Martin Armstrong, Armstrongeconcomics.com, 30.01.2013

Es gibt zwei grundlegende Trends, die wir deutlich auseinanderhalten müssen, um vollständig zu begreifen, womit wir es eigentlich zu tun haben: (1.) Das Parken von Kapital und (2.) das Investieren von Kapital.

Die Motivationen, die hinter dem Parken und dem Investieren von Kapital stehen, sind grundverschieden, und das berührt auch die Frage des „Reservestatus“ des US-Dollars. Auf der einen Seite gibt es den Dollar als Handelsinstrument und auf der anderen Seite wird der Dollar von den Regierungen genutzt, um ihre Reserven zu parken.

Wenn China von anderen Ländern verlangt, dass sie im Rahmen ihres Handels den Yuan akzeptieren, dann hat das auf den „Reservestatus“ des US-Dollars keinen Einfluss, da dieser Reservestatus von den gehaltenen Staatsschulden abhängig ist. Länder, die den Handel in Yuan akzeptieren, können die Gelder im Anschluss umwandeln und in US-Schulden parken.

Europa ist dabei gescheitert, die Schulden der einzelnen Euroländer zu vereinheitlichen, und solange das nicht geschieht, wird der Euro niemals eine Einheitswährung sein. Die Risiken schwanken viel zu stark mit jedem einzelnen Euroland, als dass ein einheitliches Risikomanagement gewährleistet werden könnte. Daher ist der riesige US-Staatsschuldenmarkt der einzige Ort, wo enorme Mengen an Geld geparkt werden können. Das hat nichts damit zu tun, dass man Dollars, Euros, Yens oder Yuans für die Abwicklung von Geschäften nutzt.

Uns steht zweifellos die unvermeidliche und weltweite Abkehr von den Staatsschulden bevor, da die Regierungen Kredite aufgenommen haben, ohne die Absicht, sie jemals wieder zurückzuzahlen. Das Scheitern Europas, die Schulden zu vereinheitlichen, hat den Euro davon abgehalten, sich zu einer weltweiten Reservewährung zu entwickeln.

Die Politiker erliegen der Illusion, dass es weniger inflationär ist, Kredite aufzunehmen, als Geld zu drucken. In den 60er Jahren stimmte das noch, weil es damals noch verboten war, Staatsanleihen als Kreditsicherheit zu hinterlegen. Doch nach dem Zusammenbruch des Bretton Woods Systems 1971 wurden die „Reserven“ einfach in Dollars umgewandelt, weshalb sich das Geld auf einmal in zinstragende Schulden verwandelte.

Plötzlich konnte man in den Märkten US-Staatsanleihen als Kreditsicherheit hinterlegen. Geld und Anleihen waren mit einem Mal nicht mehr voneinander zu unterscheiden. Es entstand eine zinstragende Währung – was auch der Grund dafür ist, dass die Schulden explodierten und sich heute 70% der US-Staatsschulden aus vorangegangenen Zinszahlungen zusammensetzen. Es wäre bedeutend billiger gewesen, wenn sie das Geld einfach gedruckt hätten, das hätte nämlich keine Zinsen gekostet. Die Staatsverschuldung läge heute bei 30% des aktuellen Niveaus und auch die Steuern würden nicht steigen.

Während der 60er Jahre musste man einer schweizer Bank noch Geld zahlen, um Geld auf einem Konto zu hinterlegen. Das spiegelt die wahren Ursprünge des privaten Bankwesens wider. Man bezahlte jemanden dafür, dass er das Geld lagert, weil man selbst keinen Tresor zuhause hat. Das ist die historische Rolle des Geldparkens, mit Investieren hat das nichts zu tun.

Und das gibt es heute immer noch, wie wir während der Finanzkrise sehen konnten, wo die Gelder in US-Staatsanleihen flossen, während die Zinssätze für diese Papiere praktisch auf null fielen. Wir nennen solche Phasen „Flucht in Richtung Qualität“ – mit Investieren hat das nichts zu tun, hier geht es allein um Kapitalerhalt.

Beim Investieren geht es um einen Entscheidungsprozess, der auf der Rendite basiert. Davon profitieren Aktien immer dann, wenn ihre Dividenden über die Zinssätze von Anleihen steigen und/oder sich mögliche Wertzuwächse (wie bei Finanzblasen) abzeichnen.

Das Schicksal des Aktienmarkts ist also nicht von den Umsätzen der Unternehmen oder gar ihren Dividenden abhängig. Wenn das Vertrauen in die Staatsschulden zurückgeht, begibt sich das Kapital auf die Flucht in Richtung Qualität – es ist also nicht auf das Investieren aus – und sucht sich bestimmte, wichtige Aktien zum Zwecke des Kapitalerhalts heraus.

