnahmen, mit denen sichergestellt wird, dass man reale Verluste einfährt, wenn man Bargeld spart.

Diese Reduzierung des Anreizes, in staatlicher Währung zu sparen, sorgt aber keineswegs dafür, dass der vorhandene Spartrieb der Menschen zurückgeht. Vielmehr ist es so, dass die staatlichen Maßnahmen dazu neigen, die Wirtschaft noch stärker auszuhöhlen und noch mehr Unsicherheit zu schaffen, was den Spartrieb der Menschen nur noch stärker anheizt.

Und genau hier tritt Gold auf den Plan. Die Menschen wollen mehr sparen, aber sie können nicht mit dem staatlichen Geld sparen, außer sie sind bereit, Realverluste zu machen. Daher entscheiden sie sich für die nächstbeste Alternative: Gold. Gold ist fast so liquide und transportabel wie Geld, aber die Goldversorgung ist im Grunde begrenzt. Gold kann überdies auf eine lange Geschichte als Vermögensspeicher und Geld zurückblicken, und obwohl es heute kein Geld mehr ist, stellt es immer noch eine gute Alternative zum Bargeld dar.

Daher kann gesagt werden, dass es sich bei säkularen Goldbullenmärkten um 10 bis 20 Jahre andauernde Phasen handelt, wo die Bevölkerung eine steigende Neigung zum Sparen aufweist, während die staatlichen Vertreter es zunehmend riskanter machen, in staatlicher Währung zu sparen.

Die beste uns bekannte Methode, um den bedeutenden Trend bei Gold zu veranschaulichen, sind die drei Langfrist-Charts:

  • (1) der inflationsbereinigte Goldpreis,
  • (2) das Gold/Rohstoff-Verhältnis (Gold im Vergleich zum Continuous Commodity Index (CCI)) und
  • (3) das Gold/Dow Jones-Verhältnis (oder auch das Gold/S&P 500-Verhältnis).

Im Folgenden finden Sie die zwei erstgenannten Charts:

goldlongtermtrends

In den 70er Jahren galt die „Preisinflation“ als bedeutendes Problem – aber wäre der damalige Goldbullenmarkt tatsächlich vornehmlich auf die „Preisinflation“ zurückzuführen gewesen, dann hätte der Goldpreis gegenüber allen anderen inflationssicheren Vermögenswerten (wie anderen Rohstoffen beispielsweise) nicht riesige inflationsbereinigte Zugewinne verbuchen können.

Gold erzielte riesige Zugewinne, weil es in der Bevölkerung einen zunehmenden Hang zum Sparen gab – und neben der weit verbreiteten Auffassung, dass das Sparen in staatlichem Geld zu Realverlusten führen würde, gab es auch noch Bedenken bezüglich der Überlebensfähigkeit des gesamten Geldsystems.

In den letzten 10 Jahren wurde die „Preisinflation“ gemeinhin nicht als großes Problem erachtet, dennoch sind sich viele Menschen darüber im Klaren, dass die US-Notenbank mit dem Dollar Schindluder treibt. Und natürlich gibt es viele Fragen bezüglich der langfristigen Überlebensfähigkeit des Euros, der wichtigsten Fiatwährungs-Alternative zum US-Dollar.

Zur selben Zeit schwächt sich das Wirtschaftswachstum weiter ab und Aktien- und Immobilieninvestments erscheinen heute bedeutend riskanter, als dies noch vor wenigen Jahren der Fall war. Darüber hinaus wurden die nominellen Zinssätze auf Niveaus gedrückt, die garantieren, dass die Realzinsen selbst bei einer geringen „Preisinflation“ von nur wenigen Prozentpunkten im negativen Bereich liegen.

Solange sich die Wirtschaften der größten Länder des Planeten nicht auf wundersame Weise erholen – die politischen Entscheidungsträger tun ja genau das Gegenteil von dem, was sie eigentlich tun müssten – und solange die Politiker nicht damit anfangen, das Gegenteil von dem zu tun, was sie bisher getan haben, wird sich der Hang der Menschen zum Sparen weiterhin in einem langfristigen Aufwärtstrend befinden. Die Menschen werden auch in Zukunft gezwungen sein, nach Alternativen zum Bargeld Ausschau zu halten. Das ist der Grund, warum der Goldbullenmarkt weiterhin intakt bleiben wird.

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