Das ist der Grund dafür, warum die privaten Vermögenswerte in Zeiten, wo der Staat immer stärker unter wirtschaftlichen Druck gerät – oder auch während einer sich entwickelnden Hyperinflation einer Randwirtschaft wie in Deutschland oder Osteuropa während der 20er Jahre –, im Preis steigen. Deutschland beendete seine Hyperinflation, indem es die neue Währung mit Immobilienwerten deckte, nicht Gold.

Die Einzigen, die bisher von den extremen US-Haushaltsdefiziten profitiert haben, sind die ausländischen Anleihehalter gewesen – nicht etwa die Armen. Rund 40% der US-Staatsschulden werden von Ausländern gehalten, was heißt, dass die Zinszahlungen für diese Papiere nicht zwingend die inländische Wirtschaft ankurbeln müssen.

Das Entscheidende ist der Wechsel von staatlich zu privat bei der Flucht in Richtung Qualität. Ich gehe davon aus, dass, wenn die Zinsen steigen, die US-Haushaltsdefizite nicht mehr so „kostenlos“ sein werden, wie es bisher der Fall ist. Stattdessen werden die Finanzierungskosten exponentiell steigen. Das wird zur Folge haben, dass die Staatsausgaben noch stärker zusammengestrichen werden und die Steuern steigen.

Es ist der Selbstmord-Faktor einer Kernwirtschaft – denn im Gegensatz zu einer Randwirtschaft hat die Kernwirtschaft Anleihehalter, die erwarten, dass sie in Geld bezahlt werden, das nicht weginflationiert wird.

Auch die Stadt Mainz musste lernen, dass, kann man keine neuen Schulden mehr verkaufen, um die alten zu finanzieren, die Zahlungsunfähigkeit eintritt. Mainz hatte die Steuern zu diesem Zeitpunkt bereits erhöht und die Reichen schon aus der Stadt getrieben. Der Rest wurde von den Gläubigern einkassiert und dann wurde die Stadt niedergebrannt.

Und während sich diese Trends weiter manifestieren, sollten Sie besser nicht davon ausgehen, dass die Umsätze und Gewinne der Unternehmen aus Investmentperspektive heraus eine Rendite abwerfen werden. Ab 2016 geht es bei der Glockenkurve wieder abwärts und das wird dazu führen, dass das Kapital nach Rettungsmöglichkeiten Ausschau halten wird und nicht mehr weiß, wo es noch hingehen soll. Das ist historisch gesehen der Zeitpunkt, wo es zu einer Flucht in Richtung handfester Vermögenswerte kommt, wozu Aktien, Immobilien und Rohstoffe gehören. Im Grunde wird in alles geflüchtet, was nicht mit dem Staat zu tun hat. Deswegen deckte Deutschland seine neue Währung auch mit Immobilienwerten.

Und wir werden jetzt bereits Zeugen dieses Selbstmord-Faktors – wo die Kosten für den Staat selbst während eines wirtschaftlichen Rückgangs steigen. Vielleicht sollte beim Jurastudium ein Pflichtkurs in Wirtschaftskunde eingeführt werden, da es sich bei den US-Politikern vornehmlich um Rechtsanwälte handelt. Vielleicht erinnern sich diese Leute dann später einmal daran und es geht ihnen ein Licht auf, bevor sie die Fiskalklippe hinunterstürzen.

Also: Der Preis einer Aktie beruht nicht ausschließlich auf den Umsätzen des Unternehmens. Die Aktie steigt auch im Rahmen einer Flucht in Richtung Qualität, wenn das Kapital keinen anderen Ort findet, wo es noch parken könnte. Und all den Schwachsinn über die Hyperinflation können Sie auch vergessen – das Ganze scheint eher eine Werbemasche zu sein, als auf soliden Fakten zu beruhen. Gold wird als Park-Vehikel für das Kapital aus genau denselben Gründen steigen.

Das Risiko, dem wir ausgesetzt sind, sind die Implosion und der Tod durch Selbstmord, aber nicht dass wir auf immer und ewig Geld drucken. So viel Zeit haben wir gar nicht. Wenn die Zinsen zu steigen beginnen, wird der Druck bei der Staatsschuldenkrise zunehmen. Und warum weigern sich diese Regierungen, ihre eigenen Handlungen kritisch zu beleuchten? Ganz einfach: Das Einzige, worum sich ein Politiker Sorgen macht, ist, die nächsten Wahlen zu gewinnen. Es geht überhaupt nicht darum, irgendwelche Probleme zu lösen.

Achten Sie besonders auf das Ende des Jahres 2013. Es sieht ganz danach aus, als würde die Lage nach dem 07.08.2013 eskalieren, und dann haben wir im September noch die Wahlen in Deutschland. Frankreich hat sich von einer soliden Wirtschaftspolitik nun gänzlich verabschiedet, und die Franzosen waren ja der zweite wichtige Anker des Euros. Wenn Merkel aus dem Amt verschwindet, bleibt nur noch eine gespaltene sozialistische Regierung übrig, die versessen darauf ist, das Geld der anderen Menschen zu stehlen, um sich damit die nächsten Wahlen zu kaufen.

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